09.05.2013 Aufrufe

Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Paul teilte mit, daß er Weisungen direkt von Dr.<br />

Schalck-Golodkowski erhalten habe. Dieser habe ihn<br />

nach <strong>de</strong>n Sitzungen über <strong>de</strong>ren Ergebnisse unterrichtet,<br />

damit er zusammen mit <strong>de</strong>n Mitarbeitern <strong>de</strong>r Abteilung<br />

BRD/Westberlin für die entsprechen<strong>de</strong> Umsetzung<br />

auf <strong>de</strong>r Ebene <strong>de</strong>r Ministerien sorgen konnte.<br />

Aus <strong>de</strong>r Zeit zwischen 1984 <strong>und</strong> En<strong>de</strong> 1989 waren in<br />

<strong>de</strong>n <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß vorliegen<strong>de</strong>n Unterlagen<br />

nur noch wenige Protokolle <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe<br />

„BRD" zu fin<strong>de</strong>n. Daß die Arbeitsgruppe aber<br />

auch in diesem Zeitraum getagt haben muß, belegt<br />

die Tatsache, daß noch im Juni 1989 einige Briefe von<br />

Dr. Mittag an Honecker mit <strong>de</strong>r Formulierung „Die<br />

Arbeitsgruppe behan<strong>de</strong>lte ..." beginnen.<br />

Welche Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe tatsächlich zukam,<br />

hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß im einzelnen<br />

nicht nachvollziehen können.<br />

Die Unterlagen, die <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

vorliegen, lassen nicht erkennen, ob <strong>und</strong> in welcher<br />

Weise insbeson<strong>de</strong>re Diskussionen <strong>und</strong> Entscheidungen<br />

<strong>de</strong>r Politbüro-Arbeitsgruppe die Verhandlungsgr<strong>und</strong>lagen<br />

<strong>und</strong> Verhandlungsführung von Dr.<br />

Schalck-Golodkowski bestimmten.<br />

bb) Rolle Dr. Schalck -Golodkowskis<br />

Dr. Schalck-Golodkowskis Rolle als Gesprächspartner<br />

<strong>und</strong> Verhandlungsführer auf seiten <strong>de</strong>r DDR in<br />

<strong>de</strong>n Beziehungen zur B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

war insofern beson<strong>de</strong>rs zentral, als er nicht nur Mitglied<br />

<strong>de</strong>r Politbüro-Arbeitsgruppe „BRD" war, son<strong>de</strong>rn<br />

gleichzeitig <strong>de</strong>ren Sekretär; zu<strong>de</strong>m unterstand<br />

ihm innerhalb <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

eine Abteilung mit mehreren Mitarbeitern zur<br />

Unterstützung <strong>de</strong>r Arbeit <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe „BRD".<br />

Ob <strong>und</strong> inwieweit Dr. Schalck-Golodkowski in seinen<br />

inner<strong>de</strong>utschen Verhandlungen außer<strong>de</strong>m die Funktion<br />

eines persönlichen Beauftragten von SED-Generalsekretär<br />

Erich Honecker hatte, hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r ihm vorliegen<strong>de</strong>n Unterlagen<br />

nicht klären können.<br />

Auch aus <strong>de</strong>m bereits erwähnten Beschluß <strong>de</strong>s Politbüros<br />

<strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED vom 2. November 1976 ergab<br />

sich keine entsprechen<strong>de</strong> Son<strong>de</strong>rstellung Dr.<br />

Schalck-Golodkowskis als persönlicher Beauftragter<br />

von Honecker.<br />

Nach Aussagen Dr. Schalck-Golodkowskis konnte er<br />

seine Rolle als vertraulicher Verhandlungsführer allerdings<br />

nur mit Einverständnis von Honecker ausüben.<br />

Seiner Darstellung zufolge hatte er insoweit direkten<br />

Zugang zu Honecker, als dieser die von ihm entworfenen<br />

Direktiven für Verhandlungen mit <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland genehmigte <strong>und</strong> ihn damit direkt<br />

bevollmächtigte.<br />

Dies beschrieben in ihren Aussagen auch die Zeugen<br />

Gaus, Bölling, Dr. Bräutigam, Dr. Jenninger, Dr.<br />

Schäuble <strong>und</strong> Seiters, die darlegten, daß Dr. Schalck-<br />

Golodkowski in <strong>de</strong>n Verhandlungen als Beauftragter<br />

<strong>de</strong>s Generalsekretärs <strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED, Honecker, auftrat.<br />

Nach Aussage <strong>de</strong>s letzten Generalsekretärs <strong>de</strong>r<br />

SED, Egon Krenz, war Dr. Schalck-Golodkowski in al-<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

len Fragen, die die Gespräche mit <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland betrafen, an die Weisungen von Dr.<br />

