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Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

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Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

computer), erhielten. Bekannt ist, daß die Bet riebe im<br />

Rahmen dieser Geschäfte <strong>de</strong>m Bereich KoKo bis zu<br />

70 % (angeblich manchmal auch mehr) <strong>de</strong>r Devisenerlöse<br />

überlassen haben.<br />

A ußerplanmäßige Importe zur Leistungssteigerung<br />

<strong>de</strong>r Volkswirtschaft<br />

Auch bei <strong>de</strong>n Industrievereinbarungen wur<strong>de</strong>n außerplanmäßige<br />

Importe <strong>und</strong> außerplanmäßige Exporte<br />

verknüpft. Zu diesem Zweck wur<strong>de</strong>n umfangreiche<br />

Verträge mit bis zu acht Vertragspartnern abgeschlossen.<br />

36) Die Zahl <strong>de</strong>r Vertragspartner hing wesentlich<br />

vom Geschäftsvolumen ab. Es gab Großprogramme,<br />

für die spezielle Rahmenverträge zwischen<br />

<strong>de</strong>r Staatlichen Plankommission, <strong>de</strong>m beteiligten Industrieministerium,<br />

<strong>de</strong>m Finanzministerium, <strong>de</strong>m<br />

Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Bereich KoKo<br />

abgeschlossen wur<strong>de</strong>n. Auch KoKo-AHB (insbeson<strong>de</strong>re<br />

Intrac <strong>und</strong> BIEG, die 90 % dieser Geschäfte abgewickelt<br />

haben) waren Vertragspartner.<br />

Bei <strong>de</strong>n Industrievereinbarungen wur<strong>de</strong>n im Zeitablauf<br />

unterschiedliche Finanzierungsarten angewandt,<br />

die für die Beurteilung ihrer volkswirtschaftlichen<br />

Auswirkungen be<strong>de</strong>utsam sind. Die ältesten<br />

Formen <strong>de</strong>r Industrievereinbarungen erfolgten auf<br />

Risiko <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

<strong>und</strong> sahen kurze Zwischenfinanzierungsperio<strong>de</strong>n<br />

vor. Bei diesen Geschäften importierte KoKo aus Mitteln<br />

<strong>de</strong>s Bereichs 37) bzw. seiner Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe<br />

Investitionsgüter (gelegentlich auch Rohstoffe) für<br />

die Betriebe o<strong>de</strong>r Kombinate, die dafür <strong>de</strong>m Bereich<br />

min<strong>de</strong>stens in Höhe dieses Importwertes Güter zum<br />

außerplanmäßigen Export zur Verfügung stellen mußten.<br />

Zumin<strong>de</strong>st in <strong>de</strong>n frühen 80er Jahren mußten<br />

die Betriebe zur Finanzierung dieser außerplanmäßigen<br />

Importe (Refinanzierungswert) aber Exportgüter<br />

in einem Wert bereitstellen, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Importwert um<br />

ca. 42 % überstieg. Dieser „Aufschlag" setzte sich<br />

wie folgt zusammen: 12 % für Warennebenkosten<br />

(Transportkosten, Vertreterprovision etc.), 15 % für<br />

„Finanzierungskosten zur Sicherung <strong>de</strong>r Währungsgleichheit"<br />

<strong>und</strong> 15 % „Han<strong>de</strong>lsspanne". 38) Der Refinanzierungswert<br />

in Mark errechnete sich aus Markgegenwert<br />

plus Richtungskoeffizienten (MG + Riko).<br />

Soweit die Importe die Exportfähigkeit erhöhten o<strong>de</strong>r<br />

Importe substituierten, konnte ein Beitrag zur Verbesserung<br />

<strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>lsbilanz geleistet wer<strong>de</strong>n.<br />

Das Hauptinteresse von KoKo an diesen Geschäften<br />

bestand in <strong>de</strong>r Devisenerwirtschaftung. Die Höhe<br />

wie die Zusammensetzung <strong>de</strong>r „Finanzierungskosten"<br />

lassen auf eine — für KoKo angemessene reale<br />

Verzinsung <strong>de</strong>s eingesetzten Kapitals schließen.<br />

Ebenso wie bei <strong>de</strong>n Valutaanrechts-Geschäften bestand<br />

auch bei <strong>de</strong>n Industrievereinbarungen das Interesse<br />

<strong>de</strong>r Bedarfsträger da rin, außerhalb <strong>de</strong>s Planbereichs<br />

schnell Zugang zu westlichen Importgütern<br />

zu erhalten. Im Gegensatz zum oben skizzierten Geschäft<br />

wur<strong>de</strong>n hier die Impo rte vom Bereich KoKo<br />

auch noch vorfinanziert.<br />

Im Gr<strong>und</strong>satz bestand eine Interessenübereinstim<br />

mung zwischen <strong>de</strong>n Partnern <strong>de</strong>r Industrievereinba<br />

rungen <strong>und</strong> <strong>de</strong>r zentralen Leitungsebene, da durch<br />

