09.05.2013 Aufrufe

Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>de</strong>r mit Devisenkrediten finanzierten Impo rte sichergestellt<br />

sein.<br />

Aus alle<strong>de</strong>m wird <strong>de</strong>utlich, daß KoKo durch seine<br />

beson<strong>de</strong>ren Befugnisse, die ihm einen größeren<br />

Handlungsspielraum ais <strong>de</strong>m Plan-Außenhan<strong>de</strong>l gaben,<br />

durchaus die Chance hatte, <strong>de</strong>r DDR-Volkswirtschaft<br />

zu nutzen:<br />

— KoKo konnte in größerem Maße als <strong>de</strong>r Plan-Außenhan<strong>de</strong>l<br />

exportfähige Ressourcen zur Devisenerwirtschaftung<br />

mobilisieren, sei es aus <strong>de</strong>r<br />

Staatsreserve, durch Stimulierung <strong>de</strong>r Betriebe,<br />

durch Antiquitäten- <strong>und</strong> Briefmarkenhan<strong>de</strong>l,<br />

durch Waffenhan<strong>de</strong>l usw. Mit <strong>de</strong>n damit erwirtschafteten<br />

Devisen konnte KoKo Technologieimporte<br />

zur Rationalisierung <strong>und</strong> Mo<strong>de</strong>rnisierung<br />

<strong>de</strong>r Volkswirtschaft durchführen. Der Bereich<br />

konnte darüber hinaus durch die maximale Ausnutzung<br />

aller Möglichkeiten im inner<strong>de</strong>utschen<br />

Han<strong>de</strong>l <strong>und</strong> unter Nutzung von bereichseigenen<br />

Auslandsfirmen durch Steuerhinterziehung, Gewinnverschiebungen<br />

usw. zusätzliche Devisen<br />

erwirtschaften. Er konnte Devisen rentabel im<br />

Ausland anlegen <strong>und</strong> an <strong>de</strong>n internationalen<br />

Wertpapier- <strong>und</strong> Warenbörsen spekulieren. Er<br />

konnte Devisenkredite aufnehmen, ohne daß diese<br />

als Kredite <strong>de</strong>r DDR erkennbar waren. Die Auswirkungen<br />

all dieser Operationen für die Volkswirtschaft<br />

<strong>de</strong>r DDR hingen jedoch davon ab, wie<br />

die durch zusätzliche Expo rte o<strong>de</strong>r auf an<strong>de</strong>rem<br />

Wege erwirtschafteten Devisen verwen<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>n.<br />

Geschah dies überwiegend für Technologieimporte,<br />

darf angenommen wer<strong>de</strong>n, daß KoKo<br />

wenigstens <strong>de</strong>r Intention nach dazu beitrug, die<br />

Effizienz <strong>de</strong>r DDR-Volkswirtschaft zu verbessern.<br />

Damit ist allerdings nicht gesagt, daß diese Effizienzeffekte<br />

ausreichend waren, um entgegen<br />

<strong>de</strong>r systembedingten Dysfunktionalitäten, wie sie<br />

im obigen Mo<strong>de</strong>ll beschrieben wor<strong>de</strong>n sind, zu<br />

einer spürbaren Knappheitsvermin<strong>de</strong>rung in <strong>de</strong>r<br />

Binnenwirtschaft sowie zu einer Steigerung <strong>de</strong>r<br />

Exportfähigkeit <strong>de</strong>r DDR-Wirtschaft nachhaltig<br />

beizutragen.<br />

KoKo konnte prinzipiell aber nicht nur <strong>de</strong>r DDR-Wirtschaft<br />

nützen, die erweiterten Handlungsmöglichkeiten<br />

<strong>de</strong>s Bereichs gegenüber <strong>de</strong>m normalen Außenhan<strong>de</strong>l<br />

konnten auch dazu ausgenutzt wer<strong>de</strong>n,<br />

die oben beschriebene Saugfunktion <strong>de</strong>s NSW-Außenhan<strong>de</strong>ls<br />

noch zu verstärken:<br />

— Davon ist auszugehen, falls KoKo bei <strong>de</strong>m Bestreben,<br />

zusätzliche Exporte zu mobilisieren, die Binnenwirtschaft<br />

zusätzlich in einer Weise aussaugte,<br />

daß die Planabläufe gestört wur<strong>de</strong>n, so daß <strong>de</strong>r<br />

Plan-Außenhan<strong>de</strong>l weniger leistungsfähig war,<br />

als er es ohne die KoKo-Aktivitäten gewesen wäre.<br />

Darüber hinaus hat KoKo mit seinen Aktivitäten<br />

<strong>de</strong>r DDR-Wirtschaft gescha<strong>de</strong>t, falls es nicht<br />

gelang, die erwirtschafteten Devisen bzw. die aufgenommenen<br />

Devisenkredite in Form <strong>de</strong>visenrentabler<br />

Investitionen in <strong>de</strong>n Wirtschaftskreislauf<br />

<strong>de</strong>r Binnenwirtschaft zurückzupumpen, das<br />

heißt zumin<strong>de</strong>st <strong>de</strong>n Schul<strong>de</strong>ndienst für die aufgenommenen<br />

