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Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

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Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

gelten, wobei allerdings die Staatsordnung <strong>de</strong>r DDR<br />

<strong>de</strong>n Kern <strong>de</strong>s wie<strong>de</strong>r zu organisieren<strong>de</strong>n gesamt<strong>de</strong>utschen<br />

Staates bil<strong>de</strong>n sollte. Dies än<strong>de</strong>rte sich in<br />

<strong>de</strong>r Mitte <strong>de</strong>r 50er Jahre. Die DDR-Führung war nun<br />

zu <strong>de</strong>utschlandpolitischen Zugeständnissen nur noch<br />

als Ergebnis von Verhandlungen auf Regierungsebene<br />

bereit. Die bei<strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen Staaten sollten sich<br />

als Nachfolger <strong>de</strong>s untergegangenen Deutschen Reiches<br />

in einer Konfö<strong>de</strong>ration unter kommunistischen<br />

Bedingungen zusammenschließen.<br />

In <strong>de</strong>n 60er Jahren rückte die DDR zwar das Ziel einer<br />

friedlichen Koexistenz zwischen bei<strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen<br />

Staaten in <strong>de</strong>n Vor<strong>de</strong>rgr<strong>und</strong>. Jedoch vor <strong>de</strong>m Hintergr<strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r Ostpolitik <strong>de</strong>r SPD/F.D.P.-Regierung leitete<br />

die DDR eine Reihe von Abwehr- <strong>und</strong> Absicherungsmaßnahmen<br />

ein. Die DDR, die sich in ihrer Verfassung<br />

von 1968 noch als „sozialistischen Staat <strong>de</strong>utscher<br />

Nation" charakterisiert hatte, wandte sich endgültig<br />

von ihrer nationalpolitischen Sichtweise ab. Die<br />

DDR-Führung leugnete <strong>de</strong>n Fortbestand <strong>de</strong>r Einheit<br />

<strong>de</strong>r Nation <strong>und</strong> proklamierte statt <strong>de</strong>ssen die Herausbildung<br />

<strong>und</strong> die Entwicklung einer eigenständigen<br />

kommunistischen Nation in <strong>de</strong>r DDR. Im Rahmen <strong>de</strong>r<br />

Verfassungsrevision von 1974 wur<strong>de</strong>n sodann alle gesamt<strong>de</strong>utschen<br />

Bezüge <strong>und</strong> alle Hinweise auf die<br />

<strong>de</strong>utsche Nation entfernt. Gleichzeitig for<strong>de</strong> rte die<br />

DDR die völkerrechtliche Anerkennung durch die<br />

B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland <strong>und</strong> betonte die Bindung<br />

an die Sowjetunion. Im Gegensatz zur B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland <strong>und</strong> im Wi<strong>de</strong>rspruch zum Wo rt<br />

-laut <strong>de</strong>s Vertrages charakterisierte die DDR <strong>de</strong>n<br />

Gr<strong>und</strong>lagenvertrag von 1972 als <strong>de</strong>finitive völkerrechtliche<br />

Regelung <strong>de</strong>r Beziehungen zwischen zwei<br />

souveränen Staaten. Bis zum En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Ära Honecker<br />

erhob die DDR immer wie<strong>de</strong>r gegenüber <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland die For<strong>de</strong>rung nach völkerrechtlicher<br />

Anerkennung. Je mehr die DDR-Führung<br />

zur Kooperation mit <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

gezwungen war, nicht zuletzt aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r mangeln<strong>de</strong>n<br />

