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Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

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Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

ren <strong>de</strong>mnach zur Durchführung außerplanmäßiger<br />

Importe vorgesehen sowie ca. 15 Mio. VM für Maßnahmen<br />

zur Versorgung <strong>de</strong>r Staats- <strong>und</strong> Parteiführung,<br />

wie sie von <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe „Son<strong>de</strong>rbeschaffung"<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

unter Leitung Sig rid Schalck-Golodkowskis <strong>und</strong> <strong>de</strong>s<br />

Unternehmens Letex durchgeführt wur<strong>de</strong>n. Der rechnerische<br />

Restbetrag <strong>de</strong>r Gesamtsumme <strong>de</strong>r Ausgaben<br />

in Höhe von 285 Mio. VM wur<strong>de</strong> nicht geklärt. Es<br />

wur<strong>de</strong>n aber weitere Tätigkeitsfel<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung aufgezählt, z. B. PKW-<br />

Beschaffungen, Bauleistungen für Privathäuser <strong>und</strong><br />

Mietsubventionierungen (vgl. Erster Teilbericht, BT-<br />

Drucksache 12/3462, Dokument-Nr. 238, S. 1717).<br />

Hinsichtlich <strong>de</strong>s Finanzstatus <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung wies <strong>de</strong>r Kommissionsbericht<br />

ausdrücklich auf die Ergebnisse <strong>de</strong>r Staatlichen Finanzrevision<br />

unter Hube rt Jauer hin, ohne allerdings<br />

auf Details einzugehen. Betont wur<strong>de</strong> lediglich <strong>de</strong>r<br />

äußerst leichtfertige Umgang mit Geld <strong>und</strong> die sehr<br />

Kassen- <strong>und</strong> Belegführung (vgl Erster<br />

Teilbericht, BT-Drucksache 12/3462, Dokument-Nr.<br />

238, S. 1717).<br />

Zu <strong>de</strong>n Auslandsanlagen wur<strong>de</strong> erwähnt, daß auf<br />

Veranlassung <strong>de</strong>r Lin<strong>de</strong>mann-Kommission die durch<br />

Manfred Sei<strong>de</strong>l 1988/89 im Ausland auf seinen Namen<br />

angelegten Gel<strong>de</strong>r zurückgeführt wur<strong>de</strong>n. Außer<strong>de</strong>m<br />

wur<strong>de</strong> auf die Konten 0528 <strong>und</strong> 0628 eingegangen,<br />

die von Einnahmen <strong>de</strong>r Hauptabteilung I gespeist<br />

<strong>und</strong> aus <strong>de</strong>nen Son<strong>de</strong>rimporte auf Weisung <strong>de</strong>s<br />

Politbüros bzw. <strong>de</strong>s Generalsekretärs finanziert wor<strong>de</strong>n<br />

seien (Erster Teilbericht, BT-Drucksache 12/3462,<br />

Dokument-Nr. 238, S. 1717).<br />

Für das weitere Vorgehen im Falle <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung unterstellten Unternehmen<br />

verwies Dr. Lin<strong>de</strong>mann auf <strong>de</strong>n von Dr. Gerstenberger,<br />

<strong>de</strong>m kommissarischen Leiter <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung, vorgelegten Vorschlag<br />

zur „Einglie<strong>de</strong>rung" <strong>de</strong>s Bereichs <strong>und</strong> seiner Unternehmen<br />

in die Volkswirtschaft <strong>de</strong>r DDR. Der Kommissionsbericht<br />

bezeichnete diesen Vorschlag als ein<br />

„tragfähiges, perspektivisches Konzept". In diesem<br />

Zusammenhang betonte <strong>de</strong>r <strong>Bericht</strong>, daß die mit <strong>de</strong>m<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung verb<strong>und</strong>enen<br />

politischen Machtstrukturen durch <strong>de</strong>ssen Auflösung,<br />

die Liquidierung einzelner Unternehmen <strong>und</strong> die Reorganisation<br />

<strong>de</strong>r verbliebenen Unternehmen zu einem<br />

neuen Ur ternehmensverband dauerhaft zerschlagen<br />

seien (vgl. Erster Teilbericht, BT-Drucksache<br />

12/3462, Dokument-Nr. 238, S. 1717).<br />

Nicht aufgegriffen wur<strong>de</strong>n im Rahmen <strong>de</strong>r Kommissionsarbeit<br />

Fragen <strong>de</strong>s Umfangs <strong>de</strong>r Bar-Transaktionen<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Transaktionen von bzw. mit Devisenauslän<strong>de</strong>m,<br />

Der <strong>Bericht</strong> <strong>de</strong>r sog. Lin<strong>de</strong>mann-Kommission wur<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>m „R<strong>und</strong>en Tisch" in <strong>de</strong>r selben Sitzung vorgelegt<br />

wie <strong>de</strong>r <strong>Bericht</strong> <strong>de</strong>s kommissarischen Leiters <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung Dr. Gerstenberger<br />

(Dokument-Nr. 744 <strong>und</strong> 748). Obwohl Dr. Willi<br />

Lin<strong>de</strong>mann sich dabei weitgehend auf <strong>de</strong>n <strong>Bericht</strong><br />

von Dr. Gerstenberger bezog, enthielten bei<strong>de</strong> <strong>Bericht</strong>e<br />

zum Teil unterschiedliche Zahlen- <strong>und</strong> Wertangaben.<br />

cc) Weitere Kommissionen<br />

Der sog. Toeplitz-Ausschuß <strong>de</strong>r Volkskammer <strong>de</strong>r DDR<br />

