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Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

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Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

VM ab. In die genannten Beträge sind auch Gel<strong>de</strong>r<br />

eingeflossen, die bei <strong>de</strong>r Vermarktung <strong>de</strong>r Warenlieferungen<br />

aus <strong>de</strong>n sog. B-Geschäften durch <strong>de</strong>n Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung erwirtschaftet<br />

wur<strong>de</strong>n.<br />

Die Unterlagen, die <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

<strong>und</strong> die ihm zuzurechnen<strong>de</strong>n Unternehmen<br />

hinterließen, erschwerten sowohl eine Gesamtbilanz<br />

<strong>de</strong>r Deviseneinnahmen <strong>und</strong> -verwendung im Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung als auch die Feststellung<br />

einzelner Beträge. Im Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

existierten wegen <strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>n staatlichen<br />

Kontrollen keine entsprechen<strong>de</strong>n Bilanzen; Vorschriften<br />

zur Buch- <strong>und</strong> Kassenführung wur<strong>de</strong>n mißachtet,<br />

Geschäftsunterlagen aus Grün<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Geheimhaltung<br />

nicht aufbewahrt o<strong>de</strong>r vernichtet.<br />

VI. Verbleib <strong>und</strong> Sicherung <strong>de</strong>r<br />

Vermögenswerte <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung nach 1989<br />

Der Verbleib <strong>und</strong> die Sicherung <strong>de</strong>r Vermögenswerte<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung seit <strong>de</strong>r<br />

Flucht Dr. Schalck-Golodkowskis am 3. Dezember<br />

1989 ist eine <strong>de</strong>r zentralen Fragen <strong>de</strong>r Beschlüsse zur<br />

Einsetzung <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses gewesen.<br />

Der Untersuchungsausschuß hat Vermögensbestandteile<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung in beträchtlichem<br />

Umfang i<strong>de</strong>ntifizieren können. Es ist ihm<br />

nicht gelungen, in umfassen<strong>de</strong>r Weise präzise Daten<br />

über die Höhe <strong>de</strong>r Vermögenswerte zu ermitteln, die<br />

<strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong> <strong>de</strong>n<br />

ihm unterstellten Unternehmen zuzurechnen waren.<br />

Der Untersuchungsausschuß hat die Erkenntnis gewonnen,<br />

daß die politischen Verän<strong>de</strong>rungen in <strong>de</strong>r<br />

DDR im Herbst 1989 <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

<strong>und</strong> seinen Leiter Dr. Schalck-Golodkowski<br />

zunächst nicht nur unbescha<strong>de</strong>t ließen, son<strong>de</strong>rn eher<br />

stärkten. Der Nachfolger <strong>de</strong>s am 18. Oktober 1989 zurückgetretenen<br />

SED-Generalsekretärs E rich Honecker,<br />

Egon Krenz, setzte auf seinen langjährigen<br />

Fre<strong>und</strong> Dr. Schalck-Golodkowski. Er unterstellte sich<br />

<strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung unmittelbar<br />

<strong>und</strong> unterstrich damit <strong>de</strong>ssen Be<strong>de</strong>utung; auch wegen<br />

seiner Verhandlungserfahrung mit <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung<br />

sollte Dr. Schalck-Golodkowski an seiner Seite<br />

weiterarbeiten.<br />

Zwar erreichte <strong>de</strong>r am 13. November 1989 gewählte<br />

neue Ministerpräsi<strong>de</strong>nt Dr. Hans Modrow, daß die<br />

Son<strong>de</strong>rstellung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

mit <strong>de</strong>r Wie<strong>de</strong>reinglie<strong>de</strong>rung in das Ministerium<br />

für Außenwirtschaft been<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n sollte; bis zur<br />

Flucht von Dr. Schalck-Golodkowski in die B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland in <strong>de</strong>r Nacht zum 3. Dezember<br />

1989 ließ Dr. Modrow jedoch die bisherige Stellung<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung im wesentlichen<br />

unangetastet, <strong>und</strong> trotz öffentlicher Kritik an<br />

Mißstän<strong>de</strong>n im Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

ergriff auch Egon Krenz bis zu seinem Rücktritt am 3.<br />

Dezember 1989 keine nennenswerte Maßnahme zu<br />

<strong>de</strong>ren Behebung.<br />

Die Reaktionen <strong>de</strong>r Regierung <strong>de</strong>r DDR auf die Flucht<br />

Dr. Schalck-Golodkowskis waren wi<strong>de</strong>rsprüchlich.<br />

Einerseits sollte eine Bestandsaufnahme vorgenommen<br />

<strong>und</strong> sichergestellt wer<strong>de</strong>n, daß we<strong>de</strong>r Vermögen<br />

noch be<strong>de</strong>utsame Unterlagen beiseite geschafft wer<strong>de</strong>n<br />

konnten; an<strong>de</strong>rerseits wur<strong>de</strong> durch Weisung von<br />

