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Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

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käufe zu tätigen. Hier müßte man eine entsprechen<strong>de</strong><br />

Situation herbeiführen, damit das Ehepaar mehrere<br />

St<strong>und</strong>en abwesend ist. Dr. Garcke selbst könnte <strong>de</strong>r<br />

IM für längere Zeit 'entfernen', evtl. um ein längeres<br />

Gespräch zu führen o<strong>de</strong>r ein Geschäft zu vermitteln,<br />

das außerhalb Berlins abgewickelt wird. Auf je<strong>de</strong>n<br />

Fall muß diese Maßnahme bis ins Detail durchdacht<br />

<strong>und</strong> abgesprochen wer<strong>de</strong>n; 'Winkler' ist zu einer Unterstützung<br />

bereit" . (Dokument-Nr. 147)<br />

Die in <strong>de</strong>m <strong>Bericht</strong> gemachten Ausführungen zeigen<br />

<strong>de</strong>utlich, mit welcher Akribie Brachhaus seiner Spitzeltätigkeit<br />

nachgekommen ist. An<strong>de</strong>re, <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

bekannte Fälle legen außer<strong>de</strong>m<br />

<strong>de</strong>n Verdacht nahe, daß auch an<strong>de</strong>re Informationen,<br />

die zur Einleitung eines Steuerstrafverfahrens führten,<br />

von Siegf ried Brachhaus stammten. Brachhaus<br />

selbst stritt seine IM-Tätigkeit wie<strong>de</strong>rholt ab. Der Untersuchungsausschuß<br />

hält sie jedoch für erwiesen.<br />

cc) Hauptabteilung Paßkontrolle, Tourismus, Interhotels<br />

(HA VI)<br />

Die HA VI <strong>de</strong>s MfS war für Paßkontrollen <strong>und</strong> Fahndungen<br />

an <strong>de</strong>n Grenzkontrollpunkten sowie für die<br />

Überwachung <strong>de</strong>s grenzüberschreiten<strong>de</strong>n Reiseverkehrs<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Interhotels zuständig. Sie führte einen<br />

zentralen Speicher zum Ein- <strong>und</strong> Ausreiseverkehr, sicherte<br />

Tourismusobjekte innerhalb <strong>de</strong>r DDR ab <strong>und</strong><br />

betrieb die Abwehrarbeit unter <strong>de</strong>n Angehörigen <strong>de</strong>r<br />

Zollverwaltung <strong>de</strong>r DDR. Sie war <strong>de</strong>m Verantwortungsbereich<br />

<strong>de</strong>s Stellvertreters <strong>de</strong>s Ministers für<br />

Staatssicherheit, Generalleutnant Dr. Gerhard Neiber,<br />

zugeordnet, <strong>de</strong>m außer<strong>de</strong>m noch die Hauptabteilungen<br />

I (Militärische Abwehr), VII (Abschirmung<br />

<strong>und</strong> Überwachung <strong>de</strong>r Organe <strong>de</strong>s Innenministeriums),<br />

VIII (Beobachtung <strong>und</strong> Ermittlung) <strong>und</strong> XXII<br />

(Terrorabwehr) sowie die ZKG (Zentrale Koordinierungsgruppe)<br />

<strong>und</strong> die Arbeitsgruppe XVII (Überwachung<br />

<strong>de</strong>r seit 1972 in Berlin (West) eingesetzten<br />

DDR-Passierscheinbüros) unterstan<strong>de</strong>n. Leiter <strong>de</strong>r<br />

HAVI war Generalmajor Heinz Fiedler.<br />

Die HA VI bestand aus zahlreichen Arbeitsgruppen<br />

<strong>und</strong> min<strong>de</strong>stens 21 Abteilungen. In <strong>de</strong>r Hauptabteilung<br />

waren r<strong>und</strong> 2.000 hauptamtliche Mitarbeiter beschäftigt.<br />

In <strong>de</strong>n entsprechen<strong>de</strong>n Abteilungen <strong>de</strong>r Bezirksverwaltungen<br />

arbeiteten darüber hinaus ca.<br />

5.500 Mitarbeiter.<br />

Die enge Verflechtung <strong>de</strong>r HA VI mit <strong>de</strong>m Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung ver<strong>de</strong>utlichen die Einrichtung<br />

<strong>de</strong>r Arbeitsgruppe Zoll <strong>und</strong> die Zusammenarbeit<br />

mit <strong>de</strong>r Abteilung Tourismus <strong>de</strong>s Bereichs.<br />

Die Arbeitsgruppe Zoll (AG Zoll) war eine zum Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung abkommandierte<br />

Diensteinheit <strong>de</strong>r HA VI, die für <strong>de</strong>n Bereich <strong>und</strong> seine<br />

Außenhan<strong>de</strong>lsunternehmen Zollfragen klärte <strong>und</strong><br />

die Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>r Zollverwaltung <strong>de</strong>r DDR<br />

organisierte.<br />

Die organisatorische Zuordnung <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe<br />

zum Bereich Kommerzielle Koordinierung konnte<br />

nicht ein<strong>de</strong>utig geklärt wer<strong>de</strong>n. Während Dr.<br />

Schalck-Golodkowski vor <strong>de</strong>m B<strong>und</strong>eskriminalamt<br />

am 3. Mai 1990 behauptet hat, <strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>r HA I,<br />