Kredite zu erwirtschaften.<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

— Soweit <strong>de</strong>r Bereich mit ihm überlassenen Ressourcen<br />

quasi treuhän<strong>de</strong>risch für <strong>de</strong>n Staat wirtschaften<br />

konnte, kam es gleichfalls darauf an, wie diese<br />

verwen<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>n. Eine konsumtive Verwendung<br />

solcher Mittel erhöhte zwar die Wohlfahrt<br />

<strong>de</strong>r Bevölkerung <strong>de</strong>r DDR, jedoch nicht die Leistungsfähigkeit<br />

<strong>de</strong>r Wirtschaft. Lediglich <strong>de</strong>ren<br />

produktiver Einsatz konnte Effizienzeffekte hervorbringen.<br />

Für die Erfassung <strong>de</strong>r volkswirtschaftlichen Wirkungen<br />

<strong>de</strong>r KoKo-Aktivitäten ist es <strong>de</strong>mnach wichtig,<br />

sich folgen<strong>de</strong> Tatbestän<strong>de</strong> klarzumachen:<br />

— Unabhängig von ihrer konkreten Zielsetzung ist<br />

davon auszugehen, daß die meisten KoKo-Aktivitäten<br />

direkte o<strong>de</strong>r indirekte, beabsichtigte <strong>und</strong><br />

unbeabsichtigte wirtschaftliche Auswirkungen<br />

hatten. Dabei ist zu unterschei<strong>de</strong>n zwischen realen<br />

Effekten <strong>und</strong> monetären Ergebnissen <strong>de</strong>r Ko-<br />

Ko-Tätigkeit.<br />

— Reale Effekte sind direkte Effizienzwirkungen <strong>de</strong>r.<br />

KoKo-Aktivitäten auf die statische <strong>und</strong>/o<strong>de</strong>r dynamische<br />

Effizienz <strong>de</strong>r Volkswirtschaft <strong>und</strong> sind<br />

weitgehend nur qualitativ erfaßbar.<br />

— Monetäre Ergebnisse dagegen sind direkt als erwirtschaftete<br />

Devisenerträge bzw. -überschüsse<br />

quantifizierbar. Ihre Auswirkungen auf die Volkswirtschaft<br />

(Effizienz- o<strong>de</strong>r direkte Wohlfahrtswirkungen<br />

durch Konsumgüterimporte) ergaben sich<br />

indirekt aus <strong>de</strong>r Art <strong>de</strong>r Verwendung <strong>de</strong>r Mittel.<br />

Abbildung 2 ver<strong>de</strong>utlicht <strong>de</strong>n Zusammenhang zwischen<br />

<strong>de</strong>n KoKo-Aktivitäten <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Effizienz <strong>de</strong>r<br />

Volkswirtschaft sowie <strong>de</strong>r binnenwirtschaftlichen<br />

Knappheitssituation. Reale Effekte <strong>de</strong>r KoKo-Aktivitäten<br />

wirkten sich direkt effizienzmin<strong>de</strong>rnd o<strong>de</strong>r<br />

-verstärkend aus (Pfeil (1)). Den Auswirkungen <strong>de</strong>r<br />

monetären Ergebnisse (Pfeil (2)) dagegen waren Verwendungsentscheidungen<br />

vorgeschaltet (Pfeil (4)).<br />

Die Entscheidung für eine investive Verausgabung<br />

<strong>de</strong>r erwirtschafteten Devisen wirkte effizienzverstärkend,<br />

eine konsumtive Verausgabung vermin<strong>de</strong>rte<br />

die Knappheit <strong>de</strong>s Konsumgüterangebots in <strong>de</strong>r Binnenwirtschaft.<br />

Wur<strong>de</strong>n Devisenmittel für an<strong>de</strong>re<br />

Zwecke verausgabt, z. B. für die Unterstützung kommunistischer<br />

Län<strong>de</strong>r o<strong>de</strong>r Parteien o<strong>de</strong>r als Reserven<br />

gehalten, gingen sie <strong>de</strong>r Volkswirtschaft verloren, es<br />

sei <strong>de</strong>nn, sie wur<strong>de</strong>n außerhalb <strong>de</strong>r Volkswirtschaft<br />

wie<strong>de</strong>rum für die Devisenerwirtschaftung eingesetzt;<br />

in diesem Falle verbesserten sie die monetären Ergebnisse<br />

<strong>de</strong>r KoKo-Aktivitäten. Zwischen <strong>de</strong>n realen<br />

Effekten <strong>und</strong> <strong>de</strong>n monetären Ergebnissen gab es potentiell<br />

indirekte Komplementaritäts- als auch direkte<br />

Konfliktbeziehungen (Pfeil (3)):<br />

— Indirekte Komplementarität bestand insofern, als<br />

reale Effekte in aller Regel mittel- bis längerfristig<br />

gleichgerichtete monetäre Ergebnisse erwarten<br />

lassen (so ermöglichten Effizienzverbesserungen<br />

(Effizienzmin<strong>de</strong>rungen) über ein Produktionswachstum<br />

(einen Produktionsrückgang) künftig<br />

zusätzliche Expo rte <strong>und</strong> damit höhere Deviseneinnahmen<br />

(eine Vermin<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Exportfähigkeit<br />

<strong>und</strong> damit geringere Deviseneinnahmen).

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!