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Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

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nur wenige mögliche Endanwen<strong>de</strong>r <strong>und</strong> Endnutzer<br />

gab.<br />

Gera<strong>de</strong> an diesen Anlagen, die für die Massenproduktion<br />

benötigt wur<strong>de</strong>n, war die Industrie in <strong>de</strong>r<br />

DDR stark interessiert - zum Beispiel an Maschinen<br />

für die Herstellung von Schaltkreisen: Kristallziehanlagen<br />

zur Herstellung von Siliziumkristallen, Testanlagen<br />

zur Produktion von Speicherschaltkreisen, Plasmaätzanlagen,<br />

Sputteranlagen, Diffusionsanlagen,<br />

Projektierungs- <strong>und</strong> Belichtungsanlagen, Chip-<br />

Check-Geräte sowie Reinstsilizium - ein Halbleitermaterial,<br />

das zur Chip-Produktion gebraucht wird.<br />

Eine Son<strong>de</strong>rstellung nahmen Implantationsanlagen<br />

wie Höchst-, Mittel- <strong>und</strong> Nie<strong>de</strong>rstromimplanter ein.<br />

Diese Ausrüstung - sie wur<strong>de</strong> für die Pilot- <strong>und</strong> Massenproduktion<br />

von Schaltkreisen benötigt, - stellten<br />

En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 80er Jahre nur ein japanischen Unternehmen<br />

<strong>und</strong> zwei Unternehmen in <strong>de</strong>n USA her.<br />

„Es han<strong>de</strong>lt sich um ein gewichts- <strong>und</strong> volumenintensives<br />

Erzeugnis, das nicht ohne Zwischeninstallation<br />

im Ausland, Mithilfe ausländischer Fachkräfte für die<br />

Installation <strong>und</strong> Training in <strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong> damit nicht<br />

ohne Wissensträger aus <strong>de</strong>m Ausland realisiert wer<strong>de</strong>n<br />

kann", stellte zu dieser Spezialausrüstung <strong>de</strong>r<br />

Sektorenleiter Siegfried Stöckert alias IM „Leo" in einem<br />

<strong>Bericht</strong> für die Arbeitsgruppe BKK <strong>de</strong>s MfS fest<br />

(Dokument-Nr. 592).<br />

Hochstromimplanter gehörten nach Aussage von<br />

Ronneberger zu <strong>de</strong>njenigen Gütern, die am schwierigsten<br />

zu importieren waren. Selbst die Beschaffung<br />

<strong>de</strong>s Listenpreises hätte <strong>de</strong>n Import gefähr<strong>de</strong>t. Als Alternative<br />

wur<strong>de</strong>n Mittelstromimplanter mit technisch<br />

geringerem Wert angesehen, die sich leichter beschaffen<br />

ließen. Dr. Schalck-Golodkowski ließ sich<br />

von Ronneberger ständig über <strong>de</strong>n Impo rt von<br />

Hochstromimplantern informieren, während für ihn<br />

„normale" Embargowaren von geringerem Interesse<br />

waren.<br />

Eine wichtige Rolle spielten Computer <strong>de</strong>r Serie VAX<br />

(„Virtual Architecture Extension", übersetzt etwa:<br />

Virtuelle Architekturerweiterung). Diese Rechner<br />

wer<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>m Unternehmen Digital Equipment<br />

Corporation (DEC) in <strong>de</strong>n USA hergestellt <strong>und</strong> vorwiegend<br />

für technische <strong>und</strong> wissenschaftliche Berechnungen<br />

genutzt. Die Anlagen sind geeignet für<br />

Feuerleitsysteme, zur Signal- <strong>und</strong> Imageverarbeitung,<br />

zur Datenverarbeitung mit hoher Geschwindigkeit,<br />

zur computergestützten Konzipierung integrierter<br />

Schaltkreise, für Simulationssysteme <strong>und</strong> auf <strong>de</strong>m<br />

Gebiet militärischer Netzwerke.<br />

Für die „Beschaffungsorganisationen" war es schwierig,<br />

in Erfahrung zu bringen, ob eine Ware Embargobestimmungen<br />

unterlag o<strong>de</strong>r nicht. Die Beweiserhebung<br />

durch <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß hat Anzeichen<br />

dafür ergeben, daß Ost-West-Händler gelegentlich<br />

Güter als Embargoware verkauften, die legal <strong>und</strong><br />

ohne Genehmigung in die DDR geliefert wer<strong>de</strong>n durften.<br />

In diesen Fällen nutzten die Lieferunternehmen<br />

die Bezeichnung Embargoware dazu, von <strong>de</strong>n Importeuren<br />

in <strong>de</strong>r DDR höhere Gewinnspannen als Risikozuschlag<br />

verlangen zu können.<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

c) Transport in die DDR<br />

Der illegale Transport von Waren aus <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland in die DDR wur<strong>de</strong> durch die Transitstrecken<br />

zwischen Berlin (West) <strong>und</strong> <strong>de</strong>m übrigen<br />

B<strong>und</strong>esgebiet begünstigt. Auch in Berlin selbst bestan<strong>de</strong>n<br />

aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r schwierigen Überwachungsverhältnisse<br />

viele Möglichkeiten, unkontrolliert strategische<br />

Embargoware über die Eisenbahn <strong>und</strong> <strong>de</strong>n<br />

Schiffsverkehr zu verbringen.<br />

Die Importgüter wur<strong>de</strong>n von Speditionen beför<strong>de</strong>rt<br />

o<strong>de</strong>r direkt von <strong>de</strong>n Lieferanten mit <strong>de</strong>m Wagen in die<br />

