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Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

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Das MfS arbeitete bis zu seiner eigenen Auflösung an<br />

<strong>de</strong>r Aufklärung <strong>de</strong>r Hintergrün<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Pia Vesta-Geschäftes.<br />

Zumin<strong>de</strong>st die AG BKK <strong>de</strong>s MfS, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Leiter<br />

<strong>de</strong>r Abteilung Han<strong>de</strong>lspolitik, Dieter Uhlig alias<br />

IM „Henry" , im Auftrag seines Führungsoffiziers,<br />

Klaus Köhler, mit Datum vom 2. Oktober 1986 einen<br />

ausführlichen Vorgangsbericht ablieferte, kam über<br />

<strong>de</strong>n hier wie<strong>de</strong>rgegebenen Wissensstand nicht hinaus<br />

(Dokument-Nr. 341 <strong>und</strong> 344). Das Gespräch Erhard<br />

Wiecherts in Genf mit Pollmann zu diesem Thema<br />

brachte keine wesentlichen neuen Erkenntnisse<br />

über die weiteren Hintergrün<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Vorgangs.<br />

Die Zeugenaussagen von Dr. Schalck-Golodkowski,<br />

Erhard Wiechert, IMES-Mitarbeitern <strong>und</strong> Werner<br />

Kobbe vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß haben die<br />

Informationen bestätigt, die <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

durch die Auswertung <strong>de</strong>r Unterlagen bekannt<br />

gewesen sind. Die Aussagen enthielten keine weiteren<br />

Sachverhaltsmitteilungen. Der Zeuge Wieche rt<br />

hat in seiner Vernehmung vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

am 5. November 1992 ausgesagt: „Meine<br />

Ahnungen sind, daß wir mit diesem Geschäft irgendwelchen<br />

Leuten auf <strong>de</strong>n Leim gegangen sind, daß<br />

man uns bewußt hinters Licht geführt hat." Der Zeuge<br />

Dr. Schalck-Golodkowski hat in seiner Vernehmung<br />

am 30. Juni 1993 bemerkt: „Der Vorgang mußte erklärt<br />

wer<strong>de</strong>n, konnte nicht erklärt wer<strong>de</strong>n. Ich nehme<br />

an, daß das ein großes Kunststück <strong>de</strong>s CIA gewesen<br />

ist, was hier vorgeführt wur<strong>de</strong>. Aber das sind Vermutungen,<br />

die ich nun habe. "<br />

Loftur Johannesson, Techaid International S.A. (London)<br />

Seit Mitte <strong>de</strong>r 80er Jahre unterhielt <strong>de</strong>r isländische<br />

Waffenhändler Loftur Johannesson, Direktor <strong>de</strong>r<br />

Techaid International S.A. mit Sitz in London, enge<br />

Geschäftsbeziehungen zur IMES GmbH <strong>und</strong> ab 1987<br />

zur WITRA GmbH.<br />

1984 fand im Internationalen Han<strong>de</strong>lszentrum in Berlin<br />

(Ost) eine Verhandlung <strong>de</strong>s IMES-Generaldirektors<br />

Wiechert <strong>und</strong> <strong>de</strong>s IMES-Mitarbeiters Sandring<br />

mit Loftur Johannesson statt, während <strong>de</strong>r Johannesson<br />

mit einem Auftrag über 106 Strela-Raketen, über<br />

Abschußgeräte für die Raketen <strong>und</strong> Panzerbüchsen<br />

<strong>de</strong>s Typs RPG-7 an die IMES GmbH herantrat. Gegenüber<br />

Wiechert <strong>und</strong> Sandring nannte Johannesson<br />

Nigeria als Bestimmungsland für die Rüstungsgüter<br />

<strong>und</strong> Waffen. Ein Endusercertificate konnte <strong>de</strong>r isländische<br />

Waffenhändler zu diesem Zeitpunkt noch nicht<br />

vorlegen (Dokument-Nr. 345). Laut <strong>de</strong>m Verhandlungsvermerk<br />

empfahl Loftur Johannesson in <strong>de</strong>r<br />

gleichen Unterredung <strong>de</strong>r IMES GmbH <strong>de</strong>n Impo rt<br />

von Mehrzweck-Schießgeräten aus Südafrika. Aus<br />

Südafrika, das mo<strong>de</strong>rnstes technisches Gerät anbot,<br />

verlief nach Auffassung <strong>de</strong>s Islän<strong>de</strong>rs ein Import problemloser<br />

als aus NATO-Län<strong>de</strong>rn. Des weiteren<br />

stellte er Unterstützung für die Beschaffung von Embargogütern<br />

aus Län<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r NATO in Aussicht, falls<br />

die IMES GmbH Interesse an Embargoware habe.<br />

Da Loftur Johannesson krankheitsbedingt <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

für eine <strong>de</strong>taillie rte Aufklärung<br />

dieser Vorgänge als Zeuge nicht zur Verfügung gestan<strong>de</strong>n<br />

hat, ist nicht festgestellt wor<strong>de</strong>n, ob <strong>de</strong>r Auf<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

trag über die Strela-Raketen <strong>und</strong> die an<strong>de</strong>ren Waren<br />

von <strong>de</strong>r IMES GmbH realisiert wor<strong>de</strong>n ist. Darüber<br />

hinaus konnte nicht aufgeklärt wer<strong>de</strong>n, welche Geschäftskontakte<br />

zwischen <strong>de</strong>m in <strong>de</strong>m Verhandlungsvermerk<br />

genannten Unternehmen Bramisk Trading<br />

Corporation in Panama <strong>und</strong> <strong>de</strong>r IMES GmbH bestan<strong>de</strong>n.<br />