Mittag <strong>und</strong> Erich Honecker geb<strong>und</strong>en.<br />

Hinsichtlich <strong>de</strong>r Zusammenarbeit zwischen Dr.<br />

Schalck-Golodkowski <strong>und</strong> Politbüromitglied Dr. Mittag<br />

bei <strong>de</strong>n Verhandlungen mit Gesprächspartnern<br />

aus <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

ein <strong>de</strong>utlicheres Bild aus <strong>de</strong>n <strong>de</strong>m<br />

Untersuchungsausschuß vorliegen<strong>de</strong>n Unterlagen<br />

<strong>de</strong>s Büros Mittag erhalten.<br />

Dr. Schalck-Golodkowski fertigte über die von ihm<br />

geführten Gespräche <strong>und</strong> Verhandlungen Vermerke,<br />

die er an Dr. Mittag adressierte. Dieser leitete die Vermerke<br />

zur Information <strong>und</strong> gegebenenfalls zur Entscheidung<br />

an SED-Generalsekretär Honecker weiter.<br />

Honecker schrieb auf die O riginale <strong>de</strong>r Vermerke seine<br />

Sichtvermerke <strong>und</strong> seine Entscheidungen.<br />

Bei Bedarf übersandte Dr. Schalck-Golodkowski mit<br />

<strong>de</strong>m Gesprächsvermerk eine zu genehmigen<strong>de</strong> Arbeitsdirektive,<br />

in <strong>de</strong>r er <strong>de</strong>n zuständigen staatlichen<br />

Stellen Aufgaben zur Erledigung <strong>und</strong> <strong>Bericht</strong>erstattung<br />

zuwies. Für bestimmte Aufgaben nannte er sich<br />

selbst als Bearbeiter. Über <strong>de</strong>n Stand, <strong>de</strong>n Ablauf <strong>und</strong><br />

das Ergebnis <strong>de</strong>r Erledigung <strong>de</strong>r Arbeitsdirektiven<br />

berichtete Dr. Schalck-Golodkowski wie<strong>de</strong>rum an Dr.<br />

Mittag. Sofern ein weiteres Tätigwer<strong>de</strong>n notwendig<br />

war, erstellte Dr. Schalck-Golodkowski zur Erledigung<br />

<strong>de</strong>r Aufgaben nochmals Arbeitsdirektiven.<br />

Dr. Schalck-Golodkowski hat hierzu vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

ausgesagt, er habe nicht nur Dr. Mittag<br />

<strong>und</strong> Honecker informiert, son<strong>de</strong>rn auch jeweils<br />

Kopien <strong>de</strong>r Vermerke an Erich Mielke, <strong>de</strong>n Minister<br />

für Staatssicherheit, übersandt. Teilweise gingen Vermerke<br />

auch nur an E rich Mielke.<br />

Die herausragen<strong>de</strong> Stellung Dr. Schalck-Golodkowskis,<br />

die er über viele Jahre errungen hatte, wur<strong>de</strong><br />

auch durch die Verän<strong>de</strong>rungen in <strong>de</strong>r DDR im Herbst<br />

1989 nicht gefähr<strong>de</strong>t.<br />

Dazu trug vor allem seine Fre<strong>und</strong>schaft mit Egon<br />

Krenz bei, <strong>de</strong>r, als Nachfolger von Honecker, seit <strong>de</strong>m<br />

18. Oktober 1989 neuer Generalsekretär <strong>de</strong>r SED war<br />

<strong>und</strong> sich am 24. Oktober 1989, nach<strong>de</strong>m Dr. Günter<br />

Mittag am 18. Oktober 1989 von seiner Funktion als<br />

Mitglied <strong>de</strong>s Politbüros <strong>und</strong> Sekretär <strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED<br />

entb<strong>und</strong>en wor<strong>de</strong>n war, <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung <strong>und</strong> Dr. Schalck-Golodkowski direkt<br />

unterstellte.<br />

Mit Schreiben vom 25. Oktober 1989 an Krenz machte<br />

Dr. Schalck-Golodkowski einen Vorschlag für „Festlegungen<br />

zur weiteren Arbeit <strong>de</strong>r bestehen<strong>de</strong>n Arbeitsgruppe<br />

<strong>de</strong>s Politbüros BRD/Westberlin" . Diese<br />

Arbeitsgruppe sollte beim Politbüro angesie<strong>de</strong>lt bleiben.<br />

Das Politbüro hat über <strong>de</strong>n Vorschlag nach Erkenntnissen<br />

<strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses jedoch<br />

nicht mehr beraten.<br />

Mit <strong>de</strong>r Wahl Dr. Hans Modrows zum neuen Vorsitzen<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>s Ministerrats am 13. November 1989<br />

mußte das Politbüro einen Teil seiner Macht abgeben.<br />

Unter <strong>de</strong>m Datum <strong>de</strong>s 22. November 1989 legte Dr.<br />

Schalck-Golodkowski Krenz <strong>de</strong>n Entwurf eines<br />

Schreibens an Dr. Modrow mit einem Vorschlag zur<br />

„Koordinierung <strong>de</strong>r Arbeit mit <strong>de</strong>r BRD <strong>und</strong> Berlin

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!