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Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

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Daneben konnten Experten zugezogen wer<strong>de</strong>n, soweit<br />

dies erfor<strong>de</strong>rlich <strong>und</strong> von <strong>de</strong>n zuständigen Ministern<br />

genehmigt wur<strong>de</strong>.<br />

Mitglied in <strong>de</strong>r Kommission sollte nur sein, wer in <strong>de</strong>r<br />

Vergangenheit keine Verbindung zum MfS o<strong>de</strong>r mit<br />

ihm zusammenarbeiten<strong>de</strong>n Einrichtungen <strong>und</strong> auch<br />

keine beruflichen o<strong>de</strong>r persönlichen Kontakte zum<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung hatte. Allerdings<br />

wur<strong>de</strong>n diese Kriterien nicht in je<strong>de</strong>m Fall berücksichtigt.<br />

So hat zwar Finanzministerin Nickel bewußt<br />

sogar <strong>de</strong>n Leiter <strong>de</strong>r Valutakontrollgruppe, Hubert<br />

Jauer, nicht als or<strong>de</strong>ntliches Mitglied in die<br />

Kommission berufen, <strong>de</strong>nn dieser hatte bereits in <strong>de</strong>r<br />

Vergangenheit, im Rahmen <strong>de</strong>r Aufgaben <strong>de</strong>r Valutakontrollgruppe<br />

<strong>und</strong> unter Anleitung <strong>de</strong>r stellvertreten<strong>de</strong>n<br />

Ministerin für Finanzen, Dr. Herta König alias<br />

IMS „Gudrun", Unternehmen <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung geprüft. Bei <strong>de</strong>n vom Ministerrat<br />

<strong>und</strong> Ministerium für Innere Angelegenheiten abgeordneten<br />

Mitglie<strong>de</strong>rn aber stan<strong>de</strong>n Verbindungen<br />

zum MIS o<strong>de</strong>r zum Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

einer Abordnung in die Kommission nicht entgegen.<br />

Beispielsweise wur<strong>de</strong> von Joachim Buchekker<br />

während <strong>de</strong>r Tätigkeit <strong>de</strong>r Kommission seine Verbindung<br />

zum MfS bekannt, ohne daß er abberufen<br />

wur<strong>de</strong>. Buchecker war 1969 als GMS geworben wor<strong>de</strong>n.<br />

Dr. Willi Lin<strong>de</strong>mann selbst hatte über Joachim<br />

Buchecker eine OibE-Liste bzw. IM-Liste <strong>de</strong>s MfS erhalten,<br />

die er allerdings nicht als Gr<strong>und</strong>lage für interne<br />

Personalentscheidungen benutzte, son<strong>de</strong>rn vornehmlich<br />

als Hintergr<strong>und</strong>wissen für die Ermittlungen<br />

<strong>de</strong>r Untersuchungskommission <strong>und</strong> zur Einschattzung<br />

von Entscheidungen. Diese Liste soll <strong>de</strong>n<br />

Staatsanwälten bekannt gewesen sein. Auch zu Dr.<br />

Kurt Krause wur<strong>de</strong> beim MfS eine Akte als IMK<br />

„Wernigero<strong>de</strong>" geführt.<br />

Die Arbeit <strong>de</strong>r Kommission war beson<strong>de</strong>rs am Anfang<br />

dadurch erschwert, daß die Mitarbeiter nur wenig<br />

über die Tätigkeit <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

wußten; sie waren nach eigenem Bek<strong>und</strong>en<br />

von <strong>de</strong>r Unordnung in <strong>de</strong>r Wallstraße <strong>und</strong> <strong>de</strong>r vorgef<strong>und</strong>enen<br />

Menge an Gold, Kunstgegenstän<strong>de</strong>n <strong>und</strong><br />

Akten „erdrückt", weil sie dies „selbst nie für möglich<br />

gehalten hätten" . Beson<strong>de</strong>rs in <strong>de</strong>n Büros von Dr.<br />

Schalck-Golodkowski <strong>und</strong> Manfred Sei<strong>de</strong>l, insbeson<strong>de</strong>re<br />

in <strong>de</strong>ren Panzerschränken, sollen ,, massenweise<br />

" Akten gelagert haben.<br />

Da <strong>de</strong>r Umfang <strong>de</strong>r Aufgaben <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung für die Kommission noch nicht<br />

absehbar war, wur<strong>de</strong>n zunächst Aufgabenfel<strong>de</strong>r für<br />

je<strong>de</strong>n Mitarbeiter festgelegt. Lene Trettin wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />

Komplex „Häuser" zugeordnet, Ma rtin Behrend <strong>de</strong>r<br />

Komplex „Autos/BERAG/Komitee für Volkskontrolle"<br />

, Joachim Buchecker war zuständig für die Verbindungen<br />

zur Kriminalpolizei <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Ermittlungsbehör<strong>de</strong>n.<br />

Für die „ Parteibetriebe " zuständig war Dr.<br />

Kurt Krause, <strong>de</strong>r gleichzeitig Son<strong>de</strong>rbeauftragter <strong>de</strong>r<br />

Ministerin Nickel für <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

war. Er konnte sich dabei auf <strong>de</strong>n Inhalt<br />

von drei, <strong>de</strong>m Ministerrat übergebenen Koffern (sog.<br />

Schalck-Koffer) stützen, die er mit Dr. Willi Lin<strong>de</strong>mann<br />

beim Ministerrat aus einer Garage abholte. Von<br />

diesen Koffern enthielt jedoch nur einer Mate rial zu<br />

<strong>de</strong>n sog. Parteifirmen; in <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren befan<strong>de</strong>n sich<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag --12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Unterlagen zu Beziehungen zwischen <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland <strong>und</strong> <strong>de</strong>r DDR.<br />

