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Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

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e) Altersversorgung kirchlicher Mitarbeiter<br />

1975 stellte sich <strong>de</strong>n evangelischen Kirchen in <strong>de</strong>r<br />

DDR das Problem <strong>de</strong>r Altersversorgung <strong>de</strong>r Pfarrer<br />

<strong>und</strong> kirchlichen Mitarbeiter. Die Pensionszahlungen<br />

belasteten die Kirchenhaushalte in erheblichem<br />

Maße, weshalb <strong>de</strong>r BEKDDR <strong>de</strong>n Eintritt in die staatliche<br />

Rentenversicherung in Erwägung zog. Dazu<br />

nahm Ludwig Geißel erste Verhandlungen mit Manfred<br />

Sei<strong>de</strong>l auf, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Anliegen <strong>de</strong>r Kirche positiv<br />

gegenüberstand. Die auch mit Dr. Schalck-Golodkowski<br />

informell geführten Gespräche ließen auf einen<br />

schnellen Abschluß eines Vertrages hoffen. Die<br />

Verhandlungen verzögerten sich jedoch, als sich das<br />

zuständige Staatssekreteriat für Arbeit <strong>und</strong> Löhne<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Staatssekretär für Kirchenfragen in die Verhandlungen<br />

einschalteten <strong>und</strong> rechtliche sowie politische<br />

Be<strong>de</strong>nken äußerten.<br />

Die evangelischen Kirchen in <strong>de</strong>r DDR wur<strong>de</strong>n durch<br />

<strong>de</strong>n damaligen Konsistorialrat Manfred Stolpe vertreten,<br />

<strong>de</strong>r einen erheblichen Anteil an <strong>de</strong>r späteren Realisierung<br />

<strong>de</strong>s Vertrages zwischen <strong>de</strong>m Staatssekretariat<br />

für Kirchenfragen <strong>und</strong> <strong>de</strong>m BEKDDR hatte. Stolpe<br />

verhan<strong>de</strong>lte auch selbst in seiner Funktion als Leiter<br />

<strong>de</strong>s Sekretariats <strong>de</strong>s BEKDDR mit Manfred Sei<strong>de</strong>l.<br />

Dr. Schalck-Golodkowski befürwortete <strong>de</strong>n Eintritt<br />

<strong>de</strong>r evangelischen Kirchen in die Rentenversicherung.<br />

Dabei stan<strong>de</strong>n für ihn allerdings die Deviseneinnahmen<br />

im Vor<strong>de</strong>rgr<strong>und</strong>. In einem B rief an Dr.<br />

Mittag schrieb Dr. Schalck-Golodkowski: „Der ökonomische<br />

Vorteil für die DDR besteht da rin, daß 60 --<br />

80 Mio. VM im Verhältnis 1:1 <strong>de</strong>m Staat zur Verfügung<br />

stehen" <strong>und</strong> <strong>de</strong>r zuständige Sekretär für Wi rt<br />

rich Honek-<br />

-schaft im ZK <strong>de</strong>r SED, Dr. Mittag, schlug E<br />

ker vor, „daß die Deviseneinnahmen <strong>de</strong>m Konto 0628,<br />

das nur durch Dich persönlich verfügt wer<strong>de</strong>n kann,<br />

gutgeschrieben wer<strong>de</strong>n". (Dokument-Nr. 660-661)<br />

Am 3. September 1980 unterzeichneten Ludwig Geißel<br />

als Vertreter <strong>de</strong>r west<strong>de</strong>utschen Lan<strong>de</strong>skirchen,<br />

die die Finanzierung <strong>de</strong>r Nachversicherungssumme<br />

übernahmen, <strong>und</strong> Manfred Sei<strong>de</strong>l eine formlose Vereinbarung<br />

über das Gesamtvolumen <strong>de</strong>s nachzuzahlen<strong>de</strong>n<br />

Betrages. Die evangelischen Kirchen verpflichteten<br />

sich darin, die Nachversicherungssumme<br />

in Höhe von 80 Mio. DM in Form von Warenlieferungen<br />

an die DDR in zehn gleichen Jahresraten zu zahlen.<br />

Zu diesem Zweck wur<strong>de</strong> für die Begleichung <strong>de</strong>r<br />

ersten Rate auch sofort eine Vereinbarung über Warenlieferungen<br />

(Kupfer, Silber, Diamanten) im Werte<br />

von acht Mio. DM an die Intrac HGmbH geschlossen<br />

(Dokument-Nr. 662-663) .<br />

Die „Vereinbarung über die Rentenversorgung für<br />

auf Lebenszeit angestellte Mitarbeiter <strong>de</strong>r Evangelischen<br />

Kirchen <strong>und</strong> ihre Hinterbliebenen", wur<strong>de</strong> auf<br />

Gr<strong>und</strong>lage <strong>de</strong>r Verfügung Nr. 156/79 <strong>de</strong>s Vorsitzen<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>s Ministerrats vom 29. August 1979 zwischen<br />

<strong>de</strong>m BEKDDR <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Staatssekretariat für Arbeit<br />

<strong>und</strong> Löhne abgeschlossen. Bischof Schönherr, Vorsitzen<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>r Evangelischen Kirchenleitung, Dr. Manfred<br />

