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Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

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Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

die neue Regierung unter B<strong>und</strong>eskanzler Dr. Helmut<br />

Kohl einschlagen wür<strong>de</strong>, nach<strong>de</strong>m die CDU/CSU <strong>de</strong>n<br />

Gr<strong>und</strong>lagenvertrag 1972 abgelehnt hatte.<br />

b) Vorbereitung <strong>und</strong> Koordinierung <strong>de</strong>r<br />

inner<strong>de</strong>utschen Verhandlungen in <strong>de</strong>r DDR<br />

Die beson<strong>de</strong>re Be<strong>de</strong>utung, die die SED-Führung Dr.<br />

Schalck-Golodkowskis Funktion bei <strong>de</strong>n Verhandlungen<br />

mit <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland beimaß,<br />

wur<strong>de</strong> darin <strong>de</strong>utlich, daß er ab 1976 als Leiter einer<br />

staatlichen Behör<strong>de</strong>, <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

im Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l, nicht<br />

nur unmittelbar in zentrale Führungsbereiche <strong>de</strong>r<br />

SED eingeb<strong>und</strong>en, son<strong>de</strong>rn gleichzeitig <strong>de</strong>m Politbü- -<br />

ro-Mitglied <strong>und</strong> ZK-Sekretär für Wi rtschaft, Dr. Mittag,<br />

- unter Beibehaltung seiner „staatlichen Verantwortung"<br />

- direkt unterstellt wur<strong>de</strong>.<br />

Am 2. November 1976 berief das SED-Politbüro <strong>de</strong>n<br />

stellvertreten<strong>de</strong>n Minister Dr. Schalck-Golodkowski<br />

zum Staatssekretär im Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l.<br />

Er blieb auch weiterhin zuständig für <strong>de</strong>n Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung, wur<strong>de</strong> aber gleichzeitig<br />

Mitglied in <strong>de</strong>r vom Politbüro gebil<strong>de</strong>ten Wirtschaftskommission<br />

sowie <strong>de</strong>r ebenfalls vom Politbüro eingerichteten<br />

Arbeitsgruppe Zahlungsbilanz <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe<br />

„BRD". Leiter <strong>de</strong>r Kommissionen <strong>und</strong> Arbeitsgruppen<br />

war Dr. Mittag.<br />

aa) Arbeitsgruppe „BRD" <strong>de</strong>s SED- Politbüros <strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

Die Arbeitsgruppe „BRD" - wie <strong>de</strong>r offizielle Name<br />

lautete - <strong>de</strong>s Politbüros war zuständig für alle die inner<strong>de</strong>utschen<br />

Beziehungen betreffen<strong>de</strong>n Fragen. In<br />

<strong>de</strong>n <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß zur Verfügung stehen<strong>de</strong>n<br />

Unterlagen fan<strong>de</strong>n sich jedoch unterschiedliche<br />

Bezeichnungen für diese Arbeitsgruppe: Arbeitsgruppe<br />

„BRD/Westberlin", Arbeitsgruppe „BRD/<br />

Berlin (West)", Arbeitsgruppe <strong>de</strong>s Politbüros. Das<br />

zentrale Parteiarchiv <strong>de</strong>r SED führte die Protokolle<br />

<strong>de</strong>r Arbeitsgruppe unter <strong>de</strong>m Titel: „Festlegungsprotokolle<br />

einer Arbeitsgruppe <strong>de</strong>s Politbüros <strong>de</strong>s ZK<br />

<strong>de</strong>r SED über die ökonomische, wissenschaftlichtechnische<br />

Zusammenarbeit zwischen <strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r BRD" . Der Untersuchungsausschuß geht trotz <strong>de</strong>r<br />

unterschiedlichen Bezeichnungen davon aus, daß es<br />

sich um ein <strong>und</strong> dieselbe Arbeitsgruppe han<strong>de</strong>lt, wofür<br />

auch <strong>de</strong>r immer gr<strong>und</strong>sätzlich vorhan<strong>de</strong>ne inner<strong>de</strong>utsche<br />

Bezug spricht, wenn von <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe<br />

die Re<strong>de</strong> ist.<br />

Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe „BRD" waren die Politbüro-Mitglie<strong>de</strong>r<br />

Dr. Günter Mittag, Hermann Axen,<br />

Werner Krolikowski <strong>und</strong> Paul Verner, <strong>de</strong>r Kandidat<br />

<strong>de</strong>s Politbüros <strong>und</strong> Leiter <strong>de</strong>r Staatlichen Plankommission,<br />

Gerhard Schürer, Dr. Schalck-Golodkowski<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r stellvertreten<strong>de</strong> Außenminister, Kurt Nier. Dr.<br />

Schalck-Golodkowski wur<strong>de</strong> Sekretär <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe.<br />

