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Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

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weitere Million DM im gleichen Zeitraum für die Verbesserung<br />

<strong>de</strong>r Inneneinrichtung <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Ausstattung<br />

<strong>de</strong>s La<strong>de</strong>ns in Wandlitz aufgewandt (Dokument-Nr.<br />

629). Nach Aussage von Gerd Schmidt, Oberst <strong>de</strong>s<br />

MfS <strong>und</strong> Verwaltungsleiter <strong>de</strong>r Politbürosiedlung, am<br />

22. Januar 1990 gegenüber <strong>de</strong>m Militärstaatsanwalt<br />

<strong>de</strong>r DDR hing <strong>de</strong>r wachsen<strong>de</strong> Valutabedarf „mit <strong>de</strong>n<br />

zunehmen<strong>de</strong>n Son<strong>de</strong>rwünschen <strong>de</strong>r Repräsentanten<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Zunahme <strong>de</strong>r Anzahl <strong>de</strong>r Familienmitglie<strong>de</strong>r<br />

zusammen" . Die Kosten für Instandhaltung <strong>und</strong> Verwaltung<br />

<strong>de</strong>r Waldsiedlung wur<strong>de</strong>n genauso wie die<br />

Personalkosten direkt aus <strong>de</strong>m Etat <strong>de</strong>s MfS ge<strong>de</strong>ckt.<br />

Die von Letex angefor<strong>de</strong>rten Warenimporte, die<br />

durch die Delta <strong>und</strong> Asimex getätigt wur<strong>de</strong>n, konnten<br />

nicht aus <strong>de</strong>m Verkauf <strong>de</strong>r Waren in Wandlitz finanziert<br />

wer<strong>de</strong>n. Die für die Westwaren angesetzten Verkaufspreise<br />

waren dafür zu niedrig <strong>und</strong> brauchten zu<strong>de</strong>m<br />

nur in Mark <strong>de</strong>r DDR beglichen zu wer<strong>de</strong>n (Dokument-Nr.<br />

635). Nach Ermittlungen <strong>de</strong>r Militär- <strong>und</strong><br />

Generalstaatsanwaltschaft <strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft<br />

bei <strong>de</strong>m Kammergericht Berlin wur<strong>de</strong>n wesentliche<br />

in <strong>de</strong>r DDR gültige Bestimmungen über die<br />

Festsetzung von Preisen für Importwaren verletzt.<br />

We<strong>de</strong>r wur<strong>de</strong>n die jeweils gelten<strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>lsspannen<br />

korrekt einberechnet, noch wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>n tatsächlichen<br />

Währungsunterschie<strong>de</strong>n zwischen DM <strong>und</strong><br />

Mark <strong>de</strong>r DDR Rechnung getragen. 1988/89 ging die<br />

DDR intern von einer Währungsrelation von 1 DM zu<br />

4,4 Mark <strong>de</strong>r DDR aus. An die allgemein in <strong>de</strong>r DDR<br />

gültige Umrechnungspraxis für aus <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland <strong>und</strong> <strong>de</strong>m westlichen Ausland importierte<br />

Ware hielt sich Letex nicht (Dokument-Nr. 636).<br />

Beispielsweise wur<strong>de</strong>n Vi<strong>de</strong>okameras, die Letex in<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik 1988/89 für durchschnittlich<br />

1.994 DM pro Gerät einkaufte, in Wandlitz für durchschnittlich<br />

3.666 Mark <strong>de</strong>r DDR pro Gerät (also mit einem<br />

Aufschlag von nur 83 Prozent) weitergegeben.<br />

Nach <strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r DDR üblichen Preisbildungsrichtlinien<br />

für phono- <strong>und</strong> phototechnische Erzeugnisse<br />

hätten sie für min<strong>de</strong>stens 15.000 Mark <strong>de</strong>r DDR pro<br />

