09.05.2013 Aufrufe

Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Die Untersuchungsabteilung erhielt aus <strong>de</strong>r Bevölkerung<br />

über 1.000 Hinweise, <strong>de</strong>rer sie auch in Zusammenarbeit<br />

mit <strong>de</strong>r später eingesetzten Lin<strong>de</strong>mann-<br />

Kommission nachging. Die Bearbeitung <strong>de</strong>r Eingaben<br />

nahm die Kapazität <strong>de</strong>r Abteilung weitgehend in Anspruch<br />

(vgl. Erster Teilbericht, BT-Drucksache 12/<br />

3462, Dokument-Nr. 240, S. 1738).<br />

Am 15. März 1990 legte die Untersuchungsabteilung<br />

<strong>de</strong>m Ministerrat ihren Abschlußbericht vom 12. März<br />

1990 vor. In einem entsprechen<strong>de</strong>n Beschluß wur<strong>de</strong><br />

bestimmt, daß das Schriftgut an nicht näher bezeichnete<br />

Einrichtungen abgegeben bzw. abgeschlossene<br />

Vorgänge im Staatsarchiv <strong>de</strong>s Ministerrats archiviert<br />

<strong>und</strong> noch offene Eingaben an zuständige Stellen weitergeleitet<br />

wer<strong>de</strong>n sollten (vgl. Erster Teilbericht, BT-<br />

Drucksache 12/3462, Dokument-Nr. 240, S. 1738).<br />

In seinem Abschlußbericht bezeichnete Dr. Dähn das<br />

Ministerium für Staatssicherheit <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung als Beispiele dafür, wie<br />

Privilegien geschaffen <strong>und</strong> mißbraucht wur<strong>de</strong>n. So<br />

seien „die für Recht <strong>und</strong> Gesetzlichkeit verantwortlichen<br />

Organe ausgeschaltet o<strong>de</strong>r zum stillschweigen<strong>de</strong>n<br />

Zusehen o<strong>de</strong>r Wegschauen veranlaßt" wor<strong>de</strong>n<br />

(Erster Teilbericht, BT-Drucksache 12/3462, Dokument-Nr.<br />

240, S. 1738).<br />

Eine noch <strong>de</strong>utlichere Stellungnahme war in einem<br />

Entwurf zu diesem Abschlußbericht enthalten. Dort<br />

hieß es u.a.:<br />

„Aus <strong>de</strong>n Erfahrungen unserer Arbeit auch im Umgang<br />

mit Rechts- <strong>und</strong> Justizorganen in unserem Lan<strong>de</strong>,<br />

aber auch mit <strong>de</strong>m Staatsapparat <strong>und</strong> <strong>de</strong>n bestehen<strong>de</strong>n<br />

Strukturen in <strong>de</strong>n alten gesellschaftlichen<br />

Organisationen <strong>und</strong> <strong>de</strong>n sich neu grün<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n müssen<br />

wir feststellen, daß es immer noch das Problem<br />

<strong>de</strong>r Wen<strong>de</strong>halstaktik in erschrecken<strong>de</strong>m Maße gibt.<br />

Es gibt Beweise, daß bis hin zu wichtigen Positionen<br />

in <strong>de</strong>r Wirtschaft, Leute abtauchen, die bisher wesentlich<br />

schuldhaften Anteil hatten an <strong>de</strong>r katastrophalen<br />

wirtschaftlichen als auch politischen Entwicklung<br />

in unserem Lan<strong>de</strong>. Das trifft beson<strong>de</strong>rs zu<br />

für Strukturen <strong>und</strong> personelle Verknüpfungen zwischen<br />

<strong>de</strong>m damaligen MfS, Parteien <strong>und</strong> Staatsapparat<br />

- Verflechtungen, die bis hin in <strong>de</strong>n Ministerrat<br />

<strong>und</strong> die Übergangsregierung Modrow gehen <strong>und</strong> die<br />

bisher so gut wie gar nicht offengelegt wur<strong>de</strong>n.<br />

Durch Verschleierung von Besitzstrukturen <strong>und</strong> Personalverknüpfungen<br />

gibt es zur Zeit Beweise dafür,<br />

daß ehemalige MfS-Mitarbeiter, dubiose Personen<br />

im ehemaligen Bereich Kommerzielle Koordinierung,<br />

sich durch ihre teils wirtschaftlichen Erfahrungen,<br />

aber auch durch ihre bisherige konspirative Tätigkeit<br />

ungerechtfertigt wi rtschaftliche Vorteile verschaffen,<br />

die einem normalen DDR-Bürger nicht zugänglich<br />

sind. "<br />

Bürgerkomitee Ladwig<br />

Das Bürgerkomitee Ladwig wur<strong>de</strong> auf Initiative von<br />

Bürgerbewegungen <strong>und</strong> <strong>de</strong>s „R<strong>und</strong>en Tisches", beson<strong>de</strong>rs<br />

Wolfgang Schnurs <strong>und</strong> Ch ristian Ladwigs,<br />

gebil<strong>de</strong>t. Bereits am 4. Dezember 1989 fand eine Besprechung<br />

von Mitglie<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>s Bürgerkomitees, <strong>de</strong>m<br />

stellvertreten<strong>de</strong>n Generalstaatsanwalt <strong>de</strong>r DDR, Karl-<br />

