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Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

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diese Informationen war für die Wissenschaftler neben<br />

Dienstreisen vor allem die internationale technische<br />

Literatur.<br />

Organisatorisch <strong>und</strong> disziplinarisch war <strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>s<br />

„Bereichs Wissenschaftsstrategie <strong>de</strong>m Leiter <strong>de</strong>s<br />

Han<strong>de</strong>lsbereichs 4 im AHB Elektronik zugeordnet; in<br />

allen fachlichen Fragen war er <strong>de</strong>m Minister für Elektrotechnik<br />

<strong>und</strong> Elektronik unterstellt. Nach Darstellung<br />

von Ronneberger vor <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft bei<br />

<strong>de</strong>m Kammergericht Berlin gehörte die Abteilung<br />

Wissenschaftsstrategie ursprünglich zum Ministerium<br />

für Elektrotechnik <strong>und</strong> Elektronik <strong>und</strong> war <strong>de</strong>m Institut<br />

für Organisation <strong>und</strong> Rationalisierung <strong>de</strong>r Elektroindustrie<br />

angeglie<strong>de</strong>rt. Durch die Zuordnung <strong>de</strong>r Abteilung<br />

zum Han<strong>de</strong>lsbereich 4 behielt das Ministerium<br />

für Elektrotechnik <strong>und</strong> Elektronik <strong>de</strong>n Einfluß auf<br />

diesen Bereich, <strong>de</strong>r bei einer Einglie<strong>de</strong>rung in ein<br />

Kombinat möglicherweise verlorengegangen wäre.<br />

Das MfS kontrollierte die Arbeiten <strong>de</strong>s Bereichs Wissenschaftsstrategie;<br />

<strong>de</strong>ssen Leiter Prof. Jähn, war Inoffizieller<br />

Mitarbeiter <strong>de</strong>s Mf S.<br />

Mit <strong>de</strong>m Han<strong>de</strong>lsbereich 30, <strong>de</strong>r im Zweiten Teilbericht<br />

BT-Drucksache 12/3920 auf Seite 39 aufgeführt<br />

ist, dürfte <strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>lsbereich 4 gemeint sein. Die Bezeichnung<br />

„Han<strong>de</strong>lsbereich 30" fin<strong>de</strong>t sich ausschließlich<br />

in Vernehmungen Dr. Schalck-Golodkowskis.<br />

In <strong>de</strong>n Akten gibt es keine Belege dafür, daß ein<br />

Han<strong>de</strong>lsbereich 30 jemals existierte; auch nach Aussagen<br />

mehrerer Zeugen ist diese Bezeichnung falsch<br />

(vgl. Volze, Armin, „Schalck <strong>und</strong> kein En<strong>de</strong>, Drei Bücher<br />

auf <strong>de</strong>n Wogen <strong>de</strong>s Zeitgeistes", Deutschland<br />

Archiv, 1992, Bd. 25, S. 653, Fußnote 17).<br />

e) Ministerium für Staatssicherheit / „Spezielle<br />

Beschaffungsorgane" (SBO)<br />

Für das Ministerium für Staatssicherheit war das<br />

Durchbrechen <strong>de</strong>s Embargos eine beson<strong>de</strong>rs wichtige<br />

Aufgabe. Das Unterlaufen <strong>de</strong>s Embargos erfor<strong>de</strong>re<br />

eine weitgehen<strong>de</strong> Unterstützung <strong>de</strong>r Volkswirtschaft<br />

durch das MfS, schrieb <strong>de</strong>r Minister für Staatssicherheit,<br />

Erich Mielke, im Befehl 2/87 (vgl. Erster Teilbericht,<br />

BT-Drucksache 12/3462, Dokumentnummer<br />

180, S. 1356).<br />

„Die staats- <strong>und</strong> wirtschaftsleiten<strong>de</strong>n Organe <strong>und</strong> die<br />

damit beauftragten Einrichtungen sind ohne die Informationen<br />

<strong>und</strong> spezifischen Beiträge <strong>de</strong>s MfS allein<br />

nicht in <strong>de</strong>r Lage, die Zielstellungen <strong>de</strong>r Partei- <strong>und</strong><br />

Staatsführung auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>r Hoch- <strong>und</strong> Schlüsseltechnologien<br />

zu erfüllen", heißt es <strong>de</strong>mentsprechend<br />

in einem Entwurf einer Diplomarbeit zum „Sicherungsgegenstand<br />

Embargo". Angaben über <strong>de</strong>n<br />

Verfasser <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Zeitpunkt <strong>de</strong>s Entwurfs liegen <strong>de</strong>m<br />

Untersuchungsausschuß nicht vor (Dokument-Nr.<br />

566).<br />

Der Untersuchungsausschuß hat festgestellt, daß <strong>de</strong>r<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung beim Import<br />

von Embargoausrüstungen mit mehren Abteilungen<br />

<strong>de</strong>s MfS zusammenarbeitete, so mit <strong>de</strong>r Hauptabteilung<br />

XVIII/8, <strong>de</strong>m Sektor Wissenschaft <strong>und</strong> Technik<br />

(SWT) sowie <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe Bau<strong>de</strong>, die zur Verwaltung<br />

