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Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

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gesagt, daß <strong>de</strong>r Vorläufer <strong>de</strong>s Direktorats Anlagenimport<br />

in <strong>de</strong>n 60er Jahren die Abteilung Anlagenimport<br />

in <strong>de</strong>r Vereinigung Volkseigener Betriebe (VVB) Bauelemente<br />

<strong>und</strong> Vakuumtechnik war. Leiter war Wolfram<br />

Zahn ; Stellvertreter Gerhardt Ronneberger.<br />

Nach<strong>de</strong>m Ronneberger 1972 dort ausschied, wur<strong>de</strong><br />

Dietrich Kupfer sein Nachfolger. 1978 wur<strong>de</strong> das Direktorat<br />

<strong>de</strong>m neu gebil<strong>de</strong>ten Kombinat Mikroelektronik<br />

Erfurt unterstellt. In diesem Kombinat wur<strong>de</strong><br />

Zahn stellvertreten<strong>de</strong>r Generaldirektor, während<br />

Kupfer zum Leiter <strong>de</strong>s Direktorats Anlagenimport aufstieg.<br />

Zahn <strong>und</strong> Ronneberger haben in Vernehmungen<br />

durch das B<strong>und</strong>eskriminalamt übereinstimmend gesagt,<br />

daß es zwischen <strong>de</strong>m Minister für Elektrotechnik,<br />

Otfried Steger, Zahn <strong>und</strong> Kupfer auf <strong>de</strong>r einen<br />

Seite <strong>und</strong> Ronneberger auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite Meinungsverschie<strong>de</strong>nheiten<br />

über die Organisation beim<br />

Import von Embargowaren gab. Bei <strong>de</strong>r Bildung eines<br />

einheitlichen Importbereichs konnte Ronneberger<br />

seine Vorstellungen bei Dr. Schalck-Golodkowski<br />

durchsetzen. Sie gingen dahin, <strong>de</strong>n Einfluß <strong>de</strong>s Ministeriums<br />

für Elektrotechnik <strong>und</strong> Elektronik zu verringern<br />

<strong>und</strong> das Direktorat Anlagenimport vom Kombinat<br />

Mikroelektronik zu trennen <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Han<strong>de</strong>lsbereich<br />

4 zuzuordnen. „Schalck hatte sich voll <strong>und</strong> ganz<br />

auf Ronneberger eingestellt" , sagte Zahn dazu in seiner<br />

Vernehmung. „Seit dieser Abtrennung ... hatte<br />

sich das Verhältnis zwischen mir <strong>und</strong> Schalck merklich<br />

abgekühlt. "<br />

Faktisch wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>lsbereich 4 zum 1. Juli 1986<br />

aus <strong>de</strong>m AHB Elektronik Export-Import herausgelöst<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung zugeordnet.<br />

Offiziell war <strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>lsbereich 4 einerseits<br />

Dr. Schalck-Golodkowski <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung <strong>und</strong> an<strong>de</strong>rerseits <strong>de</strong>m Staatssekretär<br />

im Ministerium für Elektrotechnik <strong>und</strong> Elektronik<br />

„in direkter Leitungslinie doppelt unterstellt".<br />

(Dokument-Nr. 557) Die Unterstellung unter das Ministerium<br />

für Elektrotechnik <strong>und</strong> Elektronik bezog<br />

sich jedoch ausschließlich auf technische Fragen.<br />

Der Han<strong>de</strong>lsbereich 4 schloß seine Verträge weiterhin<br />

unter <strong>de</strong>m Namen <strong>de</strong>s AHB Elektronik Expo rt-Import<br />

ab, so daß er nicht im Han<strong>de</strong>lsregister eingetragen<br />

war. Hierbei han<strong>de</strong>lte es sich allerdings nur um eine<br />

Pro-forma-Einordnung. Der Generaldirektor <strong>de</strong>s AHB<br />

Elektronik Export-Import, Kurt Rippich, war gegenüber<br />

<strong>de</strong>m Han<strong>de</strong>lsbereich 4 we<strong>de</strong>r weisungsbefugt,<br />

noch wur<strong>de</strong> er über <strong>de</strong>n Inhalt <strong>de</strong>r Arbeit informiert.<br />

Im Schriftverkehr nutzte <strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>lsbereich 4 <strong>de</strong>n<br />

Briefkopf <strong>de</strong>s AHB Elektronik, um <strong>de</strong>n Bezug zum Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung gegenüber Außenstehen<strong>de</strong>n<br />

zu ver<strong>de</strong>cken (Dokument-Nr. 559).<br />

Die Bildung <strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>lsbereichs geht nach Aussage<br />

von Ronneberger auf das Betreiben Dr. Günter Mittags<br />

<strong>und</strong> Beschlüsse <strong>de</strong>r SED zurück, im Rahmen <strong>de</strong>r<br />

verstärkten För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Mikroelektronik die Aufgaben<br />

<strong>und</strong> Mittel zu konzentrieren. Mit <strong>de</strong>r praktischen<br />

Umsetzung wur<strong>de</strong> Dr. Schalck-Golodkowski<br />

betraut. Gr<strong>und</strong>lage für die Gründung <strong>de</strong>r neuen Arbeitseinheit<br />

waren die „Gemeinsamen Festlegungen<br />

zur Wahrnehmung außenwirtschaftlicher Aufgaben<br />

zur beschleunigten Entwicklung <strong>und</strong> Anwendung<br />

<strong>de</strong>r Mikroelektronik, CAD/CAM- <strong>und</strong> Rechentechnik<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

im Zeitraum 1986-1990". Diese Vereinbarung wur<strong>de</strong><br />

am 25. April 1986, wenige Tage nach <strong>de</strong>m XI. Parteitag,<br />

von <strong>de</strong>n Staatssekretären Karl Nen<strong>de</strong>l <strong>und</strong> Dr.<br />

