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Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

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hätten sicher, unter <strong>de</strong>m Druck <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung,<br />

politische Reformen verlangt.<br />

Die DDR hätte ihre Westexporte erhöhen müssen.<br />

Hierbei stellt sich die Frage, welche Produkte zusätzlich<br />

hätten exportiert wer<strong>de</strong>n können, welche<br />

Konsequenzen das für das binnenländische<br />

Wachstum <strong>und</strong> die Versorgung <strong>de</strong>r Bevölkerung<br />

gehabt hätte. Die Westimporte hätten sinken müssen.<br />

Im Rahmen einer Konsolidierungspolitik hätten<br />

westliche Gläubiger ihre Märkte für DDR-Waren<br />

weiter öffnen müssen. Wie weit wäre die Bereitschaft<br />

<strong>de</strong>s Westens, auch die <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

gegangen, ihre Märkte für DDR-Waren weiter zu<br />

öffnen?<br />

Auch bei einer Schul<strong>de</strong>nreduzierung wäre eine<br />

noch stärkere Hinwendung <strong>de</strong>r DDR zum RGW<br />

erfolgt. Damit wäre auch in diesem Fall eine weitere<br />

Abkehr von <strong>de</strong>r internationalen Arbeitsteilung<br />

<strong>und</strong> damit eine weitere Vergrößerung <strong>de</strong>r<br />

Wachstumslücke zu <strong>de</strong>n führen<strong>de</strong>n westlichen Industrielän<strong>de</strong>rn<br />

zu erwarten gewesen.<br />

Eine Mitgliedschaft im IWF stand Anfang <strong>de</strong>r 80er<br />

Jahre in <strong>de</strong>r DDR überhaupt nicht zur Diskussion. Da<br />

die DDR zumin<strong>de</strong>st in <strong>de</strong>r ersten Hälfte <strong>de</strong>r 80er Jahre<br />

weitgehen<strong>de</strong> Solidarität mit <strong>de</strong>r UdSSR übte, die<br />

Sowjetunion aber <strong>de</strong>n IWF vehement ablehnte, wur<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r IWF auch durch die DDR abgelehnt. Eine<br />

DDR-Mitgliedschaft im IWF wur<strong>de</strong> erst in <strong>de</strong>r zweiten<br />

Hälfte <strong>de</strong>r 80er Jahre in <strong>de</strong>r DDR-Öffentlichkeit<br />

diskutiert, jedoch immer noch sehr zurückhaltend.<br />

Die Frage nach <strong>de</strong>r Akzeptanz einer IWF-Konditionalität,<br />

ohne die die Hilfe <strong>de</strong>s Fonds zur Überwindung<br />

einer Zahlungsbilanzkrise generell nicht gewährt<br />

wird, durch die DDR-Führung ist also<br />

zumin<strong>de</strong>st für eine Schul<strong>de</strong>nkrise Anfang <strong>de</strong>r 80er<br />

Jahre rein aka<strong>de</strong>misch. Es ist aber interessant, daß in<br />

<strong>de</strong>n Papieren zur Lagebeurteilung in <strong>de</strong>r Zahlungsbilanzkrise<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>n Analysen <strong>de</strong>r möglichen Folgen<br />

einer Zahlungsunfähigkeit seitens <strong>de</strong>r DDR regelmäßig<br />

auf die unerwünschte Einmischung <strong>de</strong>s IWF —<br />

mit <strong>de</strong>r man rechnen müsse, wenn es nicht gelänge,<br />

die Zahlungsfähigkeit zu „sichern" — verwiesen<br />

wur<strong>de</strong>. Es ist also nach Aktenlage nicht auszuschließen,<br />

daß die DDR im „schlimmsten Fall", also im Falle<br />

eines Zahlungsmoratoriums, die IWF-Mitgliedschaft<br />

angestrebt hätte.<br />

c) Stärkere Orientierung auf die B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland<br />

Da die Verschuldungssituation <strong>de</strong>r DDR im inner<strong>de</strong>utschen<br />

Han<strong>de</strong>l, gemessen am übrigen Westhan<strong>de</strong>l,<br />

zu Beginn <strong>de</strong>r 80er Jahre relativ günstig war,<br />

hätte sie über die tatsächlich im Jahre 1982 <strong>und</strong> bis<br />

Mitte 1983 erfolgte Substitution <strong>de</strong>r Westimporte hinaus<br />

eine weitere Bezugsausweitung aus <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

vornehmen <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Verschuldungsdruck<br />

gegenüber <strong>de</strong>n übrigen westlichen Län<strong>de</strong>rn abbauen<br />

können. Eine solche Strategie hätte allerdings schon<br />

Mitte <strong>de</strong>r 80er Jahre die ökonomische <strong>und</strong> damit<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

wohl auch die politische Abhängigkeit von <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland verstärkt.<br />

