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Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

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Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Die Einbindung <strong>de</strong>r Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

in das Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l wur<strong>de</strong><br />

noch einmal bestätigt. Dies gilt auch für die Unterstellung<br />

<strong>de</strong>s Leiters <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

unter <strong>de</strong>n Minister für Außenhan<strong>de</strong>l.<br />

Dieses Unterstellungsverhältnis wur<strong>de</strong> durch <strong>de</strong>n Beschluß<br />

<strong>de</strong>s Politbüros vom 2. November 1976 verän<strong>de</strong>rt,<br />

als <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>ssen Leiter <strong>de</strong>m Sekretär <strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED, Dr. Günter<br />

Mittag, untergeordnet wur<strong>de</strong>n. Dr. Mittag stellte<br />

bei seiner Vernehmung durch <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß<br />

fest, daß „ab November 1976 ... faktisch die<br />

staatliche Verantwortung einzig <strong>und</strong> allein bei<br />

Schalck ist <strong>und</strong> bei mir nur die politische Verantwortung"<br />

(106(a). Sitzung, Protokoll S. 55). Während Dr.<br />

Mittag in seiner Aussage das Fortbestehen <strong>de</strong>r staatlichen<br />

Verantwortung hervorhob, betonte Dr. Schalck-<br />

Golodkowski vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß: „Der<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung war entsprechend<br />

<strong>de</strong>m Beschluß <strong>de</strong>s Politbüros vom November<br />

1976 <strong>de</strong>m ZK <strong>de</strong>r SED, konkret: <strong>de</strong>m Mitglied <strong>de</strong>s Politbüros<br />

<strong>und</strong> Sekretär für Wirtschaftspolitik, Günter<br />

Mittag, direkt unterstellt wor<strong>de</strong>n" .<br />

Diese Aussage Dr. Schalck-Golodkowskis wird durch<br />

die von Dr. Mittag selbst genehmigte „Interne Ordnung"<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung von<br />

1977 bestätigt. Sie legte fest, daß <strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung „entsprechend<br />

<strong>de</strong>n Weisungen <strong>de</strong>s Mitglied <strong>de</strong>s Politbüros <strong>und</strong> Sekretärs<br />

<strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED, Genossen Dr. Mittag [arbeitet]"<br />

(Erster Teilbericht, BT-Drucksache 12/3462, Dokument-Nr.<br />

91, S. 668).<br />

Unter Berufung auf <strong>de</strong>n Politbürobeschluß vom November<br />

1976 bestimmte die Verfügung Nr. S8/81 <strong>de</strong>s<br />

Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Ministerrats, Willi Stoph, vom 16.<br />

November 1981, im Verteidigungszustand <strong>de</strong>n Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung <strong>de</strong>m Mitglied <strong>de</strong>s<br />

Politbüros <strong>und</strong> Sekretär <strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED, Dr. Günter<br />

Mittag, zu unterstellen. Eine darüber hinausgehen<strong>de</strong><br />

staatliche Verantwortung wur<strong>de</strong> hier nicht erwähnt<br />

(vgl. Erster Teilbericht, BT-Drucksache 12/3462, Dokument-Nr.<br />

126, S. 1022) .<br />

Vermutlich am 23. Juni 1982 bestätigte <strong>de</strong>r Ministerrat<br />

<strong>de</strong>n Beschluß <strong>de</strong>s Politbüros <strong>de</strong>r SED vom 21. Juni<br />

1982 - <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß liegt nur ein Vermerk<br />

über <strong>de</strong>n Beschluß vor - zur Einrichtung einer<br />

„Ständige[n] Arbeitsgruppe zur operativen Leitung<br />

<strong>und</strong> Kontrolle <strong>de</strong>r Durchführung <strong>de</strong>r Zahlungsbilanz<br />

mit <strong>de</strong>m nichtsozialistischen Wirtschaftsgebiet" (Erster<br />

Teilbericht, BT-Drucksache 12/3462, Dokument-<br />

Nr. 134, S. 1056). Den Vorsitz <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe übernahm<br />

<strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>r Staatlichen Plankommission,<br />

Gerhard Schürer, während Dr. Schalck-Golodkowski<br />

Mitglied <strong>de</strong>s Gremiums wur<strong>de</strong>.<br />

Hauptaufgabe dieser Arbeitsgruppe war die Sicherstellung<br />

<strong>und</strong> Überwachung <strong>de</strong>r Zahlungsfähigkeit<br />

<strong>de</strong>r DDR. Die Leitung <strong>de</strong>r schon zuvor bestehen<strong>de</strong>n<br />

