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Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

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Die Höhe <strong>de</strong>r Exporterlöse in konvertiblen Devisen<br />

im Zeitraum von 1974-1989 soll ca. 400 Mio. VM betragen<br />

haben. 25) Die geschätzten Investitionen <strong>und</strong><br />

Rücklagen dürften sich auf r<strong>und</strong> 80 Mio. VM belaufen<br />

haben. 26)<br />

Der Valutaanteil aus <strong>de</strong>n Expo rterlösen, <strong>de</strong>r an Lieferanten<br />

gezahlt wer<strong>de</strong>n mußte, war sehr unterschiedlich.<br />

So erhielt beispielsweise <strong>de</strong>r VEB Wohn- <strong>und</strong><br />

Freizeitbedarf Leipzig 80 % <strong>de</strong>r Valutaerlöse, Siegfrid<br />

Kath z. B. nur 2 %. 27 )<br />

Bei <strong>de</strong>r Beurteilung <strong>de</strong>r realen Auswirkungen auf die<br />

Volkswirtschaft <strong>de</strong>r DDR kann es nicht darum gehen,<br />

<strong>de</strong>n Mißbrauch rechtlicher Normen, <strong>de</strong>r zu einer Fülle<br />

von Gesetzesverstößen geführt hat, sowie die zum<br />

Teil großen menschlichen Nöte, die als Folge menschenrechtswidrigen<br />

Verhaltens <strong>de</strong>r DDR-Organe<br />

auftraten, zu würdigen. Dies hat <strong>de</strong>r 1. Untersuchungsausschuß<br />

getan. Im Rahmen einer gesamtwirtschaftlichen<br />

Beurteilung <strong>de</strong>r Aktivitäten <strong>de</strong>s Bereichs<br />

KoKo ist dieser Komplex im übrigen auch nicht<br />

zu fassen.<br />

Im Rahmen <strong>de</strong>r Exportgeschäfte <strong>de</strong>r KuA wur<strong>de</strong>n in<br />

<strong>de</strong>r DDR-Volkswirtschaft in nur geringem Umfang<br />

Produktionsfaktoren geb<strong>und</strong>en. Die Anzahl <strong>de</strong>r Mitarbeiter<br />

bei <strong>de</strong>r KuA belief sich 1989 auf insgesamt<br />

92. 28) Bei einem Westexporterlös von 80 Mio. VM im<br />

Jahre 1988 entfiel im Durchschnitt auf je<strong>de</strong>n Beschäftigten<br />

ein Exporterlös von knapp 900(3000 VM. Die<br />

Personal- <strong>und</strong> Sachkosten fielen in Mark <strong>de</strong>r DDR an.<br />

155 Mitarbeiter hatte 1989 <strong>de</strong>r VEB AHB Philatelie,<br />

<strong>de</strong>r in diesem Jahr lt. WTU-Angabe Westexporterlöse<br />

in Höhe von 26,5 Mio. VM realisierte (weitere Angaben<br />

über Exporterlöse konnten nicht ermittelt wer<strong>de</strong>n).<br />

Auch <strong>de</strong>r Export von Pflastersteinen, <strong>de</strong>r 1987 aufgenommen<br />

wur<strong>de</strong>, dürfte weniger von volkswirtschaftlicher<br />

als vielmehr von städtebaulicher o<strong>de</strong>r dörflicher<br />

Relevanz gewesen sein. Dies gilt ähnlich auch<br />

für exportierte alte Eisenbahntechnik. Wie soll man<br />

beispielsweise gesamtwirtschaftlich bewe rten, daß<br />

aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>s Expo rts von historischen Eisenbahnwagen<br />

möglicherweise weniger „ Schau<strong>de</strong>monstrationen"<br />

in <strong>de</strong>r DDR stattfin<strong>de</strong>n konnten?<br />

Durch die Ausfuhr von Kulturgut, das sich im staatlichen<br />

Besitz, aber auch von Antiquitäten, die sich im<br />

privaten Besitz befan<strong>de</strong>n, wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Vermögensbestand<br />

<strong>de</strong>r DDR vermin<strong>de</strong>rt. Ob <strong>de</strong>r Gegenwert <strong>de</strong>r<br />

exportierten Waren <strong>de</strong>m Marktwert entsprach, konnte<br />

nicht geprüft wer<strong>de</strong>n. Es darf aber vermutet wer<strong>de</strong>n,<br />

daß Marktpreise erzielt wur<strong>de</strong>n, so daß <strong>de</strong>m realen<br />

Vermögensbestandsabbau ein entsprechen<strong>de</strong>r<br />

monetärer Zuwachs gegenüberstand.<br />

Im Rahmen <strong>de</strong>r „Aneignung" von exportfähigen Waren<br />

hat aber eine Vermögensumverteilung stattgef<strong>und</strong>en.<br />

Der Preis, <strong>de</strong>n die „Lieferanten" <strong>de</strong>r KuA für<br />

die Kunst- <strong>und</strong> Antiquitätengegenstän<strong>de</strong> erhielten,<br />

entsprach bei weitem nicht <strong>de</strong>n tatsächlich realisierten<br />

Verkaufserlösen.<br />

Der in einem Zeitraum von 16 Jahren realisierte Exporterlös<br />

in Höhe von 400-470 Mio. VM, also von<br />

r<strong>und</strong> 25 Mio. bis 29 Mio. VM im Jahresdurchschnitt,<br />

erscheint von nachrangiger Be<strong>de</strong>utung. Vor <strong>de</strong>m<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Hintergr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Wettbewerbsschwäche <strong>de</strong>r DDR-<br />

