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Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

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<strong>de</strong>s Ausschusses darin begrün<strong>de</strong>t, daß die Finanzrevision<br />

wußte, daß Dr. Lin<strong>de</strong>mann dieses Prüfungsverbot<br />

min<strong>de</strong>stens mit Wissen, wenn nicht<br />

sogar auf Weisung <strong>de</strong>s Ministerrates bzw. <strong>de</strong>s Ministerpräsi<strong>de</strong>nten<br />

Dr. Modrow verfügt hatte.<br />

b) Unter <strong>de</strong>r späteren Regierung <strong>de</strong> Maizière konnten<br />

diese Versäumnisse <strong>de</strong>r Regierung Modrow<br />

nicht wettgemacht wer<strong>de</strong>n, zumal die Vorberatungen<br />

<strong>und</strong> die Verabschiedung <strong>de</strong>s Einigungsvertrages<br />

<strong>und</strong> die gr<strong>und</strong>sätzlichen Umstrukturierungen<br />

in <strong>de</strong>r DDR in dieser hektischen Zeit im Vor<strong>de</strong>rgr<strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r politischen Aktivitäten stan<strong>de</strong>n.<br />

c) Zu <strong>de</strong>m Erbe, das die B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

nach <strong>de</strong>m Beitritt <strong>de</strong>r DDR angetreten hat, gehört<br />

auch die strafrechtliche Aufarbeitung <strong>de</strong>r<br />

DDR-Vergangenheit bzw. von Straftaten, die aus<br />

Anlaß <strong>de</strong>r Wie<strong>de</strong>rvereinigung begangen wor<strong>de</strong>n<br />

sind.<br />

Der Untersuchungsausschuß beklagt die fehlen<strong>de</strong><br />

Kontinuität im Personalbestand <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe<br />

Regierungskriminalität bei <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft<br />

in Berlin. Mit ständig wechseln<strong>de</strong>m Personal ist<br />

eine Aufarbeitung <strong>de</strong>r komplizierten Straftatbestän<strong>de</strong><br />

nicht möglich. Erschwerend kommt hinzu,<br />

daß die Arbeitsgruppe Regierungskriminalität<br />

kaum je ihre Sollstärke erreicht hat. Da das Land<br />

Berlin personell überfor<strong>de</strong>rt ist <strong>und</strong> nicht in ausreichen<strong>de</strong>m<br />

Umfang über das erfor<strong>de</strong>rliche qualifizierte<br />

Personal verfügt, haben sich die alten B<strong>und</strong>eslän<strong>de</strong>r<br />

bereit erklärt, <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe Regierungskriminalität<br />

im Wege <strong>de</strong>r Abordnung qualifizierte<br />

Richter <strong>und</strong> Staatsanwälte zur Verfügung zu<br />

stellen.<br />

Einige B<strong>und</strong>eslän<strong>de</strong>r haben ihrem vollm<strong>und</strong>igen<br />

Hilfeversprechen aber nicht in ausreichen<strong>de</strong>m<br />

Maße Taten folgen lassen. Es mutet <strong>de</strong>shalb merkwürdig<br />

an, wenn einerseits auch sozial<strong>de</strong>mokratische<br />

Lan<strong>de</strong>sjustizminister nicht in <strong>de</strong>m erfor<strong>de</strong>rlichen<br />

Umfang Richter <strong>und</strong> Staatsanwälte abordnen,<br />

so daß strafrechtliche Ermittlungen z.B. gegen<br />

Dr. Schalck-Golodkowski nur im eingeschränkten<br />

Umfang geführt wer<strong>de</strong>n können, an<strong>de</strong>rerseits<br />

aber sozial<strong>de</strong>mokratische Oppositions<br />

-politiker in Bonn die sich hinziehen<strong>de</strong>n Ermittlungsverfahren<br />

gegen Dr. Schalck-Golodkowski<br />

zum Anlaß nehmen, um unsubstantiiert <strong>und</strong> unqualifiziert<br />

von „schützen<strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n" <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung<br />

zu fabulieren, die angeblich über Dr.<br />

Schalck-Golodkowski schwebten.<br />

H. Bewertung <strong>de</strong>s Untersuchungsverfahrens<br />

Die Arbeit <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses war angesichts<br />

<strong>de</strong>r Breite <strong>de</strong>s Untersuchungsauftrags geprägt<br />

von einer kaum zu bewältigen<strong>de</strong>n Menge an Akten,<br />

die als Beweismittel beigezogen wur<strong>de</strong>n, sowie <strong>de</strong>r<br />

Vielzahl <strong>de</strong>r in Betracht kommen<strong>de</strong>n Zeugen. Mit<br />

<strong>de</strong>m Einsatz einer EDV-Anlage sind die im Bereich<br />

<strong>de</strong>s Deutschen B<strong>und</strong>estages vorhan<strong>de</strong>nen Unterlagen<br />

so erschlossen wor<strong>de</strong>n, daß mit ihnen trotz <strong>de</strong>r<br />

übergroßen Fülle tatsächlich gearbeitet wer<strong>de</strong>n<br />

konnte. Diese technischen Möglichkeiten sollten<br />

auch für an<strong>de</strong>re Bereiche <strong>de</strong>r parlamentarischen Ar-<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

