09.05.2013 Aufrufe

Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

unterstand. Trotz <strong>de</strong>r gemeinsamen Suche nach Auswegen<br />

aus <strong>de</strong>r bevorstehen<strong>de</strong>n Zahlungsunfähigkeit<br />

erfuhr Schürer angeblich jedoch erst im November<br />

1989 von Dr. Schalck-Golodkowski von <strong>de</strong>r tatsächlichen<br />

Verschuldung <strong>de</strong>r DDR. (Vgl. Zweiter Teilbericht,<br />

BT-Drucksache 12/3920, Dokument-Nr. 21,<br />

S. 227)<br />

Sowohl <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung als<br />

auch das Ministerium <strong>de</strong>r Finanzen, zusammen mit<br />

<strong>de</strong>r SPK, waren für die Finanzierung <strong>und</strong> Kreditvergabe<br />

an die Volkseigenen Kombinate <strong>und</strong> Betriebe zuständig.<br />

Der Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

stellte zwar zunächst die ausländische Währung zur<br />

Verfügung, doch ab 1991 sollte die Übernahme <strong>de</strong>r<br />

Verbindlichkeiten in die Plan-Zahlungsbilanz <strong>de</strong>r<br />

SPK erfolgen. Bei je<strong>de</strong>r Abstimmung mit <strong>de</strong>r SPK wur<strong>de</strong>n<br />

die Vereinbarungen zwischen <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung <strong>und</strong> <strong>de</strong>n jeweiligen Ministerien,<br />

Kombinaten <strong>und</strong> Betrieben von <strong>de</strong>r SPK bestätigt.<br />

Gelegentlich übernahm <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung auf Anordnung Dr. Günter Mittags<br />

o<strong>de</strong>r Erich Honeckers volkswirtschaftliche Aufgaben,<br />

<strong>de</strong>ren finanzielle Aufwendungen <strong>und</strong> Erlöse<br />

über die Plan-Zahlungsbilanz abgerechnet wur<strong>de</strong>n.<br />

(Vgl. Zweiter Teilbericht, BT-Drucksache 12/3920,<br />

Dokument-Nr. 21, S. 227 <strong>und</strong> Erster Teilbericht, BT-<br />

Drucksache 12/3462, Dokument-Nr. 36, S. 369)<br />

I) Zollverwaltung<br />

Das Zollwesen <strong>de</strong>r DDR war konsequent auf die<br />

Durchsetzung <strong>de</strong>s staatlichen Außenhan<strong>de</strong>lsmonopols<br />

ausgerichtet. Nur beson<strong>de</strong>rs berechtigte Wi rt<br />

-schaftseinheiten (in <strong>de</strong>r Regel Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe)<br />

durften in <strong>de</strong>r DDR internationale Wirtschaftsverträge<br />

abschließen <strong>und</strong> grenzüberschreiten<strong>de</strong> Warenbewegungen<br />

veranlassen. Zölle spielten in diesem<br />

System <strong>de</strong>r staatlich legitimierten Außenhändler eine<br />

untergeordnete Rolle, administrative Maßnahmen<br />

stan<strong>de</strong>n im Vor<strong>de</strong>rgr<strong>und</strong>. Entsprechend übertrug das<br />

1962 geschaffene Zollgesetz <strong>de</strong>r DDR-Zollverwaltung<br />

vor allem polizeirechtliche <strong>und</strong> überwachungsrechtliche<br />

Aufgaben. Die Zollverwaltung <strong>de</strong>r DDR, die 1962<br />

die Aufgaben <strong>de</strong>s Amtes für Zoll <strong>und</strong> Kontrolle <strong>de</strong>s<br />

Warenverkehrs (AZKW) <strong>de</strong>r DDR übernahm, unterstand<br />

<strong>de</strong>m Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l <strong>de</strong>r DDR.<br />

(GB1. DDR I, Nr. 3: Gesetz über das Zollwesen <strong>de</strong>r<br />

DDR - Zollgesetz - vom 28. März 1962, neueste Fassung<br />

GB1. 1979, I, S. 147) An <strong>de</strong>n Grenzübergangsstellen<br />

arbeitete die Zollverwaltung <strong>de</strong>r DDR eng mit<br />

<strong>de</strong>n Grenzschutztruppen <strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Organen<br />

<strong>de</strong>s Ministeriums für Staatssicherheit zusammen.<br />

Für die Paßkontrolle <strong>und</strong> die Überwachung <strong>de</strong>s<br />

grenzüberschreiten<strong>de</strong>n Reiseverkehrs an <strong>de</strong>n Grenzkontrollpunkten<br />

zur DDR war die Hauptabteilung VI<br />

<strong>de</strong>s MfS mit ihren r<strong>und</strong> 2.000 Hauptamtlichen Mitarbeitern<br />

zuständig. Die Zusammenarbeit <strong>de</strong>s MfS mit<br />

<strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren „Kräften an <strong>de</strong>n Grenzübergangsstellen"<br />

regelte eine beson<strong>de</strong>re Dienstanweisung Mielkes<br />

(vgl. Erster Teilbericht, BT-Drucksache 12/3462,<br />

Dokument-Nr. 122, S. 903 ff. <strong>und</strong> Dokument-Nr. 124,<br />

S. 974 ff.) Das MfS - insbeson<strong>de</strong>re die Hauptabteilung<br />

VI - durfte „Ausnahmeentscheidungen im grenzüberschreiten<strong>de</strong>n<br />

