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Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

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Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

<strong>und</strong> mit Dr. Strauß bestan<strong>de</strong>n hätten. Über diese Kontakte<br />

sei er stets informiert wor<strong>de</strong>n.<br />

In Bezug auf sein persönliches Verhältnis zu Dr.<br />

Schalck-Golodkowski <strong>und</strong> auf seine Einschätzung Dr.<br />

Schalck-Golodkowskis hat Dr. Schäuble ausgesagt, er<br />

habe nie eine beson<strong>de</strong>re persönliche Vertraulichkeit<br />

mit Dr. Schalck-Golodkowski entwickelt. Dr. Schalck-<br />

Golodkowski sei kompetent <strong>und</strong> verläßlich gewesen.<br />

Er habe mit ihm in einer sehr direkten A rt auch sehr<br />

schwierige Probleme erörtern können. In <strong>de</strong>n Vier-<br />

Augen-Gesprächen mit Dr. Schalck-Golodkowski habe<br />

er auch ungezwungen über komplizierte Dinge gesprochen.<br />

Dr. Schalck-Golodkowski sei für die Gespräche <strong>und</strong><br />

Verhandlungen jeweils von <strong>de</strong>m Generalsekretär <strong>de</strong>s<br />

ZK <strong>de</strong>r SED <strong>und</strong> Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Staatsrats, E rich<br />

Honecker, bevollmächtigt gewesen. In Einzelfällen<br />

habe Dr. Schalck-Golodkowski zu verstehen gegeben,<br />

für bestimmte Themenbereiche keine Vollmacht<br />

bekommen zu haben. Dann seien - nach Aussage von<br />

Dr. Schäuble - keine Gespräche <strong>und</strong> Verhandlungen<br />

möglich gewesen. Es sei durchaus vorgekommen, daß<br />

Dr. Schalck-Golodkowski während <strong>de</strong>r Gespräche<br />

<strong>und</strong> Verhandlungen ein Telefongespräch geführt habe,<br />

um Weisungen o<strong>de</strong>r Stellungnahmen einzuholen.<br />

Die letzten Kontakte von Dr. Schalck-Golodkowski<br />

als Verhandlungsführer <strong>de</strong>r DDR zu einem Mitglied<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung waren die zum Chef <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>eskanzleramts<br />

<strong>und</strong> B<strong>und</strong>esminister für beson<strong>de</strong>re<br />

Aufgaben, Rudolf Seiters. Dieser trat sein Amt im<br />

April 1989 als Nachfolger von Dr. Schäuble an. Das<br />

erste Gespräch von B<strong>und</strong>esminister Seiters mit Dr.<br />

Schalck-Golodkowski fand am 11. Mai 1989 statt. Von<br />

beson<strong>de</strong>rer Be<strong>de</strong>utung waren Fragen zur Verpressung<br />

von Kali-Abwässern, Fragen im Eisenbahnbereich,<br />

Fragen <strong>de</strong>s Gewässerschutzes, <strong>de</strong>r Grenzregelung<br />

im Verlauf <strong>de</strong>r Elbe, <strong>de</strong>r Einrichtung zusätzlicher<br />

Grenzübergänge <strong>und</strong> Fragen zur Umsetzung <strong>de</strong>s Umweltabkommens.<br />

Während eines Telefonats am 17.<br />

Mai 1989 teilte Dr. Schalck-Golodkowski Seiters mit,<br />

daß <strong>de</strong>r von ihm am 11. Mai 1989 geäußerte Wunsch<br />

nach einem ersten offiziellen Besuch in Berlin (Ost)<br />

bereits vor <strong>de</strong>r Sommerpause verwirklicht wer<strong>de</strong>n<br />

könne. Der Besuch in Berlin (Ost) fand am 4. Juli 1989<br />

statt. An <strong>de</strong>n Gesprächen von Seiters mit Honecker<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>m damaligen Außenminister <strong>de</strong>r DDR, Oskar<br />

Fischer, nahm Dr. Schalck-Golodkowski nicht teil.<br />

Seiters traf ihn erst anläßlich eines Essens, zu <strong>de</strong>m Fischer<br />

gela<strong>de</strong>n hatte.<br />

Nach diesem Besuch von B<strong>und</strong>esminister Seiters in<br />

Berlin (Ost) fan<strong>de</strong>n keine weiteren Gespräche mit Dr.<br />

Schalck-Golodkowski statt, auch nicht angesichts <strong>de</strong>r<br />

dramatischen Fluchtbewegungen von DDR-Bewohnern<br />

in die Ständige Vertretung <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland in Berlin (Ost) <strong>und</strong> in die Botschaften <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland in Budapest, Prag <strong>und</strong><br />

Warschau.<br />

Der nächste Kontakt zwischen Seiters <strong>und</strong> Dr.<br />

Schalck-Golodkowski erfolgte erst nach <strong>de</strong>r Entmachtung<br />

<strong>de</strong>s SED-Generalsekretärs E rich Honecker<br />

am 18. Oktober 1989. Dr. Schalck-Golodkowski erbat<br />

ein Gespräch. Dieses wur<strong>de</strong> am 24. Oktober 1989 von<br />

Seiters im Beisein von Dr. Schäuble mit Dr. Schalck-<br />

-<br />

Golodkowski in Bonn geführt. Dr. Schalck-Golodkowski<br />

informierte über die Vorstellungen <strong>de</strong>s neuen<br />

Generalsekretärs <strong>de</strong>r SED, Egon Krenz, zu <strong>de</strong>n Verän<strong>de</strong>rungen<br />

