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Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

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Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Gutachter stellten in diesem Zusammenhang allerdings<br />

in Frage, ob Dr. Schalck-Golodkowski „überhaupt<br />

ein Interesse an wesentlichen Systemreformen<br />

haben konnte, da sie die Existenzberechtigung <strong>und</strong><br />

die Existenzbedingungen" <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung „weitgehend in Frage gestellt<br />

hätten" .<br />

Zur Rolle <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

im System <strong>de</strong>s Außenhan<strong>de</strong>ls <strong>de</strong>r DDR stellten die<br />

Gutachter fest: „Durch die Schaffung von KoKo waren<br />

die Außenwirtschaftsbeziehungen <strong>de</strong>r DDR-Planwirtschaft<br />

mit <strong>de</strong>m nichtsozialistischen Wirtschaftsgebiet<br />

faktisch zweigeteilt. Es gab die NSW-Außenwirtschaftsbeziehungen<br />

<strong>de</strong>s Planbereichs <strong>und</strong> die NSW--<br />

Außenwirtschaftsbeziehungen KoKo's ... Am NSW-<br />

Außenhan<strong>de</strong>lsumsatz war <strong>de</strong>r Planbereich etwa doppelt<br />

so stark beteiligt wie <strong>de</strong>r Bereich KoKo. Zwischen<br />

bei<strong>de</strong>n Bereichen bestand eine Aufgabenteilung.<br />

Konkurrenz <strong>und</strong> Reibungsverluste sollten durch Zusammenarbeit,<br />

insbeson<strong>de</strong>re auch auf höchster<br />

Ebene, also zwischen Schürer <strong>und</strong> Schalck, vermie<strong>de</strong>n<br />

wer<strong>de</strong>n. Bei<strong>de</strong> Bereiche waren jedoch nicht<br />

gleichberechtigt. "<br />

Das Verhältnis <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

zum Außenhan<strong>de</strong>l <strong>de</strong>s Planbereichs war nach<br />

Auffassung <strong>de</strong>r Gutachter nicht nur durch Kooperation<br />

gekennzeichnet, son<strong>de</strong>rn auch durch Konkurrenz<br />

<strong>und</strong> Auseinan<strong>de</strong>rsetzungen. Dazu faßten die Gutachter<br />

ihre Erkenntnisse wie folgt zusammen: „KoKo<br />

hatte gegenüber <strong>de</strong>m Plansektor erhebliche Son<strong>de</strong>rvollmachten,<br />

Informationsvorsprünge <strong>und</strong> <strong>de</strong>utlich<br />

erweiterte Handlungsmöglichkeiten; <strong>de</strong>r Planbereich<br />

war bürokratisch organisiert, <strong>de</strong>r KoKo-Bereich wur<strong>de</strong><br />

dagegen von Schalck straff <strong>und</strong> unbürokratisch<br />

geführt <strong>und</strong> glich mehr einer militärischen Organisation,<br />

einem Familienunternehmen o<strong>de</strong>r - zumin<strong>de</strong>st<br />

in Teilen - gar einer A rt Mafia. Es bestan<strong>de</strong>n vielfältige<br />

Kooperationsbeziehungen zwischen bei<strong>de</strong>n Bereichen,<br />

insbeson<strong>de</strong>re bei <strong>de</strong>n Technologieimporten <strong>und</strong><br />

bei <strong>de</strong>n Im- <strong>und</strong> Exporten <strong>de</strong>r Landwirtschaft <strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />

petrochemischen Industrie, sowie auf <strong>de</strong>r Ebene <strong>de</strong>r<br />

Leiter bei<strong>de</strong>r Bereiche - Schalck <strong>und</strong> Schürer - als<br />

Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe Zahlungsbilanz. Es gab<br />

jedoch auch Konkurrenz zwischen bei<strong>de</strong>n Bereichen,<br />

Auseinan<strong>de</strong>rsetzungen um knappe Ressourcen, die<br />

nicht auf Märkten, son<strong>de</strong>rn innerhalb <strong>de</strong>r Staats- <strong>und</strong><br />

Parteihierarchie ausgetragen wur<strong>de</strong>n. "<br />

Die Gutachter kamen unter volkswirtschaftlichem<br />

Aspekt zu <strong>de</strong>r Beschreibung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung als „eine beson<strong>de</strong>re Institution<br />

im Rahmen <strong>de</strong>s Außenwirtschaftssystems <strong>de</strong>r DDR,<br />

die die Möglichkeit hatte, Mittel, die sonst im Planbereich<br />

erwirtschaftet wor<strong>de</strong>n wären, im Bereich zu akkumulieren<br />

<strong>und</strong> diese entwe<strong>de</strong>r für die Volkswirtschaft<br />

o<strong>de</strong>r für an<strong>de</strong>re Zwecke zu verwen<strong>de</strong>n" .<br />

