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Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

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Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Hinsichtlich <strong>de</strong>r Größenordnung <strong>de</strong>r vom Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung finanzierten konsumtiven<br />

Importe fan<strong>de</strong>n sich in <strong>de</strong>n <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

vorgelegenen Unterlagen nur sporadische<br />

Angaben. Ausweislich einer Aufstellung betrugen die<br />

insgesamt aus Mitteln <strong>de</strong>s Son<strong>de</strong>rkontos 0628 (sog.<br />

Honecker-Konto) bezahlten Impo rte ca. 600 Mio. Valuta-Mark,<br />

was gera<strong>de</strong> ungefähr einem Fünftel <strong>de</strong>r<br />

insgesamt im Rahmen <strong>de</strong>s Häftlingsfreikaufs auf diesem<br />

Konto vereinnahmten Devisen entsprach. Entsprechen<strong>de</strong><br />

Aufstellungen über aus Mitteln <strong>de</strong>r<br />

Hauptabteilung II finanzierte Impo rte o<strong>de</strong>r Gestattungsvorhaben<br />

enthielten die Unterlagen nicht. Auch<br />

aus <strong>de</strong>n dazu vorhan<strong>de</strong>nen Angaben aus <strong>de</strong>n Rechenschaftsberichten<br />

von Dr. Schalck-Golodkowski an Dr.<br />

Günter Mittag war nur ausnahmsweise ersichtlich, ob<br />

die Konsumgüterimporte aus Mitteln <strong>de</strong>r Zahlungsbilanz<br />

o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Bereichs finanziert wur<strong>de</strong>n (Dokument-<br />

Nr. 650).<br />

Das Fehlen präziser Angaben <strong>und</strong> Aufstellungen<br />

dürfte ein Indiz dafür sein, daß die Konsumgüterversorgung<br />

<strong>de</strong>r Bevölkerung primär die Aufgabe <strong>de</strong>s<br />

Planbereichs war <strong>und</strong> als Aktivität <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung eher eine Ran<strong>de</strong>rscheinung<br />

darstellte, zumal <strong>de</strong>r Bereich seit <strong>de</strong>r Unterstellung<br />

unter Dr. Günter Mittag im Jahre 1976 <strong>de</strong>n Schwerpunkt<br />

seiner Tätigkeit auf für ihn lukrative Industriegüterimporte<br />

legte. Nach Einschätzung <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

hat <strong>de</strong>r Bereich zur Konsumgüterversorgung<br />

(einschließlich Festtagsimporte) ca. eine<br />

Mrd. Valuta-Mark aus eigenen Mitteln beigesteuert.<br />

InvestiveVerwendung/Investionsgüterimporte<br />

Hinter Industriegüterimporten verbargen sich die von<br />

Außenhan<strong>de</strong>lsbetrieben <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung durchgeführten Impo rte von Ersatzteilen<br />

sowie Anlagen, Maschinen <strong>und</strong> an<strong>de</strong>ren hochwertigen<br />

Rationalisierungsmitteln (Technologie-Importe)<br />

für die DDR-Wirtschaft. Diese wur<strong>de</strong>n vom Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung aus <strong>de</strong>n angehäuften<br />

Devisen bzw. aus zusätzlich aufgenommenen Krediten<br />

vor- <strong>und</strong> zwischenfinanziert <strong>und</strong> mußten von<br />

<strong>de</strong>n Bedarfsträgern <strong>de</strong>s Planbereichs in Höhe <strong>de</strong>s Importwerts,<br />

<strong>de</strong>r Finanzierungskosten <strong>und</strong> eines beträchtlichen<br />

Gewinnzuschlags von min<strong>de</strong>stens 15%<br />

<strong>de</strong>s Importwerts durch außerplanmäßige Bereitstellung<br />

von exportfähigen Gütern für <strong>de</strong>n Bereich refinanziert<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Im Gegensatz zu <strong>de</strong>n Konsumgüter-Impo rten, die für<br />

<strong>de</strong>n nach <strong>de</strong>m Prinzip <strong>de</strong>r Eigenerwirtschaftung von<br />

Devisen agieren<strong>de</strong>n Bereich mit einem endgültigen<br />

Kapitalabfluß verb<strong>und</strong>en waren, stellten die Ausgaben<br />

für Investitionsgüter-Importe Investitionen <strong>de</strong>s<br />

Bereichs in die DDR-Industrie dar, aus <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung unter Ausnutzung<br />

seiner Monopolstellung durch Abschöpfung <strong>de</strong>r nicht<br />

nur außerplanmäßigen, son<strong>de</strong>rn bisweilen auch <strong>de</strong>r<br />

planmäßigen Produktionsleistung <strong>de</strong>r Planbetriebe<br />

<strong>und</strong> Kombinate erhebliche Deviseneinnahmen (Investitionsrendite)<br />

realisierte. Insoweit bestand <strong>de</strong>r primäre<br />

Zweck <strong>de</strong>r Investitionsgüterimporte für <strong>de</strong>n Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung in <strong>de</strong>r maximalen<br />

