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Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

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Als wichtigste Säule <strong>de</strong>s Kommandosystems wur<strong>de</strong> in<br />

<strong>de</strong>m Ausschußbericht das Ministerium für Staatssicherheit<br />

bezeichnet:<br />

„Es war zwar formal in <strong>de</strong>n Regierungsapparat eingeglie<strong>de</strong>rt,<br />

aber praktisch eine selbständige, keiner<br />

Kontrolle unterliegen<strong>de</strong> Institution unter streng militärischer<br />

Einzelleitung. Seine materiellen Mittel<br />

wur<strong>de</strong>n pauschal geplant <strong>und</strong> ausgewiesen. Auch<br />

eine Finanzkontrolle fand nur durch eigene Organe<br />

statt ... Alle strukturellen Fragen <strong>de</strong>s Ministeriums<br />

... wur<strong>de</strong>n vom Minister entschie<strong>de</strong>n. ...<br />

Mit seinen Stellvertretern verkehrte <strong>de</strong>r Minister<br />

nur telefonisch. Bei seinen Entscheidungen stützte<br />

sich <strong>de</strong>r Minister auf seine Stabsabteilung (Zentrale<br />

Auswertungs- <strong>und</strong> Informationsgruppe)."<br />

Parteikontrollkommission Eberlein<br />

Werner Eberlein, langjähriger Mitarbeiter <strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r<br />

SED <strong>und</strong> u.a. 1. Sekretär <strong>de</strong>r SED-Bezirksleitung<br />

Mag<strong>de</strong>burg, wur<strong>de</strong> im November 1989 als Nachfolger<br />

<strong>de</strong>s von seinen Parteiämtern entb<strong>und</strong>enen E rich Mükkenberger<br />

Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Zentralen Parteikontrollkommission.<br />

Als die SED im Dezember 1989 eine<br />

neue Parteiführung wählte, wur<strong>de</strong> die Zentrale Parteikommission<br />

jedoch aufgelöst <strong>und</strong> statt<strong>de</strong>ssen eine<br />

neue sog. Schiedskommission gebil<strong>de</strong>t.<br />

Zu <strong>de</strong>n Aufgaben <strong>de</strong>r Zentralen Parteikontrollkommission<br />

zählte, die Parteiausschlußverfahren gegen ehemalige<br />

Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Parteiführung, u.a. gegen <strong>de</strong>n<br />

früheren SED-Generalsekretär Erich Honecker <strong>und</strong><br />

Politbüro-Mitglied Dr. Günter Mittag, zu bearbeiten.<br />

Am 2. Dezember 1989, am Tag vor seiner Flucht, übermittelte<br />

Dr. Schalck-Golodkowski Werner Eberlein Unterlagen<br />

zu <strong>de</strong>n Finanzen von Unternehmen, die für die<br />

SED tätig waren, inklusive <strong>de</strong>r Auftrags- <strong>und</strong> Revisionsbestätigungen.<br />

In einem Begleitschreiben schil<strong>de</strong>rte<br />

Dr. Schalck-Golodkowski, daß die SED nicht<br />

mehr bereit sei, ihn gegen Rufmord, Unwahrheiten, Lügen,<br />

Halbwahrheiten <strong>und</strong> auch Wahrheiten zu verteidigen.<br />

Auch Ministerpräsi<strong>de</strong>nt Dr. Modrow verhin<strong>de</strong>re<br />

nicht, daß <strong>de</strong>r Vorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Volkskammerausschusses,<br />

Dr. Toeplitz, ihn vernehmen wolle. Dr.<br />

Schalck-Golodkowski sah <strong>de</strong>m Brief an Eberlein zufolge<br />

keine Möglichkeit, Fragen, die über die Klärung <strong>de</strong>r<br />

Bautätigkeit <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

hinaus an ihn gestellt wer<strong>de</strong>n könnten, wahrheitsgemäß<br />

zu beantworten. Durch die Übermittlung <strong>de</strong>r<br />

Unterlagen an Eberlein wolle er einer möglichen strafrechtlichen<br />

Verfolgung wegen Nicht- o<strong>de</strong>r Falschaussage<br />

entgehen. In diesem B rief ging Dr. Schalck-Golodkowski<br />

auch auf die Regelung seiner Nachfolge <strong>und</strong> die<br />

Vorkehrungen gegen die drohen<strong>de</strong> Zahlungsunfähigkeit<br />

<strong>de</strong>s Staates ein, mit <strong>de</strong>nen er <strong>de</strong>n Leiter <strong>de</strong>r Hauptabteilung<br />

III <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung,<br />

Dieter Paul, beauftragt habe (Dokument-Nr. 749).<br />

Eberlein gab gegenüber <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft bei<br />

<strong>de</strong>m Kammergericht Berlin am 3. September 1991 an,<br />

daß er <strong>de</strong>n B rief von Dr. Schalck-Golodkowski mit<br />

zehn bis fünfzehn Seiten Anlagen <strong>und</strong> einer Vielzahl<br />

an<strong>de</strong>rer Postzugänge ungeöffnet in seinem Büro hinterlassen<br />

habe. Wenige Tage später <strong>und</strong> ohne daß<br />

Eberlein <strong>de</strong>n Brief von Dr. Schalck-Golodkowski gelesen<br />

habe, sei sein Dienstzimmer im ZK-Gebäu<strong>de</strong> ver-<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

siegelt wor<strong>de</strong>n. Die bereits im Archiv <strong>de</strong>r Zentralen<br />