Schalck-Golodkowski sowie vom Minister für Außenhan<strong>de</strong>l.<br />

Dr. Gerhard Beil, unterzeichnet; sie wur<strong>de</strong><br />

durch Dr. Günter Mittag bestätigt (Dokument-Nr.<br />

557).<br />

Ziel <strong>de</strong>r neuen Arbeitseinheit war die Einführung von<br />

Technologie für die Kombinate <strong>de</strong>r elektrotechnischen<br />

<strong>und</strong> elektronischen Indust rie <strong>und</strong> für an<strong>de</strong>re<br />

Bereiche <strong>de</strong>r Volkswirtschaft. Der Han<strong>de</strong>lsbereich 4<br />

war zuständig für <strong>de</strong>n Impo rt von elektronischen Bauelementen,<br />

Baugruppen für die Mikroelektronik,<br />

CAD/CAM-Technik (Computer Ai<strong>de</strong>d Design/Computer<br />

Ai<strong>de</strong>d Manufactu ring) <strong>und</strong> Meßtechnik, Software<br />

<strong>und</strong> kompletten Ausrüstungen für Leiterplattenfabriken.<br />

Neben <strong>de</strong>n Importen für die Indust rie besorgte<br />

<strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>lsbereichs auch Güter für<br />

die Hauptabteilung III <strong>de</strong>s MfS <strong>und</strong> für die Arbeitsgruppe<br />

MAH, die <strong>de</strong>r Abteilung Verwaltung Rückwärtige<br />

Dienste (VRD) unterstand <strong>und</strong> in <strong>de</strong>r Wallstraße<br />

in <strong>de</strong>n Räumen <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

untergebracht war (Dokument-Nr. 557).<br />

Leiter <strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>lsbereichs 4 wur<strong>de</strong> Gerhardt Ronne<br />

berger, <strong>de</strong>r zuvor stellvertreten<strong>de</strong>r Generaldirektor<br />

<strong>de</strong>s AHB Elektronik Export-Import war. Vor <strong>de</strong>m<br />

Wechsel zum AHB Elektronik war er Generaldirektor<br />

<strong>de</strong>s AHB Carl Zeiss Jena im Kombinat VEB Carl Zeiss<br />

Jena. Ronneberger war viele Jahre im Außenhan<strong>de</strong>l<br />

tätig gewesen, unter an<strong>de</strong>rem als Exportkaufmann<br />

<strong>de</strong>s AHB Elektrotechnik Export-Import in Kairo, als<br />

Kontordirektor beim AHB Heim-Elektric <strong>und</strong> als stellvertreten<strong>de</strong>r<br />

Direktor im Direktionsbereich Anlagenimport<br />

<strong>de</strong>r VVB Bauelemente - <strong>und</strong> Vakuumtechnik. Er<br />

besaß somit langjährige Erfahrung beim Import von<br />

Embargowaren.<br />

In diesem Zusammenhang wur<strong>de</strong> er während einer<br />

Geschäftsreise am 5. März 1982 in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland inhaftiert. Gegen ihn wur<strong>de</strong> ein Ermittlungsverfahren<br />

wegen geheimdienstlicher Agententätigkeit<br />

eingeleitet; die Tat konnte Ronneberger<br />

allerdings nicht nachgewiesen wer<strong>de</strong>n. Während <strong>de</strong>r<br />

Inhaftierung setzte sich <strong>de</strong>r langjährige Geschäftspartner<br />

Hans-Joachim Majunke für ihn ein. Majunke,<br />

Mitglied im Lan<strong>de</strong>svorstand <strong>de</strong>r F.D.P. Nordrhein-<br />

Westfalen, wandte sich nach <strong>de</strong>r Verhaftung Ronnebergers<br />

an B<strong>und</strong>esinnenminister Gerhart Rudolf<br />

Baum (F.D.P.) <strong>und</strong> B<strong>und</strong>eswirtschaftsminister Dr. Otto<br />

Graf Lambsdorff (F.D.P.) mit <strong>de</strong>r Bitte um Unterstützung.<br />

Im August 1982 wur<strong>de</strong> Ronneberger aus <strong>de</strong>r<br />

Haft entlassen, anschließend kehrte er in die DDR zurück<br />

(Dokument-Nr. 560-562).<br />

Ronneberger arbeitete seit Mitte <strong>de</strong>r 60er Jahre als Inoffizieller<br />

Mitarbeiter mit <strong>de</strong>m Aliasnamen „Saale"<br />

<strong>de</strong>m MfS zu; Führungsoffizier war <strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>r MfS<br />

Hauptabteilung XVIII/8, Artur Wenzel.<br />

Stellvertreter Ronnebergers wur<strong>de</strong> Dietrich Kupfer,<br />

<strong>de</strong>r ebenfalls langjährige Erfahrungen beim Impo rt<br />

von Embargowaren besaß. Von 1962 bis 1969 war er<br />

stellvertreten<strong>de</strong>r Kontordirektor beim DIA Heim-<br />

Elektric, dann Mitarbeiter bei <strong>de</strong>r VVB Bauelemente<br />

<strong>und</strong> Vakuumtechnik. Seit 1979 war Kupfer Abteilungsleiter<br />

<strong>und</strong> Direktor beim Direktorat Anlagenim-

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