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Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

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Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

<strong>und</strong> Medizintechnik zwischen <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland, an<strong>de</strong>ren Län<strong>de</strong>rn <strong>und</strong> <strong>de</strong>r DDR. Zu ihren<br />

Geschäftspartnern gehörten u.a. die West-Berliner<br />

Vertretung <strong>de</strong>s Unternehmens Roh<strong>de</strong> & Schwarz<br />

<strong>und</strong> das Unternehmen Leybold-Heräus in Hanau. Außer<strong>de</strong>m<br />

wur<strong>de</strong>n mehrere gemischte Gesellschaften<br />

<strong>de</strong>s AHB Carl Zeiss Jena durch Dr. Günther Forgber<br />

in <strong>de</strong>r DDR vertreten (Dokument-Nr. 51). Nebengeschäfte<br />

waren <strong>de</strong>r Import von Kosmetik, u.a. von Dior,<br />

<strong>und</strong> von Textilien. Aus seinen Gewinnen führte das<br />

Unternehmen zuletzt etwa acht Mio. Valuta-Mark an<br />

das sog. Mielke-Konto 0528 <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung ab. Darüber hinaus erfolgten Gewinnabführungen<br />

an die Transinter GmbH <strong>und</strong> auf<br />

Festgeldkonten in <strong>de</strong>r Schweiz <strong>und</strong> Österreich. Dr.<br />

Günther Forgber selbst stand eine Provision in Höhe<br />

von ca. zehn Prozent zu (Dokument-Nr. 52).<br />

Zu <strong>de</strong>m von Dr. Günther Forgber geleiteten Unternehmensnetz<br />

gehörten neben <strong>de</strong>m Unternehmen<br />

Günther Forgber - Wahrnehmung von Interessen für<br />

Industrie <strong>und</strong> Han<strong>de</strong>l das Industriebüro Günther<br />

Forgber in Berlin (Ost) <strong>und</strong> das Unternehmen Expo rt<br />

-contact mit offiziellen Firmensitzen in Berlin (Ost),<br />

Wien <strong>und</strong> Zürich sowie Filialen in Vaduz, Budapest<br />

<strong>und</strong> möglicherweise Bergamo. Außer<strong>de</strong>m zählte zu<br />

<strong>de</strong>m sog. Firmennetz die Internationale Export Import<br />

Han<strong>de</strong>ls AG mit Sitz in Zug in <strong>de</strong>r Schweiz. Sowohl<br />

über das Unternehmen Exportcontact als auch über<br />

die Internationale Export-Import Han<strong>de</strong>ls AG bestan<strong>de</strong>n<br />

sehr enge Beziehungen zur Kommunistischen<br />

Partei Österreichs (KPÖ) (Dokument-Nr. 53-56). Im<br />

Januar 1990 grün<strong>de</strong>te Dr. Günther Forgber außer<strong>de</strong>m<br />

das Unternehmen Forgimpe in Berlin (Ost), das er wenige<br />

Monate später in INHAFO GmbH umbenennen<br />

ließ. Das Unternehmen besteht möglicherweise heute<br />

noch.<br />

Die Beziehungen Dr. Günther Forgbers <strong>und</strong> seiner<br />

Unternehmen zum MfS waren sehr komplex. Dr. Günther<br />

Forgber selbst war ein langjähriger Inoffizieller<br />

Mitarbeiter <strong>de</strong>s MfS. Sein Firmennetz wur<strong>de</strong> vom MfS<br />

zur Beschaffung von Embargowaren <strong>und</strong> Versorgungsgütern,<br />

zur finanziellen Unterstützung <strong>und</strong> als<br />

Deckadresse für verschie<strong>de</strong>ne Diensteinheiten <strong>de</strong>s<br />

MfS genutzt.<br />

Die persönlichen Verbindungen von Dr. Günther<br />

Forgber zum MfS bestan<strong>de</strong>n bereits seit En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />

50er Jahre. Schon sehr früh waren auch b<strong>und</strong>es<strong>de</strong>utsche<br />

Geheimdienste über seine MfS-Tätigkeit informiert.<br />

1957 wur<strong>de</strong> Dr. Günther Forgber von <strong>de</strong>r Abteilung<br />

VI/2 als GI „Bergmann" schriftlich zur Zusammenarbeit<br />

verpflichtet (Dokument-Nr. 57-58). Dr.<br />

Günther Forgber war zu diesem Zeitpunkt Leiter <strong>de</strong>s<br />

Plankontors <strong>de</strong>s DIA Feinmechanik/Optik <strong>und</strong> auf<br />

<strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>r Medizin-<strong>und</strong> Röntgentechnik tätig.<br />

Er wur<strong>de</strong> mit <strong>de</strong>m Ziel geworben, Informationen über<br />

Zwischenhändler für Embargowaren aus <strong>de</strong>m B<strong>und</strong>esgebiet<br />

<strong>und</strong> Berlin (West) zu liefern, mit <strong>de</strong>nen er<br />

damals in Kontakt stand. Sein Führungsoffizier in <strong>de</strong>r<br />

Abteilung VI/2 war Unterleutnant Johannes Hirsch<br />

(Dokument-Nr. 59). 1958 wur<strong>de</strong> Dr. Günther Forgber<br />

an die HVA Abteilung III/1 übergeben <strong>und</strong> berichtete<br />

dort unter <strong>de</strong>m neuen Decknamen „Kurt" an seinen<br />

Führungsoffizier Fritz Neuwirth. Die HVA hatte eigentlich<br />

Dr. Günther Forgbers Einsatz als Werber<br />

bzw. Geheimer Mitarbeiter in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland vorgesehen. Da Dr. Günther Forgber<br />

dies jedoch aus persönlichen Grün<strong>de</strong>n ablehnte, war<br />

er angeblich nur von geringer Be<strong>de</strong>utung für die<br />

HVA. En<strong>de</strong> 1961 wur<strong>de</strong> die Zusammenarbeit mit Dr.<br />