diese außerplanmäßigen, vorfinanzierten Impo rte<br />

positive statische wie dynamische Effizienzeffekte<br />

erwartet wur<strong>de</strong>n. Zu gesamtwirtschaftlich negativen<br />

Effekten konnten diese Geschäfte dann führen, wenn<br />

die erhofften binnenwirtschaftlichen Effizienzeffekte<br />

ausblieben. Da KoKo in Verfolgung mikroökonomischer<br />

Rationalität darauf bestand, daß auch in solchen<br />

Fällen, in <strong>de</strong>nen es nicht zur erwarteten Bereitstellung<br />

von Zusatzexporten aus <strong>de</strong>r importierten<br />

Anlage kam (o<strong>de</strong>r die in <strong>de</strong>n ursprünglichen Investitionsrechnungen<br />

unterstellten Weltmarktpreise nicht<br />

zu erzielen waren), die Betriebe ihre Verträge erfüllten,<br />

erfolgte die außerplanmäßige Exportbereitstellung<br />

zu Lasten <strong>de</strong>s Planexports. Der ehemalige Vorsitzen<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r Staatlichen Plankommission, Gerhard<br />

Schürer, bestätigte, daß dies vorkam. Angesichts <strong>de</strong>r<br />

skizzierten negativen Konsequenzen für <strong>de</strong>n Planbereich<br />

kann nicht ausgeschlossen wer<strong>de</strong>n, daß die Industrievereinbarungen<br />

ten<strong>de</strong>nziell zur Passivierung<br />

<strong>de</strong>r DDR-Han<strong>de</strong>lsbilanz beigetragen haben. Ein<br />

funktionaler Zusammenhang zwischen <strong>de</strong>n Industrievereinbarungen<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Nichtrealisierung von<br />

Exportplänen <strong>de</strong>r DDR kann sicher nicht hergestellt<br />

wer<strong>de</strong>n. Die Tatsache, daß in keinem Jahr <strong>de</strong>s letzten<br />

Jahrzehnts die Exportpläne <strong>de</strong>r DDR gegenüber <strong>de</strong>m<br />

nichtsozialistischen Wirtschaftsgebiet erfüllt wur<strong>de</strong>n,<br />

dokumentiert vor allem die allgemeine Leistungsschwäche<br />

<strong>de</strong>r DDR-Volkswirtschaft.<br />

Auf <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>lage eines Politbürobeschlusses vom<br />

26. August 1986 (bzw. eines wortgleichen Ministerratsbeschlusses<br />

vom 28. August 1986) wur<strong>de</strong> eine<br />

neue Form von Industrievereinbarungen, die als Leistungsimporte<br />

(genauer außerplanmäßige Impo rte<br />

zur Leistungssteigerung, Son<strong>de</strong>rvorhaben usw.) bezeichnet<br />

wur<strong>de</strong>, präferiert. Wie <strong>de</strong>r Begriff erkennen<br />

läßt, war es das Ziel <strong>de</strong>r neuen Strategie, durch Technologieimporte<br />

im großen Stil die Leistungsfähigkeit<br />

<strong>de</strong>r DDR-Volkswirtschaft mittelfristig nachhaltig zu<br />

-<br />

verbessern, um einem weiteren Verfall <strong>de</strong>r internationalen<br />

Wettbewerbsfähigkeit zu begegnen.<br />

Im Gegensatz zu <strong>de</strong>n Industrievereinbarungen „älteren<br />

Typs" wur<strong>de</strong>n die Leistungsimporte zum einen<br />

nur noch teilweise aus KoKo-Mitteln vorfinanziert,<br />

zum an<strong>de</strong>ren unter Mitwirkung <strong>de</strong>r Staatlichen Plankommission<br />

— beson<strong>de</strong>rs bei <strong>de</strong>n sogenannten Komplexen<br />

— festgelegt. Die Finanzierung <strong>de</strong>r Leistungsimporte<br />

erfolgte sowohl durch Mittelbereitstellung<br />

<strong>de</strong>s Planbereichs als auch durch Hartwährungskredite,<br />

die durch KoKo-AHB aufgenommen wur<strong>de</strong>n. Dies<br />

hatte gegenüber <strong>de</strong>r Aufnahme ungeb<strong>und</strong>ener Finanzkredite<br />

beispielsweise durch die Deutsche Außenhan<strong>de</strong>lsbank<br />

AG <strong>de</strong>n Vorteil, daß projektgeb<strong>und</strong>ene<br />

Kredite auf <strong>de</strong>n internationalen Finanz- <strong>und</strong><br />

Kapitalmärkten für die Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe <strong>de</strong>s<br />

Bereichs KoKo leichter zu beschaffen waren <strong>und</strong> zu<strong>de</strong>m<br />

zu günstigeren Konditionen.<br />

Die von <strong>de</strong>n KoKo-AHB zusätzlich eingegangenen<br />

Hartwährungsverbindlichkeiten sollten — so war die<br />

Überlegung — zu einem späteren Zeitpunkt auf <strong>de</strong>n<br />

staatlichen, <strong>de</strong>n Planbereich („in die Zahlungsbilanz”)<br />

übertragen wer<strong>de</strong>n. Diese Übertragung sollte<br />

— abhängig vom Fertigstellungstermin <strong>und</strong> von <strong>de</strong>r<br />

Produktionsaufnahme <strong>de</strong>r importierten Anlagen —

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