Volkswirtschaft <strong>und</strong> <strong>de</strong>r permanenten Devi sennöte<br />

wur<strong>de</strong> aber auch in diesem „Nischenbereich" eine<br />

Möglichkeit genutzt, mit diesen knappen <strong>und</strong> damit<br />

„wettbewerbsfähigen" Produkten Devisen zu erwirtschaften.<br />

Rechtliche, moralische <strong>und</strong> ethische Normen<br />

wur<strong>de</strong>n dabei nur am Ran<strong>de</strong> beachtet. Gemessen<br />

an <strong>de</strong>n Größenordnungen, die im Rahmen <strong>de</strong>s<br />

<strong>de</strong>utsch-<strong>de</strong>utschen Transfers aus öffentlichen <strong>und</strong><br />

nichtöffentlichen Kassen <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland in die Kassen <strong>de</strong>r DDR gelangten, ist <strong>de</strong>r<br />

Umfang <strong>de</strong>r Exporterlöse relativ beschei<strong>de</strong>n. Um so<br />

mehr verw<strong>und</strong>ert es, daß die DDR selbst bei dieser<br />

Größenordnung bereit war, <strong>de</strong>n damit einhergehen<strong>de</strong>n<br />

weiteren Reputationsverlust hinzunehmen.<br />

b) Kombiniertes Ex- <strong>und</strong> Importgeschäft:<br />

Lohnvere<strong>de</strong>lung im Bereich <strong>de</strong>r<br />

Landwirtschaft<br />

Im Jahre 1979 wur<strong>de</strong> die Stellung <strong>de</strong>s AHB Nahrung<br />

Export <strong>und</strong> Import, <strong>de</strong>r sowohl <strong>de</strong>m Ministerium für<br />

Land-, Forst- <strong>und</strong> Nahrungsgüterwirtschaft als auch<br />

<strong>de</strong>m Ministerium für Außenwirtschaft unterstellt war,<br />

durch einen Beschluß <strong>de</strong>s Politbüros <strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>s Ministerrates <strong>de</strong>r DDR vor <strong>de</strong>m Hintergr<strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r Hartwährungsprobleme neu geregelt. 29) Der Generaldirektor<br />

<strong>de</strong>s AHB Nahrung erhielt Vollmacht,<br />

außerplanmäßige Ex- <strong>und</strong> Importgeschäfte im Bereich<br />

ausgewählter landwirtschaftlicher Produkte zu<br />

tätigen. 30 )<br />

Mit Erteilung <strong>de</strong>r Vollmacht an <strong>de</strong>n Generaldirektor<br />

<strong>de</strong>s AHB Nahrung wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r gesamte Expo rt von<br />

Fleisch <strong>und</strong> leben<strong>de</strong>n Tieren gegen Verrechnungseinheiten<br />

<strong>und</strong> konvertible Devisen aus <strong>de</strong>m<br />

Planbereich herausgelöst <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung übertragen. 31 ) Die Valutaerlöse<br />

wur<strong>de</strong>n an <strong>de</strong>n Bereich KoKo abgeführt. Dieser finanzierte<br />

im Rahmen <strong>de</strong>r sogenannten Lohnvere<strong>de</strong>lungsgeschäfte<br />

die Getrei<strong>de</strong>- <strong>und</strong> Futtermittelimporte.<br />

32) Für die Exporterlöse erhielt <strong>de</strong>r AHB Nahrung<br />

vom Bereich KoKo <strong>de</strong>n Markgegenwert plus Richtungskoeffizienten<br />

gutgeschrieben. Da dieser Betrag<br />

meist geringer war als <strong>de</strong>r zu Industrieabgabepreisen<br />

unter Einschluß <strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>lsspanne errechnete Erlös,<br />

mußten die Fleisch- <strong>und</strong> Lebendviehexporte subventioniert<br />

wer<strong>de</strong>n. Trotz hoher Subventionen in Mark<br />

<strong>de</strong>r DDR wur<strong>de</strong>n diese Exportaktivitäten nicht eingeschränkt.<br />

Die Erzielung von Verrechnungseinheiten<br />

<strong>und</strong> konvertiblen Devisen hatte absolute Priorität. 33 )<br />

Wie bei Mineralölprodukten gelangte die DDR auch<br />

bei Fleisch- <strong>und</strong> Lebendviehprodukten aufgr<strong>und</strong> international<br />

üblicher Zahlungsmodalitäten schnell in<br />

<strong>de</strong>n Besitz von Verrechnungseinheiten <strong>und</strong> konvertiblen<br />

Devisen, da meist kurze Zahlungsziele vereinbart<br />

wur<strong>de</strong>n. Beim Impo rt von Getrei<strong>de</strong>- <strong>und</strong> Futtermitteln<br />

wur<strong>de</strong> die Devisenliquidität <strong>de</strong>r DDR durch<br />

relativ lange Zahlungsziele geschont, beim Export<br />

von Fleisch durch kurze Zahlungsziele verbessert.<br />

Allerdings unterlag die Lohnvere<strong>de</strong>lung produktpreis-<br />

<strong>und</strong> wechselkursbedingten Risiken, da zwischen<br />

Ex- <strong>und</strong> Importaktivitäten eine zeitliche Differenz<br />

von min<strong>de</strong>stens zwölf Monaten bestand.

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