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Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

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Das Unternehmen Remex<br />

Seit Gründung <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe MAH bestan<strong>de</strong>n<br />

Geschäftsbeziehungen zum Unternehmen Remex Import-Export,<br />

Berlin (West), das von ihr als „Beschaffungslinie<br />

1" geführt wur<strong>de</strong>. Die Geschäftstätigkeit<br />

übte im wesentlichen <strong>de</strong>r Kaufmann Jürgen Müller<br />

aus, <strong>de</strong>r Prokurist war, während seine Frau Renate als<br />

Inhaberin fungierte. Die Verbindungen <strong>de</strong>r Remex<br />

mit Han<strong>de</strong>lspartnern in <strong>de</strong>r DDR entstan<strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>n<br />

langjährigen Kontakten, die Jürgen Müllers Eltern,<br />

Martha <strong>und</strong> Otto E. Müller, zum Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung unterhielten. Das MfS hatte Otto<br />

E. Müller 1968, wie es in einem <strong>Bericht</strong> <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe<br />

BKK <strong>de</strong>s MfS heißt, „unter Androhung wirtschaftlicher<br />

Nachteile bei seinen DDR-Geschäften",<br />

zur inoffiziellen Zusammenarbeit veranlaßt (Dokument-Nr.<br />

582).<br />

„Mit <strong>de</strong>m Wechsel <strong>de</strong>r Firmenleitung <strong>de</strong>r Fa. Otto<br />

Müller 1972 <strong>und</strong> <strong>de</strong>ren Übernahme durch <strong>de</strong>n Sohn<br />

Jürgen Müller erfolgte auch eine weitere Anbindung<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens an <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung",<br />

stellt <strong>de</strong>r <strong>Bericht</strong> <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe<br />

BKK weiter fest. Dies geschah <strong>de</strong>n Unterlagen zufolge<br />

durch die Einbeziehung <strong>de</strong>s Unternehmens Otto Müller<br />

in die Ferienanlage Inver Canary auf Las Palmas<br />

(Gran Canaria) in <strong>de</strong>r zweiten Hälfte <strong>de</strong>r 70er Jahre.<br />

Müller selbst hat in seiner Zeugenvernehmung ausgesagt,<br />

er habe das Unternehmen am 1. Januar 1974<br />

von seinem Vater übernommen.<br />

Nach <strong>de</strong>n Erkenntnissen durch die Beweiserhebung<br />

<strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses lieferten Jürgen <strong>und</strong><br />

Renate Müller seit 1978 Son<strong>de</strong>rbeschaffungen an das<br />

Ministerium für Staatssicherheit, zunächst durch die<br />

„Renate Müller Import-Export Industrievertretungen"<br />

, ab 1983 durch das neugegrün<strong>de</strong>te Unternehmen<br />

Remex Import-Export. Dieses Unternehmen war<br />

überwiegend auf <strong>de</strong>n inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l - insbeson<strong>de</strong>re<br />

mit <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe Bau<strong>de</strong> <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Unternehmen<br />

BERAG - ausgerichtet; ihr gehörten nur wenige<br />

Mitarbeiter an. Das Ehepaar Müller wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r<br />

Namensliste „Auslandsverbindungen NSW-Kontaktpersonen"<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

geführt. (Vgl. Erster Teilbericht, BT-Drucksache 12/<br />

3462, S. 1190)<br />

Ansprechpartner für Jürgen Müller im Bereich Kornmerzielle<br />

Koordinierung war <strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>r Hauptabteilung<br />

I, Manfred Sei<strong>de</strong>l, <strong>de</strong>n Müller nach seiner<br />

Aussage drei- bis viermal pro Jahr traf. Auf seine<br />

Empfehlung kam die Verbindung zwischen Jürgen<br />

Müller <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe MAH zustan<strong>de</strong>. Sei<strong>de</strong>l<br />

sagte 1979 zu, sich unter Umstän<strong>de</strong>n für eine gewisse<br />

Zeit an <strong>de</strong>n Kosten für Büroräume zu beteiligen, die<br />

Müller in <strong>de</strong>r West-Berliner Innenstadt einrichten<br />

sollte. Das Vertrauensverhältnis zeigt sich auch da rin,<br />

daß Müller im September 1987 Sei<strong>de</strong>l ausführlich<br />

über eine Durchsuchung seiner Wohnung <strong>und</strong> seiner<br />

Büroräume durch die West-Berliner Kriminalpolizei,<br />

Abteilung Staatsschutz, informierte, weil man ihn <strong>de</strong>s<br />

Verstoßes gegen Embargobestimmungen verdächtigt<br />

hatte. Sei<strong>de</strong>l hatte <strong>de</strong>n Auftrag für das Gespräch vom<br />