Ministerpräsi<strong>de</strong>nt Dr. Modrow ein wesentlicher Teil<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung, die Hauptabteilung<br />

I, „aus Grün<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r nationalen Sicherheit"<br />

ca. drei Wochen lang selbst einer staatlichen Kontrolle<br />

entzogen.<br />

So waren nicht nur die erst nach <strong>de</strong>r Flucht Dr.<br />

Schalck-Golodkowskis eingeleiteten Ermittlungen<br />

<strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft behin<strong>de</strong>rt, auch <strong>de</strong>r am 6. Dezember<br />

1989 eingesetzte kommissarische Leiter <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung, Prof. Dr. Gerstenberger,<br />

durfte die entsprechen<strong>de</strong>n Unterlagen<br />

nicht einsehen. Zu<strong>de</strong>m stand die Vernichtung von Unterlagen<br />

in <strong>de</strong>r Zentrale <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung in so krassem Gegensatz zu <strong>de</strong>n Anordnungen<br />

<strong>de</strong>r Regierung, daß sich die Frage stellt,<br />

ob die Regierung überhaupt an <strong>de</strong>r Sicherung <strong>de</strong>r Unterlagen<br />

interessiert war.<br />

Die Versuche <strong>de</strong>r Regierung <strong>de</strong>r DDR, bis Frühjahr<br />

1990 die Finanztransaktionen <strong>und</strong> die Vermögenswerte<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung einer<br />

präzisen Prüfung zu unterziehen, blieben ohne<br />

Erfolg. Wesentliches Ergebnis einer erstmaligen Kontrolle<br />

durch die Staatliche Finanzrevision war zwar<br />

die Feststellung, daß sowohl ein geschlossener Nachweis<br />

<strong>de</strong>r Finanztransaktionen als auch verläßliche<br />

Unterlagen über die Vermögenswerte <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung fehlten. Angesichts <strong>de</strong>r<br />

Prüfungsmethodik <strong>und</strong> <strong>de</strong>s Prüfungspersonals sind<br />

aber auch Zweifel angebracht, ob eine umfassen<strong>de</strong><br />

Überprüfung in <strong>de</strong>r knappen Zeit angestrebt war.<br />

Der Beschluß <strong>de</strong>r Regierung Modrow vorn 15. März<br />

1990 zur Auflösung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

„als Staatsorgan" <strong>und</strong> die gleichzeitige<br />

Gründung <strong>de</strong>r Berliner Han<strong>de</strong>ls- <strong>und</strong> Finanzierungsgesellschaft<br />

mbH (BHFG) als Dach für die früheren<br />

Unternehmen <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

sowie später <strong>de</strong>r Effect Vermögensverwaltungsgesellschaft<br />

mbH mit <strong>de</strong>r Geschäftsführerin Waltraud<br />

Lisowski waren nach Auffassung <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

Ausgangspunkt für eine Reihe von Vermögensmanipulationen<br />

zugunsten ehemaliger Mitarbeiter<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung mit<br />

einem nicht exakt feststellbaren Scha<strong>de</strong>nsumfang.<br />

Zugute kam dieser Entwicklung, daß die Regierung<br />

<strong>de</strong> Maizière keine speziellen Maßnahmen mehr hinsichtlich<br />

<strong>de</strong>r Nachfolgeeinrichtungen <strong>und</strong> ehemaliger<br />

Unternehmen bzw. Vermögenswerte <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung treffen konnte <strong>und</strong> auch<br />

die Strafverfolgungsbehör<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r DDR bis zum 2. Oktober<br />

1990 nur unvollständig Konsequenzen aus <strong>de</strong>n<br />

<strong>Bericht</strong>en zogen, die bis März 1990 über die Aktivitäten<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung erstellt<br />

wor<strong>de</strong>n waren. Weitere Ermittlungen zur Vermögenssicherung<br />

<strong>und</strong> Aufklärung wur<strong>de</strong>n bis zum 2. Oktober<br />

1990 nicht unternommen. An dieser Feststellung<br />

än<strong>de</strong>rn die damaligen Ermittlungen <strong>de</strong>s Generalstaatsanwalts<br />

<strong>de</strong>r DDR gegen Dr. Schalck-Golodkowski<br />

<strong>und</strong> Manfred Sei<strong>de</strong>l nichts, die sich überwiegend auf<br />

Vorwürfe <strong>de</strong>r Vergeudung, Veruntreuung <strong>und</strong> Unterschlagung<br />

zugunsten <strong>de</strong>r früheren Partei- <strong>und</strong> Staats-

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