Heinz Borchert, Innenminister Lothar Ahrendt, Fi-<br />

nanzministerin Uta Nickel, Außenhan<strong>de</strong>lsminister<br />

Dr. Gerhard Beil, Volkskammerpräsi<strong>de</strong>nten Dr. Günter<br />

Maleuda, <strong>de</strong>m Leiter <strong>de</strong>s Volkskammer-Untersuchungsausschusses,<br />

Dr. Toeplitz, sowie Staatssekretär<br />

Harry Möbis, Leiter <strong>de</strong>s Sekretariats von Ministerpräsi<strong>de</strong>nt<br />

Dr. Modrow, statt. Dabei ging es um die Einbeziehung<br />

<strong>de</strong>s Bürgerkomitees in die Untersuchung <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung durch Beauftragte<br />

<strong>de</strong>s Ministerrats. Ursprünglich wollte das Bürgerkomitee<br />

in die zeitweilige Untersuchungsabteilung<br />

<strong>de</strong>s Ministerrats unter Leitung von Dr. Dähn eingeb<strong>und</strong>en<br />

wer<strong>de</strong>n. Dies war jedoch im Ministerrat abgelehnt<br />

wor<strong>de</strong>n. Ab <strong>de</strong>m 15. Dezember 1989 arbeitete<br />

das Bürgerkomitee als „unabhängige Untersuchungskommission"<br />

mit <strong>de</strong>r zeitweiligen Untersuchungsabteilung<br />

Dr. Dähns zusammen. Die Mitglie<strong>de</strong>r<br />

dieser Kommission erhielten beim Sekretariat <strong>de</strong>s<br />

Ministerrats ein befristetes Arbeitsverhältnis.<br />

Nach Konstituierung <strong>de</strong>r sog. Lin<strong>de</strong>mann-Kommission<br />

erhielt diese die Zuständigkeit für Ermittlungen zum<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung; die Untersuchungsabteilung<br />

<strong>de</strong>s Ministerrats unter Leitung von<br />

Dr. Dähn war somit für diese Ermittlungen nicht mehr<br />

zuständig. Das Bürgerkomitee arbeitete dann mit <strong>de</strong>r<br />

Lin<strong>de</strong>mann-Kommission zusammen. In <strong>de</strong>m Ministerratsbeschluß<br />

vom 15. März 1990 zum <strong>Bericht</strong> <strong>de</strong>r Dähn-<br />

Kommission wur<strong>de</strong> u.a. geregelt, daß das Arbeitsverhältnis<br />

für Mitarbeiter <strong>de</strong>r „unabhängigen Untersuchungskommission"<br />

am 31. März 1990 en<strong>de</strong>te.<br />

Das Bürgerkomitee kritisierte insbeson<strong>de</strong>re, daß die<br />

Kommisisonen zur Aufklärung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung sich weitgehend auf <strong>de</strong>ssen ehemalige<br />

leiten<strong>de</strong> Mitarbeiter stützten, ohne <strong>de</strong>ren Befangenheit<br />

kritisch genug zu betrachten. Außer<strong>de</strong>m<br />

bestan<strong>de</strong>n unterschiedliche Auffassungen zum Tempo<br />

<strong>de</strong>r Auflösung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung.<br />

Das Bürgerkomitee wollte möglichst schnell<br />

<strong>und</strong> umfassend liquidieren, während die staatlich eingesetzten<br />

Untersuchungseinrichtungen mit <strong>de</strong>m Argument<br />

<strong>de</strong>r Abwehr von Scha<strong>de</strong>n für die Volkswirtschaft<br />

zunächst anstrebten, einzelne Unternehmen<br />

unter staatlich kontrolliertem Dach in ihrer Funktionsfähigkeit<br />

möglichst weitgehend bestehen zu lassen.<br />

Neben diesen sachlichen Differenzen sah das Bürgerkomitee<br />

die Untersuchung <strong>de</strong>s Bereichs durch die Tätigkeit<br />

von ehemaligen Mitarbeitern <strong>de</strong>s MfS in <strong>de</strong>n<br />

Untersuchungsorganen gefähr<strong>de</strong>t. Beispiele dafür<br />

seien Joachim Buchecker, <strong>de</strong>r die Ermittlungen behin<strong>de</strong>rt<br />

habe, sowie Staatssekretär Dr. Möbis, <strong>de</strong>r<br />

ebenfalls eine zentrale Rolle bei <strong>de</strong>r Abschirmung<br />

spielte. Weiterhin wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r kaum beachtete <strong>und</strong><br />

noch lange Zeit bestehen<strong>de</strong> Einfluß von Meta Bleßing<br />

als zu weitreichend betrachtet.<br />

Bürgerkomitee Dres<strong>de</strong>n<br />

Im Laufe <strong>de</strong>s Jahres 1989 hatten sich Hinweise auf illegale<br />

Praktiken beim Han<strong>de</strong>l mit Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten<br />

<strong>de</strong>r DDR gehäuft. Die Bevölkerung drängte immer<br />

stärker auch öffentlich auf eine Untersuchung zur<br />

Klärung <strong>de</strong>s Sachverhaltes. Auf einer Belegschaftsversammlung<br />

am 7. Dezember 1989 bei <strong>de</strong>n Staatlichen<br />

Kunstsammlungen Dres<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong> daraufhin<br />

eine Untersuchungskommission eingesetzt, die vom

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!