DDR transportiert. Auf die Art <strong>de</strong>r Beför<strong>de</strong>rung nahm<br />

<strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>lsbereich 4 - nach Darstellung von Ronneberger<br />

in einer Vernehmung durch Mitarbeiter <strong>de</strong>s<br />

B<strong>und</strong>eskriminalamtes - keinen Einfluß.<br />

Nach Erkenntnissen <strong>de</strong>r Zentralen Ermittlungsstelle<br />

für Regierungs- <strong>und</strong> Vereinigungskriminalität (ZERV)<br />

war in <strong>de</strong>n Transport von Embargogütern das Unternehmen<br />

Deutrans Express eingeb<strong>und</strong>en, das zum VE<br />

Kombinat Deutrans gehörte. Bei <strong>de</strong>r Deutrans wur<strong>de</strong>n<br />

einer Aussage von Horst Schuster von Witzleben<br />

beim B<strong>und</strong>esnachrichtendienst zufolge gegebenenfalls<br />

auch Empfangsbescheinigungen für Transitlief erungen<br />

ausgestellt, obwohl die Waren in <strong>de</strong>r DDR verblieben.<br />

Außer<strong>de</strong>m habe die sog. Parteifirma TRANS-<br />

VER-SERVICE Transport-Vertretungs-Service GmbH<br />

aus Essen Embargowaren beför<strong>de</strong>rt. Das Speditionsunternehmen<br />

war nach Feststellung <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

<strong>de</strong>r Abteilung Firmen <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung zugeordnet.<br />

Viele Lieferanten for<strong>de</strong>rten, ohne Kontrolle <strong>de</strong>n Zoll<br />

<strong>de</strong>r DDR passieren zu können. In diesen Fällen mußte<br />

Ronneberger 24 St<strong>und</strong>en vor Passieren <strong>de</strong>r Grenze<br />

bei Dr. Schalck-Golodkowski einen schriftlichen Antrag<br />

auf „Grenzfreimachung" stellen, <strong>de</strong>r Angaben<br />

zum Zeitpunkt, zum Grenzübergang, zum Fahrzeug-<br />

Kennzeichen <strong>und</strong> zu Fahrern <strong>und</strong> Beifahrern enthielt.<br />

Die Vereinbarungen mit <strong>de</strong>n Grenzkontrollorganen<br />

traf <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung selbst.<br />

Nach Aussage von Ronneberger liefen alle „Grenzfreimachungen"<br />

ausschließlich über Dr. Schalck-Golodkowski,<br />

<strong>de</strong>r auf diese Weise die entsprechen<strong>de</strong>n<br />

Angaben kannte. Zahn hat in einer Vernehmung<br />

durch Mitarbeiter <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>eskriminalamtes ausgesagt,<br />

daß er für „Grenzfreimachungen" jeweils <strong>de</strong>n<br />

Leiter <strong>de</strong>r MfS-Hauptabteilung XVIII/8, Wenzel, informierte,<br />

<strong>de</strong>r daraufhin Kontakt mit <strong>de</strong>m Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung aufnahm.<br />

In vielen Fällen wur<strong>de</strong> ähnlich verfahren wie beim Ingenieur<br />

Hans Jochheim: Nach Feststellung <strong>de</strong>s Oberlan<strong>de</strong>sgerichts<br />

Celle mel<strong>de</strong>te sich <strong>de</strong>r Händler bei<br />

Wolfram Zahn o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>ssen damaligem Mitarbeiter<br />

Dietrich Kupfer an, wenn er Waren liefern wollte.<br />

Dann wur<strong>de</strong> ihm für seine Lieferungen ein Zeitraum<br />

von ein bis zwei St<strong>und</strong>en mitgeteilt, in <strong>de</strong>nen er ohne<br />

Überprüfungen in Marienborn die Grenzkontrollstellen<br />

<strong>de</strong>r DDR an <strong>de</strong>r Autobahn nach Berlin (West) passieren<br />

konnte. Die Grenzkontrollorgane, die an Weisungen<br />

<strong>de</strong>s MfS geb<strong>und</strong>en waren, erhielten vorher<br />

Nachricht vom MfS in Berlin (Ost).<br />

Nach Aussage von Ronneberger war <strong>de</strong>r Lieferant<br />

verpflichtet, die Ware auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>r DDR an <strong>de</strong>n<br />

Han<strong>de</strong>lsbereich 4 zu übergeben. In <strong>de</strong>r Regel war

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