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Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

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Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Wenige Monate nach <strong>de</strong>m Amtsantritt von Staatssekretär<br />

Dr. Bräutigam als Ständiger Vertreter <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland in Berlin (Ost) wur<strong>de</strong> im Oktober<br />

1982 B<strong>und</strong>eskanzler Helmut Schmidt durch ein<br />

konstruktives Mißtrauensvotum von Dr. Helmut Kohl<br />

als B<strong>und</strong>eskanzler abgelöst. Die Partei- <strong>und</strong> Staatsführung<br />

<strong>de</strong>r DDR verhielt sich zur neuen Regierungskoalition<br />

aus CDU/CSU <strong>und</strong> F.D.P. zunächst abwartend,<br />

weil sie unsicher über <strong>de</strong>ren <strong>de</strong>utschlandpolitische<br />

Gr<strong>und</strong>linie war.<br />

Der Regierungswechsel in Bonn hatte unmittelbar<br />

Auswirkungen auf die Gespräche zwischen Staatssekretär<br />

Dr. Bräutigam <strong>und</strong> Dr. Schalck-Golodkowski.<br />

Dr. Bräutigam hat die Entwicklung vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

wie folgt beschrieben : „Nach<strong>de</strong>m es<br />

Herrn Schalck gelungen war, auf höheren Ebenen -<br />

politischen Ebenen - zu operieren <strong>und</strong> zu verhan<strong>de</strong>ln,<br />

<strong>und</strong> zwar sowohl in <strong>de</strong>n Kontakten mit <strong>de</strong>m bayerischen<br />

Ministerpräsi<strong>de</strong>nten wie auch dann mit Vertretern<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung, waren meine Kontakte zu<br />

En<strong>de</strong>." (28. Sitzung, Protokoll S. 15f.) Weiter hat er<br />

ausgeführt: „Denn nach<strong>de</strong>m diese Kontakte bestan<strong>de</strong>n,<br />

hatte er keine Veranlassung mehr, in das Haus<br />

<strong>de</strong>s Ständigen Vertreters zu kommen." (28. Sitzung,<br />

Protokoll S. 17) Dr. Bräutigam erinnerte sich, „daß<br />

vielleicht ab 1983 eine gewisse - sozusagen - Politisierung<br />

<strong>de</strong>r Beziehungen stattgef<strong>und</strong>en hat, insofern, als<br />

wichtige Fragen auf einer politischen Ebene behan<strong>de</strong>lt<br />

wur<strong>de</strong>n" . (28. Sitzung, Protokoll S. 34)<br />

Dr. Bräutigam traf sich mit Dr. Schalck-Golodkowski<br />

1983 noch zu zwei Gesprächen <strong>und</strong> 1984 zu einem<br />

Gespräch.<br />

Die Gespräche zwischen Dr. Bräutigam <strong>und</strong> Dr.<br />

Schalck-Golodkowski im Oktober <strong>und</strong> November<br />

1982 dienten <strong>de</strong>r DDR-Seite vor allem dazu, festzustellen,<br />

ob die neue CDU/CSU - F.D.P. Regierungskoalition<br />

die mit <strong>de</strong>r früheren Regierung besprochenen<br />

Projekte fortsetzen wer<strong>de</strong> (Dokument-Nr. 790).<br />

Ferner wur<strong>de</strong> ein weiterer Termin abgesprochen, um<br />

die unterbrochenen Verhandlungen zum Werra-Weser-Komplex,<br />

zum grenznahen Kaliabbau <strong>und</strong> zum<br />

West-Berliner-S-Bahn-Komplex wie<strong>de</strong>r aufzunehmen.<br />

Nach <strong>de</strong>n Aufzeichnungen von Dr. Schalck-Golodkowski<br />

wur<strong>de</strong>n diese Verhandlungen erst 1983 <strong>und</strong><br />

nach einer weiteren Pause im August 1984 fortgesetzt.<br />

Dr. Bräutigam hat vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß in<br />

diesem Zusammenhang auch darauf hingewiesen,<br />

daß die DDR-Führung offensichtlich nie bereit gewesen<br />

sei, vor Wahlen in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

Konzessionen zu machen, was wie<strong>de</strong>rum dazu<br />

geführt habe, daß in <strong>de</strong>r Regel Verhandlungen vor<br />

Wahlen wenig ergiebig gewesen seien.<br />

Die mangeln<strong>de</strong> Konzessionsbereitschaft <strong>de</strong>r DDR-<br />

Führung vor Wahlen in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

konnte Dr. Schäuble aus seiner Zeit als Staatsminister<br />

im B<strong>und</strong>eskanzleramt nicht bestätigen. Zumin<strong>de</strong>st<br />

bei <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>estagswahl im Jahr 1987 beschloß<br />

die DDR-Führung, <strong>de</strong>n SPD-Kanzlerkandidaten Johannes<br />

Rau im Wahlkampf zu unterstützen. Dr.<br />

Schäuble hat anläßlich seiner Vernehmung vor <strong>de</strong>m<br />

Untersuchungsausschuß ausgesagt, er habe im Jahr<br />

1986 „nicht sehr viele Begegnungen" mit Dr. Schalck-<br />

Golodkowski „gehabt, weil die Themen <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utsch<strong>de</strong>utschen<br />

