09.05.2013 Aufrufe

Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

pflichtungen über KoKo ihre Planexportverpflichtun<br />

gen zu reduzieren bzw. diese einfach nicht erfüllten.<br />

Daß sich Schalck in <strong>de</strong>r zweiten Hälfte <strong>de</strong>r 80er Jahre<br />

nur noch bedingt Hoffnungen machte, mit Technologieimporten<br />

<strong>und</strong> ihrer Refinanzierung hohe Gewinne<br />

machen zu können, ergibt sich daraus, daß er durchsetzte,<br />

daß die Zahlungsbilanz in <strong>de</strong>r zweiten Hälfte<br />

<strong>de</strong>r 80er Jahre das Risiko für diese Impo rte übernahm.<br />

Die ursprüngliche Komplementarität zwischen<br />

<strong>de</strong>m Interesse Schalcks an <strong>de</strong>r Erwirtschaftung<br />

von Devisen durch Technologieimporte <strong>und</strong> <strong>de</strong>m<br />

volkswirtschaftlichen Ziel, importierte Produktionsmittel<br />

<strong>de</strong>visenrentabel einzusetzen, war also zum<br />

Schluß nicht mehr gegeben. Das volkswirtschaftliche<br />

Ziel trat hinter <strong>de</strong>m Devisenerwirtschaftungsziel in<br />

<strong>de</strong>n Hintergr<strong>und</strong>.<br />

Von <strong>de</strong>n Anstrengungen zur Devisenerwirtschaftung,<br />

die immer hektischer wur<strong>de</strong>n, gingen im Zeitablauf<br />

vermehrt negative reale Effekte auf die Volkswirtschaft<br />

aus. Sie bestan<strong>de</strong>n zum einen darin, daß<br />

durch die verstärkten <strong>und</strong> vielfach kurzfristigen Bestrebungen,<br />

Ressourcen für <strong>de</strong>n Expo rt zu mobilisieren,<br />

die binnenwirtschaftliche Knappheit erhöht <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r Planablauf gestört wur<strong>de</strong>; zum an<strong>de</strong>ren kam es<br />

zu Auswirkungen auf die Wirtschaftsstruktur (sowohl<br />

hinsichtlich <strong>de</strong>ren Zementierung als auch hinsichtlich<br />

überhasteter Umorientierung von Produktionen).<br />

Dieser Strukturwan<strong>de</strong>l war am kurzfristigen Devisenerwirtschaftungserfolg<br />

orientiert <strong>und</strong> nicht an <strong>de</strong>n<br />

langfristigen Bedürfnissen <strong>de</strong>r Wi rtschaft <strong>und</strong> <strong>de</strong>n<br />

Entwicklungen auf <strong>de</strong>n Weltmärkten ausgerichtet.<br />

Davon abgesehen gingen damit die erwähnten Verteilungseffekte<br />

einher, eine Schwächung <strong>de</strong>r Legitimationsbasis<br />

<strong>de</strong>s Regimes (durch Intershop <strong>und</strong> Genex),<br />

eine Belastung <strong>de</strong>r Beziehungen zu <strong>de</strong>n<br />

Verbün<strong>de</strong>ten (durch die Waffengeschäfte), Umweltschä<strong>de</strong>n<br />

(durch die Müllimporte) <strong>und</strong> eine Gefährdung<br />

<strong>de</strong>s Ansehens <strong>de</strong>r DDR (durch die Häftlingsfreikäufe).<br />

Mit <strong>de</strong>r Haltung von Aktiva bei<br />

ausländischen Banken zur Vorspiegelung einer anhaltend<br />

hohen Kreditwürdigkeit <strong>de</strong>r DDR, <strong>de</strong>n Geld<strong>und</strong><br />

Kapitalanlagen im Ausland <strong>und</strong> erst recht <strong>de</strong>r<br />

Reservehaltung in Form von Gold im Keller <strong>de</strong>r Wallstraße,<br />

gingen ferner Kredit- bzw. Opportunitätskosten<br />

einher.<br />

4. Mittelverwendung<br />

Aus <strong>de</strong>n KoKo-Gewinnen sowie eines Teils <strong>de</strong>r von<br />

KoKo „gesicherten" Transferleistungen erfolgten<br />

zwischen 1966 <strong>und</strong> 1989 Abführungen an <strong>de</strong>n Planbereich<br />

in Höhe von ca. 17,2 Mrd. VM. Seit 1982<br />

betrugen diese Abführungen nach <strong>de</strong>r Aussage mehrerer<br />

Zeugen sowie nach zwei Quellen in <strong>de</strong>n von<br />

KoKo hinterlassenen Akten konstant r<strong>und</strong> 1,5 Mrd.<br />

VM. Dieser Umstand zeigt, daß KoKo etwa 1982 an<br />

<strong>de</strong>r Grenze seiner Möglichkeiten angelangt war. Den<br />

höchsten Wert für die jährliche Erwirtschaftung weist<br />

Schalck zwar für 1987 aus, doch dieser Wert war nur<br />

um 80 Mio. VM höher als <strong>de</strong>r von 1985.<br />

Dies ist <strong>de</strong>r relativ gut gesicherte Bef<strong>und</strong> über <strong>de</strong>n<br />

Beitrag <strong>de</strong>s Bereichs KoKo für <strong>de</strong>n Planbereich, das<br />

heißt über die Summe, die er insgesamt zur Deckung<br />

<strong>de</strong>s Devisenbedarfs <strong>de</strong>r DDR -Volkswirtschaft abführte.<br />

