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Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

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Ost-Berliner Anwalts Dr. Wolfgang Vogel getroffen.<br />

Er hinterließ dabei für Dr. Schalck-Golodkowski <strong>de</strong>n<br />

Eindruck, durch Dr. Strauß <strong>und</strong> Dr. Jenninger gut vorbereitet<br />

gewesen zu sein, Dr. Schalck-Golodkowski<br />

konnte überdies an seine Vorgesetzten Dr. Mittag <strong>und</strong><br />

Mielke mel<strong>de</strong>n, daß Dr. Schäuble ihm <strong>de</strong>n Eindruck<br />

eines „ehrgeizigen <strong>und</strong> unter Erfolgszwang stehen<strong>de</strong>n<br />

Politikers" vermittelt habe.<br />

Die von Rechtsanwalt Dr. Wolfgang Vogel festgehaltene<br />

Zusicherung <strong>de</strong>r Diskretion über die Gespräche,<br />

sollte allerdings nicht für die „Südschiene" (Strauß)<br />

gelten.<br />

Dr. Schäuble hat in seiner Funktion als Kanzleramtsminister<br />

im Zeitraum vom 14. Januar 1985 bis 1. März<br />

1989 weitere 16 Gespräche mit Dr. Schalck-Golodkowski<br />

auf Regierungsebene geführt. Darüber hinaus<br />

lassen sich anhand <strong>de</strong>r Ausschußunterlagen insgesamt<br />

15 Telefongespräche <strong>und</strong> Nachrichtenübermittlungen<br />

teilweise über das Büro von Dr. Schäuble <strong>und</strong><br />

das Büro von Dr. Schalck-Golodkowski nachvollziehen.<br />

Ein Hauptthema <strong>de</strong>r Gespräche von Dr. Schäuble mit<br />

Dr. Schalck-Golodkowski war die Tamilen-Frage.<br />

Nach Angaben von Dr. Schalck-Golodkowski in einem<br />

Vermerk vom 3. Juni 1985 stellte Dr. Schäuble<br />

<strong>de</strong>r DDR ein politisches Entgegenkommen <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland im Falle einer Asyl-Regelung<br />

in Aussicht.<br />

Dr. Schäuble soll intern als seine persönliche Auffassung<br />

geäußert haben, daß eine befriedigen<strong>de</strong> Lösung<br />

<strong>de</strong>s sog. Asylantenproblems Möglichkeiten für eine<br />

einvernehmliche Regelung <strong>de</strong>s Grenzverlaufs auf <strong>de</strong>r<br />

Elbe schaffen bzw. erleichtern könnte.<br />

In einem weiteren Vermerk von Dr. Schalck-Golodkowski<br />

über ein Treffen mit Dr. Schäuble vom 4. Februar<br />

1986, das im übrigen in <strong>de</strong>m Privathaus von Dr.<br />

Schalck-Golodkowski in <strong>de</strong>r Hohenschönhausener<br />

Manetstraße stattgef<strong>und</strong>en hat, heißt es u.a.:<br />

„... Schäuble bemerkte, daß er kein Geheimnis verrate,<br />

wenn er mitteilt, daß von Seiten <strong>de</strong>r CDU/CSU<br />

das Problem <strong>de</strong>s gelten<strong>de</strong>n Asylrechts zum Wahlkampfthema<br />

gegenüber <strong>de</strong>r SPD gemacht wird.<br />

Wenn es dadurch <strong>und</strong> vielleicht mit Unterstützung<br />

<strong>de</strong>r DDR gelingen wür<strong>de</strong>, die SPD für eine entsprechen<strong>de</strong><br />

Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Gr<strong>und</strong>rechts zu gewinnen,<br />

wür<strong>de</strong> durch diese Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Asylrechts in<br />

<strong>de</strong>r BRD das Problem gelöst wer<strong>de</strong>n können."<br />

Am 19. Mai 1987 fand im B<strong>und</strong>eskanzleramt ein weiteres<br />

Gespräch zwischen Dr. Schäuble <strong>und</strong> Dr.<br />

Schalck-Golodkowski statt. Thema war die Vorbereitung<br />

<strong>de</strong>s Besuchs <strong>de</strong>s Generalsekretärs <strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r<br />

SED <strong>und</strong> Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Staatsrates, Erich Honekker,<br />

in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland. In <strong>de</strong>m Vermerk<br />

von Dr. Schalck-Golodkowski über das Gespräch<br />

heißt es u.a.:<br />

„Schäuble erklärte prinzipiell, daß E rich Honecker<br />

als Staatsoberhaupt <strong>de</strong>r DDR behan<strong>de</strong>lt wird. Er bittet<br />

zu beachten, daß er als Gast <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>eskanzlers<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland in die BRD kommt<br />