Beziehungen so in <strong>de</strong>n letzten 6, 8, 10 Monaten<br />

vor <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>estagswahl im Jahre 1987 nicht so<br />

beson<strong>de</strong>rs sinnvollerweise behan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n konnten"<br />

. Die große Ausnahme sei das Thema Asyl gewesen,<br />

„weil sich dieses im Jahr 1986, nach<strong>de</strong>m eine Regelung<br />

mit <strong>de</strong>n Tamilen 1985 erreicht wor<strong>de</strong>n war, erneut<br />

zugespitzt hatte" . Im September 1986 konnte<br />

Minsterpräsi<strong>de</strong>nt Rau in einer Pressekonferenz mitteilen,<br />

die DDR habe ihm über Egon Bahr mitgeteilt, daß<br />

nun das Asylproblem so gelöst wer<strong>de</strong>, wie es er,<br />

Schäuble, lange gefor<strong>de</strong>rt habe, also eine Ausweitung<br />

<strong>de</strong>r Tamilen-Regelung insgesamt. Seine Vermutung,<br />

die DDR-Führung habe dies getan, um <strong>de</strong>n<br />

Wahlkampf <strong>de</strong>r SPD zu unterstützen, habe Dr.<br />

Schalck-Golodkowski ihm anläßlich einer späteren<br />

Begegnung nach <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>estagswahl 1987 bestätigt.<br />

„Man hätte halt auf diese Weise versucht, stückweit<br />

auch einmal für die Sozial<strong>de</strong>mokraten etwas Gutes zu<br />

tun" .<br />

c) Verhandlungen mit Staatsminister Dr. Jenninger,<br />

B<strong>und</strong>esminister Dr. Schäuble <strong>und</strong> B<strong>und</strong>esminister<br />

Seiters<br />

Nach <strong>de</strong>m Wechsel <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung im Herbst<br />

1982 hielt - von vereinzelten Gesprächen zwischen<br />

Dr. Schalck-Golodkowski <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Leiter <strong>de</strong>r Ständigen<br />

Vertretung in Berlin (Ost) abgesehen - Dr.<br />

Schalck-Golodkowski seine Gesprächskontakte zur<br />

B<strong>und</strong>esregierung über <strong>de</strong>n Staatsminister im B<strong>und</strong>eskanzleramt<br />

Dr. Jenninger.<br />

Die internationale politische Lage war zu Beginn <strong>de</strong>r<br />

80er Jahre von zunehmen<strong>de</strong>n Spannungen geprägt.<br />

Die bevorstehen<strong>de</strong> Stationierung von Mittelstreckenraketen<br />

in West-Europa im Rahmen <strong>de</strong>s Nato-Doppelbeschlusses<br />

hatte im Ost-West-Verhältnis zu einer<br />

<strong>de</strong>utlichen Verschlechterung <strong>de</strong>s Klimas geführt. So<br />

befürchtete man auch in <strong>de</strong>n inner<strong>de</strong>utschen Beziehungen<br />

das Entstehen einer „neuen Eiszeit".<br />

In dieser Situation war es für die neue B<strong>und</strong>esregierung<br />

- wie Dr. Jenninger vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

betont hat - wichtig, Bewegung in <strong>de</strong>n inner<strong>de</strong>utschen<br />

Beziehungen zu erhalten <strong>und</strong> das Bemühen<br />

fortzusetzen, das Leben <strong>de</strong>r Menschen im an<strong>de</strong>ren<br />

<strong>de</strong>utschen Staat zu erleichtern. Zu diesem Zweck<br />

sollten die Beziehungen zur DDR „vitalisiert" wer<strong>de</strong>n.<br />

Dr. Jenningers hauptsächliche Gesprächspartner in<br />

<strong>de</strong>r DDR waren damals zunächst Dr. Günter Mittag<br />

<strong>und</strong> Prof. Herbert Häber, seinerzeit Mitglied <strong>de</strong>s ZK<br />

<strong>de</strong>r SED <strong>und</strong> Leiter <strong>de</strong>r Westabteilung im ZK, später<br />

für kurze Zeit Mitglied <strong>de</strong>s Politbüros. Dr. Schalck-<br />

Golodkowski habe - so Dr. Jenninger vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

- ihm gegenüber erst später im<br />

Zusammenhang mit <strong>de</strong>n Verhandlungen über <strong>de</strong>n ersten<br />

Milliar<strong>de</strong>nkredit für die DDR im Sommer <strong>de</strong>s Jahres<br />

1983 eine Rolle gespielt.<br />

Dr. Jenninger informierte sich nach eigener Aussage<br />

über Dr. Schalck-Golodkowski anhand <strong>de</strong>r Unterlagen<br />

im B<strong>und</strong>eskanzleramt. Außer<strong>de</strong>m habe Dr.<br />

Strauß ihm Dr. Schalck-Golodkowski als <strong>de</strong>n „großen

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