Manfred Sei<strong>de</strong>l, sei für die Kontakte zur AG Zoll verantwortlich<br />

gewesen, bezeichnete <strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>r Ab<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

teilung Ka<strong>de</strong>r <strong>und</strong> Sicherheit im Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung, Karl Meier, die Arbeitsgruppe<br />

als zu seiner Abteilung gehörig. Manfred Sei<strong>de</strong>l wie<strong>de</strong>rum<br />

sagte vor <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft bei <strong>de</strong>m Kammergericht<br />

Berlin aus, die Arbeitsgruppe sei Dr.<br />

Schalck-Golodkowski selbst disziplinarisch unterstellt<br />

gewesen <strong>und</strong> habe fachlich <strong>de</strong>r HA VI <strong>de</strong>s MfS<br />

unterstan<strong>de</strong>n.<br />

Die Arbeitsgruppe Zoll wur<strong>de</strong> von MfS-Oberstleutnant<br />

Horst Schwertfeger <strong>und</strong> <strong>de</strong>ssen Sekretärin gebil<strong>de</strong>t;<br />

bei<strong>de</strong> waren von <strong>de</strong>r HA VI geführte Offiziere im<br />

beson<strong>de</strong>ren Einsatz (OibE) (vgl. Erster Teilbericht,<br />

BT-Drucksache 12/3462, Dokument-Nr. 196, S. 1476).<br />

Gemäß Befehl Nr. 14/83 <strong>de</strong>s Ministers für Staatssicherheit<br />

vom 1. September 1983 mußte die HA VI neben<br />

<strong>de</strong>r Verwaltung Rückwärtige Dienste (VRD) als<br />

einzige Abteilung <strong>de</strong>s MfS ihre OibE im Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung nicht an die AG BKK abgeben.<br />

Die Arbeitsgruppe Zoll hatte die Aufgabe, für <strong>de</strong>n Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong> für die nachgeordneten<br />

Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe sogenannte Avisierungen<br />

bzw. Grenzfreimachungen zu veranlassen,<br />

mit <strong>de</strong>nen Personen <strong>und</strong> Warenlieferungen von <strong>de</strong>r<br />

Kontrolle durch die DDR-Zollverwaltung befreit wur<strong>de</strong>n.<br />

Antragsberechtigt für eine solche Avisierung waren<br />

neben <strong>de</strong>n Hauptabteilungs- <strong>und</strong> Abteilungsleitern<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung auch<br />

die Generaldirektoren <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Bereich unterstellten<br />

Unternehmen. Durch die Befehle Nr. 14/83 <strong>und</strong> Nr.<br />

12/88 <strong>de</strong>s Ministers für Staatssicherheit war <strong>de</strong>r Leiter<br />

<strong>de</strong>r HA VI ausdrücklich zur Durchsetzung <strong>de</strong>r von<br />

Schwertfeger im Interesse <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung veranlaßten<br />

-<br />

Ausnahmeentscheidungen<br />

bei <strong>de</strong>r Kontrolle von Personen, Gütern <strong>und</strong><br />

Transportmitteln im grenzüberschreiten<strong>de</strong>n Verkehr<br />

verpflichtet (vgl. Erster Teilbericht, BT-Drucksache<br />

12/3462, Dokument-Nr. 146, S. 1104 <strong>und</strong> Dokument-<br />

Nr. 196, S. 1476). Der Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

erhielt damit eine Ausnahmeregelung, die<br />

nur mit <strong>de</strong>n Son<strong>de</strong>rregelungen für die HVA <strong>und</strong> für<br />

die Leiter <strong>de</strong>r ZK-Abteilungen Sicherheitsfragen <strong>und</strong><br />

Internationale Verbindungen vergleichbar war. Ansonsten<br />

waren nur die Leiter <strong>de</strong>r Haupt- <strong>und</strong> selbständigen<br />

Abteilungen <strong>de</strong>s MfS sowie die Leiter <strong>de</strong>r Bezirksverwaltungen<br />

<strong>de</strong>r DDR zur Einleitung von Avisierungen<br />

berechtigt (Dokument-Nr. 148). An<strong>de</strong>re<br />

DDR-Institutionen mit Verbindungen zum MfS konnten<br />

zwar ebenfalls <strong>de</strong>rartige Ausnahmeregelungen<br />

erreichen, mußten sich jedoch direkt an die HA VI<br />

wen<strong>de</strong>n.<br />

Die Avisierungen o<strong>de</strong>r sog. Grenzfreimachungen<br />

wur<strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>rmaßen durchgeführt: Die AG Zoll<br />

nahm die Anträge zunächst entgegen <strong>und</strong> hielt sie auf<br />

Karteikarten in zweifacher Ausfertigung fest. Während<br />

eine Karte bei <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe verblieb <strong>und</strong><br />

nach einem Vierteljahr vernichtet wur<strong>de</strong>, leitete die<br />

AG Zoll die an<strong>de</strong>re an die HA VI weiter. Der diensthaben<strong>de</strong><br />

Offizier <strong>de</strong>r HA VI informierte anschließend<br />

<strong>de</strong>n zuständigen Grenzübergangspunkt. Die Überprüfung<br />

<strong>de</strong>r Anträge erfolgte gr<strong>und</strong>sätzlich durch <strong>de</strong>n<br />

Leiter <strong>de</strong>r AG Zoll, Schwertfeger, selbst. Bei Rückfragen<br />

mußte Dr. Schalck-Golodkowski die Zustimmung<br />

für umstrittene Ausnahmeanträge erteilen.

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