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Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

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Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

sonenkreis als „Händler" überführen zu können. Informationen<br />

von Inoffiziellen Mitarbeitern seien<br />

durch die Abteilung 13 neutralisiert, d.h. so bearbeitet<br />

wor<strong>de</strong>n, daß Steuer- <strong>und</strong> Zollbehör<strong>de</strong>n als Empfänger<br />

<strong>de</strong>r Mitteilungen keine Rückschlüsse auf die Informanten<br />

ziehen konnten.<br />

Im Jahre 1989 schuf die Dienstanweisung Nr. 1/89<br />

vom 4. Januar 1989 „zur vorbeugen<strong>de</strong>n Verhin<strong>de</strong>rung,<br />

Aufklärung <strong>und</strong> Bekämpfung <strong>de</strong>r mit Schmuggel<br />

<strong>und</strong> Spekulation im Zusammenhang stehen<strong>de</strong>n<br />

operativ be<strong>de</strong>utsamen Straftaten <strong>und</strong> an<strong>de</strong>ren Handlungen"<br />

eine verläßliche Arbeitsgr<strong>und</strong>lage für die Tätigkeit<br />

<strong>de</strong>r Abteilung 13. Die Dienstanweisung stellte<br />

u.a. ausdrücklich die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Inoffiziellen Mitarbeiter<br />

heraus. Dort heißt es: „Die Realisierung <strong>de</strong>r<br />

gr<strong>und</strong>sätzlichen politisch-operativen Ziel- <strong>und</strong> Aufgabenstellung<br />

erfor<strong>de</strong>rt von <strong>de</strong>n zuständigen operativen<br />

Diensteinheiten vor allem die Gewährleistung<br />

<strong>de</strong>r allseitigen Nutzung <strong>de</strong>r vorhan<strong>de</strong>nen IM <strong>und</strong><br />

GMS sowie die Gewinnung insbeson<strong>de</strong>rer solcher IM<br />

<strong>und</strong> GMS, die geeignet sind, operativ be<strong>de</strong>utsame Informationen<br />

bzw. operativ be<strong>de</strong>utsame Anhaltspunkte<br />

entsprechend <strong>de</strong>n unter <strong>de</strong>r Ziffer 1.2. dieser<br />

Dienstanweisung genannten Kriterien herauszuarbeiten."<br />

(Dritter Teilbericht, BT-Drucksache 12/4500,<br />

Dokument-Nr. 76, S. 403)<br />

Unter <strong>de</strong>n Inoffiziellen Mitarbeitern <strong>de</strong>r Abteilung 13<br />

befan<strong>de</strong>n sich auch Aufkäufer <strong>de</strong>r Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten<br />

GmbH <strong>und</strong> <strong>de</strong>s Antikhan<strong>de</strong>ls Pirna. Eine beson<strong>de</strong>rs<br />

wichtige Rolle spielte dabei Siegfried Brachhaus.<br />

Aufgr<strong>und</strong> seiner vielfältigen Aktivitäten <strong>und</strong> Kontakte<br />

auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>s Kunsthan<strong>de</strong>ls (zwischen<br />

1963 <strong>und</strong> 1968 Einkäufer im staatlichen Kunsthan<strong>de</strong>l,<br />

zwischen 1968 <strong>und</strong> 1979 freiberuflicher Antiquitätenhändler,<br />

zwischen 1975 <strong>und</strong> 1978 Fachgebietsleiter<br />

für Antiquitäten <strong>und</strong> Auktionen, ab 1978 Schätzer<br />

<strong>und</strong> Aufkäufer bei <strong>de</strong>r Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten<br />

GmbH) war Brachhaus in <strong>de</strong>r Lage, wertvolle Informationen<br />

für das Ministerium für Staatssicherheit zu<br />

beschaffen. Die Unterstützung <strong>de</strong>r Abteilung 13<br />

durch Siegfried Brachhaus als Inoffizieller Mitarbeiter<br />

ist durch Zeugenaussagen <strong>und</strong> durch <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

vorliegen<strong>de</strong> Dokumente belegt.<br />

Der Leiter <strong>de</strong>r Abteilung 13, Drießel, erklärte, daß er<br />

von seinem Vorgänger, Walter Strauch, <strong>de</strong>r auch noch<br />

nach seiner Ablösung in <strong>de</strong>r Abteilung 13 verblieb, einige<br />

Kontakte zu Inoffiziellen Mitarbeitern übernommen<br />

habe, die betreut wer<strong>de</strong>n mußten, u.a. zu Brachhaus.<br />

Strauch habe die von Brachhaus erhaltenen Informationen<br />

an ihn weitergegeben. Für die Richtigkeit<br />

dieser Angaben spricht erstens die von <strong>de</strong>m MfS-<br />

Mitarbeiter Karl-Heinz Herbrich bei seiner Vernehmung<br />

vor <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft bei <strong>de</strong>m Kammergericht<br />

Berlin am 30. Januar 1992 geäußerte Vermutung,<br />

daß sich die Hauptabteilung VII, Abteilung 13 ihre Informationen<br />

über Brachhaus beschafft habe, <strong>und</strong><br />

zweitens die Tatsache, daß auf Strauchs Empfehlung<br />

hin Brachhaus zum Leiter einer noch zu errichten<strong>de</strong>n<br />

Tauschzentrale zum Zweck <strong>de</strong>r Erfassung breiter<br />

Kreise von Sammlern ernannt wer<strong>de</strong>n sollte (vgl. Dritter<br />

Teilbericht, BT-Drucksache 12/4500, Dokument-<br />

Nr. 28, S. 217).<br />

Darüber hinaus ergab sich nach Auswertung <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m<br />

