09.05.2013 Aufrufe

Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

falls über <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

(Dokument-Nr. 103). Nur wenn das MfS als Bedarfsträger<br />

fungierte, finanzierte das Unternehmen darüber<br />

hinaus teilweise auch Importe aus Mitteln <strong>de</strong>r<br />

HVA. Obwohl das Unternehmen damit sowohl unter<br />

<strong>de</strong>m Gesichtspunkt <strong>de</strong>r Beteiligungsverhältnisse als<br />

auch <strong>de</strong>r Herkunft <strong>de</strong>r Finanzierungsmittel <strong>de</strong>m Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung zugerechnet wer<strong>de</strong>n<br />

mußte, han<strong>de</strong>lte es sich faktisch um ein Unternehmen<br />

<strong>de</strong>s SWT.<br />

Innerhalb <strong>de</strong>s SWT wur<strong>de</strong> Intertechna von Oberst<br />

Horst Müller angeleitet. Laut seiner Aussage vor <strong>de</strong>m<br />

B<strong>und</strong>esverwaltungsamt am 5. November 1991 hatte<br />

<strong>de</strong>r SWT sowohl hinsichtlich <strong>de</strong>r Geschäftstätigkeit<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens als auch bei <strong>de</strong>r Personalpolitik<br />

das Sagen. Die Aussage Müllers wur<strong>de</strong> u.a. durch einen<br />

<strong>Bericht</strong> <strong>de</strong>s Bayerischen Lan<strong>de</strong>skriminalamts<br />

vom 21. Januar 1993 bestätigt, <strong>de</strong>r feststellte, daß es<br />

sich sowohl bei <strong>de</strong>m Geschäftsführer <strong>de</strong>r Intertechna<br />

GmbH, Brosch, als auch bei <strong>de</strong>n Mitarbeitern Gerardo<br />

Stein <strong>und</strong> Achim Rosenhahn um langjährige Hauptamtliche<br />

IM (HIM) <strong>de</strong>r HVA han<strong>de</strong>lte. Der SWT schaltete<br />

sich nicht nur bei <strong>de</strong>r Realisierung von Aufträgen<br />

für das MfS ein. Selbst die Beschaffung von Waren für<br />

die Industrie durch Intertechna bedurfte zumin<strong>de</strong>st<br />

<strong>de</strong>r Zustimmung <strong>de</strong>r HVA.<br />

Welchen Einfluß <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

bzw. Dr. Schalck-Golodkowski auf die Geschäfte<br />

von Intertechna nahm, konnte durch <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß<br />

nicht abschließend geklärt wer<strong>de</strong>n.<br />

Während Dr. Schalck-Golodkowski angab, lediglich<br />

Arbeitskontakte zu diesem Unternehmen gehabt<br />

zu haben, ohne daß es ihm irgendwie rechenschaftspflichtig<br />

gewesen sei, ging aus <strong>de</strong>n <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

vorliegen<strong>de</strong>n Unterlagen hervor,<br />

daß Dr. Schalck-Golodkowski Intertechna auch direkt<br />

mit Beschaffungen beauflagte (Dokument-Nr. 101).<br />

Über das Unternehmen Intertechna GmbH wur<strong>de</strong>n<br />

durch <strong>de</strong>n SWT weitere Unternehmen unterhalten,<br />

die mit <strong>de</strong>r Beschaffung von Embargowaren <strong>und</strong> sonstigen<br />

nachrichtendienstlichen Aufgaben betraut waren.<br />

Es han<strong>de</strong>lte sich dabei um die Unternehmen Impag<br />

<strong>und</strong> Ocom.<br />

Impag <strong>und</strong> Ocom<br />

Die Unternehmen Impag, Technisches Beratungsorgan<br />

für Importe von Anlagen <strong>und</strong> Geräten - Industriebüro<br />

in Berlin (Ost) <strong>und</strong> Ocom Han<strong>de</strong>ls AG mit Sitz in<br />

Zug in <strong>de</strong>r Schweiz waren Beschaffungsorgane für die<br />

Intertechna GmbH. Personell <strong>und</strong> vermögensrechtlich<br />

waren sie <strong>de</strong>r HVA zugeordnet. Die Finanzierung ihrer<br />

Geschäftstätigkeit erfolgte über Intertechna <strong>und</strong> damit<br />

indirekt über <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung.<br />

Durch Intertechna erhielten die Unternehmen<br />

auch einen Teil ihrer Beschaffungsaufträge (Dokument-Nr.<br />

104). Karl-Heinz Tasselkraut hat im Rahmen<br />

<strong>de</strong>s ihm gewährten rechtlichen Gehörs nunmehr behauptet,<br />

daß die Impag eine selbständige Einheit <strong>de</strong>s<br />

SWT <strong>de</strong>s MfS (HVA) gewesen wäre <strong>und</strong> nicht als Beschaffungsunternehmen<br />

für die Intertechna fungiert<br />

hätte. Er bestritt zu<strong>de</strong>m, daß die Ocom ein HVA-Unternehmen<br />

bzw. ein Beschaffungsunternehmen <strong>de</strong>r Intertechna<br />

gewesen sei (vgl. Fünfter Teil, C. IV., RG 7).<br />

Von seiten <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esverwaltungsamts (BVA), das<br />

mit <strong>de</strong>r „Aufklärung, Erfassung <strong>und</strong> Sicherung <strong>de</strong>s<br />

beweglichen <strong>und</strong> unbeweglichen Vermögens sowie<br />

<strong>de</strong>s Finanzvermögens <strong>de</strong>s ehemaligen MfS/AfNS vor<br />

