09.05.2013 Aufrufe

Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

gung) sowie Waren aus speziellen Impo rten angeboten.<br />

Für das Gr<strong>und</strong>sortiment war eine Abteilung <strong>de</strong>r<br />

Hauptabteilung Personenschutz <strong>de</strong>s MfS zuständig.<br />

Die speziellen Impo rte wur<strong>de</strong>n über <strong>de</strong>n Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung beschafft, <strong>de</strong>r auch die<br />

Mittel dafür bereitstellte.<br />

Das Staatliche Han<strong>de</strong>lsobjekt VEB Letex, gegrün<strong>de</strong>t<br />

am 21. 1. 1966, war für die Versorgung <strong>de</strong>r Waldsiedlung<br />

Wandlitz mit Importprodukten aus <strong>de</strong>m westlichen<br />

Ausland verantwortlich. Es erfüllte Son<strong>de</strong>rwünsche<br />

<strong>de</strong>r Staats- <strong>und</strong> Parteispitze. Letex selbst hatte<br />

keine Außenhan<strong>de</strong>lsfunktion, nur eine Einzelhan<strong>de</strong>ls-<br />

<strong>und</strong> Großhan<strong>de</strong>lsfunktion für <strong>de</strong>n Binnenmarkt<br />

sowie <strong>de</strong>n Status eines Son<strong>de</strong>rbedarfsträgers. Folglich<br />

konnte das Unternehmen direkt mit <strong>de</strong>n Produktionsbetrieben<br />

<strong>de</strong>r DDR Verträge abschließen. Dies<br />

galt auch für die Exquisit- <strong>und</strong> Delikaterzeugnisse.<br />

Gemäß internem Statut vom 20. 12. 1965 war das<br />

Staatliche Han<strong>de</strong>lsobjekt Letex <strong>de</strong>m MfS unterstellt<br />

<strong>und</strong> in <strong>de</strong>n Haushalt dieses Ministeriums einbezogen.<br />

Es unterstand aber auch als juristische Person<br />

<strong>und</strong> Rechtsträger von Volkseigentum <strong>de</strong>m Ministerium<br />

für Han<strong>de</strong>l <strong>und</strong> Versorgung. Letex wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />

Hauptabteilung I zugeordnet. 5 )<br />

Letex war nicht nur für die umfassen<strong>de</strong> Versorgung<br />

<strong>de</strong>r Parteiführung <strong>und</strong> <strong>de</strong>ren Familienangehörigen in<br />

<strong>de</strong>r Waldsiedlung Wandlitz verantwortlich, son<strong>de</strong>rn<br />

auch für die bestehen<strong>de</strong>n Außenobjekte.<br />

Da Letex keine Außenhan<strong>de</strong>lsfunktion hatte, mußte<br />

es sich für <strong>de</strong>n Impo rt aus <strong>de</strong>m NSW an<strong>de</strong>rer Unternehmen<br />

bedienen. In <strong>de</strong>n 80er Jahren waren dies:<br />

— die Firma F.C. Gerlach in <strong>de</strong>n Jahren 1980-1983,<br />

— die Berliner Import- <strong>und</strong> Exportgesellschaft<br />

(BIEG) in <strong>de</strong>n Jahren 1980 <strong>und</strong> 1981,<br />

— das MAH-KoKo für Son<strong>de</strong>r- <strong>und</strong> Einzelbeschaffungen<br />

in <strong>de</strong>n Jahren 1980-1989,<br />

— die Firma Asimex in <strong>de</strong>n Jahren 1982-1989,<br />

— die Firma Delta GmbH an Stelle <strong>de</strong>r BIEG in <strong>de</strong>n<br />

Jahren 1982-1989. 6 )<br />

Nach <strong>de</strong>m „<strong>Bericht</strong> zu <strong>de</strong>n Ermittlungen über die A rt<br />

<strong>und</strong> Weise sowie <strong>de</strong>n Umfang <strong>de</strong>r Valutafinanzierung<br />

für die Versorgung <strong>de</strong>r Waldsiedlung Wandlitz" hat<br />

<strong>de</strong>r Bereich KoKo in <strong>de</strong>n Jahren 1980-1989 aus <strong>de</strong>m<br />

Son<strong>de</strong>rkonto 528 Valutamittel in D-Mark (o<strong>de</strong>r Verrechnungseinheiten)<br />

zugunsten <strong>de</strong>s Staatlichen Han<strong>de</strong>lsobjektes<br />

Letex bzw. <strong>de</strong>ssen Importhan<strong>de</strong>lspartner<br />

BIEG <strong>und</strong> Delta GmbH zweckgeb<strong>und</strong>en für die<br />

Versorgung <strong>de</strong>r Waldsiedlung Wandlitz <strong>und</strong> <strong>de</strong>r dazugehörigen<br />

Außenobjekte in einer Gesamthöhe von<br />

62,806 Mio. DM (bis 1989) zur Verfügung gestellt.<br />

Davon gingen Waren im Wert von 20,299 Mio. DM,<br />

die in Wandlitz nicht abgesetzt wur<strong>de</strong>n, an die Verwaltung<br />

Rückwärtige Dienste <strong>de</strong>s MfS. In Wandlitz<br />

verkauft wur<strong>de</strong>n also zwischen 1980-1989 Waren<br />

aus <strong>de</strong>m NSW im Wert von ca. 42,5 Mio. DM, in <strong>de</strong>n<br />

MfS-Verkaufsstellen für ca. 20,3 Mio. DM.<br />

Zu einer ähnlichen Größenordnung gelangt man,<br />

wenn man die Ausgaben <strong>de</strong>r Importfirmen für die<br />

Warenbereitstellung von 1980-1989 addiert: Die Firma<br />

Asimex importierte Waren in einem Wert von<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

