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Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

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quitäten GmbH betrieben. Die <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

vorliegen<strong>de</strong>n Akten haben gezeigt, daß die<br />

Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten GmbH nicht nur im Antiquitätenhan<strong>de</strong>l<br />

tätig war. Der stellvertreten<strong>de</strong> Generaldirektor<br />

Klaus-Dieter Richter (IMS „Peter Reichelt")<br />

führte seit 1979/1980 mit Letex <strong>und</strong> BIEG, ab 1982 mit<br />

Delta Umgehungsgeschäfte speziell auf <strong>de</strong>m Alkohol-<br />

<strong>und</strong> Zigarettensektor durch, wobei gegen Bestimmungen<br />

verschie<strong>de</strong>ner europäischer Län<strong>de</strong>r verstoßen<br />

wur<strong>de</strong>. Bei diesen beson<strong>de</strong>ren Geschäften, die<br />

auch mit Reifen <strong>und</strong> Motorenöl betrieben wur<strong>de</strong>n,<br />

wur<strong>de</strong>n die Waren aus <strong>de</strong>m Ausland bezogen <strong>und</strong><br />

über die DDR reexportiert; sie fan<strong>de</strong>n mit Genehmigung<br />

<strong>und</strong> unter <strong>de</strong>r Leitung von Manfred Sei<strong>de</strong>l, Leiter<br />

<strong>de</strong>r Hauptabteilung I <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung, <strong>und</strong> unter <strong>de</strong>r Verantwortung <strong>de</strong>s Ministeriums<br />

für Staatssicherheit statt (Dokument-Nr.<br />

489). Auch Joachim Farken, alias IM „Hans Borau",<br />

Geschäftsführer <strong>und</strong> seit 1980 Gesellschafter <strong>de</strong>r<br />

Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten GmbH, war in diese illegalen<br />

Geschäfte eingeweiht.<br />

Geschäfte mit Lebensmitteln<br />

In die 80er Jahre fielen ebenfalls die Aktivitäten <strong>de</strong>s<br />

Fleischlieferanten Moksel, Buchloe, <strong>de</strong>r in Zusammenarbeit<br />

mit <strong>de</strong>m AHB Nahrung Geschäfte betrieb,<br />

bei <strong>de</strong>nen es nach Ermittlungen <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft<br />

bei <strong>de</strong>m Kammergericht Berlin zu einer Reihe<br />

von Verstößen auch gegen Bestimmungen im inner<strong>de</strong>utschen<br />

Han<strong>de</strong>l kam. Dr. Schalck-Golodkowski erhielt<br />

danach im Zusammenhang mit diesen Geschäften<br />

vom Generaldirektor <strong>de</strong>s AHB Nahrung, Manfred<br />

Wolf, min<strong>de</strong>stens 12,5 Mio. DM. Die Gel<strong>de</strong>r wur<strong>de</strong>n<br />

von Dr. Schalck-Golodkowski angeblich zugunsten<br />

einer „Barkasse Sekretariat Schalck betreffend Partei"<br />

vereinnahmt.<br />

Mit <strong>de</strong>n Verbindungen, die Dr. Schalck-Golodkowski<br />

zu Fleischgroßhändlern in Bayern unterhielt, hat sich<br />

<strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß <strong>de</strong>s Bayerischen Landtages<br />

„betreffend bayerische Bezüge <strong>de</strong>r Tätigkeit <strong>de</strong>s<br />

Bereichs „Kommerzielle Koordinierung" <strong>und</strong> Dr.<br />

Schalck-Golodkowski" beschäftigt. Nach Absprache<br />

mit <strong>de</strong>m bayerischen Untersuchungsausschuß hat<br />

<strong>de</strong>shalb <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß auf eine Beweiserhebung<br />

zu diesem Thema verzichtet.<br />

3. Verhalten staatlicher Stellen in <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

Die Aktivitäten auf seiten <strong>de</strong>r DDR zur Umgehung<br />

von Bestimmungen <strong>de</strong>s inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>ls waren<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung nach Feststellungen <strong>de</strong>s<br />

Untersuchungsausschusses spätestens in <strong>de</strong>r zweiten<br />

Hälfte <strong>de</strong>r 70er Jahre bekannt. Die aufge<strong>de</strong>ckten<br />

Aktivitäten <strong>de</strong>r Unternehmen Universum <strong>und</strong><br />

CTC führten dazu, daß die Behör<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland gründlichen Einblick in Einzelheiten<br />

<strong>de</strong>r illegalen Praktiken im inner<strong>de</strong>utschen<br />

Han<strong>de</strong>l gewinnen konnten. 1978 lagen <strong>de</strong>taillierte<br />

Informationen darüber vor, wie unter Mitwirkung<br />

von Unternehmen <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

Drittlandswaren als DDR-Erzeugnisse im<br />

Rahmen <strong>de</strong>s inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>ls in die B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland geliefert wur<strong>de</strong>n.<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12.Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Das B<strong>und</strong>esministerium für Wirtschaft veranlaßte<br />

nach Bekanntwer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Unregelmäßigkeiten im inner<strong>de</strong>utschen<br />

