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Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

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Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

nes Land (Trinkwasserversorgung Lübeck) stoppte<br />

Schleswig-Holstein als erstes Land seine Müllexporte<br />

auf diese Deponie. Die Stadtstaaten - insbeson<strong>de</strong>re<br />

Hamburg - waren <strong>de</strong>mgegenüber in beson<strong>de</strong>rer Weise<br />

auf <strong>de</strong>n Deponieraum auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>r DDR angewiesen<br />

<strong>und</strong> an einer Fortsetzung <strong>de</strong>s Müllexports<br />

interessiert.<br />

Auf DDR-Seite agierte auf diesem Gebiet mit <strong>de</strong>r Intrac<br />

Han<strong>de</strong>lsgesellschaft mbH ein <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung unterstehen<strong>de</strong>s Unternehmen.<br />

Typischerweise nutzte parallel das MfS die auf<br />

seiten <strong>de</strong>r Intrac han<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>n Personen, um z.B. mittels<br />

Eberhard Sei<strong>de</strong>l als Inoffiziellem Mitarbeiter (IM<br />

„Siegfried") nachrichtendienstlich verwertbare Er- -<br />

kenntnisse zu sammeln. Dadurch gerieten automatisch<br />

die Geschäftspartner von Eberhard Sei<strong>de</strong>l aufgr<strong>und</strong><br />

seiner <strong>Bericht</strong>e an das MfS in <strong>de</strong>n Dunstkreis<br />

<strong>de</strong>r nachrichtendienstlichen Arbeit <strong>de</strong>s MfS. Hier ist<br />

vor allen an<strong>de</strong>ren <strong>de</strong>r Geschäftsführer <strong>de</strong>r „Hanseatischen<br />

Baustoffkontor GmbH (HBK), Bad Schwartau",<br />

Adolf Hilmer, zu nennen, <strong>de</strong>ssen HBK über Exklusivverträge<br />

insbeson<strong>de</strong>re zur Belieferung <strong>de</strong>r Deponie<br />

Schönberg an die Intrac geb<strong>und</strong>en wur<strong>de</strong>. Es<br />

existieren aber keine Anhaltspunkte dafür, daß Hilmer<br />

seine politischen <strong>und</strong> geschäftlichen Kontakte innerhalb<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland in bewußtem<br />

<strong>und</strong> gewolltem Zusammenwirken mit seinem Geschäftspartner<br />

Eberhard Sei<strong>de</strong>l (IM „Siegfried") nutzte,<br />

um das MfS mit Informationen aus seinem politischen<br />

<strong>und</strong> gesellschaftlichen Umfeld zu versorgen.<br />

Dagegen spricht vor allem <strong>de</strong>r Umstand, daß <strong>de</strong>r Hilmer<br />

betreffen<strong>de</strong> Vorgang lediglich als „OV", also als<br />

„operativer Vorgang" mit Namen „Wan<strong>de</strong>rer" bezeichnet<br />

wur<strong>de</strong>. Danach arbeitete Hilmer nicht aktiv<br />

für das MfS, son<strong>de</strong>rn wur<strong>de</strong> vor allem von Eberhard<br />

Sei<strong>de</strong>l (IM „Siegfried") zwecks Abschöpfung (Informationsgewinnung)<br />

beobachtet. Das gleiche gilt für<br />

die Personen, die entwe<strong>de</strong>r politisch o<strong>de</strong>r geschäftlich<br />

bzw. dienstlich Kontakte mit Hilmer unterhielten <strong>und</strong><br />

von <strong>de</strong>nen Hilmer als Gesprächspartner Informationen<br />

bezog.<br />

Durch die Darstellung in <strong>de</strong>n MfS-Unterlagen, insbeson<strong>de</strong>re<br />

