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Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

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c) Son<strong>de</strong>rbauprogramme<br />

Das Son<strong>de</strong>rbauprogramm (SBP), auch Valutason<strong>de</strong>rbauprogramm<br />

genannt, war in seiner Funktionsweise<br />

i<strong>de</strong>ntisch mit <strong>de</strong>m Valutamarkprogramm. Die Mittelbereitstellung<br />

erfolgte analog <strong>de</strong>m Valutamarkprogramm<br />

durch Warenlieferungen <strong>de</strong>s Diakonischen<br />

Werkes über die sog. Vertrauensfirmen an die Intrac<br />

HGmbH <strong>und</strong> durch Gutschrift <strong>de</strong>s Valuta-Mark-Gegenwertes<br />

(1: 1) auf von <strong>de</strong>r Intrac HGmbH geführten<br />

Valutamarkkonten.<br />

Im Gegensatz zum Valutamarkprogramm, das zur Finanzierung<br />

von einzelnen Baumaßnahmen, Dienstleistungen<br />

o<strong>de</strong>r notwendigen Verbrauchsgütern diente,<br />

konzentrierte sich das SBP nur auf die Bauprojekte<br />

<strong>de</strong>r evangelischen Kirchen <strong>und</strong> war mittel- <strong>und</strong> längerfristig<br />

angelegt. Dabei war im Unterschied zur bisherigen<br />

Praxis nicht mehr je<strong>de</strong> einzelne Baumaßnahme<br />

<strong>de</strong>r Kirchen von <strong>de</strong>n staatlichen Stellen zu genehmigen.<br />

Es wur<strong>de</strong>n Projektlisten erstellt, in <strong>de</strong>nen<br />

die von <strong>de</strong>n evangelischen Kirchen für einen bestimmten<br />

Zeitraum geplanten Baumaßnahmen zusammengefaßt<br />

waren.<br />

Genehmigungsverfahren <strong>und</strong> Ablauf <strong>de</strong>s<br />

Son<strong>de</strong>rbauprogramms<br />

Die Projektlisten wur<strong>de</strong>n zur Genehmigung bei <strong>de</strong>m<br />

Staatssekretär für Kirchenfragen <strong>de</strong>r DDR eingereicht,<br />

<strong>de</strong>r eine sog. politische Abstimmung <strong>de</strong>r einzelnen<br />

Projekte u. a. mit <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe Kirchenfragen<br />

beim ZK <strong>de</strong>r SED vornahm. In die Abstimmung<br />

wur<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Regel auch die Bezirksleitungen <strong>de</strong>r<br />

SED <strong>und</strong> die Räte <strong>de</strong>r Bezirke einbezogen, in <strong>de</strong>nen<br />

die Bauvorhaben ausgeführt wer<strong>de</strong>n sollten. Die Baugenehmigung<br />

für kirchliche Bauvorhaben - sowohl<br />

<strong>de</strong>s SBP wie auch <strong>de</strong>s Valutamarkprogramms - mußte<br />

offiziell von <strong>de</strong>n örtlich zuständigen Organen erteilt<br />

wer<strong>de</strong>n. Durch Ministerratsbeschluß erhielten die genehmigten<br />

Projekte die regierungsamtliche Zustimmung.<br />

Wur<strong>de</strong>n kirchliche Bauvorhaben abgelehnt, hatte<br />

dies in <strong>de</strong>r Regel seinen Ausgangspunkt in <strong>de</strong>n unteren<br />

Verwaltungsebenen. Als Ablehnungsgrün<strong>de</strong> wur<strong>de</strong>n<br />

u.a. aufgeführt:<br />

- fehlen<strong>de</strong> Baukapazitäten;<br />

- keine Notwendigkeit, weil genügend Bauten vorhan<strong>de</strong>n<br />

seien, die <strong>de</strong>n vorgesehenen Zweck erfüllten;<br />

- i<strong>de</strong>ologische Grün<strong>de</strong>, z.B. daß <strong>de</strong>r Umfang <strong>de</strong>r Bau<br />

maßnahmen <strong>de</strong>n Einfluß <strong>de</strong>r Kirche för<strong>de</strong>rn könne.<br />

In <strong>de</strong>n 70er Jahren wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Bau kirchlicher Kin<strong>de</strong>rgärten<br />

prinzipiell abgelehnt (Dokument-Nr. 651-<br />

652). Später wur<strong>de</strong> diese Einschränkung jedoch stillschweigend<br />

fallengelassen. Die durch die SED-Bezirksleitung<br />

o<strong>de</strong>r Räte <strong>de</strong>r Bezirke abgelehnten Anträge<br />

für Baumaßnahmen <strong>de</strong>r evangelischen Kirchen<br />

wur<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n 80er Jahren durch „zentrale Entscheidungen",<br />

<strong>de</strong>nen Weisungen <strong>de</strong>s Generalsekretärs<br />

<strong>de</strong>r SED, Erich Honecker, o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Sekretärs für<br />

Wirtschaft im ZK <strong>de</strong>r SED, Dr. Günter Mittag, zugr<strong>und</strong>e<br />

lagen, in mehreren Fällen letztlich doch genehmigt.<br />

Zu dieser Zeit erlangte die Devisenbe-<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

schaffung bei <strong>de</strong>n Entscheidungen <strong>de</strong>r staatlichen<br />