Abgesehen von einem relativ geringen, für außenwirtschaftliche<br />

Zwecke - wie die Versorgung <strong>de</strong>r Politbüro-Siedlung<br />

Wandlitz o<strong>de</strong>r die Unterstützung für<br />

die DKP - eingesetzten Teil sei <strong>de</strong>r größte Teil <strong>de</strong>r Mittel<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung <strong>de</strong>r<br />

Volkswirtschaft wie<strong>de</strong>r zugute gekommen, „aus <strong>de</strong>r<br />

sie - von <strong>de</strong>r Devisenabschöpfung abgesehen, die etwa<br />

45% <strong>de</strong>r KoKo-Einnahmen ausmachte - letztlich ja<br />

auch stammten" .<br />

Bezüglich <strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung für die Volkswirtschaft <strong>de</strong>r DDR stellten<br />

die Gutachter <strong>de</strong>mnach vor allem die Frage, ob es<br />

<strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung als Teil <strong>de</strong>s<br />

DDR-Außenhan<strong>de</strong>lssystems möglich war, „zusätzliche<br />

Devisen zu erwirtschaften <strong>und</strong> diese Mittel in effektiverer<br />

Weise für die Volkswirtschaft <strong>de</strong>r DDR einzusetzen,<br />

als dies <strong>de</strong>m Planbereich möglich war bzw.<br />

möglich gewesen wäre". Nach Auffassung <strong>de</strong>r Gutachter<br />

„war bei<strong>de</strong>s nicht o<strong>de</strong>r nur in sehr geringem<br />

Maße <strong>de</strong>r Fall".<br />

II. Son<strong>de</strong>rstellung <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung<br />

Die Gutachter kamen nach einer Analyse <strong>de</strong>r Ergebnisse<br />

<strong>de</strong>r Aktivitätsschwerpunkte <strong>de</strong>s Bereichs Kornmerzielle<br />

Koordinierung seit <strong>de</strong>n 60er Jahren - <strong>de</strong>r Erwirtschaftung<br />

von Devisen <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Beschaffung mo<strong>de</strong>rner<br />

Technologie - zu <strong>de</strong>m Ergebnis, daß entschei<strong>de</strong>nd<br />

für die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung nicht <strong>de</strong>ssen hohe Effizienz als Unternehmen<br />

war, son<strong>de</strong>rn „ein<strong>de</strong>utig seine Son<strong>de</strong>rstellung"<br />

im Rahmen <strong>de</strong>r DDR-Planwirtschaft. Dadurch<br />

sei es <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung möglich<br />

gewesen,<br />

- „die privaten Transfers aus <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik abzuschöpfen<br />

<strong>und</strong> für <strong>de</strong>n Bereich verfügbar zu machen;<br />

- Teile <strong>de</strong>r öffentlichen Transferleistungen <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

(im Rahmen <strong>de</strong>r sogenannten Kirchengeschäfte)<br />

weitgehend ohne Gegenleistungen <strong>de</strong>s<br />

Bereichs <strong>und</strong> nur mit geringen Kosten zu vereinnahmen;<br />

- für Technologieimporte hohe Aufschläge auf <strong>de</strong>n<br />

Importwert zu kalkulieren;<br />

- Vertreterprovisionen zu kassieren, <strong>de</strong>nen weitgehend<br />

keine o<strong>de</strong>r nur geringe Leistungen <strong>de</strong>s Bereichs<br />

gegenüberstan<strong>de</strong>n;<br />

- Reserven - eigene, sowie <strong>de</strong>s Staates - gewinnbringend<br />

anzulegen".<br />

Der Erfolg <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

beruhte, so faßten die Gutachter zusammen, „we<strong>de</strong>r<br />

auf <strong>de</strong>r beson<strong>de</strong>ren Cleverness Schalcks noch auf außergewöhnlicher<br />

Leistungen seiner Mitarbeiter, son<strong>de</strong>rn<br />

auf einer einzigartigen Macht- <strong>und</strong> Monopolstellung,<br />

wie sie kein Unternehmen in <strong>de</strong>r Marktwirtschaft<br />

je gehabt hat" .<br />

Ill. Einzelergebnisse <strong>de</strong>r Aufgaben <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

Bei ihrer Gesamtbeurteilung <strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung für die Volkswirtschaft<br />

<strong>de</strong>r DDR gingen die Gutachter von <strong>de</strong>n Ergebnissen<br />

einer umfangreichen empirischen Analyse <strong>de</strong>r<br />

hauptsächlichen Tätigkeitsschwerpunkte <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung aus.<br />

Hinsichtlich <strong>de</strong>r Aufgabe <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung, „die Effizienz <strong>de</strong>r DDR-Volkswirt<br />

schaft durch die Vorfinanzierung von Technolo-

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