Die Summe <strong>de</strong>r Abführungen in <strong>de</strong>n 80er Jahren in<br />

Höhe von 1,5 Mrd. ist in Beziehung zu setzen<br />

— zur Gesamtverschuldung <strong>de</strong>r DDR, die laut Angaben<br />

in <strong>de</strong>m Papier über die ökonomische Lage <strong>de</strong>r<br />

DDR (vom 27. 10. 1989) in <strong>de</strong>r Zeit von 1980-1986<br />

auf <strong>de</strong>m Niveau von ca. 28 Mrd. VM gehalten<br />

wer<strong>de</strong>n konnte <strong>und</strong> dann En<strong>de</strong> 1989 die Höhe von<br />

49 Mrd. VM erreichte,<br />

— zum Anwachsen <strong>de</strong>r Verschuldung 1986-1989<br />

um durchschnittlich jährlich r<strong>und</strong> 7 Mrd. VM,<br />

— zum jährlichen Bedarf für <strong>de</strong>n Schul<strong>de</strong>ndienst,<br />

<strong>de</strong>r 1989 150 % <strong>de</strong>r NSW-Exporte dieses Jahres<br />

ausmachte, also fast 19 Mrd. VM <strong>und</strong><br />

— zum jährlichen Kreditbedarf in Höhe von 5-6<br />

Mrd. VM 1987 <strong>und</strong> 8-10 Mrd. VM 1989.<br />

Die planmäßigen Zuführungen von KoKo in <strong>de</strong>n<br />

Planbereich beliefen sich 1989 auf etwa 3 % <strong>de</strong>r Bruttoverschuldung<br />

<strong>und</strong> knapp 4 % <strong>de</strong>r Nettoverschuldung,<br />

lagen in <strong>de</strong>n letzten drei Jahren <strong>de</strong>r DDR im<br />

Durchschnitt bei etwas mehr als einem Fünftel <strong>de</strong>s<br />

durchschnittlichen jährlichen Verschuldungsanstiegs<br />

<strong>und</strong> betrugen 1987 nur ein Viertel <strong>de</strong>r Kreditaufnahme<br />

<strong>und</strong> 1989 weit weniger als ein Zehntel <strong>de</strong>r<br />

in diesem Jahr für <strong>de</strong>n Schul<strong>de</strong>ndienst benötigten<br />

Mittel. 1986-1989 führte <strong>de</strong>r Bereich ca. 6 Mrd. VM<br />

an das MdF ab; die in diesem Zeitraum allein für<br />

Zinsen <strong>und</strong> sonstige Kreditkosten mobilisierten Mittel<br />

waren mit 13 Mrd. VM mehr als doppelt so hoch<br />

wie <strong>de</strong>r Einschuß KoKos „in die Zahlungsbilanz" <strong>de</strong>r<br />

DDR.<br />

Diese Relationen sprechen für sich. Sie zeigen, daß<br />

die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Bereichs KoKo, <strong>de</strong>r bereits Mitte -<br />

<strong>de</strong>r 80er Jahre an <strong>de</strong>n Grenzen seiner Möglichkeiten<br />

angelangt war, relativ zu <strong>de</strong>n wirtschaftlichen Problemen<br />

<strong>de</strong>r DDR, zu <strong>de</strong>ren Lösung er einen nicht<br />

unerheblichen Beitrag leisten sollte, rapi<strong>de</strong> abnahm.<br />

Die KoKo-Aktivitäten hatten zwar dazu beigetragen,<br />

Mitte <strong>de</strong>r 80er Jahre die Verschuldungssituation<br />

<strong>de</strong>r DDR zu stabilisieren, als jedoch die Preise für<br />

Olprodukte verfielen, drehte sich das Verschuldungskarussel<br />

wie<strong>de</strong>r, <strong>und</strong> zwar mit rasch zunehmen<strong>de</strong>r<br />

Geschwindigkeit. Es liegt auf <strong>de</strong>r Hand, daß<br />

KoKo nicht <strong>de</strong>n Hauch einer Chance hatte, <strong>de</strong>n Devisenbankrott<br />

<strong>de</strong>r DDR in <strong>de</strong>n 90er Jahren abzuwen<strong>de</strong>n.<br />

Daran än<strong>de</strong>rt die Tatsache wenig, daß Schalck für<br />

diesen Fall durchaus beachtliche Reserven gebil<strong>de</strong>t<br />

hatte. Diese wer<strong>de</strong>n zwar 1989 mit etwa 13 Mrd. VM<br />

angegeben. Doch diese Mittel waren teilweise schon<br />

in das Schul<strong>de</strong>nmanagement einbezogen, u. a. in<br />

Form von kurzfristigen, zinslosen Krediten KoKos an<br />

<strong>de</strong>n Planbereich. Der weitere Einsatz dieser Reserven<br />

für <strong>de</strong>n Schul<strong>de</strong>ndienst hätte eine Verringerung <strong>de</strong>r<br />

Guthaben bei ausländischen Banken notwendig gemacht<br />

<strong>und</strong> somit die Bonitätseinschätzung <strong>de</strong>r DDR<br />

verschlechtert. Eine dadurch verringerte Bereitschaft<br />

westlicher Banken zur Kreditgewährung an die DDR<br />

hätte <strong>de</strong>n Bankrott nur beschleunigt.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!