Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

mit dem Ziel der Realisierung der vorgegebenen Valutazielstellung".
(4) Wahrnehmung spezieller Aufgaben für Staat
und Partei
Schließlich nahm KoKo eine Reihe von speziellen
Aufgaben für die Regierung bzw. Parteiführung
wahr. Diese werden in dem Aufgabenpapier wie folgt
angesprochen (Hervorhebungen von den Verf.):
„Vorbereitung von Beschlüssen und Entscheidungen
zur Gestaltung der ökonomischen Beziehungen
sowie die zentrale Leitung der kommerziellen
Tätigkeit gegenüber kirchlichen
Organisationen";
„Durchführung von Aktivitäten sowie Wahrnehmung
der Koordinierungs- und Kontrollfunktionen
zu abgegrenzten bzw. im Einzelfall festgelegten
politischen und ökonomischen
Aufgabenkomplexen", vor allem „Aktivitäten zur
Vorbereitung und Durchführung von Beschlüssen,
die die Beziehungen zwischen der DDR und
der BRD sowie zwischen der DDR und Westberlin
betreffen"; sowie „Kontroll- und Koordinierungsfunktionen
bei der Vorbereitung und Realisierung
von Anlagenimporten auf Kompensationsbasis".
Eine weitere spezielle Aufgabe von KoKo war der
„Ausbau der Bankverbindungen zum NSW zur
Kreditbeschaffung im Ausland in NSW-Währung
als Waren- und Finanzkredite zur Finanzierung
des eigenen Bedarfs, von Planimporten und als
Einsatzreserve entsprechend spezieller Weisungen".
— Und schließlich „Koordinierung von Fragen der
Zollkontrolle und der zolldienstlichen Tätigkeit
zwischen der Zollverwaltung der DDR und den
einzelnen Bereichen des Ministeriums für Außenhandel,
anderer zentraler Staatsorgane, wirtschaftsleitender
Organe, Betriebe und Institutionen".
Im Rahmen dieser vier Hauptaufgabenstellungen
entfaltete KoKo nicht nur Im- und Exportaktivitäten,
sondern entwickelte eine Vielzahl von Geschäftstypen,
die im Zeitablauf verfeinert wurden und für die
es in der Regel im Bereich besonders spezialisierte
Abteilungen und/oder Unternehmen gab.
In der Aufgaben-Aktivitäten-Matrix (Übersicht 1)
wird versucht, einen groben Überblick darüber zu
vermitteln, welches die konkreten KoKo-Aktivitäten
in den einzelnen Aufgabenbereichen waren. Die Matrix
abstrahiert allerdings sehr stark von der Realität,
weil sie einzelne Aktivitäten i. d. R.jeweils nur einem
Aufgabenbereich zuordnet, und zwar demjenigen,
dem die jeweilige Aktivität in erster Linie dienen sollte.
Soweit bestimmte Tätigkeitsfelder in etwa gleichermaßen
der Wahrnehmung zweier Hauptaufgaben
gleichzeitig dienen sollten, wurde dies — soweit
es möglich war, ohne die Übersichtlichkeit zu beeinträchtigen
— berücksichtigt. Allerdings sind sicher
nicht alle der diversen, zum Teil diffusen geschäftlichen
Operationen, die der Bereich im Untersu
Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode Drucksache 12/7600
chungszeitraum durchführte, in der Mat rix erfaßt. Insoweit
ist sie nicht vollständig. Da in ihr aber die
wichtigsten ökonomischen und außerökonomischen
Aktivitäten des Bereichs bzw. des Leiters des Bereichs
erfaßt sind, ist sie zur systematischen Darstellung
und Erfassung der vielfältigen KoKo-Aktivitäten
nützlich.
Im folgenden sollen die im Rahmen der Erfüllung der
vier Hauptaufgaben entfalteten Aktivitäten überblickartig
dargestellt werden, bevor im nächsten Abschnitt
versucht werden soll, die Ergebnisse der
wichtigsten dieser Aktivitäten — das heißt ihre Auswirkungen
auf die Volkswirtschaft der DDR — empirisch
zu erfassen.
a) KoKo-Aktivitäten zur Versorgung der DDR-
Wirtschaft mit Konsumgütern und materiellen
Ressourcen
Versorgungsimporte
Der Bereich KoKo mußte aufgrund politischer Entscheidungen
Auftragsgeschäfte durchführen (damit
sind nicht die Planimporte gemeint, die KoKo im
Auftrag der Staatlichen Plankommission abwickelte.
Umgekehrt importierte der Bereich auch über Plan-
AHB.), die im wesentlichen Versorgungsengpässe
überbrücken sollten. Zusätzlich wurden beispielsweise
im Falle von Produktionseinbrüchen in der
Pflanzenproduktion aufgrund klimatischer Einflüsse
Getreide- und Futtermittel im Rahmen der Auftragsgeschäfte
importiert, für die Aufrechterhaltung der
Produktion oder für andere Zwecke (z. B. Krankenhausbedarf)
dringend benötigte Materialien eingeführt
sowie Festtagsimporte durchgeführt. Auftragsgeschäfte
wurden in der Regel nicht direkt aus dem
KoKo-Bereich finanziert, sondern zum Teil aus Rück-
-
stellungen des Bereichs, insbesondere dem sogenannten
„100-Millionen-Fonds" sowie aus Mitteln
des MdF oder der „Zahlungsbilanz", das heißt dem
Planbereich.
Bei den Versorgungsimporten kam es zunehmend zu
Preisstützungen, da die importierten Waren aufgrund
weitgehend administrierter, niedriger Preise
im Inland billiger abgegeben werden mußten, als es
dem auf der Basis „Markgegenwert plus Richtungskoeffizienten"
errechneten Importpreis entsprach. 31 )
Andererseits dienten Versorgungsimporte aber auch
der Abschöpfung von binnenländischer Kaufkraft.
KoKo hat auch Impo rte selbst finanziert, z. B. Kohle
zur Winterversorgung. Der Bereich bet rieb auch Vorratshaltung,
z. B. von Kohle im In- und Ausland und
sicherte sich Optionen für den Bedarfsfall. Trat dieser
nicht ein, wurden die Energieträger auf dem NSW-
-Markt 32 )
wieder verkauft.
Gestattungsproduktion
Im Zuge der sogenannten Gestattungsproduktion —
deren Ziel u. a. gleichermaßen eine bessere Konsumgüterversorgung,
die Einführung von westlicher
Technologie, Know-how und Produktdesign gewe-