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Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

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Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

wohl <strong>de</strong>r Senat von Berlin als auch das B<strong>und</strong>esministerium<br />

für Wirtschaft intervenierten bei <strong>de</strong>r Regierung<br />

<strong>de</strong>s Saarlan<strong>de</strong>s bzw. bei <strong>de</strong>r Gesellschaft für<br />

Wirtschaftsför<strong>de</strong>rung Saar mbH. In einem persönlichen<br />

Schreiben <strong>de</strong>s Regieren<strong>de</strong>n Bürgermeisters von<br />

Berlin, Eberhard Diepgen, an <strong>de</strong>n Ministerpräsi<strong>de</strong>nten<br />

<strong>de</strong>s Saarlan<strong>de</strong>s, Oskar Lafontaine, vom 10. Juni<br />

1988 wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r saarländische Ministerpräsi<strong>de</strong>nt auf<br />

diese Umgehung bestehen<strong>de</strong>r Schutzvorschriften zur<br />

Sicherung <strong>de</strong>r Stellung Berlins durch ein saarländisches<br />

Unternehmen hingewiesen <strong>und</strong> um Überprüfung<br />

<strong>de</strong>s Vorganges gebeten. In seinem Antwortschreiben<br />

vom 17. August 1988 wies <strong>de</strong>r saarländische<br />

Ministerpräsi<strong>de</strong>nt darauf hin, daß zwar die Vertretung<br />

in Berlin (Ost) durch eine auf privatrechtlicher<br />

Basis arbeiten<strong>de</strong> ausländische Gesellschaft erfolge,<br />

die <strong>de</strong>r Einflußnahme <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s entzogen sei. Dennoch<br />

sei <strong>de</strong>m Geschäftsführer <strong>de</strong>r saarländischem<br />

Einfluß unterliegen<strong>de</strong>n Prote-Saar nahegelegt wor<strong>de</strong>n,<br />

die Verbindung mit <strong>de</strong>r französischen Gesellschaft<br />

zu lösen.<br />

Tatsächlich wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Folge die indirekte Vertretung<br />

eines teilstaatlichen saarländischen Unternehmens<br />

in Berlin (Ost) aufgegeben.<br />

VI. Provisionserwirtschaftung durch<br />

Zwangsvertreter<br />

Dr. Schalck-Golodkowski <strong>und</strong> seine führen<strong>de</strong>n Mitarbeiter<br />

im Bereich Kommerzielle Koordinierung betrachteten<br />

es als eine ihrer wichtigsten Aufgaben, alle<br />

<strong>de</strong>nkbaren Möglichkeiten zur Erwirtschaftung von<br />

Devisen für die DDR zu nutzen. Das Außenhan<strong>de</strong>lsmonopol<br />

in <strong>de</strong>r DDR bot dazu insofern eine Handhabe,<br />

als mit ihm die Einführung eines Systems von<br />

Zwangsvertretern begrün<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n konnte, ohne<br />

die kein Han<strong>de</strong>lsgeschäft mit DDR-Unternehmen zustan<strong>de</strong><br />

kam. Die Vertretergesellschaften unterlagen<br />

<strong>de</strong>r Steuerung <strong>und</strong> Kontrolle <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung <strong>und</strong> waren sowohl in als auch außerhalb<br />

<strong>de</strong>r DDR tätig. Mit <strong>de</strong>n Aktivitäten <strong>de</strong>r Vertretergesellschaften<br />

war die Zahlung von Provisionen -<br />

zum Teil in Verrechnungseinheiten, zum Teil in konvertierbaren<br />

Währungen - verb<strong>und</strong>en. Die Devisengewinne<br />

wur<strong>de</strong>n im Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

je nach Herkunft auf unterschiedliche Konten<br />

verbucht.<br />

In ihrer gemeinsamen Dissertation beschrieben Dr.<br />

Schalck-Golodkowski <strong>und</strong> Dr. Heinz Volpert die Notwendigkeit<br />

eines zentral organisierten Zwangsvertretertums<br />

im Außenhan<strong>de</strong>l <strong>de</strong>r DDR (Erster Teilbericht,<br />

BT-Drucksache 12/3462, Dokument Nr. 22, S. 190-<br />

312). Im Kapitel „Die Nutzung <strong>de</strong>r staatlichen Vertreterorganisation<br />

<strong>de</strong>r DDR - Transinter - zur Zurückdrängung<br />

<strong>de</strong>r Störtätigkeit im Bereich <strong>de</strong>r Außenwirtschaft<br />

<strong>de</strong>r DDR zu nichtsozialistischen Staaten <strong>und</strong><br />

zur Erwirtschaftung von zusätzlichen Devisen" for<strong>de</strong>rten<br />

die Autoren die strikte Umsetzung <strong>de</strong>r Verfügung<br />

<strong>de</strong>s Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Ministerrates Nr. 121/69<br />

vom 24. Juli 1969. Diese Verfügung bekräftigte das<br />

staatliche Außenwirtschaftsmonopol <strong>und</strong> regelte damit<br />

auch die Beziehungen von Bet rieben <strong>und</strong> Kombinaten<br />

<strong>de</strong>r DDR zu Unternehmen im sog. nichtsozialistischen<br />

Wirtschaftsgebiet (Ebd. S. 298).<br />

1. Einführung <strong>de</strong>s Systems <strong>de</strong>r<br />

Zwangsvertreter durch <strong>de</strong>n Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung<br />