Arbeitsgruppe Zahlungsbilanz beim Politbüro <strong>de</strong>s ZK<br />

<strong>de</strong>r SED hatte Dr. Mittag damit, wie Dr. Schalck-Golodkowski<br />

ausführte, „wohlweislich, aus gutem<br />

Gr<strong>und</strong>" (11. Sitzung, Protokoll S. 130ff.) an Schürer<br />

abgegeben. Das Scheitern <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Rückzug Dr. Mittags<br />

hatte offenbar keinerlei persönliche Konsequen-<br />

zen. Sein Einfluß auf die Wirtschaftspolitik <strong>de</strong>r DDR<br />

blieb ungebrochen. Auch gibt es keine Anzeichen dafür,<br />

daß <strong>de</strong>r Mißerfolg <strong>de</strong>s ZK-Sekretärs Dr. Mittag zu<br />

einer Aufwertung <strong>de</strong>s Regierungsapparats gegenüber<br />

<strong>de</strong>r Partei geführt hätte.<br />

Die Trennung von Entscheidung <strong>und</strong> Verantwortung<br />

tritt hier sehr <strong>de</strong>utlich hervor. Die Entscheidungsgewalt<br />

lag bei <strong>de</strong>n Funktionsträgern <strong>de</strong>r SED, die Verantwortung<br />

wur<strong>de</strong> an <strong>de</strong>n Staat <strong>de</strong>legiert. Dr.<br />

Schalck-Golodkowski sagte gegenüber <strong>de</strong>m B<strong>und</strong>esnachrichtendienst<br />

am 25. Oktober 1990 aus: „Im Jahre<br />

1988/89 wur<strong>de</strong> von Dr. Mittag immer stärker in <strong>de</strong>r<br />

praktischen Arbeit darauf Wert gelegt, daß die verantwortlichen<br />

Regierungsmitglie<strong>de</strong>r, vor allen Dingen<br />

<strong>de</strong>r Vorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Ministerrats <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Vorsitzen<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r Plankommission, getroffene Entscheidungen<br />

selbst zu vertreten haben. Für mich waren das die ersten<br />

Zeichen, daß er die bisher oft unrechtmäßig<br />

wahrgenommene Regierungsverantwortung nicht<br />

mehr tragen wollte. Das hing sicherlich mit <strong>de</strong>n zunehmend<br />

komplizierten ökonomischen Fragen zusammen.<br />

Damit sollte <strong>de</strong>r Eindruck erweckt wer<strong>de</strong>n,<br />

daß er selbst als verantwortliches Mitglied <strong>de</strong>s Politbüros<br />

<strong>und</strong> Sekretär <strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>n Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Regierung<br />

<strong>und</strong> die Regierungsmitglie<strong>de</strong>r für ihren Verantwortungsbereich<br />

gemeinsam verantwortlich machen<br />

wollte".<br />

Erst im Dezember 1989 gelang es <strong>de</strong>m Ministerrat,<br />

<strong>de</strong>r Regierung <strong>de</strong>r DDR, sich <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung unterzuordnen.<br />

Einen ersten Schritt in diese Richtung bil<strong>de</strong>te <strong>de</strong>r Beschluß<br />

Nr. 4/3/89 <strong>de</strong>s Ministerrats vom 7. Dezember<br />

1989 zur „Einordnung <strong>de</strong>r Einrichtungen <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung in die zuständigen<br />

Bereiche <strong>de</strong>r Außenwirtschaft <strong>und</strong> <strong>de</strong>s Finanzwesens"<br />

(Erster Teilbericht, BT-Drucksache 12/3462, Dokument-Nr.<br />

227, S. 1676). Der Prozeß <strong>de</strong>r Einordnung<br />

verlief augenscheinlich nicht ohne Wi<strong>de</strong>rstän<strong>de</strong>. Dem<br />

vom Ministerrat bestellten kommissarischen Leiter<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung, Prof. Dr.<br />

Karl-Heinz Gerstenberger, wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Zugriff auf die<br />

Hauptabteilung I <strong>de</strong>s Bereichs zunächst mit <strong>de</strong>r Begründung<br />

verwehrt, diese Abteilung arbeite „ausschließlich<br />

für das Amt für Sicherheit" (Erster Teilbericht,<br />

BT-Drucksache 12/3462, Dokument-Nr. 228,<br />

S. 1678).<br />

Den Schlußpunkt markierte <strong>de</strong>r Beschluß Nr. 18/11a/<br />

90 <strong>de</strong>s Ministerrats vom 15. März 1990. Der Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung wur<strong>de</strong> zum 31. März<br />

1990 aufgelöst (vgl. Erster Teilbericht, BT-Drucksache<br />

12/3462, Dokument-Nr. 239, S. 1735).<br />

3. Der Bereich Kommerzielle Koordinierung als<br />

Teil <strong>de</strong>s Ministeriums für Außenhan<strong>de</strong>l<br />

Formal war <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

stets ein Teil <strong>de</strong>s Ministeriums für Außenhan<strong>de</strong>l<br />

(MAH) <strong>de</strong>r DDR; Dr. Schalck-Golodkowski war zunächst<br />

Stellvertreter <strong>de</strong>s Ministers, danach hatte er<br />

die - höhere - Stellung eines Staatssekretärs. Leiten<strong>de</strong><br />

Mitarbeiter <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

traten gegenüber Gesprächspartnern in <strong>de</strong>r

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