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Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

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Manfred Hardt (Unternehmen Caramant). Bei<strong>de</strong> arbeiteten<br />

zeitweilig mit <strong>de</strong>r Hauptabteilung XVIII/8<br />

<strong>de</strong>s MfS zusammen.<br />

Potera lieferte seit 1979 Embargoware wie Meßtechnik<br />

<strong>und</strong> Bauelemente an Betriebe <strong>de</strong>r DDR. Er unterhielt<br />

rege Geschäftskontakte zum Han<strong>de</strong>lsbereich<br />

4 <strong>und</strong> von 1984 bis 1987 auch zu Zahn. Der Jahresumsatz<br />

1989 belief sich nach Einschätzung <strong>de</strong>r MfS<br />

Abteilung XVIII/8 auf etwa 15 Mio. DM.<br />

Wie sich aus Unterlagen <strong>de</strong>s MfS ergibt, wur<strong>de</strong><br />

Potera En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 80er Jahre von <strong>de</strong>r MfS-Abteilung<br />

XVIII/8 im Rahmen eines „operativen Vorgangs"<br />

(0V) überprüft, weil er Geschäftspartnern in <strong>de</strong>r<br />

DDR Geld, Vi<strong>de</strong>orecor<strong>de</strong>r <strong>und</strong> an<strong>de</strong>re Unterhaltungselektronik<br />

geschenkt hatte, was das MfS als<br />

„Bestechungsversuch" ansah. Außer<strong>de</strong>m bestand<br />

die Vermutung, Potera arbeite für <strong>de</strong>n B<strong>und</strong>esnachrichtendienst.<br />

In Gesprächen, die MfS-Mitarbeiter<br />

im Rahmen <strong>de</strong>s operativen Vorgangs „Embargo I"<br />

mit ihm führten, gab Potera Informationen, aus <strong>de</strong>nen<br />

das MfS Vorsichtsmaßnahmen entwickeln<br />

konnte, um das Auf<strong>de</strong>cken von „Reiseka<strong>de</strong>rn"<br />

durch westliche Geheimdienste zu verhin<strong>de</strong>rn (Dokument-Nr.<br />

587).<br />

Manfred Hardt wur<strong>de</strong> von Oberst Artur Wenzel <strong>und</strong><br />

Major Rolf Ungermann unter <strong>de</strong>m Decknamen<br />

„Contra" geführt; er lieferte Embargowaren an Zahn<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>lsbereich 4.<br />

Von 1961 bis 1969 beschaffte Hardt technische <strong>und</strong><br />

militärische Informationen für die Verwaltung Aufklärung<br />

beim Ministerium für Nationale Verteidigung<br />

(MfNV). Die Geheimdienste <strong>de</strong>r DDR stellten<br />

anschließend die Zusammenarbeit ein, weil sie vermuteten,<br />

Hardt arbeite für einen westlichen Nachrichtendienst.<br />

Der Kaufmann wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Folgezeit<br />

durch die Hauptverwaltung XVIII/8 <strong>de</strong>s MfS überprüft.<br />

Die Überwachung ergab keinen Verdacht im<br />

Hinblick auf eine Arbeit für einen westlichen Geheimdienst.<br />

Das MfS stellte jedoch fest, daß Hardt<br />

im Rahmen seiner Geschäftsbeziehungen zu Außenhan<strong>de</strong>lsbetrieben<br />

<strong>de</strong>r DDR <strong>de</strong>ren Mitarbeitern Bargeld<br />

bis zu 10.000 DM <strong>und</strong> Konsumgüter zukommen<br />

ließ. Die Mitarbeiter informierten als IM ihre jeweiligen<br />

Dienststellen von diesen Vorfällen.<br />

Die Hauptabteilung XVIII/8 nutzte diese „Bestechungsversuche<br />

" als Druckmittel. In einem Gespräch<br />

mit MfS-Mitarbeitern, die sich als solche ausdrücklich<br />

zu erkennen gaben, erklärte sich <strong>de</strong>r<br />

Wiesba<strong>de</strong>ner Kaufmann im April 1988 zur Zahlung<br />

eines „Bußgel<strong>de</strong>s" bereit. Bei neun weiteren Treffs,<br />

die bis zum August 1989 unter „konspirativen"<br />

Umstän<strong>de</strong>n stattfan<strong>de</strong>n, übergab Hardt <strong>de</strong>m MfS<br />

