09.05.2013 Aufrufe

Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>l regelten, eröffneten <strong>de</strong>r DDR zahlreiche Möglichkeiten,<br />

Devisen zu beschaffen o<strong>de</strong>r einzusparen <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>n bilateralen Waren- <strong>und</strong> Zahlungsverkehr zu manipulieren.<br />

a) Kommunistische Einparteiherrschaft<br />

Das politische <strong>und</strong> wirtschaftliche System <strong>de</strong>r DDR<br />

wur<strong>de</strong> bis zu seinem Zusammenbruch En<strong>de</strong> 1989<br />

durch die diktatorisch-bürokratische Herrschaftsausübung<br />

<strong>de</strong>r Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands<br />

(SED) bestimmt. Die Verfassungen <strong>de</strong>r DDR von<br />

1949 <strong>und</strong> von 1968 (mit <strong>de</strong>n Än<strong>de</strong>rungen von 1974)<br />

spiegelten nur die politische Programmatik wi<strong>de</strong>r,<br />

nicht die politische Realität <strong>de</strong>r zweiten <strong>de</strong>utschen<br />

Diktatur. Die SED, die 1946 aus <strong>de</strong>r Zwangsvereinigung<br />

<strong>de</strong>r SPD mit <strong>de</strong>r KPD in <strong>de</strong>r Sowjetischen Besatzungszone<br />

(SBZ) hervorging <strong>und</strong> <strong>de</strong>r verlängerte Arm<br />

<strong>de</strong>r sowjetischen Besatzungsmacht war, monopolisierte<br />

schrittweise alle gesellschaftlichen <strong>und</strong> politischen<br />

Institutionen <strong>und</strong> Regelungsmechanismen in<br />

<strong>de</strong>r SBZ sowie <strong>de</strong>r 1949 gegrün<strong>de</strong>ten DDR. Entgegen<br />

<strong>de</strong>n Formulierungen <strong>de</strong>r DDR-Verfassungen war die<br />

Volkskammer, das Parlament, nicht das einzige verfassungs-<br />

<strong>und</strong> gesetzgeben<strong>de</strong> Organ <strong>de</strong>r DDR; alle<br />

wichtigen politischen, rechtlichen <strong>und</strong> wirtschaftlichen<br />

Entscheidungen wur<strong>de</strong>n durch die SED getroffen.<br />

Der Führungsanspruch <strong>de</strong>r kommunistischen<br />

Einheitspartei, <strong>de</strong>r seit 1968 auch verfassungsrechtlich<br />

abgesichert war, erstreckte sich auf alle gesellschaftlichen<br />

Bereiche <strong>und</strong> wur<strong>de</strong> von <strong>de</strong>n Parteiorganisationen<br />

auf allen Ebenen <strong>de</strong>r Gesellschaft praktiziert.<br />

Zwar gab es auch im politischen System <strong>de</strong>r<br />

DDR eine funktionale Aufgabenverteilung zwischen<br />

Partei, Justiz, Verwaltung <strong>und</strong> Wirtschaft, zwischen<br />

staatlichen Institutionen <strong>und</strong> gesellschaftlichen Organisationen,<br />

aber die politischen Vorgaben <strong>de</strong>r Partei<br />

wur<strong>de</strong>n niemals ernsthaft in Frage gestellt. Die SED<br />

behielt sich das prinzipielle Recht vor, je<strong>de</strong>rzeit in laufen<strong>de</strong><br />

Prozesse einzugreifen. Die SED durchdrang<br />

<strong>und</strong> beherrschte mit ihrem Parteiapparat, mit <strong>de</strong>n von<br />

ihr gelenkten Massenorganisationen, mit <strong>de</strong>n gleichgeschalteten<br />

Blockparteien, mit <strong>de</strong>m von ihr manipulierten<br />

Staatsapparat <strong>und</strong> nicht zuletzt durch die<br />

Staatssicherheitsorgane alle Sphären <strong>de</strong>r Gesellschaft<br />

bis hin zum Privatleben <strong>de</strong>r Menschen.<br />

Die Herrschaft <strong>de</strong>r SED entsprach einer Wirtschaftsordnung<br />

auf <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>lage einer zentralen Planung<br />

<strong>de</strong>s Wirtschaftsprozesses <strong>und</strong> <strong>de</strong>s staatlichen Eigentums<br />

an <strong>de</strong>n Produktionsmitteln.<br />

Die SED wollte die gesamte gesellschaftliche Entwicklung<br />

in allen ihren Aspekten planen <strong>und</strong> parteistaatlich<br />

steuern. Die Verfassungs-, Verwaltungs- <strong>und</strong><br />

Justizorgane hatten die Aufgabe, <strong>de</strong>n Willen <strong>de</strong>r SED<br />

umzusetzen. Ein wesentliches Element zur Absicherung<br />

<strong>de</strong>r Diktatur <strong>de</strong>r SED über alle Bereiche von Politik,<br />

Wirtschaft <strong>und</strong> Gesellschaft war <strong>de</strong>r Staatssicherheitsapparat.<br />

Die Staatssicherheit, seit 1950 in einem<br />

selbständigen Ministerium organisiert, stellte von Anfang<br />

an ein unentbehrliches Herrschaftsinstrument<br />

<strong>de</strong>r SED dar. Die Zahl <strong>de</strong>r Mitarbeiter <strong>de</strong>s Ministeriums<br />

für Staatssicherheit (MfS) steigerte sich von 4.000<br />

im Jahre 1952 auf schließlich 85.500 hauptamtliche<br />

Mitarbeiter En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 80er Jahre. Über die Zahl <strong>de</strong>r Inoffiziellen<br />