Devisenerwirtschaftung.<br />

Hintergr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Investitionsgüter-Impo rte bil<strong>de</strong>ten<br />

die ständigen Zahlungsbilanz<strong>de</strong>fizite, die aus <strong>de</strong>r Exportschwäche<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>m steigen<strong>de</strong>n Importbedarf <strong>de</strong>r<br />

DDR resultierten. Sie waren auch die Ursache dafür,<br />

daß die von <strong>de</strong>r Staatlichen Plankommission erstellten<br />

Volkswirtschaftspläne <strong>de</strong>n Devisenbedarf für Ersatz<strong>und</strong><br />

Erweiterungsinvestionen <strong>de</strong>r DDR-Wirtschaft nur<br />

in unzureichen<strong>de</strong>m Maße berücksichtigten. Gera<strong>de</strong><br />

diese Mängel eröffneten <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung die Chance, durch Importe mo<strong>de</strong>rner<br />

Industrieanlagen relativ risikolos Devisen zu erwirtschaften,<br />

während sie an<strong>de</strong>rerseits die Volkswirtschaft<br />

<strong>de</strong>r DDR zwangen, ihre Konkurrenzfähigkeit<br />

durch Verkürzung <strong>de</strong>s technologischen Vorsprungs<br />

<strong>de</strong>s Westens mittels solcher Importe zu erhöhen, um<br />

dadurch nachhaltig höhere Deviseneinahmen zu erzielen<br />

<strong>und</strong> Importausgaben zu reduzieren. Unter<br />

volkswirtschaftlichen Aspekten bestand <strong>de</strong>r Zweck<br />

<strong>de</strong>r Technologie-Importe darin, die DDR-Wirtschaft<br />

zu mo<strong>de</strong>rnisieren. Dadurch erhoffte sich die politische<br />

Führung eine Erhöhung <strong>de</strong>r Leistungsfähigkeit <strong>de</strong>r<br />

DDR-Industrie, mit <strong>de</strong>r eine nachhaltige Verbesserung<br />

<strong>de</strong>r Exportfähigkeit, Erhöhung <strong>de</strong>r Produktqualität,<br />

Reduzierung <strong>de</strong>r Importe, Beschleunigung <strong>de</strong>s<br />

Produktionswachstums <strong>und</strong> Senkung <strong>de</strong>s Produktionsverbrauchs<br />

einhergehen sollten (Dokument-Nr.<br />

708).<br />

Das Prinzip <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Ablauf <strong>de</strong>r Industriegüter-Importe<br />

zeigt folgen<strong>de</strong>s Beispiel:<br />

Ein nicht konkurrenzfähiger Planbetrieb aus <strong>de</strong>m Bereich<br />

<strong>de</strong>r Möbelindustrie konnte seine Exportpläne<br />

nicht erfüllen. Zur Herstellung von im Westen konkurrenzfähigen<br />

Möbeln benötigte er einen neuen Maschinenpark,<br />

für <strong>de</strong>ssen Anschaffung keine Mittel im<br />

Staatsplan vorgesehen waren. Der Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung stellte die erfor<strong>de</strong>rlichen Mittel<br />

z. B. in Höhe von 100 Mio. DM bereit <strong>und</strong> beauftragte<br />

einen seiner Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe mit <strong>de</strong>r Durchführung<br />

<strong>de</strong>s Imports <strong>de</strong>r Maschinen aus <strong>de</strong>m Westen.<br />

Der westliche Exporteur mußte sich verpflichten, Waren<br />

aus <strong>de</strong>r DDR min<strong>de</strong>stens im Gegenwert abzunehmen<br />

(Gegengeschäftsverpflichtung). Mit Hilfe <strong>de</strong>r<br />

neuen Maschinen sollte <strong>de</strong>r Planbetrieb höhere Produktionsleistungen<br />

erbringen <strong>und</strong> daraus durch Westexporte<br />

höhere Devisenerlöse erzielen. Die vom Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung zur Beschaffung<br />

<strong>de</strong>s Maschinenparks eingesetzten Finanzmittel in Höhe<br />

von 100 Mio. DM hatte er mit einem Aufschlag von<br />

in <strong>de</strong>r Regel 15 %, in Einzelfällen bis zu 30 %, zurückzuzahlen.<br />

Zusätzlich verdiente <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung an Provisionen, die sowohl beim<br />

Import <strong>de</strong>s Maschinenparks als auch beim Export von<br />

DDR-Produkten von <strong>de</strong>n westlichen Ex- bzw. Importeuren<br />

an die zwischengeschalteten Vertretergesellschaften<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

zu zahlen waren. Die Höhe <strong>de</strong>r im Rahmen <strong>de</strong>r<br />

Zwangsvertretung gefor<strong>de</strong>rten Provisionen belief sich<br />

auf bis zu 8 % <strong>de</strong>s Warenwerts.<br />

Das Beispiel macht <strong>de</strong>utlich, daß die vom Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung realisierten Investitionsgüterimporte<br />

erhebliche Kosten verursachten, die zu<br />

Lasten <strong>de</strong>r Volkswirtschaft <strong>de</strong>r DDR gingen. Dazu<br />

zählten neben <strong>de</strong>m Gewinnzuschlag auch die<br />

Zwangsprovisionen, die Bestandteil <strong>de</strong>r Preiskalkula-

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