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Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

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Die Verringerung <strong>de</strong>r Anzahl <strong>de</strong>r Gespräche begrün<strong>de</strong>te<br />

Klaus Bolling mit <strong>de</strong>m Hinweis auf die für ihn<br />

fehlen<strong>de</strong> protokollarische Möglichkeit, mit Dr.<br />

Schalck-Golodkowski in Verbindung zu treten.<br />

Nach <strong>de</strong>r Aussage von Bolling hatten für ihn die Gespräche<br />

mit <strong>de</strong>r DDR eine an<strong>de</strong>re Qualität als die seines<br />

Vorgängers, weil die Zeit <strong>de</strong>r Verhandlungen <strong>und</strong><br />

Nachfolgeverhandlungen zum Gr<strong>und</strong>lagenvertrag<br />

vorüber gewesen sei. Die Phase, in <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>r<br />

Ständigen Vertretung <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

mit einem Mandat <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung Verträge<br />

ausgehan<strong>de</strong>lt habe, sei zu Beginn seiner Amtszeit<br />

abgeschlossen gewesen. Die Verhandlungen fan<strong>de</strong>n<br />

aus diesem Gr<strong>und</strong>e auf einer an<strong>de</strong>ren Ebene statt,<br />

statt auf <strong>de</strong>r vertraulichen Ebene nunmehr verstärkt<br />

auf <strong>de</strong>r offiziellen Ebene .<br />

Bolling sah sich im Gegensatz zu Gaus nicht als alleinigen<br />

Verhandlungsführer. Auch setzte er die Tradition<br />

<strong>de</strong>r von seinem Vorgänger praktizierten „Vier-Augen-Gespräche"<br />

nicht fo rt. Die vertraute Atmosphäre,<br />

in <strong>de</strong>r Gaus mit Dr. Schalck-Golodkowski verhan<strong>de</strong>lt<br />

hatte, bestand zwischen Bolling <strong>und</strong> Dr. Schalck-Golodkowski<br />

nicht.<br />

Bolling gab vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß an, daß<br />

<strong>de</strong>r Kontakt zu Dr. Schalck-Golodkowski ein Weg gewesen<br />

sei, um bestimmte schwierige Situationen<br />

außerhalb <strong>de</strong>r offiziellen Verhandlungsführung zu<br />

klären. Für ihn sei jedoch Helfer in Krisensituationen<br />

nicht Dr. Schalck-Golodkowski, son<strong>de</strong>rn Rechtsanwalt<br />

Dr. Wolfgang Vogel - <strong>de</strong>r Unterhändler <strong>de</strong>r DDR-<br />

Regierung mit <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung in humanitären<br />

Angelegenheiten gewesen. Zu ihm pflegte Bo lling<br />

auch private Kontakte.<br />

Der Untersuchungsausschuß befaßte sich in <strong>de</strong>r Vernehmung<br />

Klaus Böllings auch mit Fragen, die im Zusammenhang<br />

mit <strong>de</strong>m sog. Züricher Mo<strong>de</strong>ll stan<strong>de</strong>n,<br />

mit einem Vorschlag zu einem Vertrag mit <strong>de</strong>r DDR,<br />

bei <strong>de</strong>m die Kreditvergabe an die gleichzeitige Gewährung<br />

humanitärer Erleichterungen gekoppelt<br />

war, sowie mit Wahlhilfen für die SPD von seiten <strong>de</strong>r<br />

DDR.<br />

Über das Züricher Mo<strong>de</strong>ll führte Bolling keine Gespräche.<br />

Bolling wußte lediglich, daß die DDR dieses<br />

Mo<strong>de</strong>ll ins Gespräch gebracht <strong>und</strong> <strong>de</strong>r damalige B<strong>und</strong>eskanzler<br />

Schmidt dieses Projekt mit „spitzen Fingern<br />

angefaßt" habe.<br />

Im Rahmen <strong>de</strong>r Verhandlungen zwischen <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland <strong>und</strong> <strong>de</strong>r DDR über menschliche<br />

Erleichterungen berichtete <strong>de</strong>r Ständige Vertreter<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland in <strong>de</strong>r DDR,<br />

Staatssekretär Klaus Bolling, am 22. April 1981 <strong>de</strong>m<br />

B<strong>und</strong>eskanzleramt über sein Gespräch vom 20. Ap ril<br />

1981 mit Dr. Schalck-Golodkowski: „GS sei zu Gesten<br />

bereit, die Vogels Wahl erleichtern könnten." (Dokument-Nr.<br />

788)<br />

Mit GS war <strong>de</strong>r SED-Generalsekretär Erich Honecker<br />

gemeint. Weiterhin heißt es in Böllings <strong>Bericht</strong> an das<br />

B<strong>und</strong>eskanzleramt:<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

