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Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

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ölbezüge aus <strong>de</strong>r UdSSR im Fünfjahresplanzeitraum<br />

1981-1985 nicht — entgegen <strong>de</strong>r ursprünglichen Absicht<br />

— erhöht, son<strong>de</strong>rn um die erwähnten r<strong>und</strong><br />

2 Mio. t auf 17,1 Mio. t vermin<strong>de</strong>rt wur<strong>de</strong>n. Krenz<br />

schil<strong>de</strong>rte <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß anschaulich,<br />

daß die Reduzierung <strong>de</strong>r sowjetischen Rohöllieferungen<br />

nicht, wie damals im Westen vermutet, mit Zustimmung<br />

<strong>de</strong>r DDR erfolgte. Nach Krenz' Auslassungen<br />

hat die Sowjetunion 1981 bei Honecker um<br />

Zustimmung zu <strong>de</strong>n beabsichtigten Liefereinschränkungen<br />

nachgesucht. Honecker hat sich vehement<br />

gesträubt <strong>und</strong> Breschnew über <strong>de</strong>n Unterhändler<br />

Russakow, <strong>de</strong>r für internationale Beziehungen zuständig<br />

war, seine ablehnen<strong>de</strong> Haltung ausrichten<br />

lassen. Russakow verwies darauf, daß er das nicht<br />

än<strong>de</strong>rn könne, die UdSSR befin<strong>de</strong>t sich in einer Situation<br />

wie 1918 vor Brest-Litowsk. 20 )<br />

Die DDR konnte nach ihren eigenen Quellen bis<br />

1986, nach OECD-Daten bis 1987 gegenüber <strong>de</strong>n<br />

westlichen Industrielän<strong>de</strong>rn (ohne BRD) durch einen<br />

außenwirtschaftlichen Kraftakt Exportüberschüsse<br />

realisieren. Sie waren zum einen wichtig zur Aufrechterhaltung<br />

ihrer Zahlungsfähigkeit. Neben an<strong>de</strong>ren<br />

Faktoren haben diese Exportüberschüsse zur<br />

allmählichen Steigerung <strong>de</strong>r Kreditbonität <strong>de</strong>r DDR<br />

beigetragen. Doch <strong>de</strong>r außenwirtschaftliche Kraftakt<br />

hatte erhebliche Konsequenzen für die inländische<br />

Produktion <strong>de</strong>r DDR, da die damit verb<strong>und</strong>ene Importdrosselung<br />

zu einem Rückgang <strong>de</strong>r im Inland bereitgestellten<br />

Investitionsmittel <strong>und</strong> Materialien führte.<br />

Die Wachstumschancen <strong>de</strong>r DDR-Wirtschaft<br />

hatten sich dadurch zwangsläufig erheblich verschlechtert,<br />

so daß die Wachstumskurve in <strong>de</strong>r zweiten<br />

Hälfte <strong>de</strong>r 80er Jahre <strong>de</strong>utlich abflachte.<br />

b) Die Verschuldungsexplosion bis 1989<br />

Entgegen <strong>de</strong>m statistischen Nachweis <strong>de</strong>r Bank für<br />

Internationalen Zahlungsausgleich, auf <strong>de</strong>ren Angaben<br />

auch die Bonitätseinschätzung <strong>de</strong>s Westens basierte,<br />

stieg die tatsächliche Nettoverschuldung <strong>de</strong>r<br />

DDR in <strong>de</strong>r zweiten Hälfte <strong>de</strong>r 80er Jahre dramatisch<br />

an. Es liegen hierüber zwar keine statistisch gesicherten<br />

Daten vor; die vorliegen<strong>de</strong>n Angaben<br />

schwanken jedoch beträchtlich. Nach Aussage von<br />

Schürer <strong>und</strong> an<strong>de</strong>ren betrug die Nettoverschuldung,<br />

in <strong>de</strong>r DDR „Sockel" genannt, 1985 beinahe<br />

30 Mrd. VM <strong>und</strong> 1987 nahezu 35 Mrd. VM. Aus internen<br />

Papieren Schalcks <strong>und</strong> Königs sowie <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe<br />

Zahlungsbilanz ergibt sich ein einigermaßen<br />

realistisches Bild über die Verschuldungssituation<br />

<strong>de</strong>r DDR En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 80er Jahre — wobei zu berücksichtigen<br />

ist, daß Schalck <strong>und</strong> König erst nach <strong>de</strong>m<br />

Fall <strong>de</strong>r Mauer die von ihnen gebil<strong>de</strong>ten Rese rven<br />

off enlegten:<br />

— In <strong>de</strong>m von Schalck <strong>und</strong> König im Oktober 1987<br />

an Mittag übersandten „ Standpunkt zur voraussichtlichen<br />

Entwicklung <strong>de</strong>r Zahlungsbilanz NSW<br />

1988-1990 <strong>und</strong> <strong>de</strong>r NSW-Verschuldung " 21) ist für<br />