Stolpe, Leiter <strong>de</strong>s Kirchensekretariats <strong>und</strong> Staatssekretär<br />

Wolfgang Beyreuther aus <strong>de</strong>m Staatssekretariat<br />

für Arbeit <strong>und</strong> Löhne unterzeichneten <strong>de</strong>n Vertrag<br />

(Dokument-Nr. 664-665). In dieser Vereinbarung<br />

wur<strong>de</strong>n die Rentenansprüche <strong>de</strong>r versicherten kirch<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

lichen Mitarbeiter, die Finanzierung dieser Versicherung<br />

durch Zahlung einer Nachversicherungssumme<br />

<strong>und</strong> monatliche Beiträge sowie die Zuschüsse aus<br />

<strong>de</strong>m Staatshaushalt an die Staatliche Versicherung<br />

<strong>de</strong>r DDR genauestens geregelt. Die Verfahrensweise<br />

selbst wur<strong>de</strong> in einem weiteren Vertrag <strong>de</strong>s BEKDDR<br />

mit <strong>de</strong>r Staatlichen Versicherung <strong>de</strong>r DDR vereinbart.<br />

Nach Inkrafttreten dieser Vereinbarungen zahlte <strong>de</strong>r<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung <strong>de</strong>n Markgegenwert<br />

<strong>de</strong>s Nachversicherungsbetrages in zwei Raten<br />

(acht Mio. Mark <strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong> 72 Mio. Mark <strong>de</strong>r<br />

DDR) an das Staatssekretariat für Arbeit <strong>und</strong> Löhne,<br />

während die jährlich eingehen<strong>de</strong>n acht Mio. DM über<br />

<strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung <strong>de</strong>m Konto<br />

0628 zuflossen (Dokument-Nr. 666).<br />

Nach <strong>de</strong>n <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß vorliegen<strong>de</strong>n<br />

Dokumenten war we<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe Kirchenfragen<br />

noch <strong>de</strong>r Abteilung Gewerkschaft <strong>und</strong> Sozialpolitik<br />

im ZK <strong>de</strong>r SED bekannt, daß die evangelischen<br />

Kirchen ihre Beitragsnachzahlungen an <strong>de</strong>n Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung in DM entrichteten. Dr.<br />

Schalck-Golodkowski berichtete am 8. Juli 1980 an<br />

Dr. Günter Mittag, daß verschie<strong>de</strong>ne Religionsgemeinschaften<br />

ebenfalls an einem Eintritt in die Staatliche<br />

Versicherung interessiert seien <strong>und</strong> daß <strong>de</strong>ren<br />

Anträge durch die zuständige Abteilung Gewerkschaft<br />

<strong>und</strong> Sozialpolitik sowie durch die Arbeitsgruppe<br />

Kirchenfragen beim ZK <strong>de</strong>r SED positiv beschie<strong>de</strong>n<br />

wor<strong>de</strong>n seien. Wörtlich heißt es weiter: „Dies<br />

wür<strong>de</strong> be<strong>de</strong>uten, daß keine Devisen eingenommen<br />

wer<strong>de</strong>n, wenn diese Entscheidung aufrecht erhalten<br />

bleibt. Wir wür<strong>de</strong>n damit gegenüber <strong>de</strong>r evangelischen<br />

Kirche in eine schlechte Position kommen. Ich<br />

empfehle daher, die zuständigen Abteilungsleiter<br />

bzw. <strong>de</strong>n Leiter <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe anzuweisen, daß<br />

entsprechend <strong>de</strong>r gelten<strong>de</strong>n Ordnung alle Abstimmungen<br />

mit <strong>de</strong>m Genossen Manfred Sei<strong>de</strong>l, Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung, durchzuführen sind"<br />

(Dokument-Nr. 666).<br />

Auch die Staatliche Versicherung ging offensichtlich<br />

von einer Nachzahlung in Mark <strong>de</strong>r DDR aus, <strong>de</strong>nn<br />

<strong>de</strong>r Hauptdirektor <strong>de</strong>r Staatlichen Versicherung mel<strong>de</strong>te<br />

am 16. April 1981 <strong>de</strong>m Ministerium <strong>de</strong>r Finanzen<br />

die vorzeitige Entrichtung <strong>de</strong>s Nachversicherungsbetrages<br />

in zwei statt zehn Raten durch die evangelischen<br />

Kirchen (Dokument-Nr. 666-667).<br />

3. Wirtschaftliche Beziehungen <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung zur katholischen<br />

Kirche<br />

Auch die katholische Kirche in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland unterstützte die katholische Kirche in<br />

<strong>de</strong>r DDR materiell <strong>und</strong> finanziell in Zusammenarbeit<br />

mit <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung. Diese<br />

sog. C-Geschäfte waren nicht geson<strong>de</strong>rter Gegenstand<br />

<strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses.<br />

a) Das sog. C-Geschäft<br />

Die katholische Kirche in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland nahm ihre finanziellen Hilfen durch die<br />

Lieferung von Waren nach <strong>de</strong>m Muster <strong>de</strong>s sog. A-<br />

Geschäfts <strong>und</strong> <strong>de</strong>s Valutamarkprogramms <strong>de</strong>r EKD

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