Untersuchungsausschuß zur Verfügung gestellten<br />

Unterlagen, daß sich Brachhaus am 27. Oktober 1969<br />

unter <strong>de</strong>m Decknamen „Reinhart Winkler" als Inoffizieller<br />

Mitarbeiter für das Dezernat 1 HSG Han<strong>de</strong>l <strong>de</strong>r<br />

Kriminalpolizei verpflichtet hatte (Dokument-Nr.<br />

146). Bei <strong>de</strong>r Abteilung K (Kriminalpolizei) <strong>de</strong>r Volkspolizei<br />

han<strong>de</strong>lte es sich um eine Diensteinheit <strong>de</strong>r HA<br />

VII <strong>de</strong>s MfS unter Leitung eines OibE. Das MfS hatte<br />

damit Zugang zu allen von Brachhaus beschafften Informationen.<br />

In <strong>de</strong>m <strong>Bericht</strong> vom 28. Oktober 1969 über die Werbung<br />

von Brachhaus heißt es u.a.: „Mit Brachhaus erfolgte<br />

zuerst ein langes Gespräch über <strong>de</strong>n VEH Antiquitäten,<br />

über private Kunsthändler <strong>und</strong> die gesamten<br />

Gepflogenheiten in <strong>de</strong>r Antiquitätenbranche.<br />

Hierbei brachte er zum Ausdruck, daß er bei verschie<strong>de</strong>nen<br />

Personen <strong>de</strong>n Verdacht hat, daß diese mit Antiquitäten<br />

spekulieren <strong>und</strong> wertvolle Kunstgegenstän<strong>de</strong><br />

illegal nach Westberlin, West<strong>de</strong>utschland <strong>und</strong> <strong>de</strong>m<br />

kapitalistischen Ausland ausgeführt wer<strong>de</strong>n. Im Gespräch<br />

hierzu brachte er zum Ausdruck, daß man <strong>de</strong>rartigen<br />

Menschen ,das Handwerk legen müßte'<br />

(Dokument-Nr. 146)<br />

Brachhaus lieferte während seiner IM-Tätigkeit u.a.<br />

<strong>de</strong>taillierte Informationen über <strong>de</strong>n Ost-Berliner Arzt<br />

Dr. Peter Garcke, <strong>de</strong>r nach seiner Verhaftung wegen<br />

Steuerhinterziehung unter bislang noch ungeklärten<br />

Umstän<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Untersuchungshaftanstalt Keibelstraße<br />

in Berlin (Ost) zu To<strong>de</strong> gekommen ist. In einem<br />

„Auszug Treffbericht 16/76 IM 'Winkler' vom<br />

19.11.1976" wur<strong>de</strong> durch Brachhaus über die Wohnung<br />

von Dr. Garcke z.B. folgen<strong>de</strong>s festgehalten:<br />

„Die Wohnungstür ist zweifach gesichert: einfaches<br />

Kastenschloß; Sicherheitsschloß, wozu <strong>de</strong>r IM keine<br />

weiteren Angaben machen konnte über Typ etc. Der<br />

IM schätzt ein, daß Garcke keine Alarmanlage in<br />

<strong>de</strong>r Wohnung hat <strong>und</strong> die Schränke <strong>und</strong> Schubfächer<br />

auch nicht beson<strong>de</strong>rs sichert - z.B. mit einem<br />

Haar etc. Direkte Geheimverstecke sind <strong>de</strong>m IM<br />

nicht bekannt. Garcke <strong>und</strong> auch <strong>de</strong>ssen Ehefrau haben<br />

in <strong>de</strong>n Schränken <strong>und</strong> Schubfächern keine beson<strong>de</strong>re<br />

Ablageordnung. Wür<strong>de</strong> z.B. bei einer<br />

Durchsuchung versehentlich ein Gegenstand,<br />

Schriftstück usw. nicht am alten Ort noch abgelegt<br />

wer<strong>de</strong>n, wobei man sich auf je<strong>de</strong>n Fall darum bemühen<br />

sollte, wür<strong>de</strong> Garcke seine Ehefrau zur Re<strong>de</strong><br />

stellen, was 'sie wie<strong>de</strong>r für eine Unordnung gemacht<br />

hat' . Die Schränke, Kommo<strong>de</strong>n usw. sind nicht beson<strong>de</strong>rs<br />

abgesichert. Meistens stecken die Schlüssel<br />

in <strong>de</strong>n Schlössern. Auf je<strong>de</strong>n Fall sollte man sich<br />

aber die verschie<strong>de</strong>nsten Schlüssel mitnehmen, um<br />

an alle Behältnisse heranzukommen. 'Winkler' fertigte<br />

eine Skizze <strong>de</strong>r Wohnung, wobei beson<strong>de</strong>rs<br />

das 2. Wohnzimmer bzw. Mittel-Zimmer (mit Kreuz<br />

versehen), <strong>und</strong> das 3. Zimmer (rechts von <strong>de</strong>r Wohnungstür)<br />

Beachtung fin<strong>de</strong>n muß. In bei<strong>de</strong>n Zimmern<br />

stehen rechts (2. Zimmer) <strong>und</strong> links (3. Zimmer)<br />

2 kleine Braunschweiger Schränke, wo Garcke<br />

Bargeld <strong>und</strong> schriftliche Unterlagen aufbewahrt.<br />

Komplizierter ist es, einen Zeitpunkt <strong>de</strong>r Durchsuchung<br />

zu fin<strong>de</strong>n, wo man längere Zeit ungestört entsprechen<strong>de</strong><br />

Überprüfungen durchführen kann. Die<br />

Ehefrau ist meistens tagsüber in <strong>de</strong>r Wohnung <strong>und</strong><br />

verläßt sie überwiegend nur für kurze Zeit, um Ein-

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