<strong>und</strong> daß er so wie Mitterrand, Reagan, Breschnew<br />

<strong>und</strong> an<strong>de</strong>re Gäste <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>eskanzlers behan<strong>de</strong>lt<br />

wird. "<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Zu einem Gespräch am 17. August 1987 im B<strong>und</strong>eskanzleramt<br />

mit B<strong>und</strong>esminister Dr. Schäuble hielt Dr.<br />

Schalck-Golodkowski in einem Vermerk u.a. folgen<strong>de</strong>s<br />

fest:<br />

„Schäuble informierte <strong>de</strong>s weiteren darüber, daß an<br />

einer positiven Klärung <strong>de</strong>s Grenzverlaufs <strong>de</strong>r Elbe<br />

unter persönlicher Einflußnahme von B<strong>und</strong>eskanzler<br />

Kohl sowie von F.J. Strauß <strong>und</strong> Bangemann intensiv<br />

gearbeitet wird. Das Hauptproblem besteht<br />

darin, <strong>de</strong>n Ministerpräsi<strong>de</strong>nten von Nie<strong>de</strong>rsachsen,<br />

Albrecht, in dieser Frage umzustimmen.<br />

Ich hatte <strong>de</strong>n Eindruck, daß Schäuble persönlich<br />

bemüht ist, in dieser Frage weiter zu kommen, aber<br />

offensichtlich innenpolitisch auch weiterhin mit erheblichen<br />

Wi<strong>de</strong>rstand rechnet. "<br />

Im April 1989 wur<strong>de</strong> Dr. Schäuble zum B<strong>und</strong>esinnenminister<br />

ernannt, sein Nachfolger als Kanzleramtsminister<br />

wur<strong>de</strong> Rudolf Seiters. Trotz fehlen<strong>de</strong>r Ressortzuständigkeit<br />

führte Dr. Schäuble am Ran<strong>de</strong> von Verhandlungen<br />

von Rudolf Seiters mit Dr. Schalck-Golodkowski<br />

mit diesem ein Gespräch. Dr. Schäuble<br />

nahm überdies am 24. Oktober 1989 neben Rudolf<br />

Seiters an Verhandlungen mit Dr. Schalck-Golodkowski<br />

teil. Zur Erläuterung dieses ungewöhnlichen Umstands<br />

weisen die Unterlagen aus, daß Dr. Schäuble<br />

nicht in Staatsfunktion, son<strong>de</strong>rn als „CDU-Vorstandsmitglied"<br />

an <strong>de</strong>n Verhandlungen teilgenommen hat.<br />

Dies gilt auch für ein weiteres Gespräch zwischen Dr.<br />

Schäuble <strong>und</strong> Dr. Schalck-Golodkowski am 6. November<br />

1989.<br />

Unterlagen <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses belegen,<br />

daß <strong>de</strong>r bayerische Ministerpräsi<strong>de</strong>nt Dr. Franz Josef<br />

Strauß, was Intensität <strong>und</strong> Intimität <strong>de</strong>s Umgangs mit<br />

Dr. Schalck-Golodkowski anbelangt, von keinem an<strong>de</strong>ren<br />

Gesprächspartner übertroffen wur<strong>de</strong>.<br />

Die Inhalte <strong>de</strong>r Gespräche sind im großen Umfang<br />

durch zahlreiche Presseveröffentlichungen bekanntgewor<strong>de</strong>n.<br />

Die von Dr. Schalck-Golodkowski gefertigten<br />

Nie<strong>de</strong>rschriften reichen von <strong>de</strong>r Information<br />

über Rüstungsprojekte bis zu Außerungen über Politiker<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland. Es fiel nicht in<br />

die Zuständigkeit <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses,<br />

Hinweisen auf die Verknüpfung wirtschaftlicher Interessen,<br />

insbeson<strong>de</strong>re durch <strong>de</strong>n Strauß-Vertrauten<br />

Josef März, nachzugehen. Feststellungen <strong>und</strong> Bewertungen<br />

hierzu zu treffen, bleibt <strong>de</strong>m Bayerischen Untersuchungsausschuß<br />

vorbehalten.<br />

Nach <strong>de</strong>m Tod von Dr. Franz Josef Strauß blieben <strong>de</strong>ssen<br />

Nachfolger in Bayern in enger Tuchfühlung mit<br />

Dr. Schalck-Golodkowski.<br />

Der neue CSU-Vorsitzen<strong>de</strong> Dr. Theo Waigel äußerte<br />

schriftlich <strong>de</strong>n Wunsch, Dr. Schalck-Golodkowski, mit<br />

<strong>de</strong>m er bereits einmal während <strong>de</strong>r Leipziger Messe<br />

am 15. März 1987 zusammengetroffen war, möge im<br />

ersten Quartal 1989 zu einem Gespräch mit ihm <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>m bayerischen Ministerpräsi<strong>de</strong>nten Max Streibl<br />

nach München kommen.<br />

Tatsächlich trafen sich Dr. Waigel, Streibl <strong>und</strong> Dr.<br />

Schalck-Golodkowski am 13. Februar 1989 in <strong>de</strong>m<br />

Münchener Prominentenlokal „Bogenhausener Hof".<br />

Über das Gespräch notierte Dr. Schalck-Golodkowski<br />

in einem Vermerk an E rich Mielke u.a.:

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