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Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

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Wandlitz o<strong>de</strong>r die Beschaffung von Technik für das<br />

MfS verwen<strong>de</strong>t.<br />

1974 erfolgte die Eröffnung <strong>de</strong>s Kontos 0628, das<br />

durch <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung verwaltet<br />

<strong>und</strong> auf das ab diesem Zeitpunkt die Einnahmen<br />

aus <strong>de</strong>m sog. B-Geschäft überwiesen wur<strong>de</strong>n.<br />

Insgesamt floß auf das Konto 0628 von 1974 bis 1989<br />

<strong>de</strong>r Gegenwert von Warenlieferungen <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland in Höhe von ca. 2.878.407.548,82<br />

DM. Mit diesen Gel<strong>de</strong>rn wur<strong>de</strong>n Son<strong>de</strong>rimporte zur<br />

Versorgung <strong>de</strong>r Bevölkerung (Südfrüchte, Textilien)<br />

<strong>und</strong> Hilfslieferungen an sozialistische Staaten finanziert<br />

sowie Geldanlagen bei ausländischen Banken<br />

(u. a. in Österreich, Dänemark <strong>und</strong> in <strong>de</strong>r Schweiz)<br />

<strong>und</strong> über die Intrac HGmbH auch bei <strong>de</strong>r Deutschen<br />

Außenhan<strong>de</strong>lsbank AG in Berlin (Ost) getätigt.<br />

1989 wur<strong>de</strong>n letztmalig 1.840 Häftlinge von <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung<br />

freigekauft. Die Vereinbarungen für die<br />

zu erbringen<strong>de</strong> Gegenleistung in Höhe von insgesamt<br />

65 Mio. DM wur<strong>de</strong>n vom Präsi<strong>de</strong>nten <strong>de</strong>s Diakonischen<br />

Werkes, Dr. Karl-Heinz Neukamm, am 18.<br />

Dezember 1989 <strong>und</strong> am 23. Januar 1990 mit <strong>de</strong>m nach<br />

Manfred Sei<strong>de</strong>ls Inhaftierung zuständigen Dr. Klaus-<br />

Dieter Neubert geschlossen. Dieser Betrag teilte sich<br />

auf in Kupfer <strong>und</strong> Erdöl für je 15 Mio. DM, Fahrzeuge<br />

im Werte von 20 Mio. DM <strong>und</strong> Südfrüchte im Umfang<br />

von 15 Mio. DM. Die Gutschrift <strong>de</strong>s Gegenwertes <strong>de</strong>r<br />

Kupfer- <strong>und</strong> Erdöllieferungen erfolgte nach <strong>de</strong>m bisher<br />

üblichen Verfahren auf das Konto 0628 bei <strong>de</strong>r<br />

Deutschen Han<strong>de</strong>lsbank AG zum 31. März 1990,<br />

während <strong>de</strong>r Markgegenwert <strong>de</strong>r Südfrüchtelieferung<br />

auf ein Konto bei <strong>de</strong>r Staatsbank <strong>de</strong>r DDR abgeführt<br />

wur<strong>de</strong> (Dokument-Nr. 691).<br />

f) Kenntnisse <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung von <strong>de</strong>r<br />

Vermarktung <strong>de</strong>r Warenlieferungen durch <strong>de</strong>n<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

Absicht <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung war, im Rahmen ihrer<br />

humanitären Bemühungen <strong>de</strong>r DDR nur Waren <strong>und</strong><br />

keine Devisenbeträge als Gegenleistung zur Verfügung<br />

zu stellen. Daß <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

die Warenlieferungen nachträglich vermarktete,<br />

war <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung zwar bekannt,<br />

doch war es ihr aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Rechtslage nicht möglich,<br />

dagegen einzuschreiten. Auch konnte sie keinen<br />

wesentlichen Einfluß auf die Zusammensetzung <strong>de</strong>r<br />

Warenpalette ausüben.<br />

Aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r politischen <strong>und</strong> humanitären Verpflichtung<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung war die Notwendigkeit ge-<br />

geben, in gewisser Weise die Bedingungen <strong>de</strong>r DDR<br />

Regierung zu akzeptieren. Dazu zählte auch, daß sie<br />

die Warenauswahl <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

<strong>und</strong> die Vermarktung <strong>de</strong>r Waren billigte.<br />

Allerdings schritt die B<strong>und</strong>esregierung auch nicht ein,<br />

als 1977 die Möglichkeit dazu bestand. Zu diesem Zeitpunkt<br />

wur<strong>de</strong>n Unregelmäßigkeiten bei <strong>de</strong>r kommerziellen<br />

Abwicklung <strong>de</strong>s sog. B-Geschäfts bekannt. Es<br />

bestand <strong>de</strong>r Verdacht, daß die in Liechtenstein ansässige<br />

Elmsoka Establishment Internationale Import-Export<br />

Han<strong>de</strong>ls-Gesellschaft eine als Vorlieferant in das<br />

sog. B-Geschäft eingeb<strong>und</strong>ene Briefkastenfirma <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung sei <strong>und</strong> dadurch<br />

die Möglichkeit <strong>de</strong>r Manipulation für <strong>de</strong>n Bereich be<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

stün<strong>de</strong>. Nach <strong>de</strong>n <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß vorliegen<strong>de</strong>n<br />