Günther Forgber aufgr<strong>und</strong> eines Verratsfalls in <strong>de</strong>r<br />

HVA eingestellt (Dokument-Nr. 60).<br />

En<strong>de</strong> 1963 nahm die HA III/2 Kontakt zu Dr. Günther<br />

Forgber auf. Am 25. November 1963 unterzeichnete<br />

er eine Zusatzverpflichtung <strong>und</strong> berichtete im folgen<strong>de</strong>n<br />

als GI, später als IM <strong>und</strong> IMS „Martin" . Geführt<br />

wur<strong>de</strong> er bei dieser Abteilung durch Leutnant Gerhard<br />

Michel (Dokument-Nr. 61). Von 1965 bis Oktober<br />

1980 wur<strong>de</strong> die inoffizielle Zusammenarbeit mit<br />

Dr. Günther Forgber unter zeitweiliger Führung von<br />

Heinz Krüger durch die HA XVIII/7 fortgesetzt. Dr.<br />

Forgber war in dieser Zeit an mehreren sog. operativen<br />

Vorgängen beteiligt, die zur Einleitung von Ermittlungsverfahren<br />

<strong>und</strong> zur anschließen<strong>de</strong>n Verhaftung<br />

mehrerer Personen in <strong>de</strong>r DDR führten. Außer<strong>de</strong>m<br />

wur<strong>de</strong> er zur Durchführung sog. Wie<strong>de</strong>rgutmachungsleistungen<br />

b<strong>und</strong>es<strong>de</strong>utscher Unternehmen<br />

<strong>und</strong> Einzelpersonen gegenüber <strong>de</strong>r DDR eingesetzt<br />

(Dokument-Nr. 49 <strong>und</strong> 62).<br />

Ab 1980 wur<strong>de</strong> Dr. Günther Forgber aufgr<strong>und</strong> einer<br />

Anordnung, die die inoffizielle Zusammenarbeit <strong>de</strong>s<br />

MfS mit sog. Vertreterfirmen verbot, direkt durch <strong>de</strong>n<br />

Leiter <strong>de</strong>r HA I, Manfred Sei<strong>de</strong>l, <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Leiter <strong>de</strong>r<br />

Abteilung Ka<strong>de</strong>r <strong>und</strong> Sicherheit <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung, Karl Meier, operativ betreut<br />

bzw. geführt; bei<strong>de</strong> waren ehemalige Mitarbeiter <strong>de</strong>r<br />

HA XVIII/7 (Dokument-Nr. 49). Im März 1983 wur<strong>de</strong><br />

die inoffizielle Zusammenarbeit durch die HA XVIII<br />

wie<strong>de</strong>r aufgenommen. Führungsoffizier wur<strong>de</strong><br />

Oberst Erich Lehmann. Die Verbindung blieb allerdings<br />

eher passiv. 1986 wur<strong>de</strong> Dr. Günther Forgber<br />

schließlich an die Mitarbeiter <strong>de</strong>r AG BKK, Oberst<br />

Wolfram Meinel bzw. Wilhelm Machost, übergeben<br />

(Dokument-Nr. 63).<br />

Das MfS schätzte Dr. Günther Forgber während <strong>de</strong>s<br />

gesamten Zeitraums <strong>de</strong>r Zusammenarbeit als sehr zuverlässigen<br />

<strong>und</strong> einsatzbereiten Mitarbeiter mit enger<br />

i<strong>de</strong>ologischer Bindung zum MfS. Der Vorschlag zur<br />

Auszeichnung mit <strong>de</strong>m bronzenen „Kampfor<strong>de</strong>n für<br />

Verdienste um Volk <strong>und</strong> Vaterland" vom 25. Mai 1987<br />

hob insbeson<strong>de</strong>re seine „be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Unterstützung<br />

bei <strong>de</strong>r materiell-technischen Sicherstellung ... bei<br />

<strong>de</strong>r Beschaffung von Embargowaren" für das MfS<br />

hervor (Dokument-Nr. 64).<br />

Unabhängig von <strong>de</strong>r IM-Tätigkeit Dr. Günther Forgbers<br />

wur<strong>de</strong> auch das von ihm geleitete Firmennetz<br />

durch die HA XVIII/7 betreut. Die sog. operative Anleitung<br />

<strong>de</strong>r Unternehmensgruppe Forgber erfolgte innerhalb<br />

<strong>de</strong>r HA XVIII/7 durch Oberst Helmut Hillebrandt<br />

<strong>und</strong> Oberst Heinz Krüger, wobei letzterer<br />

gleichzeitig auch Führungsoffizier von Dr. Günther<br />

Forgber war. Aufgr<strong>und</strong> „schwerwiegen<strong>de</strong>r Korruptionsfälle"<br />

in <strong>de</strong>r HA XVIII/7 wur<strong>de</strong> die Unternehmensgruppe<br />

Forgber, laut Aussage von Dr. Schalck-Golodkowski<br />

vor <strong>de</strong>m Generalb<strong>und</strong>esanwalt am 17. September<br />

1991, später allerdings <strong>de</strong>r Aufsicht <strong>de</strong>s MfS<br />

entzogen <strong>und</strong> ausschließlich <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung unterstellt. Finanzielle Unregelmäßigkeiten<br />

im Zusammenhang mit Geldabführun-

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