Unklar ist für <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß geblieben,<br />

wann die Politbüro-Arbeitsgruppe eingerichtet wur<strong>de</strong>.<br />

Nach Angaben von Dr. Mittag vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

wur<strong>de</strong> sie 1967 auf Initiative von<br />

Walter Ulbricht ins Leben gerufen. Nach Aussage von<br />

Dr. Schalck-Golodkowski vor <strong>de</strong>m B<strong>und</strong>esnachrich-<br />

tendienst bestand sie schon 1972, <strong>de</strong>nn er habe alle<br />

Beschlüsse <strong>und</strong> Vorlagen <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe „BRD"<br />

danach gesammelt. Formell wur<strong>de</strong> die Arbeitsgruppe<br />

„BRD" durch einen Politbürobeschluß aus <strong>de</strong>m Jahre<br />

1976 eingerichtet. Dem Untersuchungsausschuß liegen<br />

sog. Festlegungsprotokolle einer Arbeitsgruppe<br />

<strong>de</strong>s Politbüros <strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED über die ökonomische,<br />

wissenschaftlich-technische Zusammenarbeit zwischen<br />

<strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong> <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

für <strong>de</strong>n Zeitraum ab 1974 vor.<br />

Diese für <strong>de</strong>n Zeitraum 1974 bis 1989 vorliegen<strong>de</strong>n<br />

sog. Festlegungsprotokolle wur<strong>de</strong>n entwe<strong>de</strong>r von Dr.<br />

Schalck-Golodkowski gefertigt, o<strong>de</strong>r er hat zumin<strong>de</strong>st<br />

für <strong>de</strong>ren Richtigkeit gezeichnet. Die Themen,<br />

die die Arbeitsgruppe behan<strong>de</strong>lte, betrafen alle Bereiche<br />

<strong>de</strong>r inner<strong>de</strong>utschen Beziehungen.<br />

Die sog. Festlegungsprotokolle enthielten allerdings<br />

keine Hinweise auf Verhandlungen, die Dr. Schalck-<br />

Golodkowski mit b<strong>und</strong>es<strong>de</strong>utschen Verhandlungspartnern<br />

geführt hat. Lediglich in einem Vermerk<br />

vom 15. Februar 1978 wur<strong>de</strong> festgehalten, daß bei Gesprächen<br />

über die Transitpauschale Gaus in einem<br />

„Vier-Augen-Gespräch" auf mögliche Verhaltensweisen<br />

<strong>de</strong>r DDR hinzuweisen sei. In <strong>de</strong>m Protokoll<br />

wur<strong>de</strong> jedoch nicht erwähnt, daß diese Information an<br />

Gaus durch Dr. Schalck-Golodkowski erfolgen sollte.<br />

Nach <strong>de</strong>n sog. Festlegungsprotokollen <strong>de</strong>r Politbüro<br />

Arbeitsgruppe wur<strong>de</strong>n zu <strong>de</strong>n einzelnen Tagesordnungspunkten<br />

die für die jeweiligen Verhandlungsgegenstän<strong>de</strong><br />

fachlich zuständigen Ministerien gehört,<br />

die auch im wesentlichen die Arbeit für die entsprechen<strong>de</strong>n<br />

Vorlagen leisteten. Die Arbeitsgruppe<br />

entschied über das in <strong>de</strong>r Vorlage vorgesehene Vorgehen<br />

<strong>und</strong> machte gegebenenfalls Vorschläge zur Erledigung<br />

anfallen<strong>de</strong>r Arbeiten für die administrative<br />

Ebene. Eine Entscheidung über die weitere Erledigung<br />

eines Tagesordnungspunktes konnte z.B. sein,<br />

die bestätigte Vorlage durch Dr. Mittag <strong>de</strong>m SED-Generalsekretär<br />

Honecker zur Kenntnisnahme, zur Zustimmung<br />

o<strong>de</strong>r zur sonstigen Entscheidung vorzulegen.<br />

Nicht bestätigte Vorlagen mußten entsprechend<br />

<strong>de</strong>r von <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe vorgenommenen Vorgaben<br />

überarbeitet <strong>und</strong> erneut vorgelegt wer<strong>de</strong>n. Für<br />

diese Überarbeitung waren wie<strong>de</strong>rum die Fachministerien<br />

zuständig.<br />

Dr. Schalck-Golodkowski hatte als Sekretär <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe<br />

die Sitzungen vorzubereiten. Dabei<br />

stützte er sich auf Dieter Paul, Leiter <strong>de</strong>r Hauptabteilung<br />

III <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung, zu<br />

<strong>de</strong>r auch die Abteilung BRD/Westberlin gehörte.<br />

Diese Abteilung hatte die Aufgabe, für die Sitzungen<br />

<strong>de</strong>r Arbeitsgruppe „BRD" im Politbüro <strong>Bericht</strong>e zu erstellen<br />

<strong>und</strong> Erledigungsvorschläge zu erarbeiten.<br />

Vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß berichtete Paul,<br />

daß in seiner Abteilung wirtschaftspolitisch relevante<br />

Aktivitäten gegenüber <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

koordiniert wor<strong>de</strong>n seien. Dabei sei <strong>de</strong>r gesamte<br />

Bereich <strong>de</strong>r inner<strong>de</strong>utschen Beziehungen erfaßt gewesen,<br />

auch das, was Dr. Schalck-Golodkowski nicht<br />

verhan<strong>de</strong>lt habe, son<strong>de</strong>rn die Fachminister. Er <strong>und</strong><br />

seine Mitarbeiter hätten auch die Arbeitspapiere für<br />

Dr. Schalck-Golodkowski erstellt.

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