Der Zeitweilige Ausschuß <strong>de</strong>r Volkskammer <strong>de</strong>r DDR<br />

zur Überprüfung von Fällen <strong>de</strong>s Amtsmißbrauchs, <strong>de</strong>r<br />

Korruption, <strong>de</strong>r persönlichen Bereicherung <strong>und</strong> an<strong>de</strong>rer<br />

Handlungen, bei <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Verdacht <strong>de</strong>r Gesetzesverletzung<br />

bestand, wur<strong>de</strong> am 13. November 1989<br />

in <strong>de</strong>r 12. Tagung <strong>de</strong>r Volkskammer eingesetzt. Die<br />

Besetzung erfolgte aus Vorschlägen <strong>de</strong>r Fraktionen<br />

<strong>de</strong>r Volkskammer. Die Unterbringung <strong>de</strong>s zeitweiligen<br />

Ausschusses <strong>und</strong> die Ausstattung mit Mitarbeitern<br />

<strong>und</strong> Hilfsmitteln beschäftigte <strong>de</strong>n Ministerrat<br />

mehrfach. Diese organisatorischen Fragen wur<strong>de</strong>n<br />

vom Sekretariat <strong>de</strong>s Ministerpräsi<strong>de</strong>nten Dr. Modrow<br />

geregelt.<br />

Der Ausschuß befaßte sich in erster Linie mit Bürgereingaben<br />

<strong>und</strong> Bürgerhinweisen auf rechtswidrige<br />

ßHandlungen,<br />

wobei <strong>de</strong>r Schwerpunkt auf <strong>de</strong>n Mi<br />

brauch mit Immobilien gelegt wur<strong>de</strong>. Auch Lr.<br />

Schalck-Golodkowski war vor <strong>de</strong>n Ausschuß gela<strong>de</strong>n<br />

<strong>und</strong> hatte die Absicht, die an ihn gestellten Fragen offen<br />

zu beantworten. Das MfS riet ihm davon jedoch ab<br />

<strong>und</strong> drohte damit, ihm keine Unterstützung mehr zu<br />

geben. Am 29. November 1989 schickte Dr. Schalck-<br />

Golodkowski <strong>de</strong>nnoch die Unterlagen über die Immobilien<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung an<br />

<strong>de</strong>n Vorsitzen<strong>de</strong>n dieses Ausschusses, Dr. Heinrich<br />

Toeplitz, <strong>und</strong> in Kopie an Ministerpräsi<strong>de</strong>nt Dr. Modrow.<br />

Bei <strong>de</strong>n Unterlagen befand sich eine Erklärung<br />

Dr. Schalck-Golodkowskis zur Handhabung <strong>de</strong>r Immobilienverwaltung<br />

durch <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung <strong>und</strong> <strong>de</strong>r von Ministerpräsi<strong>de</strong>nt Dr. Modrow<br />

veranlaßten Privatisierung.<br />

Als Fazit stellte <strong>de</strong>r Volkskammerausschuß fest:<br />

„Die ehemalige Partei- <strong>und</strong> Staatsführung verwirklichte<br />

ihr Herrschaftssystem auf <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>lage<br />

<strong>de</strong>r These von <strong>de</strong>r führen<strong>de</strong>n Rolle <strong>de</strong>r SED im<br />

gesamten staatlichen <strong>und</strong> gesellschaftlichen Aufbau<br />

<strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s. Das erfolgte durch ein Kommandosystem<br />

<strong>de</strong>r Parteiorgane <strong>de</strong>r SED gegenüber<br />

<strong>de</strong>n staatlichen Institutionen. Nicht die Volkskammer<br />

<strong>und</strong> die Regierung trafen die politischen Entscheidungen,<br />

son<strong>de</strong>rn das Politbüro <strong>und</strong> das ZK<br />

<strong>de</strong>r SED <strong>und</strong> die dort bestehen<strong>de</strong> Wirtschaftskommission<br />

unter Leitung von Dr. Günter Mittag. Dieses<br />

Kommandosystem setzten die Bezirks- <strong>und</strong><br />

Kreisleitungen gegenüber <strong>de</strong>n Volksvertretungen<br />

<strong>und</strong> Räten <strong>de</strong>r Bezirke <strong>und</strong> Kreise weiter fort. Gesichert<br />

wur<strong>de</strong> das Funktionieren <strong>de</strong>s Systems<br />

durch die falsch verstan<strong>de</strong>ne Parteidisziplin <strong>de</strong>r in<br />

<strong>de</strong>n staatlichen Bereichen arbeiten<strong>de</strong>n Mitglie<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>r SED."<br />

Nach <strong>de</strong>r Darstellung <strong>de</strong>s Volkskammerausschusses<br />

verfügten Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Staatsführung über materielle<br />

Mittel, auch Valuta, ohne Kontrollen zu unterliegen.<br />

Für die Prominentensiedlung Wandlitz, Jagd,<br />

Immobilien <strong>und</strong> weitere Son<strong>de</strong>rmaßnahmen wur<strong>de</strong>n<br />

Millionen verwen<strong>de</strong>t. Die Funktionäre schoben sich<br />

nach <strong>de</strong>n Feststellungen <strong>de</strong>s <strong>Bericht</strong>s immer mehr Privilegien<br />

zu.

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