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Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

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tersuchungsausschuß nur die mit <strong>de</strong>n Akten <strong>de</strong>s<br />

B<strong>und</strong>eskanzleramts übersandten Fernschreiben bezüglich<br />

<strong>de</strong>r Verhandlungen zwischen Dr. König <strong>und</strong><br />

Schalck-Golodkowski vor.<br />

Aus <strong>de</strong>n Unterlagen geht nicht hervor, wer von seiten<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland bzw. von seiten <strong>de</strong>s<br />

Senats von Berlin die Kontakte Dr. Königs mit<br />

Schalck-Golodkowski kannte. Aus einem Vermerk<br />

Schalck-Golodkowskis über ein Gespräch mit Dr. König<br />

im Juni 1967 ist allerdings erkennbar, daß <strong>de</strong>r damalige<br />

Berliner Bausenator, Rolf Schwedler, <strong>de</strong>ssen<br />

Vertreter Dr. König bei längerer Abwesenheit war,<br />

Schalck-Golodkowskis Namen kannte.<br />

Es ist aus <strong>de</strong>n vorhan<strong>de</strong>nen Unterlagen auch nicht ersichtlich,<br />

ob Dr. König sich mit <strong>de</strong>m Regieren<strong>de</strong>n Bürgermeister<br />

von Berlin, mit Berliner Senatskollegen<br />

o<strong>de</strong>r mit b<strong>und</strong>es<strong>de</strong>utschen Politikern zu Beginn <strong>de</strong>r<br />

Gespräche mit Dr. Schalck-Golodkowski über <strong>de</strong>ren<br />

Inhalte beraten hat.<br />

Dr. König hatte aber nicht nur in eigener Berliner Regie<br />

Gespräche mit Schalck-Golodkowski geführt,<br />

son<strong>de</strong>rn war auch als Emissär im Namen <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung<br />

tätig. Insbeson<strong>de</strong>re Herbe rt Wehner, damals<br />

B<strong>und</strong>esminister für gesamt<strong>de</strong>utsche Fragen,<br />

<strong>de</strong>ssen enger Vertrauter Dr. König war, hatte <strong>de</strong>n sog.<br />

König-Kanal für Mitteilungen an die „an<strong>de</strong>re Seite"<br />

o<strong>de</strong>r „Ostseite", wie die DDR in <strong>de</strong>n Telexen an Dr.<br />

König genannt wur<strong>de</strong>, benutzt. Es ging damals um<br />

Themen wie die Postverbindungen, Verkehrsfragen,<br />

Erweiterung von Grenzübergängen, Erhöhung <strong>de</strong>s<br />

Swings usw.<br />

Ob <strong>de</strong>r „König-Kanal" auf Wunsch von Wehner o<strong>de</strong>r<br />

an<strong>de</strong>ren eingerichtet wur<strong>de</strong>, war in <strong>de</strong>r Beweiserhebung<br />

nicht feststellbar.<br />

Auch nach <strong>de</strong>m Ausschei<strong>de</strong>n Wehners aus <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung<br />

habe dieser - nach Aussage Dr. Königs<br />

Dr. Schalck-Golodkowski gegenüber - noch alle Fä<strong>de</strong>n,<br />

die die Verhandlungen mit <strong>de</strong>r DDR berührten,<br />

zusammengehalten.<br />

Vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß hat Dr. Schalck-Golodkowski<br />

ausgesagt, Honecker habe für Wehner<br />

große Sympathie empf<strong>und</strong>en <strong>und</strong> diesem Wünsche -<br />

beson<strong>de</strong>rs im humanitären Bereich - fast ohne Einschränkung<br />

erfüllt.<br />

Wehner hielt die Verbindung zu Dr. König auch nach<br />

seiner Amtszeit als B<strong>und</strong>esminister für gesamt<strong>de</strong>utsche<br />

Fragen aufrecht.<br />

Das B<strong>und</strong>eskanzleramt <strong>und</strong> die B<strong>und</strong>esregierung bemühten<br />

auch nach <strong>de</strong>m Ausschei<strong>de</strong>n Wehners aus<br />

<strong>de</strong>m Ministerium für gesamt<strong>de</strong>utsche Fragen <strong>de</strong>n<br />

„König-Kanal" weiterhin, um Mitteilungen an die<br />

DDR zu geben. Die zu übermitteln<strong>de</strong>n Nachrichten<br />

wur<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Regel an <strong>de</strong>n damaligen Senator für<br />

B<strong>und</strong>esangelegenheiten <strong>und</strong> Bevollmächtigten <strong>de</strong>s<br />

Lan<strong>de</strong>s Berlin beim B<strong>und</strong>, Horst Grabert, mit <strong>de</strong>r Bitte<br />

übersandt, die Weiterleitung auf informellem Wege<br />

zu veranlassen. Grabert wandte sich dann an Dr. König.<br />

Umgekehrt verfuhr Dr. König, wenn er Mitteilungen<br />

<strong>de</strong>r DDR-Regierung an die B<strong>und</strong>esregierung weiterleiten<br />

wollte.<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Die Vermerke Dr. Schalck-Golodkowskis <strong>und</strong> die auf<br />

b<strong>und</strong>es<strong>de</strong>utscher Seite vorhan<strong>de</strong>nen Unterlagen vermittelten<br />

