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Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

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Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

rechnet wer<strong>de</strong>n, um sie mit <strong>de</strong>n Preisen in <strong>de</strong>n Intershop-Son<strong>de</strong>rlä<strong>de</strong>n<br />

vergleichbar zu machen. „Bei<br />

einem angenommenen Verhältnis von 1: 5 wären das<br />

1,5 bzw. 1,7 Mrd. Mark; das wäre immer noch jeweils<br />

etwa das Dreifache <strong>de</strong>s Binnenumsatzes von Intershop<br />

gewesen. " 64 )<br />

Auch wenn <strong>de</strong>r Anteil von Intershop für die Binnenversorgung<br />

<strong>de</strong>r DDR gemessen am Einzelhan<strong>de</strong>lsumsatz<br />

<strong>de</strong>r DDR bzw. am Umsatz <strong>de</strong>r Son<strong>de</strong>rlä<strong>de</strong>n<br />

Delikat <strong>und</strong> Exquisit doch relativ beschei<strong>de</strong>n war, so<br />

hat Intershop mit dazu beigetragen, daß westliche<br />

Konsumgüter erhebliche Leitfunktionen für die DDR<br />

-Bevölkerung erreichten. Das Warensortiment, das in<br />

<strong>de</strong>n Augen <strong>de</strong>r DDR-Bevölkerung sehr luxuriös war,<br />

hat die Vorstellungswelt <strong>de</strong>r DDR-Bevölkerung<br />

nachhaltig beeinflußt <strong>und</strong> damit sicherlich zu <strong>de</strong>m<br />

Druck beigetragen, unter <strong>de</strong>m die DDR-Führung<br />

während <strong>de</strong>r ganzen Zeit <strong>de</strong>r Existenz dieses Staates<br />

stand, nämlich alles zu tun, um das Konsumniveau in<br />

<strong>de</strong>r DDR anzuheben. In <strong>de</strong>m Maße, wie diese Anstrengungen<br />

dazu beitrugen, daß die inländischen<br />

Investitionen zugunsten <strong>de</strong>s Konsums reduziert wur<strong>de</strong>n<br />

<strong>und</strong> sich die DDR für Konsumgüterimporte verschul<strong>de</strong>te,<br />

hat die Existenz <strong>de</strong>r Intershop-Lä<strong>de</strong>n damit<br />

indirekt zu <strong>de</strong>n ökonomischen Problemen <strong>de</strong>r<br />

DDR beigetragen. Diesen negativen Nebeneffekt <strong>de</strong>r<br />

Devisenerwirtschaftungserfolge durch Intershop<br />

sollte man bei <strong>de</strong>r Bewe rtung <strong>de</strong>r KoKo-Bilanz nicht<br />

übersehen.<br />

Die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Intershophan<strong>de</strong>ls für die DDR ergibt<br />

sich auch aus <strong>de</strong>m Vergleich dieser Umsätze mit<br />

<strong>de</strong>n Westexporterlösen <strong>de</strong>r DDR. Sie betrugen 1988<br />

unter Einschluß <strong>de</strong>s inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>ls<br />

11,6 Mrd. DM. Nach <strong>de</strong>n Daten von Volze betrugen<br />

die Bruttoerlöse von Intershop 1988 1,1 Mrd. DM.<br />

Das entsprach 9,5 % <strong>de</strong>s Westexporterlöses <strong>de</strong>r gesamten<br />

DDR-Wirtschaft!<br />

Volze macht darüber hinaus zu Recht darauf aufmerksam,<br />

daß Intershop seit Mitte <strong>de</strong>r 70er Jahre in<br />

erheblichem Maße dazu beigetragen hat, die Devisenbilanz<br />

<strong>de</strong>r DDR aufzubessern. Ohne diesen stetigen<br />

Mittelzufluß wäre die Devisenliquiditätsproblematik<br />

in <strong>de</strong>r DDR noch früher <strong>und</strong> noch <strong>de</strong>utlicher<br />

spürbar gewor<strong>de</strong>n. Die durch Intershop erwirtschafteten<br />

Devisenüberschüsse waren „größer als die Einnahmen<br />

aus Häftlingsfreikauf, Familienzusammenführung<br />

<strong>und</strong> Investitionsbeteiligungen <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esregierung zusammen" . 65) Festzuhalten bleibt,<br />

daß nach <strong>de</strong>n von uns auf <strong>de</strong>r Basis <strong>de</strong>r offiziellen<br />

Dokumente von KoKo ermittelten Unterlagen die Abführungen<br />

aus <strong>de</strong>m Bereich Intershop „an die Zahlungsbilanz"<br />

erheblich niedriger waren als die Gewinne<br />

dieses Bereichs. Nur etwa ein Drittel <strong>de</strong>r<br />

Intershop-Gewinne wur<strong>de</strong>n danach abgeführt. Es<br />

wäre <strong>de</strong>shalb interessant zu wissen, in welche Verwendungsbereiche<br />

die nicht „an die Zahlungsbilanz<br />

" abgeführten Gewinne von Intershop gegangen<br />

sind.<br />

Dem Devisenerwirtschaftungserfolg auf <strong>de</strong>r einen<br />

Seite steht die Tatsache gegenüber, daß mit <strong>de</strong>r<br />

Schaffung <strong>de</strong>r Intershop-Lä<strong>de</strong>n <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Einführung<br />