Dokumenten war die B<strong>und</strong>esregierung eher<br />

bemüht, die Einstellung <strong>de</strong>r damaligen Ermittlungen<br />

<strong>de</strong>r Oberfinanzdirektion Düsseldorf zu bewirken.<br />

Ermittlungsverfahren <strong>de</strong>r Oberfinanzdirektion<br />

Düsseldorf<br />

1977 ermittelte die Oberfinanzdirektion (OFD) Düsseldorf<br />

gegen Intrac HGmbH/Elmsoka Establishment<br />

Internationale Impo rt-Export Han<strong>de</strong>lsgesellschaft in<br />

Liechtenstein, da seitens <strong>de</strong>r OFD <strong>de</strong>r Verdacht be-<br />

stand, die Elmsoka sei eine Briefkastenfirma <strong>de</strong>r In<br />

trac HGmbH. In diesem Zusammenhang wur<strong>de</strong> auch<br />

gegen die sog. Vertrauensfirmen Diedrich Kieselhorst<br />

KG/Seefahrt-Ree<strong>de</strong>rei GmbH, Brenntag AG, Haniel<br />

GmbH <strong>und</strong> Vere<strong>de</strong>lungswirtschaft GmbH sowie gegen<br />

die Thyssen E<strong>de</strong>lstahlwerke AG wegen Verstoßes<br />

gegen das Militärregierungsgesetz (MRG) Nr. 53,<br />

das Devisenzahlungen ohne Genehmigung <strong>de</strong>r zuständigen<br />

b<strong>und</strong>es<strong>de</strong>utschen Behör<strong>de</strong>n an Unternehmen<br />

<strong>de</strong>r DDR unter Strafe stellte, ermittelt, da diese<br />

mit Elmsoka u. a. im Rahmen <strong>de</strong>r sog. Kirchengeschäfte<br />

in Geschäftsbeziehungen stan<strong>de</strong>n.<br />

Das Zollfahndungsamt Düsseldorf beschlagnahmte in<br />

Verbindung mit <strong>de</strong>n Ermittlungen die Geschäftsunterlagen<br />

<strong>de</strong>r Diedrich Kieselhorst/Seefahrt-Ree<strong>de</strong>rei.<br />

Jürgen Sievers, damaliger Geschäftsführer <strong>de</strong>s Unternehmens,<br />

fertigte über die Ermittlungen <strong>de</strong>r OFD einen<br />

handschriftlichen <strong>Bericht</strong>, <strong>de</strong>n er auf <strong>de</strong>r Leipziger<br />

Frühjahrsmesse <strong>de</strong>m Geschäftsführer <strong>de</strong>r Intrac<br />

HGmbH, Günter Grötzinger, übergab. Gleichzeitig<br />

informierte Sievers auch Ludwig Geißel vom Diakonischen<br />

Werk (Dokument-Nr. 692).<br />

-<br />

Auch die Brenntag AG stand im Verdacht, bei ihrer<br />

Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>r Elmsoka im Zusammenhang<br />

mit Erdöllieferungen im Rahmen <strong>de</strong>r sog. Kirchengeschäfte<br />

gegen das MRG Nr. 53 verstoßen zu haben.<br />

Nach einer <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß vorliegen<strong>de</strong>n<br />

Aktennotiz aus <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

über ein Gespräch mit Geißel am 26. April<br />

1977 hat dieser die B<strong>und</strong>esregierung über die Ermittlungen<br />

<strong>de</strong>r OFD informiert <strong>und</strong> sich bei <strong>de</strong>m damaligen<br />

SPD-Fraktionsvorsitzen<strong>de</strong>n Herbert Wehner für<br />

die Einstellung <strong>de</strong>r Ermittlungen eingesetzt. Wehner<br />

war in <strong>de</strong>n Anfängen <strong>de</strong>s Häftlingsfreikaufs B<strong>und</strong>esminister<br />

für gesamt<strong>de</strong>utsche Fragen (1966 bis 1969).<br />

Ein Mitarbeiter <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

(wahrscheinlich <strong>de</strong>r Hauptgeschäftsführer <strong>de</strong>r<br />

Intrac HGmbH, Horst Steinebach) vermerkte in <strong>de</strong>r<br />

Aktennotiz: „Herr G. unterrichtete mich davon, daß<br />

z.Z. in Bonn eine Beratung stattfin<strong>de</strong>t, in <strong>de</strong>r die zuständigen<br />

Staatssekretäre <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esfinanzministeriums<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>s Wirtschaftsministeriums ihren Beamten<br />

Anweisungen erteilen, die Elmsoka/Intrac-Aktivitäten<br />

sofort einzustellen" (Dokument-Nr. 693 <strong>und</strong><br />

161(a). Sitzung, Protokoll S. 46f).<br />

Einem Schreiben <strong>de</strong>r OFD Düsseldorf an das B<strong>und</strong>esministerium<br />

<strong>de</strong>r Finanzen vom 1. Juni 1977 ist zu entnehmen,<br />

daß auf mündliche Anweisung vom 24. Mai<br />

1977 die Ermittlungen bei <strong>de</strong>n Unternehmen Thyssen<br />

E<strong>de</strong>lstahlwerke AG, Haniel GmbH <strong>und</strong> Vere<strong>de</strong>lungswirtschaft<br />

GmbH nicht aufgenommen wur<strong>de</strong>n, obwohl<br />

sich auch bei diesen <strong>de</strong>r Verdacht <strong>de</strong>s Verstoßes

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