MfS erhalten (Dokument-Nr. 583).<br />

Jürgen Müller hat nach eigener Aussage Waren, die<br />

unter die Außenwirtschaftsverordnung zum Außen<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

wirtschaftsgesetz fielen, nur nach erfolgter Genehmigung<br />

geliefert.<br />

Das Unternehmen Prometron Technics (Japan)<br />

Über das japanische Han<strong>de</strong>lsunternehmen Prometron<br />

Technics wur<strong>de</strong> über mehrere Jahre Embargoware<br />

importiert. Es han<strong>de</strong>lte sich um ein kleines Unternehmen,<br />

das bis Oktober 1988 unter <strong>de</strong>m Namen O. A.<br />

Machinery Corp. firmierte <strong>und</strong> im Internationalen<br />

Han<strong>de</strong>lszentrum (IHZ) in Berlin (Ost) ein Büro unterhielt.<br />

Das Unternehmen wur<strong>de</strong> 1974 speziell für <strong>de</strong>n<br />

Han<strong>de</strong>l mit <strong>de</strong>r DDR gegrün<strong>de</strong>t <strong>und</strong> in <strong>de</strong>r Anfangszeit<br />

seines Bestehens von Außenhan<strong>de</strong>lsbetrieben<br />

<strong>de</strong>r DDR eingeschaltet, um auf illegalem Weg Mikroelektronik<br />

<strong>de</strong>s Konzerns Toshiba zu liefern, die von<br />

diesem offiziell nicht verkauft wer<strong>de</strong>n durfte. In späteren<br />

Jahren löste Toshiba die Beziehungen zu Prometron<br />

Technics, die nun die Kontakte zu Mitsubishi aktivierte.<br />

Auch von an<strong>de</strong>ren Unternehmen <strong>und</strong> Ursprungslän<strong>de</strong>rn,<br />

insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>n USA, besorgte<br />

Prometron Technics Embargoware.<br />

Im Mai 1989 wur<strong>de</strong>n die Büroräume <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

in Tokio von japanischen Behör<strong>de</strong>n durchsucht.<br />

Prometron Technics wur<strong>de</strong> vorgeworfen, Hafnium in<br />

die DDR geliefert zu haben - ein seltenes Metall, das<br />

zur Herstellung von Kernreaktoren für atomgetriebene<br />

Unterseeboote verwen<strong>de</strong>t wird <strong>und</strong> auf <strong>de</strong>r Co-<br />

Com-Liste stand. Der Präsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>s Unternehmens,<br />

Hirokuni Matsuda, <strong>und</strong> mehrere Mitarbeiter wur<strong>de</strong>n<br />

verhaftet.<br />

Weil das Unternehmen seit vielen Jahren Han<strong>de</strong>lspartner<br />

<strong>de</strong>s Transinter GmbH -<strong>und</strong><br />

offizieller Vertreter<br />

<strong>de</strong>r AHB Elektronik <strong>und</strong> Elektrotechnik in Japan war,<br />

löste die Verhaftung in Berlin (Ost) hektische Betriebsamkeit<br />

aus.<br />

Am 17. Juli 1989 wur<strong>de</strong> Matsuda, nach<strong>de</strong>m er zwischenzeitlich<br />

freigelassen wor<strong>de</strong>n war, erneut verhaftet;<br />

<strong>de</strong>r Prozeß in Tokio war am 31. Oktober 1989. An<br />

Matsuda hatte es eine Vorauszahlung in Höhe von 5,9<br />

Mio. VM gegeben, eine Lieferung seitens Prometron<br />

Technics erfolgte nicht mehr. Nach <strong>de</strong>r Verhaftung<br />

Matsudas versuchte <strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>lsbereich 4 vergeblich,<br />

diese Summe zurückzubekommen. Ronneberger <strong>und</strong><br />

Kupfer überlegten, die finanziellen For<strong>de</strong>rungen auf<br />

zivilrechtlichem Weg einzuklagen <strong>und</strong> zur indirekten<br />

Unterstützung einen Mitarbeiter <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

einzuschalten, <strong>de</strong>r eine Beteiligung erhalten sollte.<br />

Die Vorauszahlung an Matsuda war im März 1990<br />

eine <strong>de</strong>r offenen For<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>lsbereichs 4<br />

(Dokument-Nr. 584-585).<br />

Embargounternehmen in <strong>de</strong>r Schweiz<br />

Die Schweiz gehörte als neutrales Land zwar nicht<br />

zum CoCom, trug aber gleichwohl <strong>de</strong>ssen Gr<strong>und</strong>sätze<br />

mit. Zwei <strong>de</strong>r wichtigsten Embargolieferanten aus <strong>de</strong>r<br />

Schweiz waren Unterlagen <strong>de</strong>s MfS zufolge Ottokar<br />

Hermann <strong>und</strong> Michael Grossauer. Bei<strong>de</strong> stan<strong>de</strong>n auf<br />

<strong>de</strong>r Namensliste „Auslandsverbindungen NSW-Kontaktpersonen"<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

(vgl. Erster Teilbericht, BT-Drucksache 12/3462,<br />

S. 1189, 1195).

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