Han<strong>de</strong>l die TSI, gegenüber <strong>de</strong>m MAH<br />

<strong>de</strong>r DDR zu for<strong>de</strong>rn, die Verantwortlichen zur Rechenschaft<br />

zu ziehen. Dabei entstand jedoch das Problem ;<br />

daß das MAH sich nicht zu <strong>de</strong>n Vorhaltungen äußern<br />

konnte, weil <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

außerhalb <strong>de</strong>r MAH-Zuständigkeiten tätig <strong>und</strong> kein<br />

Gesprächspartner <strong>de</strong>r TSI war.<br />

Außer<strong>de</strong>m wur<strong>de</strong> von seiten <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung<br />

als Konsequenz aus <strong>de</strong>n Unregelmäßigkeiten im inner<strong>de</strong>utschen<br />

Han<strong>de</strong>l eine schärfere Überwachung<br />

<strong>de</strong>s Warenverkehrs angeordnet <strong>und</strong> eine restriktive<br />

Anordnung <strong>de</strong>r Bezugsregeln veranlaßt. Darüber<br />

hinaus wur<strong>de</strong> eine Reihe von Strafverfahren eingeleitet.<br />

Den west<strong>de</strong>utschen Behör<strong>de</strong>n waren jedoch<br />

insoweit die Hän<strong>de</strong> geb<strong>und</strong>en, als sie hinsichtlich<br />

<strong>de</strong>r Beteiligung von staatlichen Stellen in <strong>de</strong>r DDR<br />

auf nur unpräzise Informationen angewiesen <strong>und</strong><br />

genaue Details nicht nachweisbar waren (Dokument-Nr.<br />

484).<br />

Der Umfang <strong>de</strong>r Kenntnisse En<strong>de</strong> 1989 ergibt sich aus<br />

einem Vermerk <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>eswirtschaftsministeriums<br />

vom 3. November 1989 (Dokument-Nr. 490). Aber<br />

selbst zu diesem Zeitpunkt bestand - wie die handschriftlichen<br />

Bemerkungen auf <strong>de</strong>m Vermerk ausweisen<br />

- offenbar noch keine völlige Übereinstimmung in<br />

<strong>de</strong>r Beurteilung <strong>de</strong>r Rolle <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung.<br />

Die illegalen Praktiken im inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l beschäftigten<br />

En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 70er <strong>und</strong> Anfang <strong>de</strong>r 80er Jahre<br />

auch die Öffentlichkeit. Mehrere B<strong>und</strong>estagsabgeordnete<br />

verlangten in Anfragen an die B<strong>und</strong>esregierung<br />

Aufklärung über Verstöße steuerrechtlicher,<br />

zollrechtlicher <strong>und</strong> außenwirtschaftlicher Art bei Textileinfuhren<br />

aus Drittlän<strong>de</strong>rn über die DDR in die B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland sowie über die von <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung<br />

dagegen eingeleiteten Maßnahmen.<br />

Dabei berichtete die B<strong>und</strong>esregierung über ihre Auffor<strong>de</strong>rung<br />

an die DDR, die Umgehungsgeschäfte einzustellen<br />

<strong>und</strong> intensivere Grenzkontrollen anzuordnen<br />

(Dokument-Nr. 491).<br />

Am 3. Juni 1988 eröffnete im Internationalen Han<strong>de</strong>lszentrum<br />

in Berlin (Ost) das französische Unternehmen<br />

Loew et Loth ein Vertreterbüro. Mit diesem Unternehmen<br />

verb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> durch es vertreten war das<br />

saarländische Unternehmen Prote-Saar. Dieses stand<br />

zu 80 % im Eigentum <strong>de</strong>s Inhabers <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

Loew et Loth <strong>und</strong> zu 20 % im Eigentum <strong>de</strong>r staatlichen<br />

Gesellschaft für Wirtschaftsför<strong>de</strong>rung Saar<br />

mbH, <strong>de</strong>ren Aufsichtsratsvorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r damalige<br />

Wirtschaftsminister <strong>de</strong>s Saarlan<strong>de</strong>s Hajo Hoffmann,<br />

SPD, war. Geschäftspartner <strong>de</strong>r Unternehmen Loew<br />

et Loth sowie Prote-Saar war die zum Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung gehören<strong>de</strong> Transinter<br />

GmbH.<br />

Faktisch wur<strong>de</strong> damit ein im Miteigentum <strong>de</strong>s Saarlan<strong>de</strong>s<br />

stehen<strong>de</strong>s privatrechtliches Unternehmen<br />

durch ein französisches Unternehmen im IHZ gegenüber<br />

<strong>de</strong>r DDR vertreten. Nach <strong>de</strong>n damaligen <strong>de</strong>visenrechtlichen<br />

Bestimmungen war eine <strong>de</strong>rartige<br />

Konstruktion zur Vertretung eines b<strong>und</strong>esrepublikanischen<br />

Unternehmens in <strong>de</strong>r DDR nicht zulässig. So-

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