<strong>de</strong>m „OV Wan<strong>de</strong>rer" , stellt sich die Frage,<br />

mit welchen Metho<strong>de</strong>n Hilmer in <strong>de</strong>r alten B<strong>und</strong>esrepublik<br />

seine Müll-Lieferanten akquirierte bzw. wie er<br />

das Terrain für die Genehmigung von Müllexporten<br />

in die DDR aufbereitete. Die MfS-Unterlagen sprechen<br />

davon, Hilmer habe politische <strong>und</strong> behördliche<br />

Entscheidungsträger unterschiedlicher politischer<br />

Zugehörigkeit „in gewissem Sinne eingekauft". Dies<br />

könnte die Vermutung von Zuwendungen <strong>und</strong> Entgegennahme<br />

materieller Vorteile nahelegen. Ob aber<br />

Hilmer tatsächlich auf diese Weise vorgegangen ist<br />

<strong>und</strong> ob er dabei gegebenenfalls strafrechtlich relevante<br />

Grenzen überschritten hat, war vom Untersuchungsausschuß<br />

nicht zu prüfen. Dies wäre allenfalls<br />

dann für die Erfüllung <strong>de</strong>s Untersuchungsauftrags<br />

von Be<strong>de</strong>utung gewesen, wenn <strong>de</strong>rartige Geschäftspraktiken<br />

etwa in Abstimmung mit o<strong>de</strong>r auf Veranlassung<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung bzw.<br />

<strong>de</strong>s MfS hin angewandt wor<strong>de</strong>n wären. Hierfür gibt<br />

es aber keine Hinweise. Den MfS-Akten zufolge wur<strong>de</strong><br />

Hilmer allenfalls ermuntert, sich stärker als zuvor<br />

parteipolitisch zu engagieren. Zu<strong>de</strong>m wäre auch <strong>de</strong>r<br />

Charakter <strong>de</strong>r Beziehungen zu Hilmer („Operativer<br />

Vorgang") aus Sicht <strong>de</strong>s MfS mit Sicherheit gefähr<strong>de</strong>t<br />

wor<strong>de</strong>n, wenn man diesem etwa <strong>de</strong>n Auftrag erteilt<br />

hätte, sich bestimmte Personen zu verpflichten. Je<strong>de</strong>nfalls<br />

ergibt sich aus einer zwischenzeitlich von<br />

Eberhard Sei<strong>de</strong>l abgegebenen, als ei<strong>de</strong>stattliche Versicherung<br />

bezeichneten Erklärung, er habe seine <strong>Bericht</strong>e<br />

aufgebauscht <strong>und</strong> teilweise frei erf<strong>und</strong>en. Inbeson<strong>de</strong>re<br />

hat er erklärt, ihm sei nicht bekannt gewor<strong>de</strong>n,<br />

daß Hilmer an<strong>de</strong>re bestochen haben soll.<br />

Noch im Oktober 1990 schloß die Freie <strong>und</strong> Hansestadt<br />

Hamburg mit <strong>de</strong>m Unternehmen HBK einen<br />

Vertrag über die Fortsetzung <strong>de</strong>r Mülltransporte nach<br />

Schönberg bis En<strong>de</strong> 1997; damit wur<strong>de</strong> von einer entsprechen<strong>de</strong>n<br />

Option im Ursprungsvertrag Gebrauch<br />

gemacht. Der Zeitpunkt dieses Vertragsschlusses lag<br />

kurz vor <strong>de</strong>r Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern.<br />