Zum damaligen Zeitpunkt waren Teile <strong>de</strong>r DDR-<br />

Staats- <strong>und</strong> Parteiführung noch nicht bereit <strong>und</strong> aufgr<strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r noch starren sowjetischen Position auch<br />

gar nicht in <strong>de</strong>r Lage, eine engere Zusammenarbeit<br />

<strong>de</strong>r DDR mit <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland ernsthaft<br />

ins Auge zu fassen. Es ist daran zu erinnern,<br />

daß <strong>de</strong>r Besuch Honeckers in Bonn, <strong>de</strong>r aufgr<strong>und</strong><br />

sowjetischen Einspruches mehrfach verschoben wor<strong>de</strong>n<br />

war, auch noch im Herbst 1987 auf erhebliche<br />

Be<strong>de</strong>nken in Moskau stieß! Erst 1988 wur<strong>de</strong> vor <strong>de</strong>m<br />

Hintergr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r zunehmend stärkeren binnen- <strong>und</strong><br />

außenwirtschaftlichen Probleme, vor allem auch <strong>de</strong>r<br />

Verschuldungssituation, über Möglichkeiten einer<br />

engeren Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland nachgedacht.<br />

3. Das Krisenmanagement in <strong>de</strong>n 80er Jahren<br />

a) Grün<strong>de</strong> für die Verbesserung <strong>de</strong>r<br />

Verschuldungssituation in <strong>de</strong>r ersten Hälfte<br />

<strong>de</strong>r 80er Jahre<br />

Nach <strong>de</strong>n statistischen Daten <strong>de</strong>r BIZ hat sich die<br />

Verschuldungssituation <strong>de</strong>r DDR gegenüber <strong>de</strong>n<br />

westlichen Kreditgebern bis Mitte <strong>de</strong>r 80er Jahre in<br />

einer Form für die DDR verbessert, wie es im Herbst<br />

1981 nicht voraussehbar war. 1981 übertrafen die Nettoschul<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>r DDR gegenüber allen westlichen Kreditgebern<br />

(einschließlich <strong>de</strong>s inner<strong>de</strong>utschen Finanzierungssaldos)<br />

die gesamten DDR-Westausfuhren,<br />

also einschließlich <strong>de</strong>r Lieferungen in die B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland, um nahezu das 2,5fache. Einer<br />

Nettoverschuldung von damals 27,09 Mrd. DM stand<br />

ein Westexport von insgesamt nur 10,96 Mrd. DM gegenüber.<br />

1984 waren die Nettoschul<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r DDR nur<br />

noch um 21 % höher als die gesamten DDR-Ausfuhren<br />

in <strong>de</strong>n Westen. Der Expo rt <strong>de</strong>r DDR betrug 1984<br />

14,37 Mrd. DM, die Nettoverschuldung gegenüber<br />

<strong>de</strong>n westlichen Kreditlän<strong>de</strong>rn nur noch<br />

17,44 Mrd. DM.<br />

Der Abbau <strong>de</strong>r Westverschuldung war aber nicht<br />

allein das Ergebnis interner DDR-Bemühungen, son<strong>de</strong>rn<br />

auch <strong>de</strong>s Rückgangs <strong>de</strong>s inte rnational hohen<br />

Zinsniveaus <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Dollaraufwertung. Ein nicht unerheblicher<br />

Rückgang <strong>de</strong>r in US-Dollar nachgewiesenen<br />

Nettoverschuldung <strong>de</strong>r DDR war auf die Dollarwerterhöhung<br />

bis 1985 zurückzuführen. (Zur<br />

Entwicklung <strong>de</strong>r Kursrelation US-Dollar/DM vgl. Tabelle<br />

26). Statistisch gesehen profitierte die DDR von<br />

<strong>de</strong>r US-Dollar-Aufwertung. Faktisch hatte sich hingegen<br />

nichts geän<strong>de</strong>rt. Sie mußte weiterhin in <strong>de</strong>n<br />

jeweiligen Währungen, in <strong>de</strong>nen sie Kredite aufgenommen<br />

hatte, ihren Schul<strong>de</strong>ndienst leisten. Eine<br />

Verlagerung <strong>de</strong>r DDR-Exportströme von währungsschwachen<br />

zu währungsstarken Län<strong>de</strong>rn konnte in<strong>de</strong>s<br />

nicht beobachtet wer<strong>de</strong>n, so daß die DDR die<br />

Wechselkursverän<strong>de</strong>rungen zur Schul<strong>de</strong>ndiensterleichterung<br />

nicht o<strong>de</strong>r nur geringfügig nutzen konnte.<br />

Der allmähliche Rückgang <strong>de</strong>s zu Beginn <strong>de</strong>r 80er<br />

Jahre international sehr hohen Zinsniveaus (vgl.

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