<strong>de</strong>n Eindruck, daß bei<strong>de</strong> Seiten über diesen<br />

Gesprächskanal ihre Verhandlungen intensiv führten.<br />

Sie zeigten aber auch, wie mühsam <strong>und</strong> zäh die<br />

Verhandlungen seinerzeit waren. Insbeson<strong>de</strong>re die<br />

Berücksichtigung Berlins (West) in Verhandlungen<br />

schien nur möglich zu sein, wenn die Verhandlungen<br />

nicht offiziell, son<strong>de</strong>rn „unter <strong>de</strong>r Hand" erfolgten<br />

(Dokument-Nr. 786).<br />

Daß auch die DDR großes Interesse an <strong>de</strong>r Aufrechterhaltung<br />

<strong>de</strong>r Kontakte hatte, ging aus einem Vermerk<br />

von Dr. König he rvor, in <strong>de</strong>m dieser feststellte, daß<br />

sich die DDR-Seite darüber gew<strong>und</strong>ert habe, daß <strong>de</strong>r<br />

„bestehen<strong>de</strong> Kanal" nicht intensiver von <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung<br />

genutzt wer<strong>de</strong>, obwohl dieser Kontakt bisher<br />

- nach Auffassung <strong>de</strong>r DDR - zu guten Resultaten<br />

geführt habe (Dokument-Nr. 787).<br />

Nach <strong>de</strong>r Aussage Dr. Schalck-Golodkowskis en<strong>de</strong>te<br />

sein Mandat zur Verhandlungen mit Dr. König 1973,<br />

da Dr. König ab diesem Zeitpunkt nicht mehr <strong>de</strong>m Senat<br />

von Berlin angehörte <strong>und</strong> als Gesprächspartner<br />

ausschied.<br />

Dr. Schalck-Golodkowski verarbeitete die Erfahrungen,<br />

die er bis 1970 in <strong>de</strong>n Verhandlungen mit Dr.<br />

König gemacht hatte, in einem Kapitel seiner Promotionsarbeit.<br />

In <strong>de</strong>m Kapitel, das die „Realisierung<br />

von finanziellen For<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r DDR gegenüber<br />

West<strong>de</strong>utschland ... " zum Inhalt hat, beschrieb er,<br />

welche Vorteile für die DDR entstün<strong>de</strong>n, wenn es<br />

gelänge, im Vorfeld von Verträgen mit <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland einschließlich Berlin offene<br />

Fragen durch „nichtoffizielle Kanäle " vorzuklären,<br />

eine flexible Verhandlungsführung auf seiten <strong>de</strong>r<br />

DDR einzuführen sowie eine straffe <strong>und</strong> zentrale<br />

Leitung bei <strong>de</strong>n nichtoffiziellen Verhandlungen zu<br />

gewährleisten.<br />

Aus <strong>de</strong>n Unterlagen, die <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

zur Beweiserhebung sowohl von seiten <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esregierung als auch von seiten <strong>de</strong>r DDR zur<br />

Verfügung stan<strong>de</strong>n, war kein Hinweis zu entnehmen,<br />

ob Dr. Schalck-Golodkowski im Zusammenhang mit<br />

<strong>de</strong>n 1970 bis 1972 geführten Verhandlungen zwischen<br />

<strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Regierungen, die zu <strong>de</strong>n inner<strong>de</strong>utschen<br />

Zusatzvereinbarungen zum Vier-Mächte-Abkommen<br />

über Berlin, zum Verkehrsvertrag sowie<br />

schließlich zum Vertrag über die Gr<strong>und</strong>lagen <strong>de</strong>r Beziehungen<br />

zwischen <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r DDR (Gr<strong>und</strong>lagenvertrag) führten, tätig<br />

war.<br />

Während dieser Zeit führte Dr. Schalck-Golodkowski<br />

seine vertraulichen Gespräche mit <strong>de</strong>m Berliner Wirtschaftssenator<br />

Dr. König weiter. Ihre Häufigkeit nahm<br />

allerdings erkennbar ab.<br />

Nach<strong>de</strong>m Senator Dr. König 1973 aus <strong>de</strong>m Senat von<br />

Berlin ausgeschie<strong>de</strong>n war, trat - so war <strong>de</strong>n <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

vorliegen<strong>de</strong>n Unterlagen zu<br />

entnehmen - eine Pause auf <strong>de</strong>r Ebene <strong>de</strong>r von Dr.<br />

Schalck-Golodkowski geführten vertraulichen Gespräche<br />

ein. In dieser Zeit begannen zu mehreren<br />

Themen Verhandlungen zwischen <strong>de</strong>n Regierungen<br />

bei<strong>de</strong>r <strong>de</strong>utscher Staaten, wie sie im Gr<strong>und</strong>lagenvertrag<br />

genannt wur<strong>de</strong>n. Es wur<strong>de</strong> nicht bekannt, wel-

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