10,655 Mio. DM, das MAH-KoKo gab für Son<strong>de</strong>r- <strong>und</strong><br />

Einzelbeschaffungen 3,870 Mio. DM aus, die Firma<br />

F.C. Gerlach in <strong>de</strong>n Jahren von 1980-1983<br />

2,169 Mio. DM, die BIEG in <strong>de</strong>n Jahren 1980 <strong>und</strong> 1981<br />

5,142 Mio. DM <strong>und</strong> die Firma Delta von 1982-1989<br />

37,545 Mio. DM, insgesamt also 59,391 Mio. DM.<br />

Die Tabelle 1 dokumentiert zum einen die Finanzierung<br />

über das Son<strong>de</strong>rkonto 528, zum an<strong>de</strong>ren aber<br />

auch die Son<strong>de</strong>rzuführungen aus <strong>de</strong>m Bereich KoKo<br />

insgesamt zur Finanzierung <strong>de</strong>r Versorgung <strong>de</strong>r<br />

Waldsiedlung Wandlitz sowie <strong>de</strong>r Nebenobjekte, bei<strong>de</strong>s<br />

nach <strong>de</strong>r WTU-Datenbank. In <strong>de</strong>r dritten Spalte<br />

sind die Werte wie<strong>de</strong>rgegeben, die sich in <strong>de</strong>m <strong>Bericht</strong><br />

zu <strong>de</strong>n Ermittlungen über A rt <strong>und</strong> Weise sowie<br />

<strong>de</strong>n Umfang <strong>de</strong>r Valutafinanzierung für die Versorgung<br />

<strong>de</strong>r ehemaligen Parteiführung in Wandlitz vom<br />

5. 7. 1990 fin<strong>de</strong>n. Die WTU-Daten sind offensichtlich<br />

überhöht, insbeson<strong>de</strong>re für die Jahre 1988 <strong>und</strong> 1989.<br />

Für die Versorgung <strong>de</strong>r Waldsiedlung Wandlitz mit<br />

Importprodukten aus westlichen Län<strong>de</strong>rn, überwiegend<br />

aus <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik, dürften in <strong>de</strong>n 80er<br />

Jahren im Jahresdurchschnitt in etwa r<strong>und</strong><br />

7 Mio. DM bzw. VE bereitgestellt wor<strong>de</strong>n sein.<br />

Von <strong>de</strong>r privilegierten Versorgung <strong>de</strong>s inneren Ringes<br />

<strong>de</strong>r Waldsiedlung Wandlitz profitierten die herausgehobene<br />

strategische Clique <strong>de</strong>r SED sowie einige<br />

wichtige Vertreter <strong>de</strong>r Sowjetunion. Hier<br />

han<strong>de</strong>lte es sich um <strong>de</strong>n sowjetischen Botschafter<br />

<strong>und</strong> um hochrangige sowjetische Militärs. Aber es<br />

profitierte auch das MfS, <strong>de</strong>m diejenigen Produkte<br />

zum Verkauf an Angehörige <strong>de</strong>s Ministeriums zur<br />

Verfügung gestellt wur<strong>de</strong>n, die in <strong>de</strong>r Verkaufsstelle<br />

Wandlitz nicht abgesetzt wor<strong>de</strong>n waren. Die Wohlfahrtseffekte<br />

für diese ausgewählte Gruppe (insgesamt<br />

sollen 250-260 Personen zum Einkauf <strong>de</strong>r im<br />

Verkaufsobjekt Wandlitz angebotenen Verbrauchsgüter<br />

<strong>und</strong> langlebigen Konsumgüter berechtigt gewesen<br />

sein) waren nicht unerheblich:<br />

— Die stabile, qualitativ hochwertige Versorgung<br />

mit Mangelgütern wie z. B. Obst <strong>und</strong> Gemüse, mit<br />

Genußmitteln, mit hochwertigen Textilien etc.<br />

war gesichert. Zum Teil wur<strong>de</strong>n Produkte angeboten,<br />

die es im DDR-Warensortiment nie gegeben<br />

hat (wie z. B. Kiwi).<br />

— Es konnten Bezugsquellen genutzt wer<strong>de</strong>n, die<br />

<strong>de</strong>r Bevölkerung nicht zur Verfügung stan<strong>de</strong>n. So<br />

wur<strong>de</strong>n Konsumgüter über west<strong>de</strong>utsche Versandhäuser<br />

bezogen, es erfolgten Son<strong>de</strong>rbeschaffungen.<br />

Die Festsetzung <strong>de</strong>r Verkaufspreise, die nicht im Einzelhan<strong>de</strong>lsangebot<br />

<strong>de</strong>r DDR befindliche Waren betrafen,<br />

war Letex in eigener Zuständigkeit übertragen<br />

wor<strong>de</strong>n.') Zwar gab es eine kalkulatorische<br />

Gr<strong>und</strong>lage zur Festlegung <strong>de</strong>r Preise, die tatsächliche<br />

Preisbildung wich aber zum Teil erheblich davon<br />

ab. So wur<strong>de</strong> z. B. für die Jahre 1988 <strong>und</strong> 1989 (für<br />

1987 <strong>und</strong> früher liegen keine Preisunterlagen vor) bei<br />

einer Auswertung von insgesamt 3 676 Rechnungen<br />

festgestellt, daß bei 570 Rechnungen die Verkaufspreise<br />

in Mark <strong>de</strong>r DDR unter <strong>de</strong>n DM-Aufwandspreisen<br />

lagen. 8 )<br />

Für die Einkaufsberechtigten ergaben sich unstrittig<br />

ungerechtfertigte persönliche materielle Vorteile.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!