Bei einem IMES-Geschäft mit Jugoslawien über<br />

20.000 M-75 Handgranaten im Jahre 1985 trat <strong>de</strong>r isländische<br />

Waffenhändler als Käufer <strong>de</strong>r Ware auf.<br />

Über Loftur Johannesson sollte die Waffenlieferung<br />

laut Endusercertificate nach Lagos, Nigeria, gehen<br />

<strong>und</strong> sei dort für die Ausrüstung <strong>de</strong>r nigerianischen Armee<br />

bestimmt. Ob Johannesson für die IMES GmbH<br />

das Endusercertificate beschaffte bzw. ob eine Vertragsrealisierung<br />

zustan<strong>de</strong> kam, ist nicht festgestellt<br />

wor<strong>de</strong>n.<br />

Die IMES GmbH schloß im Sommer 1987 ein Geschäft<br />

über 10.000 Stück Kalaschnikow <strong>und</strong> 7,6 Mio. Schuß<br />

M-43 dazugehöriger Munition ab, das von Loftur Johannesson<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>m Unternehmen Techaid International<br />

angebahnt wur<strong>de</strong>. Als offizieller Vertragspartner<br />

bei diesem Geschäft trat Akawi General Trading<br />

in Lagos (Nigeria) auf. Gr<strong>und</strong>lage für das Geschäft<br />

bil<strong>de</strong>te ein von Loftur Johannesson vorgelegtes Endusercertificate,<br />

ausgestellt vom Verteidigungsministerium<br />

Nigerias, wonach die Armee Saudi-Arabiens für<br />

die alleinige Verwendung <strong>de</strong>r Waffen bestimmt war<br />

(Dokument-Nr. 346). Die Warenlieferung verließ am<br />

5. Juni 1987 <strong>de</strong>n Hafen von Rostock <strong>und</strong> wur<strong>de</strong> mit<br />

<strong>de</strong>r dänischen MS Danika-4 verschifft. Warum eine<br />

dänische Beflaggung für <strong>de</strong>n Waffentransport gewählt<br />

wur<strong>de</strong>, konnte aus <strong>de</strong>n Unterlagen nicht ermittelt<br />

wer<strong>de</strong>n. Daß die Lieferung<br />

-<br />

im Gesamtwert von<br />

1.735.200 USD durch die IMES GmbH realisiert <strong>und</strong><br />

vom Rostocker Hafen abgesandt wur<strong>de</strong>, geht aus einer<br />

internen Information Dieter Uhligs vom 30. Juni<br />

1987 für die Abteilung Han<strong>de</strong>lspolitik hervor (Dokument-Nr.<br />

347). Dagegen ist ungeklärt geblieben, ob<br />

die Ladung <strong>de</strong>n im Endusercertificate angegebenen<br />

Löschhafen Lagos in Nige ria erreichte. Vor <strong>de</strong>m Hintergr<strong>und</strong>,<br />

daß in <strong>de</strong>m gleichen Zeitraum eine Waffenlieferung<br />

gleichen Inhalts an in <strong>de</strong>r Türkei leben<strong>de</strong><br />

Kur<strong>de</strong>n gegangen sein soll, gewann dieses Waffengeschäft<br />

beson<strong>de</strong>re Be<strong>de</strong>utung. Von welcher Brisanz<br />

dieser Vorfall war, eine Lieferung von Waffen <strong>und</strong><br />

Munition in ein Land <strong>de</strong>r NATO zu schicken, ver<strong>de</strong>utlichen<br />

<strong>de</strong>r <strong>Bericht</strong> <strong>de</strong>s IM „Henry" alias Dieter Uhlig<br />

vom 1. Juli 1987 <strong>und</strong> ein Vermerk von Oberst Meinel,<br />

Leiter <strong>de</strong>r AG BKK. Darin wird nicht ausgeschlossen,<br />

daß eine Umleitung <strong>de</strong>r Lieferung letztlich in die Türkei<br />

erfolgte (Dokument-Nr. 348-349). Die zeitliche<br />

Übereinstimmurfg <strong>und</strong> die Wareni<strong>de</strong>ntität <strong>de</strong>r Ladung<br />

lassen die Vermutung zu, daß die Waffenlieferung<br />

an Gruppierungen in <strong>de</strong>r Türkei gegangen ist.<br />

Loftur Johannesson bahnte 1988 ein weiteres Geschäft<br />

mit <strong>de</strong>r IMES GmbH an, wo erneut Probleme<br />

mit <strong>de</strong>m Endabnehmer <strong>de</strong>r Warenlieferung auftraten.<br />

Als <strong>de</strong>r Islän<strong>de</strong>r versicherte, daß <strong>de</strong>r „Enduser" <strong>de</strong>r<br />

Ware <strong>de</strong>r Irak sei, zeigte die IMES GmbH Interesse an<br />

<strong>de</strong>m Geschäft. Während <strong>de</strong>r Geschäftsvorbereitungen<br />

jedoch zog Johannesson das Geschäftsangebot<br />

kurzfristig zurück, weil er das in Aussicht gestellte<br />

Endusercertificate nicht wie verlangt vorlegen

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