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Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

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terroristischen Hintergr<strong>und</strong> Nicolas informiert gewesen<br />

zu sein. Außer<strong>de</strong>m behauptete er, nichts über die<br />

Lieferung von Spezialwaffen <strong>de</strong>r IMES GmbH an terroristische<br />

Gruppen <strong>de</strong>r PLO gewußt zu haben. Zu<br />

<strong>de</strong>n Kontakten mit <strong>de</strong>r Zibado sagte er, daß die „politischen<br />

Beziehungen" einen „Versuch <strong>de</strong>r Disziplinierung<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Einflußnahme" dargestellt hätten.<br />

„Daß die Gefahr bestand, daß durch bestimmte Verkäufe<br />

von Waffen ... eine direkte Unterstützung <strong>de</strong>s<br />

internationalen Terrorismus zustan<strong>de</strong> kommt", habe<br />

er damals nicht so gesehen.<br />

Im Gegensatz zur Aussage Jäckels kam <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

zu <strong>de</strong>r Überzeugung, daß für die<br />

wirtschaftliche Zusammenarbeit mit bestimmten terroristischen<br />

Organisationen in erster Linie außenpolitische<br />

Interessen <strong>de</strong>r DDR entschei<strong>de</strong>nd waren. Dies<br />

wur<strong>de</strong> u.a. dadurch belegt, daß die Zuverlässigkeit<br />

<strong>de</strong>r Geschäftspartner für die Abteilung XXII bei <strong>de</strong>r<br />

Vermittlung von Kontakten keine Rolle spielte. Im<br />

Fall Nicola z. B. versuchte die IMES GmbH aufgr<strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r unseriösen Geschäftspraktiken Nicolas wie<strong>de</strong>rholt,<br />

die Geschäftsverbindung mit ihm abzubrechen,<br />

wur<strong>de</strong> durch die Abteilung XXII aber aufgefor<strong>de</strong>rt,<br />

diese wie<strong>de</strong>r aufzunehmen (Dokument-Nr. 161-162).<br />

Erst das persönliche Einschreiten Dr. Schalck-Golodkowskis<br />

im Juli 1985 bewirkte schließlich, Mielke von<br />

einem endgültigen Abbruch <strong>de</strong>r Beziehungen zu<br />

überzeugen.<br />

ee) Abteilung Bewaffnung/Chemischer Dienst (BCD)<br />

Die Abteilung BCD <strong>de</strong>s MfS war in erster Linie für die<br />

Versorgung <strong>de</strong>r Diensteinheiten <strong>de</strong>s MfS mit Waffen,<br />

Munition <strong>und</strong> Chemischer Ausrüstung zuständig. In<br />

diesem Zusammenhang unterhielt sie auch ein Waffenlager<br />

in Kavelstorf bei Rostock, das von <strong>de</strong>r IMES<br />

GmbH ab 1985 als Zwischenlager für militärische Erzeugnisse<br />

aller Art <strong>und</strong> als Vorführraum für ausländische<br />

Geschäftspartner genutzt wur<strong>de</strong> (Dokument-Nr.<br />

163-164).<br />

Die Abteilung BCD verwaltete dieses Lager, in <strong>de</strong>m<br />

u.a. auch Waffen <strong>de</strong>r Nationalen Volksarmee (NVA)<br />

gelagert wur<strong>de</strong>n, <strong>und</strong> sicherte es ab. Um keinen Verdacht<br />

einer möglichen Verbindung <strong>de</strong>r IMES GmbH<br />

mit <strong>de</strong>m MfS aufkommen zu lassen, wur<strong>de</strong> das Lager<br />

jedoch nach außen, d.h. auch für <strong>de</strong>n Großteil <strong>de</strong>r Mitarbeiter<br />

<strong>de</strong>r IMES GmbH, als eigenes Lager dieses<br />

Unternehmens geführt (Dokument-Nr. 68). Es war legendiert<br />

als IMES Impo rt-Export GmbH Betriebsteil<br />

Kavelstorf (Dokument-Nr. 164). Aus einer Vernehmung<br />

<strong>de</strong>s Generaldirektors <strong>de</strong>r IMES GmbH, Erhard<br />

Wiechert, am 7. Dezember 1989 vor <strong>de</strong>r Militäroberstaatsanwaltschaft<br />

<strong>de</strong>r DDR geht he rvor, daß bis 1986<br />

ein Teil <strong>de</strong>s Stammpersonals <strong>de</strong>s Lagers Kavelstorf<br />

durch die IMES GmbH bezahlt wur<strong>de</strong>. Ab 1986 war<br />

das gesamte Personal, auch vom finanziellen Gesichtspunkt<br />

aus, ausschließlich <strong>de</strong>m MfS unterstellt<br />

(Dokument-Nr. 165).<br />

Neben <strong>de</strong>r Bereitstellung <strong>de</strong>r Lagerräume sicherte die<br />

Abteilung BCD vor allem Waffentransporte für die<br />

IMES GmbH <strong>und</strong> stellte teilweise auch eigene Waffenbestän<strong>de</strong><br />

zum Export durch die IMES GmbH zur<br />

Verfügung. Die Mitwirkung <strong>de</strong>r Abteilung BCD an<br />

Transporten, Umschlag- <strong>und</strong> Lagerprozessen hatte<br />

ausschließlich auf Weisung <strong>de</strong>s Leiters <strong>de</strong>r Arbeits-<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

gruppe <strong>de</strong>s Ministers (AGM) <strong>und</strong> auf ausdrücklichen<br />