Mitarbeiter gibt es nur Schätzungen, die<br />

zwischen 110.000 <strong>und</strong> mehreren h<strong>und</strong>erttausend liegen.<br />

Die eigentliche Regierung <strong>und</strong> das Machtzentrum <strong>de</strong>r<br />

DDR war das Politbüro <strong>de</strong>r SED. Das Politbüro, vom<br />

Zentralkomitee gewählt <strong>und</strong> diesem gegenüber formal<br />

rechenschaftspflichtig, war die ausschlaggeben<strong>de</strong><br />

Entscheidungsinstanz in Partei <strong>und</strong> Staat. Innerhalb<br />

<strong>de</strong>s Politbüros sicherte sich zunächst Walter Ulbricht<br />

<strong>und</strong> nach <strong>de</strong>ssen Sturz im Jahre 1971 Erich Honecker<br />

außeror<strong>de</strong>ntliche Machtfülle. Nach einer kurzen<br />

Übergangszeit <strong>de</strong>r Ämterteilung konzentrierte<br />

Honecker seit 1976 als Generalsekretär <strong>de</strong>r SED, als<br />

Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Nationalen Verteidigungsrates <strong>und</strong><br />

als Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Staatsrates wie seinerzeit Ulbricht<br />

die be<strong>de</strong>utendsten Partei- <strong>und</strong> Staatsfunktionen<br />

in seiner Hand. Die Entscheidungsbefugnisse <strong>de</strong>r einzelnen<br />

Mitglie<strong>de</strong>r <strong>und</strong> Kandidaten waren zwar<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich an das Politbüro rückgeb<strong>und</strong>en, gleichwohl<br />

war es einigen Politbüromitglie<strong>de</strong>rn gelungen,<br />

ihre Kompetenzen auszuweiten <strong>und</strong> ihre Machtbereiche<br />

in Partei <strong>und</strong> Staat entschei<strong>de</strong>nd auszubauen, insbeson<strong>de</strong>re<br />

Erich Mielke als Minister für Staatssicherheit<br />

<strong>und</strong> Dr. Günter Mittag als ZK-Sekretär für Wirtschaft.<br />

Dr. Mittag zog zunächst als Regierungsmitglied<br />

<strong>und</strong> ab 1976 als ZK-Sekretär alle Vollmachten<br />

für Wirtschaft <strong>und</strong> Außenhan<strong>de</strong>l an sich. Er herrschte<br />

nahezu uneingeschränkt über die Ministerien, die mit<br />

Wirtschaftsfragen befaßt waren. Mielke, seit 1971 zunächst<br />

Kandidat <strong>und</strong> dann Mitglied <strong>de</strong>s Politbüros, organisierte<br />

seit seiner Ernennung zum Minister für<br />

Staatssicherheit im November 1957 <strong>de</strong>n Überwachungsstaat.<br />

In <strong>de</strong>n 80er Jahren fällte Honecker Entscheidungen<br />

zunehmend allein o<strong>de</strong>r nach direkter Absprache mit<br />

<strong>de</strong>n Politbüro-Mitglie<strong>de</strong>rn, die Schlüsselfunktionen<br />

innehatten, wozu neben Dr. Mittag <strong>und</strong> Mielke auch<br />

Joachim Herrmann gehörte, <strong>de</strong>r die Aufsicht über die<br />

DDR-Medien führte. Wirtschaftspolitische Entscheidungen<br />

wur<strong>de</strong>n im wesentlichen von Honecker <strong>und</strong><br />

Mittag, sicherheitspolitische von Honecker <strong>und</strong> Mielke<br />

allein gefaßt, bevor sie - wenn überhaupt - <strong>de</strong>m<br />

Politbüro unterbreitet wur<strong>de</strong>n. In Absprache mit <strong>de</strong>m<br />

Generalsekretär Erich Honecker wur<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Regel<br />

auch alle an<strong>de</strong>ren Vorlagen, die <strong>de</strong>m Politbüro unterbreitet<br />

wur<strong>de</strong>n, bereits vorab geklärt <strong>und</strong> gebilligt.<br />

In <strong>de</strong>m Macht- <strong>und</strong> Kompetenzgeflecht von SED,<br />

Staat <strong>und</strong> Staatssicherheit, das das Herrschaftssystem<br />

<strong>de</strong>r DDR charakterisierte, vollzog sich <strong>de</strong>r Aufstieg<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung, <strong>de</strong>r unter<br />

seinem Leiter Dr. Schalck-Golodkowski von Anfang<br />

an eine Son<strong>de</strong>rrolle in <strong>de</strong>r Planwirtschaft <strong>de</strong>r DDR innehatte.<br />

Der Bereich war aus <strong>de</strong>m sonst bestehen<strong>de</strong>n<br />

Weisungs- <strong>und</strong> Kontrollsystem <strong>de</strong>r DDR-Planwirtschaft<br />

ausgeklammert <strong>und</strong> allein an die Weisungen<br />

<strong>de</strong>r drei Politbüromitglie<strong>de</strong>r Honecker, Dr. Mittag <strong>und</strong><br />

Mielke geb<strong>und</strong>en. Handlungsgr<strong>und</strong>lage <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung waren neben <strong>de</strong>n Beschlüssen<br />

<strong>de</strong>s Politbüros <strong>und</strong> Entscheidungen <strong>de</strong>s Generalsekretärs<br />

Honecker spätestens seit 1976 vor allem<br />

die Weisungen <strong>de</strong>s ZK-Wirtschaftssekretärs Dr.<br />

Günter Mittag. Zugleich war <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung auf verschie<strong>de</strong>nste Weise -<br />

strukturell <strong>und</strong> personell - sehr eng mit <strong>de</strong>m Ministerium<br />

für Staatssicherheit verflochten. So waren nicht

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!