Dr. Lin<strong>de</strong>mann berichtete zu <strong>de</strong>n sog. Schalck-Koffern,<br />

die er übernommen hatte, daß es sich um mehrere,<br />

verschie<strong>de</strong>ne Behältnisse mit Originalakten <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Dr. Schalck-Golodkowski han<strong>de</strong>lte, die zunächst<br />

bei <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft gewesen seien. dort<br />

grob gesichtet <strong>und</strong> als geheime politische Dokumente<br />

<strong>de</strong>r DDR für Zwecke <strong>de</strong>r Strafverfolgung als ungeeignet<br />

bef<strong>und</strong>en wor<strong>de</strong>n waren. Der amtieren<strong>de</strong> Generalstaatsanwalt<br />

Dr. Harrland habe Dr. Lin<strong>de</strong>mann<br />

über Existenz <strong>und</strong> Inhalt <strong>de</strong>r Koffer informiert. Von Dr.<br />

Lin<strong>de</strong>mann <strong>und</strong> <strong>de</strong>m damaligen Leiter <strong>de</strong>s Sekretariats<br />

<strong>de</strong>s Ministerrates, Dr. Möbis, sei entschie<strong>de</strong>n wor<strong>de</strong>n,<br />

daß die Koffer im Ministerrat in einem Panzerschrank<br />

archiviert wer<strong>de</strong>n sollten, was nach Übernahme<br />

<strong>de</strong>r Koffer von Dr. Harrland durch Dr. Lin<strong>de</strong>mann<br />

auch geschehen sei Erst Anfang Februar 1990<br />

seien die Koffer von Dr. Lin<strong>de</strong>mann wie<strong>de</strong>r abgeholt<br />

<strong>und</strong> in die Wallstraße gebracht wor<strong>de</strong>n. Seit <strong>de</strong>r Abgabe<br />

durch <strong>de</strong>n Generalstaatsanwalt an Dr. Lin<strong>de</strong>mann<br />

seien die Akten <strong>de</strong>r Generalstaatsanwaltschaft<br />

zugänglich gewesen, eine Anfrage jedoch nicht gestellt<br />

wor<strong>de</strong>n.<br />

Der Komplex „Parteifirmen" war für Dr. Kurt Krause<br />

nach eigenen Angaben zunächst „ein Buch mit sieben<br />

Siegeln" . Aus diesem Gr<strong>und</strong> wur<strong>de</strong> wie<strong>de</strong>rum<br />

über die Ministerin Nickel eine Zusammenarbeit m it<br />

rt beson<strong>de</strong>rs Hubert<br />

<strong>de</strong>r Valutakontrollgruppe <strong>und</strong> do<br />

Jauer veranlaßt, um zunächst eine Finanzrevision <strong>de</strong>r<br />

Unternehmen in <strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong> <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung selbst erstellt zu bekommen.<br />

Diese Finanzrevision stieß bei Unternehmen, die in<br />

Verbindung zur Hauptabteilung ' stan<strong>de</strong>n, auf beson<strong>de</strong>re<br />

Schwierigkeiten. In <strong>de</strong>n von Manfred Sei<strong>de</strong>l geführten<br />

Bereichen waren meist keine Belege vorhan<strong>de</strong>n,<br />

lediglich in Teilen Sammlungen loser, handgeschriebener<br />

Zettel.<br />

Die Hauptabteilung I <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

war durch die Anordnung Di. Medrows<br />

vom 3. Dezember 1989 vor Ermittlungen geschützt.<br />

Aufgr<strong>und</strong> dieser Anordnung gab Manfred Sei<strong>de</strong>l<br />

keine Information weiter. Nach Inte rvention Dr. Lin<strong>de</strong>manns<br />

bei Ministerpräsi<strong>de</strong>nt Dr. Modrow gab<br />

ser aber die Akten <strong>de</strong>r Hauptabteilung I <strong>und</strong> die Aufzeichnungen<br />

Sei<strong>de</strong>ls frei, als die Aufgaben <strong>de</strong>r Kornmission<br />

durch <strong>de</strong>n Ministerrat am 21. Dezember 1989<br />

präzisiert wur<strong>de</strong>n. Problematisch waren zunächst<br />

auch Untersuchungen bei <strong>de</strong>r Deutschen Han<strong>de</strong>lsbank<br />

AG, die Dr. Kurt Krause gegenüber <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

als „Schalck-Bank" bezeichnete.<br />

Sie for<strong>de</strong>rte für Konteneinsichtnahmen eine Genehmigung<br />

<strong>de</strong>s Militärstaatsanwalts Bösel, die dieser am<br />

8. Januar 1990 erteilte. (Dokument-Nr. 747)<br />

Die konkrete Arbeit <strong>de</strong>r sog. Lin<strong>de</strong>mann-Kommission<br />

begann am 22. Dezember 1989, wenngleich noch<br />

nicht alle Mitglie<strong>de</strong>r, z. B. Joachim Buchecker, benannt<br />

bzw. anwesend waren. Die Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Kommission<br />

zogen in die Räume <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung in <strong>de</strong>r Wallstraße ein, Dr. Lin<strong>de</strong>mann<br />

selbst saß im ehemaligen Büro von Dr. Schalck-<br />

Golodkowski. Nach <strong>de</strong>r Darstellung von Dr. Kurt<br />

Krause erwiesen sich für die Kommission als beson<strong>de</strong>rs<br />

hilfreich <strong>de</strong>r an die Stelle Manfred Sei<strong>de</strong>ls nach-

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