Stellen zunehmend Priorität (165. Sitzung, Protokoll<br />

S. 13 ff).<br />

In <strong>de</strong>n Jahren 1988 <strong>und</strong> 1989 stoppte dagegen Honekker<br />

kirchliche Bauvorhaben, die kurz vor <strong>de</strong>r Fertigstellung<br />

waren, um politischen Druck auf die evangelischen<br />

Kirchen auszuüben, die zu dieser Zeit verstärkt<br />

zum Anlaufpunkt oppositioneller Gruppen gewor<strong>de</strong>n<br />

waren. Davon waren zum Beispiel das Gemein<strong>de</strong>zentrum<br />

Potsdam-Stern <strong>und</strong> das Gemein<strong>de</strong>zentrum<br />

Halle-Silberhöhe betroffen.<br />

Die Bauausführung durch <strong>de</strong>n AHB Limex<br />

Die evangelischen Kirchen in <strong>de</strong>r DDR schlossen mit<br />

<strong>de</strong>m für Inlandsexporte im Bausektor zuständigen<br />

AHB Limex Bauleistungsverträge in Valuta-Mark.<br />

Der AHB Limex gehörte we<strong>de</strong>r organisatorisch zum<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung, noch wur<strong>de</strong> er<br />

von diesem angeleitet. Allerdings wur<strong>de</strong>n die Bauleistungen<br />

<strong>de</strong>s AHB über die Intrac HGmbH, die die<br />

Bankenfunktion für die Kirchen übernahm, aus <strong>de</strong>n<br />

kirchlichen Valutamarkkonten finanziert. Entsprechend<br />

<strong>de</strong>r Verfügung Nr. 167/1972 <strong>de</strong>s Vorsitzen<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>s Ministerrats vom 27. November 1972 wur<strong>de</strong>n die<br />

Lieferungen <strong>und</strong> Leistungen auch beim SBP als Inlandsexporte<br />

auf <strong>de</strong>n Exportplan <strong>de</strong>s AHB Limex angerechnet.<br />

Der AHB Limex wie<strong>de</strong>rum schloß mit <strong>de</strong>n bauausführen<strong>de</strong>n<br />

Betrieben in <strong>de</strong>r DDR die Verträge in Mark<br />

<strong>de</strong>r DDR. Der Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

war an <strong>de</strong>m laufen<strong>de</strong>n Baugeschehen nur insofern<br />

unmittelbar beteiligt, als Manfred Sei<strong>de</strong>l aus <strong>de</strong>r HA I<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle - -Koordinierung<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>ssen<br />

Stellvertreter, Dr. Klaus-Dieter Neubert, als Ansprechpartner<br />

für alle beteiligten Seiten fungierten,<br />

wenn Verzögerungen <strong>und</strong> an<strong>de</strong>re Schwierigkeiten<br />

auftraten. Die wesentliche Aufgabe <strong>de</strong>s Bereichs war<br />

<strong>de</strong>r Abschluß <strong>de</strong>r Vereinbarungen über die Zusammensetzung<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>n Umfang <strong>de</strong>r Waren, die als Gegenwert<br />

für die erbrachten Bauleistungen an die In<br />

trac HGmbH geliefert wer<strong>de</strong>n sollten.<br />

Son<strong>de</strong>rbauprogramm <strong>und</strong> Berliner Dom<br />

In evangelischen Kirchenkreisen in <strong>de</strong>r DDR hatte es<br />

schon in <strong>de</strong>n 50er <strong>und</strong> 60er Jahren vereinzelte Bemühungen<br />

gegeben, <strong>de</strong>n zerstörten Berliner Dom wie<strong>de</strong>r<br />

aufzubauen <strong>und</strong> für kirchliche Zwecke zu nutzen. Allerdings<br />

war die EKD anfänglich nicht <strong>de</strong>r Auffassung,<br />

daß dieses Vorhaben verwirklicht wer<strong>de</strong>n<br />

sollte. Auch Ludwig Geißel vom Diakonischen Werk<br />

in Stuttgart stand <strong>de</strong>m Projekt negativ gegenüber, da<br />

es immense Kosten verursachen wür<strong>de</strong> <strong>und</strong> in keinem<br />

Verhältnis zum Nutzen stün<strong>de</strong> (161(a). Sitzung, Protokoll<br />

S. 101 f).<br />

Von <strong>de</strong>n evangelischen Kirchen <strong>de</strong>r DDR wur<strong>de</strong> noch<br />

1973 versucht, durch einen Eigentumsverzicht die<br />

Verantwortung für <strong>de</strong>n Wie<strong>de</strong>raufbau <strong>de</strong>s Doms auf<br />

<strong>de</strong>n Staat zu übertragen (Dokument-Nr. 653-654).<br />

Erst als dies vom Magistrat von Groß-Berlin abgelehnt<br />

wor<strong>de</strong>n war, erklärte sich die EKD bereit, 45 Mio. DM<br />

für die Restaurierung <strong>de</strong>r Außenhaut <strong>de</strong>s Domes bereitzustellen.<br />

Die bereits 1972 begonnenen Sondierungen<br />

<strong>und</strong> Verhandlungen zwischen <strong>de</strong>m B<strong>und</strong> <strong>de</strong>r

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