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Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

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Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

nicht mehr verwirklicht. Schon zu Zeiten <strong>de</strong>r DDR-Regierung<br />

gab es Lieferverzögerungen; außer<strong>de</strong>m wur<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r Vertrag gekündigt. (vgl. Mündliche Anfragen<br />

<strong>de</strong>s Abgeordneten Friedhelm Julius Beucher, Plenarprotokoll<br />

12/184, S. 15926C-15927.)<br />

Die Bereitstellung <strong>de</strong>r Mittel für die Finanzierung <strong>de</strong>r<br />

Technik übernahm <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung;<br />

beteiligt waren an <strong>de</strong>r Aktion Dr. Schalck-<br />

Golodkowski, Sei<strong>de</strong>l <strong>und</strong> Heinz-Fred Sredzki von <strong>de</strong>r<br />

Hauptabteilung III. Die Modalitäten <strong>de</strong>r Zahlung von<br />

Mitteln durch <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

wur<strong>de</strong> im wesentlichen mündlich geregelt. Dr.<br />

Schalck-Golodkowski veranlaßte die Zahlungsvorgänge<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong><br />

unterzeichnete die Zahlungsanweisungen. Er war somit<br />

auch über Details <strong>de</strong>s „Objekts X" informiert, beispielsweise<br />

über ein Softwarepaket „Ikarus".<br />

Zuständig im Han<strong>de</strong>lsbereich 4 waren <strong>de</strong>r stellvertreten<strong>de</strong><br />

Leiter, Diet rich Kupfer, <strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>r Gruppe<br />

Rechentechnik, Günther Gath, <strong>und</strong> die Mitarbeiterin<br />

Ursula Lorenz. Verantwortlich auf seiten <strong>de</strong>s „Bedarfsträgers"<br />

MfS war Oberst Manfred Hanewald<br />

vom Operativ-Technischen Sektor (OTS). Aufgr<strong>und</strong><br />

beson<strong>de</strong>rer Geheimhaltung wur<strong>de</strong> die „inlandsseitige<br />

<strong>und</strong> auslandseitige Zahlung außerhalb je<strong>de</strong>r betriebswirtschaftlichen<br />

Erfassung im Bereich H 4 vorgenommen".<br />

Nach Angaben von Ronneberger <strong>und</strong> Dr. Schalck-Golodkowski<br />

war das „Objekt X" für <strong>de</strong>n Ingenieurbetrieb<br />

o<strong>de</strong>r das Institut für wissenschaftlichen Gerätebau<br />

im Ost-Berliner Stadtteil Hohenschönhausen gedacht,<br />

in <strong>de</strong>m Son<strong>de</strong>ranfertigungen für das MfS hergestellt<br />

wur<strong>de</strong>n.<br />

Zusammenarbeit mit Toshiba beim<br />

Projekt 256 k-DRAM<br />

Am 4. Juli 1986 schlossen Vertreter <strong>de</strong>s AHB Elektronik,<br />

<strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>lshauses Mitsui <strong>und</strong> Toshiba eine Vereinbarung<br />

ab, nach <strong>de</strong>r Toshiba in drei Stufen das<br />

Know-how zur Herstellung eines 256 k-DRAM Speicherschaltkreises<br />

in die DDR „übertragen" <strong>und</strong> dafür<br />

25 Mio. Dollar erhalten sollte. Dies be<strong>de</strong>utete, daß<br />

Toshiba die technischen Unterlagen übergab, Ingenieure<br />

bereitstellte <strong>und</strong> bei <strong>de</strong>r Beschaffung von Ergänzungsausrüstungen<br />

behilflich war. Die Produktion<br />

sollte im Betrieb Erfurt-Südost (ESO) <strong>de</strong>s VEB<br />

Kombinat Mikroelektronik aufgenommen wer<strong>de</strong>n.<br />

Die DDR rechnete mit <strong>de</strong>r Inbetriebnahme <strong>de</strong>r Serienproduktion<br />

zum 30. September 1988 (Dokument-Nr.<br />

593).<br />

In einem internen Vermerk notierten die Vertragsparteien:<br />

„Im Interesse <strong>de</strong>r Geheimhaltung <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Sicherheit<br />

<strong>de</strong>r beteiligten Pa rtner wird die Vereinbarung<br />

als mündliches Gentlemen Agreement abgeschlossen.<br />

Es sind keinerlei vertragliche (schriftliche)<br />

Vereinbarungen <strong>und</strong> Festlegungen möglich." (Dokument-Nr.<br />

593)<br />

Toshiba hatte in Vorgesprächen zur Bedingung gemacht,<br />

die Embargoprobleme nicht in offizielle Verhandlungen<br />

einzubeziehen. Aus Sicherheitsgrün<strong>de</strong>n<br />

hatte <strong>de</strong>r Konzern außer<strong>de</strong>m verlangt, die Verhandlungen<br />

in Japan <strong>und</strong> <strong>de</strong>r DDR unter <strong>de</strong>r Legen<strong>de</strong><br />

„Verhandlungen zum Importvertrag VEB Fernsehgerätewerk<br />

Staßfurt" zu führen. In <strong>de</strong>n Vorüberlegungen<br />

zum Abschluß <strong>de</strong>s Gentlemen Agreement hatte<br />

es Ronneberger auch für erfor<strong>de</strong>rlich gehalten, Detailfragen<br />

