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Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

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Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

schäfte) dagegen u. E. weitgehend <strong>de</strong>r Wahrheit. Angesichts<br />

<strong>de</strong>s unsystematischen Ausweises <strong>de</strong>r jährlichen<br />

Erwirtschaftungsergebnisse dürfte selbst<br />

Schalck schwerlich in <strong>de</strong>r Lage sein, mehr als eine<br />

grobe Schätzung darüber abgeben zu können, wie<br />

hoch das Erwirtschaftungsergebnis seines Bereichs<br />

in all <strong>de</strong>n Jahren gewesen ist. Je<strong>de</strong>nfalls flossen min<strong>de</strong>stens<br />

17,2 Mrd. VM in <strong>de</strong>n Planbereich <strong>und</strong> fan<strong>de</strong>n<br />

sich am 4. 12. 89 knapp 7 Mrd. DM"' auf <strong>de</strong>n Konten<br />

<strong>de</strong>s Bereichs. Das sind zusammen 24,2 Mrd. Unter<br />

Berücksichtigung <strong>de</strong>r von KoKo getätigten Ausgaben<br />

für die verschie<strong>de</strong>nsten Zwecke, von <strong>de</strong>n Festtagsimporten<br />

in Höhe von 0,8 Mrd. VM, <strong>de</strong>n Käufen gegen<br />

Devisen im Inland in Höhe von 1 Mrd. VM, <strong>de</strong>r Finanzierung<br />

von Wandlitz, Technologieimporten für<br />

das MfS etc. kommt in je<strong>de</strong>m Fall ein Betrag von<br />

<strong>de</strong>utlich über 20 Mrd. VM zusammen, <strong>de</strong>n KoKo erwirtschaftet<br />

haben muß, um diese Ausgaben finanzieren<br />

zu können.<br />

4. Bewertung<br />

Wie ist dieser Devisenerwirtschaftungserfolg von Ko-<br />

Ko volkswirtschaftlich zu bewe rten? Betrachten wir<br />

zunächst die Erwirtschaftungsseite. Zu <strong>de</strong>n monetären<br />

Ergebnissen <strong>de</strong>s Bereichs in Höhe von<br />

38,5 Mrd. VM haben <strong>de</strong>ssen wirtschaftliche Aktivitäten<br />

nach unseren Berechnungen mit ca. 25 Mrd. VM<br />

beigetragen.<br />

Von diesen 25 Mrd. VM durch die Tätigkeiten <strong>de</strong>s<br />

Bereichs erwirtschafteten Devisen stammten nach<br />

unserer Schätzung ca. 13 Mrd. VM aus Intershop, Intertank,<br />

Genex <strong>und</strong> NSW-Tourismus, alles Aktivitäten,<br />

bei <strong>de</strong>nen KoKo eine Monopolstellung hatte <strong>und</strong><br />

die spezifische Situation im geteilten Deutschland<br />

ausnutzen konnte. Ein Großteil dieser Devisen resultiert<br />

aus privaten Transferleistungen von Bürgern <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esrepublik an Bürger <strong>de</strong>r DDR. Negative reale<br />

Effekte für die Volkswirtschaft <strong>de</strong>r DDR traten dabei<br />

nicht auf. Von <strong>de</strong>r Existenz dieser Institutionen gingen<br />

jedoch Wirkungen aus, die die Unzufrie<strong>de</strong>nheit<br />

<strong>de</strong>r DDR-Bevölkerung verstärkten <strong>und</strong> die Legitimationsgr<strong>und</strong>lagen<br />

<strong>de</strong>s Systems erschütterten, weil sie<br />

die Überlegenheit <strong>de</strong>r D-Mark gegenüber <strong>de</strong>r Mark<br />

<strong>und</strong> damit die Unterlegenheit <strong>de</strong>r Planwirtschaft allzu<br />

augenfällig machten. Darüber hinaus spalteten sie<br />

die DDR-Gesellschaft in eine Zweiklassengesellschaft<br />

von Devisenbesitzern <strong>und</strong> solchen, die nicht an<br />

Devisen herankommen konnten.<br />

Die restlichen ca. 12 Mrd. VM hat KoKo vor allem<br />

über seine AHB erzielt, also auch über Transinter,<br />

<strong>de</strong>ssen Devisenerwirtschaftungserfolg, wie oben dargestellt,<br />

weitgehend ohne wirkliche Gegenleistungen<br />

erfolgte <strong>und</strong> über höhere Importpreise zu Lasten<br />

<strong>de</strong>r Volkswirtschaft ging. Ein — allerdings fast zu<br />

vernachlässigen<strong>de</strong>r — Teil dieser Devisen wur<strong>de</strong><br />

auch durch <strong>de</strong>n Kunst- <strong>und</strong> Antiquitätenhan<strong>de</strong>l sowie<br />

<strong>de</strong>n Waffenhan<strong>de</strong>l erzielt, Aktivitäten, <strong>de</strong>ren moralische<br />

Fragwürdigkeit oben bereits angesprochen<br />

wur<strong>de</strong>. Hinzu kam die Übernahme von Müll, die aus<br />

umweltpolitischen Grün<strong>de</strong>n höchst fragwürdig war,<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>ren — relativ hohe — monetären Ergebnisse<br />

nicht aus echten wirtschaftlichen Leistungen von Ko-<br />

Ko resultierten, son<strong>de</strong>rn letztlich Dienstleistungsexporte<br />

zu Lasten <strong>de</strong>r Umwelt waren.<br />

Soweit KoKo im Rahmen <strong>de</strong>r Refinanzierung <strong>de</strong>r<br />