Unterlagen aus <strong>de</strong>m Technologiebereich, beispielsweise<br />

einen von ihm mitverfaßten <strong>Bericht</strong> <strong>de</strong>r BASF<br />

nach einem Besuch von Staatssekretär Nen<strong>de</strong>l.<br />

Das Oberlan<strong>de</strong>sgericht Frankfurt am Main stellte das<br />

Ermittlungsverfahren gegen Hardt wegen Verdachts<br />

geheimdienstlicher Agententätigkeit gegen Zahlung<br />

einer Geldbuße von 100.000 DM am 3. September<br />

1992 ein (Verfahren OJs 31/90).<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

i) Rolle <strong>de</strong>r sog. Vertreterfirmen<br />

Transinter <strong>und</strong> Forgber<br />

Die sog. Vertreterfirmen hatten die Aufgabe, zusätzliche<br />

Devisen für <strong>de</strong>n Staatshaushalt zu erwirtschaften.<br />

Auch west<strong>de</strong>utsche <strong>und</strong> ausländische Unternehmen,<br />

die Embargoware an die DDR verkaufen wollten, mußten<br />

für ihre Geschäfte die sog. Vertretergesellschaften<br />

einschalten, die Kontakte zu <strong>de</strong>n staatlichen Han<strong>de</strong>lsorganisationen<br />

vermittelten <strong>und</strong> für diese Tätigkeit<br />

Provisionen kassierten. Zu <strong>de</strong>n größten sog. Vertreterfirmen<br />

zählte das Unternehmen „Günther Forgber -<br />

Wahrnehmung von Interessen für Industrie <strong>und</strong> Han<strong>de</strong>l"<br />

<strong>und</strong> die Transinter GmbH, in <strong>de</strong>r mehrere sog.<br />

Vertreterfirmen zusammengefaßt waren (vgl. Zweiter<br />

Teilbericht, BT-Drucksache 12/3920, S. 38 <strong>und</strong> 71).<br />

Ab Mai 1987 mußte <strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>lsbereich 4 entsprechend<br />

einer Festlegung Dr. Schalck-Golodkowskis<br />

prinzipiell alle Importe mit <strong>de</strong>r Transinter GmbH abstimmen.<br />

Allerdings konnte Ronneberger entschei<strong>de</strong>n,<br />

bei welchen Importen die Vertretergesellschaften<br />

ausnahmsweise nicht einbezogen wur<strong>de</strong>n. Gr<strong>und</strong><br />

für diese Ausnahme konnte zum Beispiel ein Impo rt<br />

über eine beson<strong>de</strong>re Beschaffungslinie sein o<strong>de</strong>r die<br />

Tatsache, daß es sich um Embargoware han<strong>de</strong>lte. Dr.<br />

Schalck-Golodkowski setzte sich für einen möglichst<br />

hohen Umsatzanteil <strong>de</strong>s Transinter GmbH am Importvolumen<br />

<strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>lsbereichs ein (Dokument-Nr.<br />

588-590).<br />

Ronneberger hat vor <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft bei <strong>de</strong>m<br />

Kammergericht Berlin ausgesagt, daß bei <strong>de</strong>r Beschaffung<br />

von Embargowaren keine sog. Vertreterfirmen<br />

beteiligt waren. Allerdings wur<strong>de</strong>n Lieferanten,<br />

die noch nicht mit sog. Vertreterfirmen zusammenarbeiteten,<br />

an diese verwiesen. -Die<br />

Lieferanten mußten<br />

nach Abschluß von Vertreterverträgen an diese Organisationen<br />

Provision zahlen. Um Lieferanten <strong>und</strong> Beschaffungswege<br />

nicht bekannt zu machen, habe <strong>de</strong>r<br />

Han<strong>de</strong>lsbereich nach Angaben von Ronneberger versucht,<br />

mit <strong>de</strong>n sog. Vertreterfirmen zu vereinbaren,<br />

daß diese bei Importen von Embargowaren nicht über<br />

Verträge <strong>und</strong> <strong>de</strong>ren Abwicklung informiert wur<strong>de</strong>n.<br />

Dieser Aussage von Ronneberger steht die Tatsache<br />

gegenüber, daß <strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>r Transinter GmbH, Helmut<br />

Schindler alias IME „Rudolf", <strong>und</strong> seine Mitarbeiterin<br />

Rosemarie Tiburtius in Kontakt mit japanischen<br />

Geschäftspartnern stan<strong>de</strong>n <strong>und</strong> mit ihnen vertrauliche<br />

Gespräche führten, beispielsweise mit Führungskräften<br />

von Toshiba <strong>und</strong> Prometron Technics.<br />

Hierbei ging es auch um Überprüfungen japanischer<br />

Behör<strong>de</strong>n im Zusammenhang mit Verletzungen <strong>de</strong>r<br />

CoCom-Bestimmungen (Dokument-Nr. 591).<br />

Zwischen <strong>de</strong>m Han<strong>de</strong>lsbereich 4 <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Unternehmen<br />

Günther Forgber bestand nach Aussage von<br />

Ronneberger eine relativ enge Zusammenarbeit, weil<br />

Forgber Vertreter für einige Lieferanten <strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>lsbereichs<br />

war. Für <strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>lsbereich 4 importierte<br />

Forgber allerdings keine Embargoware.<br />

Vermutlich aus <strong>de</strong>m Jahr 1988 stammte <strong>de</strong>r Vorschlag,<br />

eine eigene kleine sog. Vertreterfirma zu bil<strong>de</strong>n.<br />

Sie sollte nach <strong>de</strong>n Plänen das bisherige Vertreterverhältnis<br />

von Forgber <strong>und</strong> <strong>de</strong>s ihm unterstellten<br />

Industriebüros unter Leitung von Peer Ikier ablösen.<br />

Die Überlegungen gingen dahin, <strong>de</strong>r neuen sog. Ver-

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