„aus <strong>de</strong>n Gesprächen <strong>und</strong> Verhandlungen im<br />

offiziellen Rahmen auszuklammern <strong>und</strong> in geeigneter<br />

Expertenr<strong>und</strong>e konspirativ zu verhan<strong>de</strong>ln <strong>und</strong> zu vereinbaren"<br />

. (Dokument-Nr. 594)<br />

Anfang Dezember 1986 wur<strong>de</strong>n in Tokio Testchips auf<br />

DDR-Siliziumscheiben gemessen, die im Kombinat<br />

Mikroelektronik Erfurt nach japanischen Unterlagen<br />

gefertigt wor<strong>de</strong>n waren. Dazu war Ronneberger mit<br />

<strong>de</strong>m stellvertreten<strong>de</strong>n Generaldirektor <strong>de</strong>s Kombinats<br />

Mikroelektronik Erfurt, Dr. Rolf Hillig, <strong>und</strong> Dr.<br />

Klaus Rehak vom Kombinat VEB Carl Zeiss Jena nach<br />

Japan gereist. Am Tag <strong>de</strong>r Rückkehr teilte Ronneberger<br />

Dr. Schalck-Golodkowski mit, die Ergebnisse seien<br />

positiv. „Die japanische Seite erkannte das in Erfurt-Südost<br />

1 erreichte technologische Niveau für die<br />

Fertigung von 64-kbit-Speichern auf dieser Gr<strong>und</strong>lage<br />

an. Damit ist eine erste Gr<strong>und</strong>lage für die Musterproduktion<br />

<strong>de</strong>s 256-kbit-DRAM geschaffen", konnten<br />

die Staatssekretäre Dr. Schalck-Golodkowski <strong>und</strong><br />

Nen<strong>de</strong>l anschließend <strong>de</strong>m ZK-Sekretär Dr. Mittag berichten.<br />

Zur Abwicklung <strong>de</strong>r mündlich vereinbarten ersten<br />

Zahlungen in Höhe von 8,5 Mio. Dollar schloß Ronneberger<br />

auf Vorschlag von Vertretern von Toshiba <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>lshauses Mitsui im Januar 1987 einen<br />

Scheinvertrag über die Lieferung von Informationsmaterial<br />

für Leistungstransistoren im Wert von 7,8<br />

Mio. USD ab. Diesen Vertrag legte Mitsui <strong>de</strong>m japanischen<br />

Ministerium für Han<strong>de</strong>l <strong>und</strong> Wirtschaft (MITI =<br />

Ministry for International Tra<strong>de</strong> and Industry) zur Genehmigung<br />

vor (Dokument-Nr. 595).<br />

In Zusammenarbeit mit japanischen Fachleuten liefen<br />

die Arbeiten bis En<strong>de</strong> März 1987 wie geplant weiter,<br />

bevor die Entwicklung gestoppt wur<strong>de</strong>: Anfang<br />

April bat <strong>de</strong>r General Managing Director von Toshiba,<br />

Kosuke Miyoshi, in einem vertraulichen Gespräch<br />

<strong>de</strong>n Generaldirektor <strong>de</strong>r Transinter GmbH, Helmut<br />

Schindler, darum, für einige Zeit <strong>de</strong>n Austausch von<br />

Unterlagen <strong>und</strong> eine Musterprüfung <strong>de</strong>r Chips ruhen<br />

zu lassen. Weil in <strong>de</strong>n USA Embargoverstöße <strong>de</strong>s Konzerns<br />

bekanntgewor<strong>de</strong>n waren, drängte Toshiba nun<br />

zu Vorsichtsmaßnahmen <strong>und</strong> befürchtete „weitere<br />

Kontrollen <strong>und</strong> Angriffe " durch das japanische Ministerium<br />

für Han<strong>de</strong>l <strong>und</strong> Wirtschaft (MITI), <strong>de</strong>n Geheimdienst<br />

CIA <strong>und</strong> das Verteidigungsministerium<br />

<strong>de</strong>r USA (Dokument-Nr. 596-597).<br />

Im Mai 1987 geriet <strong>de</strong>r Konzern in die Schlagzeilen;<br />

einer Tochtergesellschaft <strong>de</strong>s Herstellers wur<strong>de</strong> vorgeworfen,<br />

das Unternehmen habe zusammen mit <strong>de</strong>r<br />

norwegischen Kongsberg Vapenfabrik illegal Werkzeugmaschinen<br />

in die Sowjetunion geliefert, mit <strong>de</strong>nen<br />

sich geräuscharme U-Boot-Schiffsschrauben herstellen<br />

ließen. Daraufhin for<strong>de</strong>rten mehrere Senatoren<br />

in <strong>de</strong>n USA für ihr Land ein Einfuhrverbot von<br />

Toshiba-Erzeugnissen. Trotz dieses öffentlichen<br />

Drucks zeigten sich Toshiba <strong>und</strong> Mitsui zunächst zur<br />

weiteren Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>n DDR-Betrieben<br />

bereit, allerdings unter Bedingungen: keine Spezialistentreffen<br />

in Tokio o<strong>de</strong>r Berlin (Ost) für sechs Monate<br />

<strong>und</strong> absolute Geheimhaltung aller technischen Doku-

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