<strong>de</strong>r kleinen Devisenfreiheit in <strong>de</strong>r DDR ein gefährlicher<br />

politischer <strong>und</strong> ökonomischer Bazillus virulent<br />

wur<strong>de</strong>. Die D-Mark wur<strong>de</strong> faktisch zur zweiten Wäh<br />

rung in <strong>de</strong>r DDR. Volze spricht von einem gefährlichen<br />

Bazillus, „<strong>de</strong>r das System zunehmend verseuchte<br />

<strong>und</strong> zusammen mit an<strong>de</strong>ren, sicher<br />

gewichtigeren Faktoren in Frage stellte. "66)<br />

Genex Geschenkdienst<br />

Die administrativen Beschränkungen im inner<strong>de</strong>utschen<br />

Reise- <strong>und</strong> Postverkehr, die die DDR im Verlauf<br />

<strong>de</strong>r 50er Jahre einführte <strong>und</strong> bis zuletzt im Gr<strong>und</strong>satz<br />

beibehielt, hatten die Geschäftsmöglichkeiten für<br />

einen DDR-Geschenkdienst auf Devisenbasis geschaffen.<br />

67) Paketsendungen west<strong>de</strong>utscher Versandhäuser<br />

in die DDR waren, bis auf wenige Ausnahmen,<br />

unzulässig. Private Geschenke unterlagen<br />

Einfuhrbeschränkungen <strong>und</strong> Verboten (so durften<br />

beispielsweise Fernsehgeräte nicht privat in die DDR<br />

eingeführt wer<strong>de</strong>n), Geschenke im Reiseverkehr<br />

wur<strong>de</strong>n durch Genehmigungsgebühren zum Teil erheblich<br />

belastet, schwere o<strong>de</strong>r sperrige Güter waren<br />

vom Postverkehr ausgeschlossen (z. B. Kühlschränke<br />

<strong>und</strong> Waschmaschinen), gebrauchte o<strong>de</strong>r neue Kraftfahrzeuge<br />

durften nicht privat in die DDR eingeführt<br />

wer<strong>de</strong>n (außer in Erbfällen o<strong>de</strong>r mit selten erteilten<br />

Ausnahmegenehmigungen) .<br />

Am 20. 12. 1956 wur<strong>de</strong> die Geschenkdienst- <strong>und</strong><br />

Kleinexport GmbH (Genex) mit Sitz in Berlin gegrün<strong>de</strong>t.<br />

Zunächst wur<strong>de</strong> das Geschäft vor allem mit<br />

kirchlichen Organisationen abgewickelt. Erst nach<br />

<strong>de</strong>m Bau <strong>de</strong>r Mauer kam das Versandgeschäft in<br />

Gang.<br />

Die Genex Geschenkdienst GmbH wur<strong>de</strong> am 1. 1.<br />

1967 sogenannter Valutaplanträger. Der Bereich Ko<br />

-Ko war zuständig für die han<strong>de</strong>lspolitische Anleitung,<br />

für die Preispolitik <strong>und</strong> an<strong>de</strong>re ökonomische<br />

Fragen. Das Unternehmen unterstand unmittelbar -<br />

<strong>de</strong>m ZK <strong>de</strong>r SED <strong>und</strong> wur<strong>de</strong> von <strong>de</strong>r Abteilung Finanzverwaltung<br />

<strong>und</strong> Parteibetriebe angeleitet.<br />

Der Geschäftstätigkeit von Genex wur<strong>de</strong>n administrative<br />

Grenzen gezogen. So durfte Genex in <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esrepublik keine Agentur unterhalten <strong>und</strong> auch<br />

keine Werbung betreiben. 68) Bestellt wer<strong>de</strong>n konnte<br />

über zwei Vermittlungsagenturen im Ausland. In <strong>de</strong>r<br />

Schweiz bis 1965 über von Moos, Luze rn, danach<br />

über Palatinus GmbH in Zürich; in Dänemark über<br />

die Agentur Jauerfood AG in Kopenhagen. In Obersee<br />

gab es zwei weitere Agenturen mit nur geringer<br />

Be<strong>de</strong>utung . 69 )<br />

Die Agenturen unterhielten in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland Konten. Die Zahlungen <strong>de</strong>r Besteller auf<br />

diese Konten waren <strong>de</strong>visenrechtlich genehmigungspflichtig.<br />

Zunächst wur<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r Deutschen<br />

B<strong>und</strong>esbank bzw. <strong>de</strong>n Lan<strong>de</strong>szentralbanken Einzelgenehmigungen<br />

erteilt. Im Jahre 1965 wur<strong>de</strong>n Sammelgenehmigungen<br />

für Jauerfood AG <strong>und</strong> 1966 auch<br />

für Palatinus GmbH erteilt. Ab Mitte 1966 mußten die<br />

Einzelbestellungen mehr als 100 DM betragen. Ziel<br />

dieser Regelung war es, daß kleinere Geschenke<br />

nicht über <strong>de</strong>n Geschenkdienst, son<strong>de</strong>rn individuell<br />

versandt wür<strong>de</strong>n. Diese Regelung wur<strong>de</strong> 1970 wie<strong>de</strong>r<br />

aufgehoben. Beschränkungen für Genex-Bestel-

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