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Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

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Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

gesetzlicher Vorschriften <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung <strong>und</strong> sodann <strong>de</strong>r DKP zugute. Die DKP<br />

wur<strong>de</strong> auf diese Weise auch vom Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung jährlich mit Beträgen in Millionenhöhe<br />

unterstützt. Sie hatte dieses Geld mangels<br />

eigener Einnahmen bitter nötig. Diese Finanzierung<br />

führte aber auch zur völligen finanziellen, i<strong>de</strong>ologischen<br />

<strong>und</strong> politischen Abhängigkeit <strong>de</strong>r DKP von <strong>de</strong>r<br />

SED; ihre Aktivitäten waren von <strong>de</strong>r SED ferngesteuert.<br />

Die DKP wollte <strong>und</strong> brauchte dieses Geld aus Berlin<br />

(Ost), obwohl sie stets mit beträchtlichem finanziellem<br />

Propagandaaufwand behauptete, finanziell unabhängig<br />

zu sein. Die DKP war aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Unterstützung<br />

durch die SED die finanzkräftigste linksradikale<br />

Organisation in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland.<br />

Die vielfach von <strong>de</strong>r DKP beschworene Solidarität<br />

mit <strong>de</strong>r Bru<strong>de</strong>rpartei SED war angesichts ihrer finanziellen<br />

Abhängigkeit keine freiwillig eingegangene<br />

Verpflichtung, son<strong>de</strong>rn die Unterordnung unter<br />

die von <strong>de</strong>r DDR erzwungenen politischen Leitlinien.<br />

Die DKP war eine „Filiale" <strong>de</strong>r SED; sie wur<strong>de</strong> von<br />

<strong>de</strong>r SED bezahlt <strong>und</strong> dirigiert.<br />

Die Machthaber in <strong>de</strong>r DDR setzten sich auch darüber<br />

hinweg, daß mit <strong>de</strong>r Unterstützung <strong>de</strong>r DKP <strong>de</strong>r notlei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />

Volkswirtschaft <strong>de</strong>r DDR, <strong>und</strong> damit <strong>de</strong>r eigenen<br />

Bevölkerung, jährlich we rtvolle Devisen in<br />

Millionenhöhe entzogen wur<strong>de</strong>n. Ebensowenig störte<br />

es die Führungsclique <strong>de</strong>r SED, daß die massive finanzielle<br />

Unterstützung <strong>de</strong>r DKP letztlich sinn- <strong>und</strong><br />

nutzlos war, wie die Wahlergebnisse <strong>de</strong>r DKP belegen.<br />

Nach <strong>de</strong>n Ereignissen <strong>de</strong>s Jahres 1989 mußte die DKP<br />

einen „Offenbarungseid" leisten; finanziell balancierte<br />

sie am Ran<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Bankrotts. Der umfangreiche<br />

Parteiapparat mußte fast vollständig aufgelöst wer<strong>de</strong>n.<br />

Der Nie<strong>de</strong>rgang <strong>de</strong>r DKP <strong>und</strong> ihrer Vorfeldorganisationen,<br />

das Zurückschrauben ihrer Agitationen<br />

<strong>und</strong> ihrer Arbeitsweise nach <strong>de</strong>r Wen<strong>de</strong> sind ein<strong>de</strong>utige<br />

Hinweise dafür, in welchem Umfang sie zuvor von<br />

<strong>de</strong>r DDR unterstützt wur<strong>de</strong>.<br />

Die umfangreiche finanzielle Unterstützung <strong>de</strong>r DKP<br />

wur<strong>de</strong> zu keinem Zeitpunkt in ihren jährlichen Rechenschaftsberichten<br />

ausgewiesen. Dies war ein klarer<br />

Verstoß gegen das Transparenzgebot <strong>de</strong>s Gr<strong>und</strong>gesetzes,<br />

<strong>de</strong>mzufolge die Parteien zur öffentlichen<br />

Rechenschaftslegung nach A rt . 21 Abs. 1 Satz 4 GG<br />

verpflichtet sind. Nach <strong>de</strong>n Erkenntnissen <strong>de</strong>r Unabhängigen<br />

Kommission Parteivermögen erhielt die<br />

DKP im Zeitraum von 1981 bis 1989 Zahlungen in Höhe<br />

von insgesamt 526.309.000 DM, die sie in <strong>de</strong>n Rechenschaftsberichten<br />

an <strong>de</strong>n Deutschen B<strong>und</strong>estag<br />

nicht offengelegt hat.<br />

12. Dr. Schalck-Golodkowskis Flucht <strong>und</strong><br />

sein Aufenthalt in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland<br />

Der Untersuchungsausschuß hat sich auch - <strong>und</strong> zwar<br />

in weit größerem Umfang als zunächst vorgesehen -<br />

mit <strong>de</strong>r Frage beschäftigt, in welcher Form Dr.<br />

Schalck-Golodkowski nach seiner Flucht aus <strong>de</strong>r<br />

DDR mit <strong>de</strong>m BND kooperiert hat, ob ihm dabei die<br />

Unterstützung durch <strong>de</strong>n BND zuteil wur<strong>de</strong> <strong>und</strong> wel-<br />

che Rolle das B<strong>und</strong>eskanzleramt - hier insbeson<strong>de</strong>re<br />