Technologieimporte Zusatzexporte zum Zwecke <strong>de</strong>r<br />

Devisenerwirtschaftung tätigte, hatte dies direkte<br />

Auswirkungen auf <strong>de</strong>n Plansektor. Es ist anzunehmen,<br />

daß diese forcierten Exportanstrengungen zum<br />

Teil zu Lasten <strong>de</strong>r Binnenversorgung gingen o<strong>de</strong>r die<br />

planmäßige Ausfuhr schmälerten. Dem steht allerdings<br />

gegenüber, daß von <strong>de</strong>n Technologieimporten<br />

auch positive reale Effekte (Effizienzeffekte) auf die<br />

DDR-Volkswirtschaft ausgingen, die allerdings im<br />

planwirtschaftlichen Umfeld verpufften <strong>und</strong> zum Teil<br />

negative Rückwirkungen für die Binnenwirtschaft<br />

hatten, da sie <strong>de</strong>ren Knappheitsprobleme durch erhöhten<br />

Ressourcenverbrauch noch verstärken.<br />

Unter volkswirtschaftlichem Aspekt beson<strong>de</strong>rs fragwürdig<br />

waren die Aktivitäten KoKos im Bereich <strong>de</strong>r<br />

Fleischexporte, was oben ausführlich begrün<strong>de</strong>t<br />

wur<strong>de</strong> <strong>und</strong> <strong>de</strong>shalb hier nicht wie<strong>de</strong>rholt wer<strong>de</strong>n soll.<br />

Die Ölgeschäfte mögen zwar unter <strong>de</strong>m Erwirtschaftungsgesichtspunkt<br />

118 <strong>und</strong> bei <strong>de</strong>m Weltenergiepreisniveau<br />

<strong>de</strong>r 80er Jahre als Erfolg zu verbuchen sein,<br />

mittel- bis längerfristig behin<strong>de</strong>rten sie jedoch <strong>de</strong>n<br />

Strukturwan<strong>de</strong>l in <strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong> trugen damit dazu<br />

bei, daß ihr Produktivitäts- <strong>und</strong> Technologie-Rückstand<br />

gegenüber <strong>de</strong>m Westen immer größer wur<strong>de</strong>.<br />

Schließlich erzielte KoKo Devisengewinne durch<br />

Geldanlagen <strong>und</strong> Wertpapiergeschäfte. Die dafür im<br />

Ausland angelegten Mittel hatten zwar teilweise <strong>de</strong>n<br />

Nebenzweck, die Kreditwürdigkeit <strong>de</strong>r DDR aufrechtzuerhalten,<br />

davon abgesehen waren diese Mittel<br />

jedoch volkswirtschaftlich gesehen <strong>de</strong>m Kreislauf<br />

entzogen. Dieser Form <strong>de</strong>r Devisenerwirtschaftung<br />

stan<strong>de</strong>n mithin beträchtliche Opportunitätskosten<br />

gegenüber.<br />

Alles in allem ging <strong>de</strong>r einzelwirtschaftliche „Unternehmenserfolg"<br />

von KoKo, <strong>de</strong>r sich gemessen am Devisenerwirtschaftungserfolg<br />

<strong>de</strong>s Bereichs bei oberflächlicher<br />

Betrachtung als durchaus beachtlich<br />

ausnimmt, nur sehr bedingt mit positiven Ergebnissen<br />

unter volkswirtschaftlichem Aspekt einher. Die<br />

von KoKo erwirtschafteten Devisen resultierten weitestgehend<br />

entwe<strong>de</strong>r aus Abschöpfungen von Transferleistungen<br />

o<strong>de</strong>r waren das Resultat von Absaugeffekten<br />

aus <strong>de</strong>m Planbereich. Darunter waren<br />

zweifellos auch Ergebnisse, die <strong>de</strong>r Planbereich selbst<br />

nicht hätte erzielen können, doch diese waren relativ<br />

gering. Sie gab es bei <strong>de</strong>n Zusatzexporten, die <strong>de</strong>r<br />

Planbereich nicht hätte realisieren können, sowie bei<br />

speziellen Lohnvere<strong>de</strong>lungsgeschäften <strong>und</strong> illegalen<br />

Geschäften im Rahmen <strong>de</strong>s inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>ls.<br />

Unter <strong>de</strong>m Verwendungsaspekt <strong>de</strong>r von KoKo erwirtschafteten<br />

Devisen steht die Frage im Vor<strong>de</strong>rgr<strong>und</strong>,<br />

inwieweit es gelang, diese Devisen für die Erhöhung<br />

<strong>de</strong>r Effizienz <strong>de</strong>r DDR-Volkswirtschaft einzusetzen.<br />

Dabei kommt es nicht darauf an, ob KoKo selbst Einfluß<br />

auf die Verwendungsentscheidungen hatte, da<br />

lediglich <strong>de</strong>r Ist-Effekt <strong>de</strong>r Verwendung <strong>de</strong>r von Ko<br />

-Ko erwirtschafteten Devisen für die Beantwortung<br />

<strong>de</strong>r Frage relevant ist, son<strong>de</strong>rn inwieweit KoKo <strong>de</strong>r<br />

Volkswirtschaft <strong>de</strong>r DDR genützt o<strong>de</strong>r gescha<strong>de</strong>t hat,<br />

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