Parteikontrollkommission im ZK-Gebäu<strong>de</strong> gelagerten<br />

Akten waren auch nach Versiegelung <strong>de</strong>r Arbeitsräume<br />

noch zugänglich. Der Verbleib <strong>de</strong>r Unterlagen<br />

konnte nicht geklärt wer<strong>de</strong>n; sie wur<strong>de</strong>n von Eberlein<br />

selbst we<strong>de</strong>r beson<strong>de</strong>rs gesichert noch vernichtet.<br />

Auch <strong>de</strong>r Verbleib <strong>de</strong>r weiterhin nicht geöffneten Post<br />

ist ungeklärt. Der Vorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>r neuen Schiedskommission<br />

weigerte sich, die Arbeit <strong>de</strong>r Parteikontrollkommission<br />

fortzuführen, insbeson<strong>de</strong>re die vor seiner<br />

Einsetzung eingegangenen Bürgereingaben zu bearbeiten.<br />

Untersuchungsabteilung <strong>de</strong>s Ministerrats unter<br />

Leitung von Prof. Dr. Dähn<br />

Am 11. Dezember 1989 beschloß <strong>de</strong>r Ministerrat die<br />

Bildung einer zeitweiligen Untersuchungsabteilung<br />

unter Leitung von Prof. Dr. Ulrich Dähn (Dokument-<br />

Nr. 750). Im Vorfeld war ein Vorschlag <strong>de</strong>s „R<strong>und</strong>en<br />

Tisches" <strong>und</strong> <strong>de</strong>r unabhängigen Untersuchungskommission<br />

<strong>de</strong>r neuen gesellschaftlichen Gruppen<br />

(Schnur, Ladwig) für ein <strong>de</strong>rartiges Gremium im Ministerrat<br />

abgelehnt wor<strong>de</strong>n, woraufhin die Mitglie<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>s „R<strong>und</strong>en Tisches " das Angebot, im Zeitweiligen<br />

Ausschuß <strong>de</strong>r Volkskammer mitzuarbeiten ablehnten,<br />

da „die Volkskammer in ihrer gegenwärtigen Zusammensetzung<br />

<strong>und</strong> auch <strong>de</strong>r zeitweilige Ausschuß<br />

kein Vertrauen" habe. Es wur<strong>de</strong> jedoch als Alternative<br />

angeregt, eine unabhängige Regierungskommission<br />

zu bil<strong>de</strong>n <strong>und</strong> mit <strong>de</strong>m Regierungsbeauftragten in<br />

dieser Kommission zusammenzuarbeiten (Dokument-<br />

Nr. 750). Daraus entstand dann die sog. Lin<strong>de</strong>mann-<br />

Kommission.<br />

Der <strong>de</strong>m Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Ministerrats direkt unterstellten<br />

Untersuchungsabteilung Dr. Dähns gehörten<br />

Mitarbeiter <strong>de</strong>s Ministeriums für Innere Angelegenheiten,<br />

<strong>de</strong>s Ministeriums <strong>de</strong>r Finanzen <strong>und</strong> Preise <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>s Ministeriums für Außenwirtschaft, <strong>de</strong>s Sekretariats<br />

<strong>de</strong>s Ministerrats <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Aka<strong>de</strong>mie für Staats- <strong>und</strong><br />

Rechtswissenschaft an. Bei Bedarf konnten weitere<br />

Mitarbeiter staatlicher Untersuchungsorgane o<strong>de</strong>r<br />

sachk<strong>und</strong>ige Bürger <strong>de</strong>r am „R<strong>und</strong>en Tisch" vertretenen<br />

Parteien <strong>und</strong> politischen Gruppierungen einbezogen<br />

wer<strong>de</strong>n (vgl. Erster Teilbericht, BT-Drucksache<br />

12/3462, Dokument-Nr. 229, S. 1679).<br />

Der entsprechen<strong>de</strong> Beschluß nannte als Aufgabe <strong>de</strong>r<br />

Untersuchungsabteilung „die Prüfung von Sachverhalten,<br />

Hinweisen <strong>und</strong> Mitteilungen zu Rechtsverletzungen<br />

durch Amtsträger, insbeson<strong>de</strong>re von schweren<br />

Schädigungen <strong>de</strong>s sozialistischen Eigentums <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r Volkswirtschaft durch Veruntreuung, Vertrauensmißbrauch<br />

<strong>und</strong> Steuerhinterziehung, Bestechlichkeit<br />

<strong>und</strong> Vorteilsannahme zur persönlichen Bereicherung"<br />

. Darunter fielen gr<strong>und</strong>sätzlich auch Untersuchungen<br />

zum Bereich Kommerzielle Koordinierung.<br />

Der Leiter <strong>de</strong>r Untersuchungsabteilung konnte über<br />

die Zulässigkeit <strong>de</strong>r Kontrolle von Unterlagen <strong>und</strong> Objekten<br />

entschei<strong>de</strong>n, die im Interesse <strong>de</strong>r staatlichen Sicherheit<br />

<strong>de</strong>r Geheimhaltung unterlagen. Die Untersuchungsabteilung<br />

sollte festgestellte Sachverhalte mit<br />

Verdacht auf Straftaten o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re Rechtsverletzungen<br />

<strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft bzw. <strong>de</strong>m zuständigen<br />

staatlichen Untersuchungsorgan übergeben.

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