Rückwärtige Dienste (VRD) gehörte. Diese<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Zusammenarbeit gestaltete sich in verschie<strong>de</strong>nen<br />

Formen.<br />

Hauptabteilung XVIII/8<br />

Eine entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Rolle beim illegalen Technologietransfer<br />

spielte innerhalb <strong>de</strong>s MfS die Abteilung 8<br />

(Elektrotechnik <strong>und</strong> Elektronik) <strong>de</strong>r Hauptabteilung<br />

XVIII, die für die Abwehr westlicher Wirtschaftsspionage<br />

im Bereich Elektronik zuständig war. Leiter <strong>de</strong>r<br />

Abteilung 8 war Oberst Artur Wenzel; als Stellvertreter<br />

waren Hans Fechner für <strong>de</strong>n Bereich Mikroelektronik<br />

<strong>und</strong> Willy Koch für <strong>de</strong>n Bereich <strong>de</strong>r Datenverarbeitung,<br />

Nachrichtenelektronik <strong>und</strong> <strong>de</strong>r traditionellen<br />

Elektrotechnik zuständig. Insgesamt gehörten <strong>de</strong>r<br />

Hauptabteilung XVIII/8 über 60 hauptamtliche Mitarbeiter<br />

an.<br />

Oberst Wenzel war Führungsoffizier <strong>de</strong>r an Embargoverstößen<br />

Hauptbeteiligten wie Gerhardt Ronneberger<br />

alias IM „Saale", Anne Streicher <strong>und</strong> Wolfram<br />

Zahn alias GMS bzw. IM „Rolf " . Eng arbeitete Wenzel<br />

ebenfalls mit Staatssekretär Karl Nen<strong>de</strong>l alias GMS<br />

„Sekretär" zusammen; außer<strong>de</strong>m war er über die Geschäftstätigkeit<br />

<strong>de</strong>r Ost-West-Händler (wie zum Beispiel<br />

Hans Jochheim <strong>und</strong> Richard Müller) ständig informiert.<br />

Wenzel besaß Einfluß bei Personalentscheidungen,<br />

wenn es um die Besetzung von Führungspositionen<br />

bei <strong>de</strong>n Institutionen ging, die mit <strong>de</strong>r Einfuhr<br />

von Embargowaren betraut waren. Wie die Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe<br />

Elektrotechnik <strong>und</strong> Elektronik Export-Import<br />

(einschließlich <strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>lsbereichs 4<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>s Bereichs Wissenschaftsstrategie) war auch<br />

die Hauptabteilung XVIII/8 im Haus <strong>de</strong>r Elektroindustrie<br />

am Alexan<strong>de</strong>rplatz 6 in Berlin (Ost) untergebracht.<br />

-<br />

Wenzel wur<strong>de</strong> am Abend <strong>de</strong>s 4. Dezember 1989 von<br />

Demonstranten festgehalten, als er versuchte, mit einem<br />

Aktenkoffer <strong>de</strong>n Hof <strong>de</strong>s Hauses <strong>de</strong>r Elektroindustrie<br />

zu verlassen. Nach seiner Festnahme stellte<br />

sich heraus, daß sich im Aktenkoffer 740.000 DM <strong>und</strong><br />

150.000 Mark <strong>de</strong>r DDR an Bargeld sowie zwei Goldbarren<br />

befan<strong>de</strong>n. Einen Tag später sagte Wenzel beim<br />

Militärstaatsanwalt <strong>de</strong>r DDR aus, er habe das Geld in<br />

die Diensträume <strong>de</strong>s Amtes für Nationale Sicherheit<br />

(AfNS), <strong>de</strong>r Nachfolgeorganisation <strong>de</strong>s MfS, bringen<br />

wollen. Er erklärte, die Geldsumme gehöre westlichen<br />

Embargohändlern. Das Geld sei als Sicherheitsbetrag<br />

hinterlegt wor<strong>de</strong>n, <strong>und</strong> bei <strong>de</strong>r Auftragserfüllung<br />

gehe es um Zusammenhänge mit <strong>de</strong>m Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung. Am 6. Dezember nahm<br />

sich Wenzel in Untersuchungshaft das Leben (Dokument-Nr.<br />

567).<br />

Neben Wenzel waren weitere Mitarbeiter <strong>de</strong>r Abteilung<br />

als Führungsoffiziere tätig. Der Leiter <strong>de</strong>r Gruppe<br />

Rechentechnik (Kontor 40) im Han<strong>de</strong>lsbereich 4,<br />

Günther Gath, lieferte zum Beispiel unter <strong>de</strong>m Aliasnamen<br />

IM „Hans" <strong>Bericht</strong>e an <strong>de</strong>n Mitarbeiter <strong>de</strong>r<br />

Hauptabteilung XVIII/8, Hartmann. Sein Mitarbeiter,<br />

<strong>de</strong>r Importkaufmann Klaus Mannewitz, informierte<br />

das MfS als IM „Peter Piesker".<br />

Die Hauptabteilung XVIII/8 verschaffte sich im Rahmen<br />

ihrer Arbeit eine beson<strong>de</strong>re Einnahmequelle:<br />

Wie<strong>de</strong>rgutmachungszahlungen westlicher Lieferanten.<br />

Hierbei han<strong>de</strong>lte es sich um Barzahlungen großer

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