Abgabe an die Treuhandanstalt" beauftragt war, wur<strong>de</strong><br />

im Oktober 1992 gegen Verantwortliche bei<strong>de</strong>r<br />

Unternehmen Strafanzeige wegen Verdachts <strong>de</strong>r Untreue<br />

zum Nachteil <strong>de</strong>s Vermögens <strong>de</strong>r DDR gestellt<br />

(Dokument-Nr. 104). Das BVA stützte seinen Verdacht<br />

u.a. darauf, daß die Existenz <strong>und</strong> <strong>de</strong>r wahre Firmenzweck<br />

bei<strong>de</strong>r Unternehmen von <strong>de</strong>n Verantwortlichen<br />

zunächst geleugnet wur<strong>de</strong> (Dokument-Nr.<br />

104). Erst auf Nachfrage wur<strong>de</strong>n <strong>de</strong>m BVA auch Valutakonten<br />

<strong>de</strong>r Unternehmen bei <strong>de</strong>r Deutschen Han<strong>de</strong>lsbank<br />

AG bekannt, für die <strong>de</strong>r ehemalige Geschäftsführer<br />

von Intertechna <strong>und</strong> spätere Geschäftsführer<br />

von Impag, Karl-Heinz Tasselkraut, zeichnungsberechtigt<br />

war (Dokument-Nr. 104).<br />

Neben Tasselkraut, bei <strong>de</strong>m es sich um einen HIM <strong>de</strong>s<br />

SWT han<strong>de</strong>lte, hatten für das Konto <strong>de</strong>r Impag (Kto.-<br />

Nr. 0806) <strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>r HA I <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung, Manfred Sei<strong>de</strong>l, von <strong>de</strong>m dieses<br />

Konto auch eröffnet wor<strong>de</strong>n war, <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>s<br />

Referats 6 <strong>de</strong>r Abteilung XIV <strong>de</strong>s SWT, Bernd Ka<strong>de</strong>n,<br />

eine Zeichungsbefugnis (Dokument-Nr. 104). Ka<strong>de</strong>n<br />

war gleichzeitig für die nachrichtendienstliche Anleitung<br />

von Impag zuständig. Zusammen mit Tasselkraut<br />

<strong>und</strong> Detlef Pempe grün<strong>de</strong>te er am 7. Februar<br />

1990 auch das Unternehmen TAPE (Tasselkraut Pempe<br />

Gesellschaft für Beratung, Service <strong>und</strong> Han<strong>de</strong>l mit<br />

beschränkter Haftung), das seinen Sitz in <strong>de</strong>n ehemaligen<br />

Geschäftsräumen von Impag hatte. Über das genannte<br />

Konto erfolgte die Finanzierung von Beschaffungsaufträgen<br />

<strong>de</strong>r Impag. Laut Aussage Tasselkrauts<br />

bei <strong>de</strong>m BVA am 27. Februar 1992 soll es zuletzt<br />

kein Guthaben ausgewiesen haben. Obwohl<br />

über dieses Konto Millionenbeträge gelaufen waren,<br />

wur<strong>de</strong> das Unternehmen Impag von Horst Müller gegenüber<br />

<strong>de</strong>m BVA zunächst als vermögenslose Briefkastenfirma<br />

bezeichnet.<br />

Für das Ocom-Konto (Kto.-Nr. 1008) besaß die Einzelzeichnungsberechtigung<br />

neben Tasselkraut <strong>de</strong>r Leiter<br />

<strong>de</strong>r Computer Leasing GmbH in Essen <strong>und</strong> Embargowarenhändler<br />

Werner Scheele, <strong>de</strong>r die Ocom in <strong>de</strong>r<br />

DDR vertrat. Zu Beginn <strong>de</strong>s Jahres 1990 wur<strong>de</strong>n von<br />

Tasselkraut insgesamt über 700.000 DM zugunsten<br />

von Scheele vom Ocom-Konto verfügt. Das B<strong>und</strong>esverwaltungsamt<br />

vermutete im Zusammenhang mit<br />

diesen Geldtransaktionen eine strafbare Handlung<br />

(Dokument-Nr. 104).<br />

Interport Industrievertretungen<br />

Die Interport Industrievertretungen wur<strong>de</strong> im Oktober<br />

1965 als Privatunternehmen im Auftrag <strong>de</strong>s SWT durch<br />

<strong>de</strong>n späteren Geschäftsführer Gottfried Gietl gegrün<strong>de</strong>t.<br />

Aufgabenstellung war die Beschaffung sog. embargobehin<strong>de</strong>rter<br />

Technik unter „strengster Wahrung<br />

<strong>de</strong>r Konspiration". Im Gegensatz zur Intertechna<br />

GmbH han<strong>de</strong>lte es sich bei Interport trotz <strong>de</strong>r Zuordnung<br />

zum Bereich Kommerzielle Koordinierung auch<br />

eigentumsrechtlich um ein Unternehmen <strong>de</strong>r HVA.<br />

Die Geschäftstätigkeit <strong>de</strong>r Interport wur<strong>de</strong> zum Groß<br />

SWT bestimmt. Aile -teil vom Importaktivitäten <strong>de</strong>s

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!