„Ergänzend zu seinen Bemerkungen über „hilfreiche<br />

Gesten gegenüber Vogel" meinte Schalck, daß dafür<br />

Sorge getragen sei, daß es nicht zu Zwischenfällen an<br />

<strong>de</strong>r Grenze zwischen DDR <strong>und</strong> Berlin (West) kommen<br />

wer<strong>de</strong>. " (Dokument-Nr. 788)<br />

Das B<strong>und</strong>eskanzleramt fertigte daraufhin eine Vorlage<br />

an B<strong>und</strong>eskanzler Helmut Schmidt <strong>und</strong> gab Staatssekretär<br />

Bolling diese mit Fernschreiben vom 23.<br />

April 1981 zur Kenntnis. In dieser Vorlage an B<strong>und</strong>eskanzler<br />

Helmut Schmidt heißt es:<br />

„roem.3. im zweiten Teil teilt Honecker mit, welche<br />

Wahlhilfen er <strong>de</strong>m Regieren<strong>de</strong>n Bürgermeister geben<br />

könnte. Hervorzuheben sind folgen<strong>de</strong> Punkte:<br />

1. Schinkel-Figuren ...<br />

2. Staaken<br />

Die Äußerungen Honeckers sind noch vage. Unser<br />

Ziel ist es, Staaken unbegrenzt <strong>und</strong> zusätzlich zu<br />

Heiligensee für <strong>de</strong>n Transitverkehr offenzuhalten.<br />

StS Bolling sollte diesen Punkt in diesem Sinne<br />

weiter mit StS Schalck behan<strong>de</strong>ln (Wunsch RBM<br />

Vogel gegenüber StS Bolling).<br />

3. Gespräch Wirtschaftssenator Brunner mit StS<br />

Beil ...<br />

4. S-Bahn ...<br />

5. Min<strong>de</strong>stumtausch ... " (Dokument-Nr. 789)<br />

Mit Datum vom 4. Mai 1981 ist auf <strong>de</strong>m Aktenexemplar<br />

vermerkt, daß <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>eskanzler zugestimmt habe.<br />

Zu diesem Fernschreiben in <strong>de</strong>n Unterlagen <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>eskanzleramtes<br />

erklärte Bolling vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß,<br />

es sei absurd, anzunehmen, er habe<br />

sich auf ein Gespräch über Wahlhilfen <strong>de</strong>s SED-Generalsekretärs,<br />

E rich Honecker, für die Berliner SPD eingelassen.<br />

Es sei lediglich <strong>de</strong>r von Honecker gebrauchte<br />

Terminus in <strong>de</strong>m Fernschreiben von ihm an<br />

das B<strong>und</strong>eskanzleramt aufgegriffen wor<strong>de</strong>n. Dr.<br />

Hans-Joachim Vogel hat hierzu vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

erklärt, daß er nicht um „Wahlhilfe"<br />

gebeten habe <strong>und</strong> ihm auch keine angeboten wor<strong>de</strong>n<br />

sei. Ihm sei durch Bolling lediglich bekannt gewor<strong>de</strong>n,<br />

daß von seiten <strong>de</strong>r DDR zu <strong>de</strong>n in <strong>de</strong>m Fernschreiben<br />

angesprochenen Punkten, die auch er im<br />

Interesse <strong>de</strong>r Berliner Bevölkerung mit Nachdruck<br />

vertreten hätte, Gesprächsbereitschaft bestan<strong>de</strong>n habe.<br />

Die angeführten Punkte seien erst weit nach seiner<br />

Zeit als Regieren<strong>de</strong>r Bürgermeister von Berlin<br />

durch die DDR erfüllt wor<strong>de</strong>n.<br />

Dem Amtsnachfolger von Staatssekretär Bolling ab<br />

Mai 1982, Staatssekretär Dr. Hans-Otto Bräutigam,<br />

war Dr. Schalck-Golodkowski nicht unbekannt. Dr.<br />

Bräutigam war von 1975 bis 1980 Leiter <strong>de</strong>s „Arbeitsstabes<br />

Deutschlandpolitik" im B<strong>und</strong>eskanzleramt.<br />

Während dieser Zeit hatte er u. a. die Gespräche <strong>und</strong><br />

Verhandlungen von Staatssekretär Gaus mit Dr.<br />

Schalck-Golodkowski vorbereitet <strong>und</strong> <strong>de</strong>ren Ergebnisse<br />

ausgewertet. Darüber hinaus informierte er sich<br />

anläßlich seines Amtsantritts in Gesprächen mit seinen<br />

Amtsvorgängern Gaus <strong>und</strong> Bolling über Dr.<br />

Schalck-Golodkowski.

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