Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

Tabelle 14
Zahlungen an die Genex-Agenturen in der
Schweiz und in Dänemark in den Jahren
1967-1989, in Mio. DM
Jahr Insgesamt
Deutscher Bundestag - 12. Wahlperiode Drucksache 12/7600
davon
Selbstkäufe Organi
sationen
1967 43,9 - 8,6
1968 52,3 - 7,3
1969 64,1 7,4
1970 79.5 8,2
1971 81,8 41,8 7,7
1972 83,3 8,3
1973 100,3 8,5
1974 107,9 7,8 9,3
1975 126,0 9,2 8,7
1976 130,7 10,3 8,4
1977 138,6 13,7 8,7
1978 145,3 18,2 8,4
1979 181,3 25,9 9,7
1980 187,5 28,9 9,1
1981 180,2 31,7 7,9
1982 192,1 39,1 7,7
1983 219,3 56,5 7,8
1984 211,6 57,7 7,2
1985 206,8 61,3 7,4
1986 217,4 67,5 7,2
1987 214,8 65,9 7,5
1988 202,4 61,4 7,3
1989 200,7 49,3 3,0
Summe 3 372,4 646,3 181,1
Quelle: Interne Statistik der Deutschen Bundesbank ; Zitiert
nach: Armin Volze: Die Devisengeschäfte der DDR, in:
Deutschland Archiv, 24. Jg. (1991), H. 11, S. 1149.
dem Westen importierten PKW war der Nettodevisenerlös
beachtlich. So betrug die durchschnittliche
Gewinnspanne bei den aus der Bundesrepublik
Deutschland bezogenen Personenkraftwagen vom
Typ Golf 18 %. 78 )
Ein zusätzlicher positiver monetärer Effekt (Zinsgewinn)
resultierte aus dem Auftragssystem mit Vorauszahlung.
Konvertierbare Devisen standen der
DDR mit der „Vorauszahlung" zur Verfügung, die
Lieferung der bestellten Waren erfolgte zu einem
späteren Zeitpunkt.
Genex hat also zur Verbesserung der Devisenliquiditätssituation
der DDR unstrittig beigetragen. Dieser
Beitrag kann - wie dargelegt - nicht genau quantifiziert
werden. Er war für die Volkswirtschaft der
DDR insgesamt aber, unter anderem wegen des Verkaufs
von inländischen Gütern gegen Devisen, deutlich
höher als die Abführungen des Geschenkdienstes
auf die Konten 0559 und 0628 bei der Deutschen
Handelsbank (vgl. unten).
Im Zeitraum 1967-1989 dürften dem Genex Geschenkdienst
nach der internen Statistik der Deutschen
Bundesbank rund 3,3 Mrd. D-Mark zugeflossen
sein. Die vom Umsatz her weitaus bedeutendere
Deviseneinnahmequelle war aber Intershop. Unter
Einbeziehung der (geschätzten) Umsätze im Zeitraum
1967-1973 in Höhe von 700 Mio. VM dürfte
der Intershop-Umsatz in einer Größenordnung von
etwa 14,3 Mrd. VM nicht unrealistisch sein. In der
zweiten Hälfte der 80er Jahre war der Umsatz der
Intershopläden etwa fünfmal größer als der des Genex
Geschenkdienstes.
Beurteilt man allein die Deviseneinnahmen dieser
Sonderorganisationen für die Volkswirtschaft der
DDR, so muß auf den Nettoeffekt abgestellt werden.
Der Nettodevisenerlös für Genex konnte nicht ermittelt
werden. Da aber im Genex-Sortiment Binnenmarktprodukte
und Leistungen der DDR-Volkswirtschaft
sowie RGW-Waren überwogen, das
Intershop-Sortiment seit 1977 überwiegend - mit
Ausnahme der im Rahmen der Gestattungsproduktion
gewonnenen Güter - in der Bundesrepublik
Deutschland gegen Verrechnungseinheiten gekauft
werden mußte, muß der spezifische Nettodevisenerlös
der Sonderorganisation Genex für die DDR-
Volkswirtschaft deutlich höher gewesen sein als der
der Sonderorganisation Intershop. Zwar war der Umsatz
der Intershopläden rund fünfmal so hoch wie der
des Genex Geschenkdienstes. Vergleicht man jedoch
die Nettodevisenerlöse beider Unternehmen für die
DDR-Volkswirtschaft, verringert sich der Abstand
nicht unerheblich.
Auf das Konto 0559 bei der Deutschen Handelsbank
wurden von Genex in den 80er Jahren jährlich plangemäß
rund 40 Mio. VM abgeführt. Im Zeitraum
1972-1989 belief sich die Summe auf etwa
640 Mio. VM (vgl. Tabelle 15), die an das Ministerium
der Finanzen und damit „an die Zahlungsbilanz" abgeführt
wurde. Auf das Konto 0628 dürften in den
80er Jahren aus außerplanmäßigen Gewinnen jährlich
zwischen 10 und 12 Mio. VM überwiesen worden
sein. 79 )
-
Die realen Wohlfahrtseffekte waren abhängig von
der regionalen Herkunft der über Genex gelieferten
Produkte. Soweit Westwaren verkauft wurden, führte
dies unmittelbar zu positiven realen Effekten. Das
Konsumniveau der DDR-Bevölkerung erhöhte sich
entsprechend dem Wertumfang der gelieferten Westprodukte.
Diese Überlegung gilt aber nicht, wenn in
der DDR und in anderen RGW-Ländern hergestellte
Produkte an DDR-Begünstigte oder auch an DDR-
Käufer („Selbstkäufe") geliefert wurden. Da im nahezu
gesamten „Genex-Sortimentbereich" die
Nachfrage der DDR-Bevölkerung nur teilweise gedeckt
werden konnte - mehrjährige Wartezeiten
beim Kauf von Personenkraftwagen waren die Regel,
die sortiment- und termingerechte Bereitstellung mit
Kraftfahrzeug-Ersatzteilen konnte zu keiner Zeit gesichert
werden etc. - und Strukturentwicklungen
nicht auf ökonomischen Signalen (Konsumentensouveränität)
basierten, dürfte sich global das Wohlfahrtsniveau
der DDR-Bevölkerung in diesem Bereich
nicht erhöht haben. Dies soll am nachfolgenden
Beispiel verdeutlicht werden.
Rund drei Viertel der über den Geschenkdienst verkauften
Personenkraftwagen stammten aus der
DDR-eigenen und aus der sowjetischen und tschechoslowakischen
Produktion (vgl. Tabelle 13). Das