Schalck-Golodkowski <strong>und</strong> Volpert führten in ihrer<br />

Dissertation zwei Argumente für die Einführung eines<br />

Vertretermonopols an.<br />

Zum einen sollte durch das Monopol die „Störtätigkeit<br />

im Bereich <strong>de</strong>r Außenwirtschaft <strong>de</strong>r DDR" (Ebd.<br />

S. 90) zurückgedrängt wer<strong>de</strong>n. Diese For<strong>de</strong>rung beruhte<br />

auf <strong>de</strong>r Tatsache, daß vor <strong>de</strong>r Einführung <strong>de</strong>s<br />

Zwangsvertretertums sich eine Vielzahl von West<strong>und</strong><br />

Ostfirmen <strong>de</strong>n Markt <strong>de</strong>r Vermittlungs- <strong>und</strong> Maklertätigkeit<br />

teilten. Die große Anzahl <strong>de</strong>r west<strong>de</strong>utschen<br />

Unternehmen - nach Angaben von Dr.<br />

Schalck-Golodkowski <strong>und</strong> Dr. Volpert waren 1970 ca.<br />

960 Produktions- <strong>und</strong> Han<strong>de</strong>lsfirmen bei „<strong>de</strong>r Abwicklung<br />

<strong>de</strong>r Außenwirtschaftstätigkeit zwischen <strong>de</strong>r<br />

DDR mit West<strong>de</strong>utschland <strong>und</strong> Westberlin" beteiligt<br />

betrachteten sie als eine Gefahr für die Volkswirtschaft<br />

<strong>de</strong>r DDR. Diese sog. Vertreterfirmen wären<br />

<strong>de</strong>mnach „zum Teil Tarnfirmen <strong>de</strong>r Geheimdienste<br />

<strong>und</strong> Konzerne". (Ebd. S. 190) Fre<strong>und</strong>schaftliche Beziehungen<br />

zwischen DDR-Wirtschaftsfunktionären<br />

<strong>und</strong> Vertretern aus <strong>de</strong>m sog. NSW wür<strong>de</strong>n zu<br />

„Leichtfertigkeit ... auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>s Geheimnisschutzes"<br />

führen (Ebd. S. 195). Die Reisetätigkeit <strong>de</strong>r<br />

Mitarbeiter dieser Westfirmen sei selbst vom Ministerium<br />

für Staatssicherheit nicht mehr zu überwachen<br />

gewesen (Ebd. S. 197). Durch die Ausschaltung westlicher<br />

Vertretergesellschaften sollte diese Reisetätigkeit<br />

eingeschränkt <strong>und</strong> damit die „begünstigen<strong>de</strong>n<br />

Bedingungen für die Störtätigkeit" beseitigt wer<strong>de</strong>n<br />

(Ebd. S. 190).<br />

-<br />

Das zweite Argument betraf die ökonomische Seite<br />

<strong>de</strong>r Vertretertätigkeit. Durch die Übernahme <strong>de</strong>r<br />

Vertretertätigkeit durch DDR-Vertreterorganisationen<br />

sowie Westfirmen, die durch die DDR kontrolliert<br />

wur<strong>de</strong>n, bot sich die Möglichkeit an, zusätzliche<br />

Devisen zu erwirtschaften (Ebd. S. 190). Die<br />

Summe <strong>de</strong>r gesamten erwirtschafteten Provisionserträge<br />

betrug laut Dr. Schalck-Golodkowski <strong>und</strong> Dr.<br />

Volpert zum Zeitpunkt ihrer Dissertation im Jahre<br />

1970 60-70 Mio. VM im Jahr. Dabei wur<strong>de</strong>n ca. zehn<br />

Mio. VM durch „abge<strong>de</strong>ckte, DDR-eigene Vertreterfirmen<br />

bzw. befre<strong>und</strong>eten Unternehmen im Ausland<br />

verdient". (Ebd. S. 192) Daraus ergebe sich, daß<br />

50-60 Mio. VM durch die Verdrängung westlicher<br />

Vertretergesellschaften zusätzlich erwirtschaftet<br />

wer<strong>de</strong>n könnten.<br />

Der Transinter GmbH wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>mnach bis zu diesem<br />

Zeitpunkt seiner Aufgabenstellung, nämlich <strong>de</strong>r Verdrängung<br />

westlicher Vertretergesellschaften, nicht in<br />

vollem Umfang gerecht. Der Anteil <strong>de</strong>r Transinter am<br />

Gesamtimport lag 1968 bei 20%. Dr. Schalck-Golodkowski<br />

<strong>und</strong> Dr. Volpert sahen als Ursachen dafür an,<br />

daß „infolge einer fehlen<strong>de</strong>n festen staatlichen Ordnung<br />

ein einheitliches Vorgehen <strong>de</strong>r Vertretergesellschaften<br />

<strong>de</strong>r Transinter nicht gewährleistet sei. " (Ebd.<br />

S. 194) So mußte sich die Transinter die Provisionen<br />

mit zwischengeschalteten Vertretergesellschaften aus<br />

<strong>de</strong>m Westen teilen. Gleichzeitig begnügte sich die<br />

Transinter mit niedrigeren Provisionssätzen als international<br />

üblich waren (Ebd. S. 194).

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