-<br />

beit nutzbar gemacht wer<strong>de</strong>n. Demgegenüber hat<br />

wegen Zeitmangels trotz großer Anstrengungen nur<br />

ungefähr die Hälfte <strong>de</strong>r Zeugen, <strong>de</strong>ren Anhörung<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich beschlossen war, vernommen wer<strong>de</strong>n<br />

können, obwohl <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß auch<br />

die Möglichkeit richterlicher Vernehmungen genutzt<br />

hat.<br />

Die zum Teil sehr lange Dauer <strong>de</strong>r Erstellung <strong>und</strong> Verteilung<br />

<strong>de</strong>r stenografischen Protokolle <strong>de</strong>r Anhörungen<br />

behin<strong>de</strong>rt die Arbeit erheblich, weil so exakte<br />

Vorhaltungen aus früheren Vernehmungen bei darauffolgen<strong>de</strong>n<br />

Zeugeneinvernahmen weitgehend unmöglich<br />

sind. Die Lösung dieses Problems sollte nicht<br />

nur in <strong>de</strong>r Erhöhung <strong>de</strong>r Anzahl <strong>de</strong>r zur Verfügung<br />

stehen<strong>de</strong>n Stenografen gesucht wer<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn<br />

auch in <strong>de</strong>m Einsatz mo<strong>de</strong>rnster Schreibtechnik einschließlich<br />

mo<strong>de</strong>rnster Vervielfältigungstechnik.<br />

Auch wenn es nach wie vor kein Untersuchungsausschußgesetz<br />

<strong>de</strong>s B<strong>und</strong>es gibt, so haben sich inzwischen<br />

bewährte Regeln herausgebil<strong>de</strong>t. Dazu gehört<br />

die Zusendung <strong>de</strong>s stenografischen Protokolls, so daß<br />

die angehörten Personen sich dazu binnen einer relativ<br />

kurzen Frist äußern können, was Fehler vermei<strong>de</strong>n<br />

hilft; dazu gehört auch die Beachtung <strong>de</strong>r Gewährung<br />

rechtlichen Gehörs zu <strong>de</strong>n Feststellungen im Schlußbericht<br />

über die Aussagen in Zeugenvernehmungen<br />

hinaus, sofern diese erhebliche Belastungen von Betroffenen<br />

verursachen könnten.<br />

Untersuchungsausschüsse üben öffentliche Gewalt<br />

aus; sie haben dies entsprechend <strong>de</strong>n Regeln <strong>de</strong>s<br />

Rechtsstaats zu tun. Für Überlegungen bei <strong>de</strong>r SPD,<br />

die Gewährung rechtlichen Gehörs könnte das Untersuchungsrecht<br />

<strong>de</strong>s Deutschen B<strong>und</strong>estages aushöhlen,<br />

kann <strong>de</strong>shalb kein Raum sein. Der Gr<strong>und</strong>satz <strong>de</strong>s<br />

rechtlichen Gehörs hat sich in <strong>de</strong>r Praxis auch nicht<br />

als unlösbares Problem für die Erstellung <strong>de</strong>s Schlußberichts<br />

erwiesen. Die Gewährung rechtlichen Gehörs<br />

<strong>und</strong> die Verarbeitung <strong>de</strong>r Ergebnisse kostet natürlich<br />

Zeit, <strong>de</strong>ren Aufwendung im Rechtsstaat selbstverständlich<br />

ist, um in einem or<strong>de</strong>ntlichen Verfahren<br />

zu einem guten Ergebnis zu kommen.<br />

In enger Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>n Stellen, die an <strong>de</strong>n<br />

Untersuchungsausschuß Akten herausgegeben hatten,<br />

hat das Problem <strong>de</strong>r Verschlußsachen weitgehend<br />

gelöst wer<strong>de</strong>n können. Soweit dies aus Sicht <strong>de</strong>r<br />

herausgeben<strong>de</strong>n Stellen erfor<strong>de</strong>rlich war, wur<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß Unterlagen als Verschlußsache<br />

eingestuft übergeben. Damit stan<strong>de</strong>n sie<br />

<strong>de</strong>n Mitglie<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses zur<br />

Kenntnisnahme uneingeschränkt <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

für seine Arbeit eingeschränkt zur<br />

Verfügung. Die Kenntnisnahme <strong>de</strong>s Inhaltes dieser<br />

Unterlagen gab in vielen Fällen Anlaß, die Aufhebung<br />

<strong>de</strong>r Einstufung als Verschlußsache anzuregen.<br />

Dem Wunsch wur<strong>de</strong> in sehr vielen Fällen entsprochen.<br />

In großem Umfang hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

Akten <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esamtes für Verfassungsschutz <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esnachrichtendienstes erhalten. Der erfor<strong>de</strong>rliche<br />

Quellenschutz wur<strong>de</strong> gewahrt.<br />

Ungelöst ist nach wie vor die Absicherung <strong>de</strong>r erfor<br />

<strong>de</strong>rlichen Geheimhaltung für Verschlußsachen im Be<br />

reich <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses. Der Gesetzge-

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