Kamera verkauft wer<strong>de</strong>n müssen. Gleichzeitig ist zu<br />

berücksichtigen, daß we<strong>de</strong>r Vi<strong>de</strong>okameras noch<br />

Farbfernsehgeräte aus <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>m westlichen Ausland im Binnenhan<strong>de</strong>l<br />

<strong>de</strong>r DDR normalerweise erhältlich waren.<br />

Eine systematische Aufarbeitung <strong>und</strong> Auswertung aller<br />

Importrechnungen <strong>de</strong>s MAH/Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung sowie <strong>de</strong>r Unternehmen Delta<br />

GmbH <strong>und</strong> Asimex an das Staatliche Han<strong>de</strong>lsobjekt<br />

Letex ergab, daß durch die letztlich „rot" kalkulierten<br />

Verkaufspreise die Partei- <strong>und</strong> Staatsführung <strong>de</strong>r<br />

DDR in erheblichem Umfang subventioniert wur<strong>de</strong>.<br />

Die Militär- <strong>und</strong> Generalstaatsanwaltschaft <strong>de</strong>r DDR<br />

schätzte <strong>de</strong>n dadurch entstan<strong>de</strong>nen 'volkswirtschaftlichen<br />

Verlust' für die Jahre 1984 bis 1989 auf über<br />

100 Mio. Mark <strong>de</strong>r DDR. Den 'volkswirtschaftlichen<br />

Verlust' errechnete sie dabei aus <strong>de</strong>r Differenz von<br />

tatsächlich erlösten Preisen (Umsatz) <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Preisen,<br />

die bei korrekter Preisbildung zu erzielen gewesen<br />

wären.<br />

Die importierten Westwaren konnte die Politelite aufgr<strong>und</strong><br />

dieser Umrechnungspraxis in Wandlitz aber<br />

nicht nur in Mark <strong>de</strong>r DDR kaufen, was gegenüber allen<br />

übrigen DDR-Bürgern ein kaum zu unterschät-<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

zen<strong>de</strong>s Privileg darstellte, son<strong>de</strong>rn sie konnte sie häufig<br />

sogar noch zu günstigeren Preisen einkaufen als<br />

die Waren, die aus <strong>de</strong>r DDR selbst kamen. Dies hatte<br />

zur Folge, daß in <strong>de</strong>r La<strong>de</strong>neinrichtung im sog. Innenring<br />

vor allem West- <strong>und</strong> kaum DDR-Waren gekauft<br />

wur<strong>de</strong>n. Die von Letex beschafften DDR-Waren wur<strong>de</strong>n<br />

hauptsächlich im La<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s sog. Außenringes<br />

verkauft, also an die Beschäftigten <strong>de</strong>s Versorgungskomplexes.<br />

Alle Valutamittel für die Son<strong>de</strong>rimporte <strong>de</strong>r sog. MfS<br />

Firma Letex stellte <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

bereit. Während die Asimex <strong>und</strong> die Arbeitsgruppe<br />

Son<strong>de</strong>rbeschaffung bzw. die Beschaffergruppe<br />

Schlegelstraße unter Leitung von Sig rid Schalck-<br />

Golodkowski Rechnung gegenüber <strong>de</strong>m Unternehmen<br />

Letex legten, bestan<strong>de</strong>n zwischen Letex <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>m Unternehmen Delta GmbH keine finanziellen<br />

Beziehungen. Die Warenimporte <strong>de</strong>r Delta GmbH,<br />

die mit Abstand <strong>de</strong>n größten Importeur für das Unternehmen<br />

Letex darstellte, wur<strong>de</strong>n durch direkte Überweisungen<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

an die Delta finanziert. Die Valutamittel, die die Letex<br />

zur Begleichung <strong>de</strong>r Rechnungen <strong>de</strong>r Asimex <strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />

Arbeitsgruppe Schlegelstraße benötigte, erhielt sie<br />

zumin<strong>de</strong>st in <strong>de</strong>n 80er Jahren aus <strong>de</strong>n Erlösen für Warenlieferungen<br />

an die Verwaltung Rückwärtige Dienste<br />

(VRD) <strong>de</strong>s MfS, wohin die Waren geliefert wur<strong>de</strong>n,<br />

die man in Wandlitz nicht hatte verkaufen können.<br />

Die Erlöse aus <strong>de</strong>n sog. „Rücklieferungen" an die<br />

Verwaltung Rückwärtige Dienste <strong>de</strong>s MfS, die in Berlin<br />

für führen<strong>de</strong> Mitarbeiter <strong>de</strong>s MfS einen Son<strong>de</strong>rverkaufsla<strong>de</strong>n<br />

unterhielt, wur<strong>de</strong>n in Devisen auf ein Konto<br />

<strong>de</strong>r Letex beglichen. Diese Devisen stammten aus<br />

Fonds <strong>de</strong>s Ministeriums für Staatssicherheit -<br />

<strong>und</strong> wur<strong>de</strong>n<br />

von Manfred Sei<strong>de</strong>l <strong>de</strong>m Konto 0528 entnommen.<br />

Auch in <strong>de</strong>m MfS-Son<strong>de</strong>rla<strong>de</strong>n bezahlten die K<strong>und</strong>en<br />

wie in Wandlitz nur in Mark <strong>de</strong>r DDR.<br />

Die Son<strong>de</strong>rversorgung mit Westprodukten in Wandlitz<br />

finanzierte <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

in <strong>de</strong>r Regel aus <strong>de</strong>n Guthaben <strong>de</strong>s Kontos 0528.<br />

Das Konto 0528 wur<strong>de</strong> von Manfred Sei<strong>de</strong>l geführt,<br />

<strong>de</strong>r von Dr. Schalck-Golodkowski mit <strong>de</strong>r Durchführung<br />

<strong>de</strong>r Valutaüberweisungen für die Wandlitz-Versorgung<br />

beauftragt war. Gespeist wur<strong>de</strong> das Konto<br />

durch „Geheimabführungen" <strong>de</strong>r sog. Vertreterfirmen<br />

BERAG <strong>und</strong> Forgber, durch Abführungen ausländischer<br />

Unternehmen, aber auch teilweise durch<br />

Mittel aus <strong>de</strong>n Kirchengeschäften „A" mit <strong>de</strong>r evangelischen<br />

Kirche <strong>und</strong> „C" mit <strong>de</strong>r katholischen Kirche<br />

in Höhe von vier bzw. drei Mio. DM jährlich. Das Gesamtvolumen<br />

<strong>de</strong>r Einnahmen <strong>de</strong>s Kontos betrug jährlich<br />

zwischen 35 Mio. <strong>und</strong> 40 Mio. DM bzw. VE. Über<br />

das Konto 0528 lief ein Großteil <strong>de</strong>r finanziellen<br />

Transaktionen mit Devisen aus <strong>de</strong>m Bereich <strong>de</strong>s MfS<br />

bzw. für das MfS, <strong>de</strong>shalb bezeichnete Manfred Sei<strong>de</strong>l<br />

das Konto 0528, wie er in einer Vernehmung<br />

durch <strong>de</strong>n Militäroberstaatsanwalt <strong>de</strong>r DDR am 10.<br />

Januar 1990 ausführte, „immer als 'Mielke-Konto' " .<br />

Vom „rechtlichen Standpunkt " aus gesehen han<strong>de</strong>lte<br />

es sich - nach Sei<strong>de</strong>l - jedoch um ein Konto <strong>de</strong>s MAH,<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung. Auch die Barkasse,<br />

die Manfred Sei<strong>de</strong>l unterhielt, um die Beschaffungen<br />

<strong>de</strong>r Kuriere von Schalck-Golodkowski zu bezahlen,<br />

wur<strong>de</strong> aus <strong>de</strong>m Konto 0528 gespeist.

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