<strong>de</strong>r Koordinator für die Nachrichtendienste, Staatsminister<br />

beim B<strong>und</strong>eskanzler Dr. Lutz Stavenhagen - in<br />

<strong>de</strong>n Beziehungen Dr. Schalck-Goldokowskis zum<br />

BND gespielt hat.<br />

a) Nach Überzeugung <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

sind <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung im allgemeinen <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>m B<strong>und</strong>eskanzleramt im beson<strong>de</strong>ren keine Vorwürfe<br />

zu machen hinsichtlich einer wie auch immer<br />

gearteten Unterstützung von Dr. Schalck-Golodkowski.<br />

Da es sich bei Dr. Schalck-Golodkowski<br />

um einen hochrangigen Vertreter <strong>de</strong>s SED-Regimes<br />

han<strong>de</strong>lte, teilt <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

die Auffassung <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung, daß es um<br />

die Jahreswen<strong>de</strong> 1989/1990 richtig war, <strong>de</strong>n BND<br />

mit <strong>de</strong>r Befragung Dr. Schalck-Golodkowskis zu<br />

beauftragen, um sich <strong>de</strong>ssen Wissen insbeson<strong>de</strong>re<br />

hinsichtlich <strong>de</strong>r Strukturen <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung zunutze zu machen, daß aber<br />

an<strong>de</strong>rerseits Dr. Schalck-Golodkowski eine weitergehen<strong>de</strong><br />

Hilfe nicht zuteil wer<strong>de</strong>n konnte.<br />

Dementsprechend lautete die richtige <strong>und</strong> unmißverständliche<br />

Weisung <strong>de</strong>s Staatsministers Dr. Stavenhagen<br />

am 16. 1. 1990:<br />

„Befragung durch <strong>de</strong>n BND ja, Betreuung nein."<br />

b) Auf <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>lage dieser politischen Entscheidung<br />

begann <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esnachrichtendienst mit<br />

<strong>de</strong>r Befragung Dr. Schalck-Golodkowskis, über<br />

die Präsi<strong>de</strong>nt Dr. Wieck in <strong>de</strong>r Folgezeit im Rahmen<br />

<strong>de</strong>r wöchentlichen Besprechungen im B<strong>und</strong>eskanzleramt<br />

auch berichtete. Daß Präsi<strong>de</strong>nt<br />

Wieck sich <strong>de</strong>r politischen Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Kontakte<br />

<strong>de</strong>s BND zu Dr. Schalck-Golodkowski durchaus<br />

bewußt war, geht auch daraus hervor, daß er<br />

En<strong>de</strong> Januar 1990 Staatsminister Dr. Stavenhagen<br />

bat, außerhalb <strong>de</strong>r ND-Lagen in einem kleineren<br />

Kreis Fragen <strong>de</strong>r Sicherheit von Dr. Schalck-Golodkowski<br />

zu erörtern.<br />

Es ist <strong>de</strong>shalb für <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß unklar<br />

geblieben, warum Dr. Wieck es unterlassen<br />

hat, Staatsminister Dr. Stavenhagen darüber zu informieren,<br />

daß Dr. Schalck-Golodkowski auf Veranlassung<br />

<strong>de</strong>s BND am 15. Februar 1990 Decknamenpapiere<br />

auf <strong>de</strong>n Namen Gutmann ausgestellt<br />

wur<strong>de</strong>n, so daß Dr. Stavenhagen in <strong>de</strong>r Fragest<strong>und</strong>e<br />

<strong>de</strong>s Deutschen B<strong>und</strong>estages vom 16. März 1990<br />

auf die Frage <strong>de</strong>s Abgeordneten Peter Conradi insoweit<br />

eine unrichtige Antwort gab.<br />

Die von Dr. Wieck in seinem Schreiben vom 28.<br />

März 1990 an die B<strong>und</strong>esminister Dr. Schäuble<br />

<strong>und</strong> Genscher gewählte Formulierung „Die Begleitung<br />

<strong>de</strong>s BND bei <strong>de</strong>r behördlichen Ausstellung<br />

eines Reisepasses" verschleiert <strong>de</strong>n aktiven<br />

Part <strong>de</strong>s BND bei <strong>de</strong>r Ausstellung <strong>de</strong>r Papiere. In<br />

<strong>de</strong>m Verwaltungsermittlungsverfahren, das Präsi<strong>de</strong>nt<br />

Porzner am 2. September 1991 anordnete,<br />

heißt es hierzu dann auch:<br />

„Diese Dokumente sind auf Vermittlung <strong>de</strong>s<br />

Münchner Verbindungsreferenten <strong>de</strong>s BND <strong>und</strong><br />

ohne daß die ausstellen<strong>de</strong> Behör<strong>de</strong> wußte, für<br />

wen die Papiere bestimmt sind, ausgestellt wor<strong>de</strong>n.<br />

"

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