Verkehr" treffen <strong>und</strong> die „Nichtanwendung<br />

von Kontrollbefugnissen <strong>de</strong>r Grenzkon<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

trollorgane in <strong>de</strong>r Grenzpassage" veranlassen. Die<br />

Ausnahmeentscheidung, die sog. Avisierung, konnte<br />

von <strong>de</strong>r „Bevorzugung bei <strong>de</strong>r Kontrolle <strong>und</strong> Abfertigung"<br />

bis hin zur „völligen Befreiung" reichen. Geregelt<br />

wur<strong>de</strong> dieses Grenzregime zuletzt durch die Ordnung<br />

Nr. 4/85 - Avisierungsordnung - <strong>de</strong>s Ministers<br />

für Staatssicherheit vom 4. März 1985. (Dokument-Nr.<br />

148)<br />

In ihrer Gemeinschaftsdissertation for<strong>de</strong>rten Alexan<strong>de</strong>r<br />

Schalck-Golodkowski <strong>und</strong> Heinz Volpert 1969/70,<br />

daß die Zollorgane <strong>de</strong>r DDR in stärkerem Maße als<br />

bisher zur Verhin<strong>de</strong>rung von „wirtschaftlicher Störtätigkeit",<br />

Korruption <strong>und</strong> Amtsmißbrauch, vor allem<br />

aber zur „Bekämpfung <strong>de</strong>r feindlichen Störtätigkeit",<br />

beitragen sollten (vgl. Erster Teilbericht, BT-Drucksache<br />

12/3462, Dokument-Nr. 22, S. 177 ff. <strong>und</strong> S. 182).<br />

Die Kontroll- <strong>und</strong> Ermittlungsfunktionen <strong>de</strong>r DDR-<br />

Zollverwaltung sollten effektiviert wer<strong>de</strong>n, in<strong>de</strong>m einerseits<br />

„die Leitung <strong>de</strong>r Zollverwaltung <strong>de</strong>r DDR ...<br />

durch in <strong>de</strong>r politisch-operativen Arbeit erfahrene Offiziere<br />

<strong>de</strong>s MfS" verstärkt wer<strong>de</strong>n sollte. An<strong>de</strong>rerseits<br />

sollte „anleitungs- <strong>und</strong> kontrollmäßig ... die Zollverwaltung<br />

offiziell <strong>de</strong>m stellvertreten<strong>de</strong>n Außenwirtschaftsminister<br />

<strong>de</strong>r DDR für <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung" unterstellt wer<strong>de</strong>n. Im Ergebnis<br />

schlugen die Verfasser vor, alle bisher <strong>de</strong>m Minister<br />

für Außenwirtschaft in Zollfragen zukommen<strong>de</strong> Kompetenz<br />

also auf Alexan<strong>de</strong>r Schalck-Golodkowski als<br />

Leiter <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung zu<br />

übertragen. Die Effektivierung <strong>de</strong>r „Bekämpfung <strong>de</strong>r<br />

feindlichen Störtätigkeit" sei nur zu erreichen, wenn<br />

alle entsprechen<strong>de</strong>n Organe „einer einheitlichen Anleitung<br />

<strong>und</strong> Kontrolle unterliegen <strong>und</strong> wenn die Arbeit<br />

dieser Organe stärker mit - <strong>de</strong>r Arbeit <strong>de</strong>s MfS koordiniert"<br />

wer<strong>de</strong> (vgl. Erster Teilbericht, BT-Drucksache<br />

12/3462, Dokument-Nr. 22, S. 182).<br />

Die Ministerratsverfügung Nr. 87/71 vom 25. Juni<br />

1971 verpflichtete <strong>de</strong>n Leiter <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung, also Dr. Schalck-Golodkowski,<br />

„einen Arbeitsbereich" für Zollfragen zu bil<strong>de</strong>n. Dieser<br />

„Arbeitsbereich" sollte<br />

1. „die Koordinierung von Fragen <strong>de</strong>r Zollkontrolle <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r zolldienstlichen Tätigkeit zwischen <strong>de</strong>n einzelnen<br />

Bereichen <strong>de</strong>s Ministeriums für Außenwirtschaft <strong>und</strong><br />

an<strong>de</strong>ren zentralen Staatsorganen, wirtschaftsleiten<strong>de</strong>n<br />

Organen, Betrieben <strong>und</strong> Institutionen",<br />

2. „die zweckentsprechen<strong>de</strong> Organisation <strong>de</strong>r Beziehungen<br />

zu <strong>de</strong>n Organen <strong>de</strong>r Zollverwaltung <strong>de</strong>r DDR,<br />

insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r Gestaltung eines erfor<strong>de</strong>rlichen Informationssystems<br />

zur Durchsetzung gesamtvolkswirtschaftlicher<br />

Interessen auf diesem Gebiet" <strong>und</strong><br />

3. „die Zusammenarbeit mit an<strong>de</strong>ren Kontrollorganen<br />

auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>r Außenwirtschaft" zur Aufgabe<br />

haben.<br />

Die Aufgabenstellung <strong>de</strong>s zu bil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n „Arbeitsbereichs"<br />

für Zollfragen war sehr weit gefaßt, ohne daß<br />

allerdings alle Kompetenzen <strong>de</strong>s MAH als Aufsichtsbehör<strong>de</strong><br />

über die DDR-Zollverwaltung <strong>de</strong>m Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung übertragen wur<strong>de</strong>n. Zur<br />

Erfüllung <strong>de</strong>r skizzierten Aufgaben stand Dr.<br />

Schalck-Golodkowski „das Recht zu, zur Beseitigung<br />

festgestellter Störungen im kommerziellen Warenverkehr<br />

über die Grenzen <strong>de</strong>r DDR <strong>de</strong>n beteiligten

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!