Zuvor war das von <strong>de</strong>r Intrac HGmbH <strong>de</strong>r HBK<br />

mit Vertrag vom 12. März 1981 übertragene Exklusivrecht<br />

auf Nutzung <strong>de</strong>s Deponieraumes Schönberg unter<br />

<strong>de</strong>m 25. Oktober 1989 bis zum 31. Dezember 2005<br />

verlängert wor<strong>de</strong>n. Die Ihlenberger Abfallentsorgungs<br />

GmbH (IAG - vormals VEB Deponie Schönberg)<br />

hatte sich am 4. September 1990 damit einverstan<strong>de</strong>n<br />

erklärt, daß die AWUS Abfallwirtschaft <strong>und</strong><br />

Umweltservice GmbH (Leitung wie<strong>de</strong>rum Eberhard<br />

Sei<strong>de</strong>l) Rechtsnachfolgerin <strong>de</strong>r Intrac wur<strong>de</strong>. Somit<br />

wur<strong>de</strong> noch kurz vor <strong>de</strong>r Landtagswahl dafür gesorgt,<br />

daß die bisherigen Abfallentsorgungsgeschäfte unverän<strong>de</strong>rt<br />

fortgesetzt wer<strong>de</strong>n konnten. Inwieweit Hil-<br />

mer sich hier seine Verbindungen aus <strong>de</strong>r Vorwen<strong>de</strong><br />

zeit zur Bürgerschaft <strong>und</strong> zum Senat <strong>de</strong>r Freien <strong>und</strong><br />

Hansestadt Hamburg zunutze machte, hat nicht weiter<br />

geprüft wer<strong>de</strong>n können. Von einer weitergehen<strong>de</strong>n<br />

Aufklärung hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß insbeson<strong>de</strong>re<br />

wegen <strong>de</strong>r Ermittlungen <strong>de</strong>s 3. Parlamentarischen<br />

Untersuchungsausschusses <strong>de</strong>s Landtags<br />

Mecklenburg-Vorpommern „Zur Klärung von Sachverhalten<br />

im Zusammenhang mit <strong>de</strong>m Kauf <strong>und</strong> <strong>de</strong>m<br />

Betrieb <strong>de</strong>r Deponie Ihlenberg/Schönberg" Abstand<br />

genommen. Im Hinblick auf die Kürze <strong>de</strong>r für die eigene<br />

weitere Arbeit <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

zur Verfügung stehen<strong>de</strong>n Zeit hat sinnlose Doppelarbeit<br />

vermie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n müssen <strong>und</strong> hat <strong>de</strong>m spezielleren<br />

Untersuchungsausschuß <strong>de</strong>s betroffenen Lan<strong>de</strong>s<br />

Vorrang eingeräumt wer<strong>de</strong>n können.<br />

Dasselbe gilt für die Fragen <strong>de</strong>r technischen Sicherheit<br />

<strong>de</strong>r Deponie <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Deponierung hochtoxischer<br />

Stoffe, insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r Klärung <strong>de</strong>r immer wie<strong>de</strong>r<br />

erhobenen, aber gleichwohl nie belegten Behauptungen<br />

über die Lagerung dioxinhaltiger Abfälle aus Seveso,<br />

die <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß nur anhand <strong>de</strong>r<br />

beigezogenen Unterlagen keinesfalls hätte abschließend<br />

klären können.<br />

Dies gilt aber auch für die vertraglichen Vorgänge um<br />

die Müll<strong>de</strong>ponie Schönberg kurz vor <strong>und</strong> nach <strong>de</strong>r<br />

Wie<strong>de</strong>rvereinigung. Nach Aktenlage <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

wur<strong>de</strong> - wie oben ange<strong>de</strong>utet -<br />

die Exklusivnutzung <strong>de</strong>r Deponie Schönberg zu modifizierten<br />

vertraglichen Bedingungen über <strong>de</strong>n Zeitpunkt<br />

<strong>de</strong>r Wie<strong>de</strong>rvereinigung hinaus für viele Jahre<br />

fortgeschrieben. Möglicherweise ist <strong>de</strong>m Land Mecklenburg-Vorpommern<br />

in diesem Zusammenhang ein<br />

Scha<strong>de</strong>n entstan<strong>de</strong>n. Hier müssen die Ergebnisse <strong>de</strong>s<br />

3. Parlamentarischen Untersuchungsausschusses <strong>de</strong>s

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