Leistungsfähigkeit ihrer Wirtschaft, <strong>de</strong>sto verzweifelter<br />

wur<strong>de</strong> auch ihr Abgrenzungsstreben, das<br />

nicht zuletzt in <strong>de</strong>m Verbot von Westkontakten für<br />

Partei-, Staats- <strong>und</strong> Wirtschaftsfunktionäre seinen<br />

Ausdruck fand.<br />

Die Beziehungen zwischen bei<strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen Staaten<br />

blieben trotz <strong>de</strong>r zwischen 1970 <strong>und</strong> 1989 zahlreich<br />

abgeschlossenen gemeinsamen Verträge Beziehungen<br />

beson<strong>de</strong>rer rechtlicher Art. Die Grenze zwischen<br />

ihnen war keine Grenze zwischen zwei Staaten. Die<br />

einheitliche <strong>de</strong>utsche Staatsangehörigkeit bestand<br />

während <strong>de</strong>r gesamten Zeit <strong>de</strong>r Teilung fort. Alle B<strong>und</strong>esregierungen<br />

hielten an <strong>de</strong>r For<strong>de</strong>rung nach einem<br />

Selbstbestimmungsrecht aller Deutschen fest <strong>und</strong><br />

lehnten die völkerrechtliche Anerkennung <strong>de</strong>r DDR<br />

strikt ab. Da unter <strong>de</strong>n bis 1989 herrschen<strong>de</strong>n weltpolitischen<br />

Bedingungen an eine Wie<strong>de</strong>rvereinigung<br />

<strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen Staaten nur als an ein langfristig<br />

zu realisieren<strong>de</strong>s politisches Ziel gedacht wer<strong>de</strong>n<br />

konnte, war die Verbesserung <strong>de</strong>r inner<strong>de</strong>utschen Beziehungen<br />

auf allen Ebenen in erster Linie Aufgabe<br />

<strong>de</strong>r praktischen Politik. Die Einheit <strong>de</strong>r Nation glaubten<br />

die B<strong>und</strong>esregierungen - vor allem nach <strong>de</strong>m<br />

Mauerbau von 1961-, durch die Verbesserung <strong>de</strong>r inner<strong>de</strong>utschen<br />

Beziehungen, durch Jugendaustausch<br />

<strong>und</strong> Besucherverkehr, durch wirtschaftliche <strong>und</strong> kulturelle<br />

Kontakte am besten wahren zu können.<br />

Den politischen Beziehungen entsprachen die wirtschaftlichen<br />

Beziehungen. Der Han<strong>de</strong>l mit <strong>de</strong>r DDR<br />

war kein Außenhan<strong>de</strong>l, <strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>m Han<strong>de</strong>l mit Drittstaaten<br />

vergleichbar war, son<strong>de</strong>rn ein Han<strong>de</strong>l beson<strong>de</strong>rer<br />

Art, was sich auch in ganz spezifischen Sprachregelungen<br />

nie<strong>de</strong>rschlug. Anstatt <strong>de</strong>r sonst üblichen<br />

Bezeichnungen „Import" <strong>und</strong> „Expo rt " wur<strong>de</strong>n die<br />

Begriffe „Bezüge" <strong>und</strong> „Lieferungen" im inner<strong>de</strong>utschen<br />

Wirtschaftsverkehr gebraucht.<br />

4. Inner<strong>de</strong>utscher Han<strong>de</strong>l<br />

Der Interzonenhan<strong>de</strong>l <strong>und</strong> seit En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 60er Jahre<br />

<strong>de</strong>r inner<strong>de</strong>utsche Han<strong>de</strong>l stellte ein wesentliches<br />

Element <strong>de</strong>r Beziehungen zwischen <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen<br />

Staaten dar. Den Güter- <strong>und</strong> Dienstleistungsverkehr<br />

zwischen <strong>de</strong>r Sowjetischen Besatzungszone<br />

(SBZ)/DDR <strong>und</strong> <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland,<br />

einschließlich Berlin (West), sah die B<strong>und</strong>esregierung<br />

nie als Außenhan<strong>de</strong>l traditioneller Art an. Ausgehend<br />

von <strong>de</strong>n Vereinbarungen <strong>de</strong>r vier Siegermächte,<br />