1987 von einer „Verschuldung im NSW" in Höhe<br />

von 27,2 Mrd. VM die Re<strong>de</strong> sowie von einem „offenen,<br />

über Finanzkredite zu finanzieren<strong>de</strong>n Bargeldproblem"<br />

in Höhe von 11,3 Mrd. VM.<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Schalck/König prognostizieren für 1990 eine Verschuldung<br />

von 42,6 Mrd. VM <strong>und</strong> ein Bargeldproblem<br />

von 21,3 Mrd. VM.<br />

Außer<strong>de</strong>m wird in diesem Papier dargelegt, daß<br />

bei <strong>de</strong>m Verschuldungsniveau von 1987 allein für<br />

Zinszahlungen 5-6 Mrd. VM jährlich aufgewen<strong>de</strong>t<br />

wer<strong>de</strong>n müßten, somit „je<strong>de</strong>r Exportüberschuß<br />

unter 5 Mrd. VM zu einer weiteren Erhöhung<br />

<strong>de</strong>r Verschuldung führt" .22)<br />

— Am 28. September 1989 wird von <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe<br />

Zahlungsbilanz in einem sieben Seiten umfassen<strong>de</strong>n<br />

Papier 23) versucht darzustellen, wie die<br />

Zahlungsfähigkeit in <strong>de</strong>n Jahren 1990-95 gewährleistet<br />

wer<strong>de</strong>n könne. Darin wird die notwendige<br />

jährliche Kreditaufnahme auf 8-<br />

10 Mrd. beziffert — bezogen auf die Jahre 1989<br />

<strong>und</strong> 1990 —, die bei rd. 400 Banken mobilisiert<br />

wer<strong>de</strong>n müßten. Der „Sockel" für das Jahr 1989<br />

wird auf 41,8 Mrd. VM beziffert 24 ).<br />

Anfang Oktober 1989 wur<strong>de</strong> für die neue Parteiführung<br />

<strong>de</strong>r SED von Schürer, Schalck <strong>und</strong> an<strong>de</strong>ren<br />

eine Vorlage 25) erstellt, in <strong>de</strong>r die voraussichtliche<br />

Nettoverschuldung bis En<strong>de</strong> 1989 auf<br />

49 Mrd. VM prognostiziert wur<strong>de</strong>.<br />

Aus einem Schreiben von Schalck <strong>und</strong> König an<br />

Schürer vom 14. 11. 89 26) — also unmittelbar nach<br />

<strong>de</strong>m Fall <strong>de</strong>r Mauer — geht he rvor, daß die DDR,<br />

einschließlich <strong>de</strong>r bis dahin für Technologieimporte<br />

von KoKo aufgenommenen Kredite, zu diesem<br />

Zeitpunkt bereits mit 51,6 Mrd. VM in Devisen<br />

verschul<strong>de</strong>t war. Dieser Summe stan<strong>de</strong>n<br />

jedoch Reserven in Höhe von insgesamt<br />

13,6 Mrd. VM gegenüber, die sich wie folgt zusammensetzten:<br />

8,5 Mrd., die „... — ohne dies in<br />

<strong>de</strong>r Zahlungsbilanz sichtbar zu machen tatsächlich<br />

für (<strong>de</strong>ren) Finanzierung eingesetzt (waren),<br />

in<strong>de</strong>m sie <strong>de</strong>r DABA einmal als zinslose Kreditquelle<br />

<strong>und</strong> zum an<strong>de</strong>ren als verzinslicher Kredit<br />

zur Verfügung gestellt wur<strong>de</strong>n" ; 27) 2,1 Mrd. aus<br />

<strong>de</strong>r Liquiditätsreserve auf einem Konto <strong>de</strong>s MdF<br />

<strong>und</strong> 2,0 Mrd. auf <strong>de</strong>m Konto 628. (Seine Goldreserve<br />

in Höhe einer knappen halben Milliar<strong>de</strong><br />

verschwieg Schalck auch in diesem B rief.) 1 Mio.<br />

VM als Staats<strong>de</strong>visenreserve. Auf diese unorthodoxe<br />

Weise berechnet, betrug die „Nettoverschuldung"<br />

<strong>de</strong>r DDR, d. h. die Bruttoverschuldung<br />

minus aller im In- <strong>und</strong> Ausland angelegten<br />

bzw. verfügbaren Rese rven (ohne Schalcks Gold)<br />

En<strong>de</strong> 1989 ca. 38 Mrd. VM bzw. rd. 20,6 Mrd.<br />

US-$.<br />

Da wir nicht wissen, wieviel von <strong>de</strong>n 13,6 Mrd. VM im<br />

Ausland angelegt waren, läßt sich die Nettoverschuldung<br />

auf konventionelle Weise (Bruttoverschuldung<br />

minus Guthaben <strong>de</strong>r DDR bei ausländischen Banken)<br />

nicht exakt errechnen. Sie lag jedoch höher als 40<br />

Mrd. VM, während die BIZ nur 11,152 Mrd. US-$ respektive<br />

umgerechnet 20 980 Mrd. DM auswies, also<br />

nur etwa die Hälfte <strong>de</strong>r tatsächlichen Nettoschuld <strong>de</strong>r<br />

DDR. Dieser Bluff war u. E. <strong>de</strong>r größte Erfolg<br />

Schalcks! Wie sehr sich <strong>de</strong>r Westen täuschen ließ,<br />

dokumentieren sowohl die seitens <strong>de</strong>r BIZ ermittelten<br />

Daten als auch die im Westen gängigen Bonitätseinschätzungen<br />

(vgl. hierzu die Tabellen 26, 29 sowie

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