<strong>de</strong>r Verhältnisse in <strong>de</strong>r DDR. Von seiten<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland wur<strong>de</strong> Unterstützung<br />

für Maßnahmen angeboten, die <strong>de</strong>r Verbesserung<br />

<strong>de</strong>r inner<strong>de</strong>utschen Beziehungen dienen sollten.<br />

Das darauffolgen<strong>de</strong> Treffen fand erneut in Bonn statt,<br />

<strong>und</strong> zwar am 6.November 1989. Gesprächsinhalt waren<br />

die Einrichtung eines Devisenfonds anstelle <strong>de</strong>s<br />

sog. Begrüßungsgelds <strong>und</strong> die Reduzierung <strong>de</strong>r Devisenbelastung<br />

<strong>de</strong>r Deutschen Reichsbahn. Die am 6.<br />

November 1989 begonnenen Verhandlungen wur<strong>de</strong>n<br />

neun Tage später - nach <strong>de</strong>r Öffnung <strong>de</strong>r Mauer in<br />

Berlin - im B<strong>und</strong>eskanzleramt fortgesetzt . Zusätzlich<br />

wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r für <strong>de</strong>n 20. November 1989 vorgesehene<br />

Besuch Seiters in Berlin (Ost) vorbereitet. Dieser Besuch<br />

Seiters galt <strong>de</strong>n neu gewählten Partei- <strong>und</strong> Regierungsspitzen<br />

<strong>de</strong>r DDR, <strong>de</strong>m SED-Generalsekretär<br />

<strong>und</strong> Staatsratsvorsitzen<strong>de</strong>n, Egon Krenz, sowie <strong>de</strong>m<br />

Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Ministerrats, Dr. Hans Modrow.<br />

Während dieses Aufenthalts von Seiters in Berlin<br />

(Ost) fand ein Gespräch u. a. über das Thema Reise<strong>de</strong>visenfonds<br />

statt, an <strong>de</strong>m auch Dr. Schalck-Golodkow-<br />

ski teilnahm. Mit <strong>de</strong>r Einrichtung eines Reise<strong>de</strong>visen<br />

fonds anstelle <strong>de</strong>s Begrüßungsgelds war die For<strong>de</strong>rung<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland verb<strong>und</strong>en,<br />

<strong>de</strong>n Visumzwang <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Zwangsumtausch abzuschaffen.<br />

Hierüber verhan<strong>de</strong>lte eine Delegation <strong>de</strong>r<br />

damaligen DDR, <strong>de</strong>ren Leiter Dr. Schalck-Golodkowski<br />

war, am 27. November 1989 im B<strong>und</strong>eskanzleramt.<br />

Nach <strong>de</strong>r Aussage von Seiters sollte durch die Einrichtung<br />

eines Reise<strong>de</strong>visenfonds eine Erleichterung für<br />

die Bewohner <strong>de</strong>r DDR eintreten. Es war vorgesehen,<br />

die eher unwürdige Form <strong>de</strong>r Zahlung <strong>de</strong>s Begrüßungsgelds<br />

wegfallen zu lassen. Ab 1. Januar 1990<br />

sollte niemand mehr Schlange stehen müssen, um finanzielle<br />

Reiseerleichterungen in Empfang zu nehmen.<br />

Auch Dr. Schalck-Golodkowski habe es angesichts<br />

<strong>de</strong>r Stimmungslage in <strong>de</strong>r DDR als eine außeror<strong>de</strong>ntlich<br />

wichtige Sache angesehen, um hier Erleichterungen<br />

für die Menschen in <strong>de</strong>r DDR zu schaffen.<br />

Das war das letzte Treffen zwischen Seiters <strong>und</strong> Dr.<br />

Schalck-Golodkowski, ehe er am 3. Dezember 1989<br />

die frühere DDR in Richtung Berlin (West) verließ. Es<br />

folgte lediglich noch ein telefonischer Kontakt zwischen<br />

Seiters <strong>und</strong> Dr. Schalck-Golodkowski am 2. Dezember<br />

1989, um ein geplantes Treffen in Berlin (Ost)<br />

am 5. Dezember 1989 vorzubereiten.<br />

Nach Aussage von Seiters war <strong>de</strong>r Einfluß von Dr.<br />

Schalck-Golodkowski unter Egon Krenz noch gestiegen.<br />

Bei <strong>de</strong>n schwierigen Verhandlungen über <strong>de</strong>n<br />

Reise<strong>de</strong>visenfonds sei es ja schließlich um Milliar<strong>de</strong>nbeträge<br />

gegangen, umgekehrt aber auch um essentielle<br />

For<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland.<br />

Seiters hat angegeben, Dr. Schalck-Golodkowski habe<br />

die Perspektive für die damalige DDR als außeror<strong>de</strong>ntlich<br />

kritisch angesehen.<br />

Über die mit Dr. Schalck-Golodkowski im Oktober<br />

<strong>und</strong> November 1989 geführten Gespräche <strong>und</strong> Ver-

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