Deutschland als Ganzes betreffend, wur<strong>de</strong> dieser<br />

Han<strong>de</strong>l als ein grenzüberschreiten<strong>de</strong>r Warenverkehr<br />

beson<strong>de</strong>rer Art betrachtet. Rechtliche Basis <strong>de</strong>s inner<strong>de</strong>utschen<br />

Han<strong>de</strong>ls war <strong>de</strong>shalb nicht das Außenwirtschaftsgesetz<br />

vom 28. Ap ril 1961, son<strong>de</strong>rn von <strong>de</strong>n Alliierten<br />

geschaffenes Recht, vor allem das Militärregierungsgesetz<br />

Nr. 53 (MRG 53) vom 19. September<br />

1949. Auf die Vorgaben <strong>de</strong>r alliierten Gesetze gingen<br />

faktisch alle vertraglichen <strong>und</strong> rechtlichen Abmachungen<br />

zurück, die <strong>de</strong>n Interzonenhan<strong>de</strong>l bzw. <strong>de</strong>n<br />

inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l bis zum Inkrafttreten <strong>de</strong>r<br />

Währungs- <strong>und</strong> Wirtschaftsunion im Juli 1990 regelten.<br />

Die DDR, die in <strong>de</strong>n 50er Jahren regelmäßig eine<br />

Ausweitung <strong>und</strong> Erleichterung <strong>de</strong>r inner<strong>de</strong>utschen<br />

Wirtschaftsbeziehungen gefor<strong>de</strong>rt hatte, ging seit En<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r 60er Jahre dazu über, <strong>de</strong>n Son<strong>de</strong>rcharakter<br />

dieser Wirtschaftsbeziehungen ganz zu leugnen. Im<br />

August 1967 wur<strong>de</strong> das auf DDR-Seite zuständige Ministerium<br />

für Außenhan<strong>de</strong>l <strong>und</strong> Inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l<br />

in Ministerium für Außenwirtschaft umbenannt,<br />

seit 1974 Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l. In <strong>de</strong>n 70er<br />

<strong>und</strong> 80er Jahren betrachtete die DDR <strong>de</strong>n inner<strong>de</strong>utschen<br />

Han<strong>de</strong>l als üblichen Außenhan<strong>de</strong>l. Allerdings<br />

wußte die DDR sehr wohl die Vergünstigungen, die<br />

ihr aus <strong>de</strong>m Son<strong>de</strong>rcharakter dieser inner<strong>de</strong>utschen<br />

Wirtschaftsbeziehungen erwuchsen, zu nutzen.<br />

a) Rechtliche <strong>und</strong> vertragliche Gr<strong>und</strong>lagen<br />

Die alliierten Devisenbewirtschaftungsgesetze (im<br />

einzelnen han<strong>de</strong>lte es sich um das Militärregierungsgesetz<br />

Nr. 53 in <strong>de</strong>n ehemaligen britischen <strong>und</strong> amerikanischen<br />

Zonen, die Verordnung Nr. 235 in <strong>de</strong>r ehemaligen<br />

französischen Zone <strong>und</strong> die Verordnung Nr.<br />

500 in <strong>de</strong>n Westsektoren Berlins) bil<strong>de</strong>ten die Rechtsgr<strong>und</strong>lage<br />

für <strong>de</strong>n Interzonenhan<strong>de</strong>l, <strong>de</strong>r seit En<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r 60er Jahre als inner<strong>de</strong>utscher Han<strong>de</strong>l bezeichnet<br />

wur<strong>de</strong>. Die Gesetze <strong>de</strong>r Alliierten, die Devisenverkehr<br />

<strong>und</strong> Außenhan<strong>de</strong>l regelten, wur<strong>de</strong>n durch <strong>de</strong>n<br />

Vertrag zur Regelung aus Krieg <strong>und</strong> Besatzung entstan<strong>de</strong>ner<br />

Fragen vom 23. Oktober 1954 <strong>und</strong> das dazu<br />

ergangene Zustimmungsgesetz vom 24. März 1955 zu

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