Befehl <strong>de</strong>s Ministers für Staatssicherheit selbst zu erfolgen<br />

(Dokument-Nr. 164). Bereitstellungen <strong>de</strong>s MfS<br />

für Son<strong>de</strong>rexporte in das „NSW" waren im MfS nicht<br />

schriftlich geregelt. Gemäß einer internen Information<br />

<strong>de</strong>s MfS vom 8. Mai 1989 wur<strong>de</strong>n <strong>de</strong>rartige Lieferungen<br />

aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r hohen Anfor<strong>de</strong>rungen an Geheimhaltung<br />

<strong>und</strong> Konspiration auf mündliche Befehle<br />

<strong>und</strong> Anweisungen Mielkes hin durchgeführt.<br />

Am Beispiel <strong>de</strong>r Abwicklung dieser Waffentransporte<br />

wird <strong>de</strong>utlich, wie eng <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

<strong>und</strong> das MfS auf bestimmten Gebieten<br />

praktisch zusammenarbeiteten. Der Befehl Nr. 12/88<br />

<strong>de</strong>s Ministers für Staatssicherheit vom 21. Juni 1988<br />

regelte die Kooperation <strong>de</strong>r Abteilung BCD mit <strong>de</strong>m<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung gr<strong>und</strong>legend.<br />

Danach hatte <strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>r Abteilung BCD, Oberst<br />

Erich Schwager, zu gewährleisten, „daß die zur Unterstützung<br />

[<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung]<br />

erfor<strong>de</strong>rlichen Maßnahmen <strong>de</strong>r Lagerung, Sicherung<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>s Transpo rtes in Zusammenarbeit mit<br />

<strong>de</strong>m Bereich realisiert wer<strong>de</strong>n <strong>und</strong> dabei die Einhaltung<br />

<strong>de</strong>r Konspiration <strong>und</strong> Geheimhaltung konsequent<br />

gesichert wird". (Erster Teilbericht, BT Drucksache<br />

12/3462, Dokument-Nr. 196, S. 1476) Der stellvertreten<strong>de</strong><br />

Leiter <strong>de</strong>r Abteilung BCD, Oberst Bernd<br />

Dreßler, wies in einer Information an <strong>de</strong>n Leiter <strong>de</strong>r<br />

Abteilung vom 3. Dezember 1989 in diesem Zusammenhang<br />

darauf hin, daß sich die Arbeit <strong>de</strong>r Abteilung<br />

BCD ausschließlich auf die Transport-, Umschlag-<br />

<strong>und</strong> Lagerprozesse beschränkt habe. Eine<br />

Beeinflussung <strong>de</strong>r Geschäftstätigkeit <strong>de</strong>r IMES<br />

GmbH durch die Abteilung BCD habe nicht stattgef<strong>und</strong>en.<br />

ff) Verwaltung Rückwärtige Dienste (VRD)<br />

Die Verwaltung Rückwärtige Dienste (VRD) <strong>de</strong>s MfS<br />

mit zuletzt r<strong>und</strong> 3.300 Mitarbeitern war für die Planung<br />

<strong>de</strong>r sog. materiell-technischen Bestän<strong>de</strong> <strong>de</strong>s gesamten<br />

MfS zuständig, ferner für die Abteilung Bauwesen<br />

<strong>de</strong>s MfS mit <strong>de</strong>m angeglie<strong>de</strong>rten Unternehmen<br />

Spezialhochbau Berlin (SHB) sowie für eine Reihe<br />

von Fachabteilungen, über die die einzelnen Diensteinheiten<br />

<strong>de</strong>s Ministeriums ihre Bedarfsanfor<strong>de</strong>rungen<br />

stellten. Von 1983 bis zu seinem To<strong>de</strong> im Jahre<br />

1989 leitete Günter Müller die VRD, 1989/90 übernahm<br />

<strong>de</strong>ssen bisheriger Stellvertreter, Oberst Manfred<br />

Weihmann, diese Position.<br />

Eine MfS-interne „Importordnung" aus <strong>de</strong>m Jahre<br />

1978 machte die VRD für die Planung <strong>und</strong> Durchführung<br />

aller Importe für das MfS verantwortlich, also<br />

sowohl für die Beschaffung von Embargowaren wie<br />

von Waffen, Konsum- <strong>und</strong> Gebrauchsgütern (Dokument-Nr.<br />

166). Die VRD führte ihre „kommerziellen"<br />

Importe „im Zusammenwirken mit <strong>de</strong>m Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung im MAH" durch, wie<br />

aus einem Schreiben <strong>de</strong>s Leiters <strong>de</strong>r VRD an E rich<br />

Mielke vom 18. Oktober 1984 hervorgeht. Unter<br />

„kommerziellen" Importen wur<strong>de</strong>n alle Importe außer<br />

die als „spezielle" Importe bezeichneten Waffenbeschaffungen<br />

zusammengefaßt (Dokument-Nr.<br />

133). Dadurch war von vornherein eine enge Zusammenarbeit<br />

mit <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

gegeben.

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